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Archiv für die 'Kriegspolitik' Kategorie

Rückblende vom 01. April 2024 zum Ostermarsch 2024 in Hamburg

Erstellt von Redaktion am 9. April 2024

Redebeitrag für den Ostermarsch 2024 in Hamburg am 1. April 2024

Lühr Henken, Hamburg  
– Sperrfrist: 01.04., Redebeginn: ca. 12.30 Uhr –
– Es gilt das gesprochene Wort –
 
Liebe Friedensfreundinnen, liebe Friedensfreunde,
die Entscheidung des Bundeskanzlers, keine TAURUS an die Ukraine zu liefern, ist eine gute Entscheidung. Denn sie verhindert zunächst einmal eine unkalkulierbare Eskalation des Ukraine-Krieges. Aber diese Nichtlieferung gilt ausdrücklich nicht dauerhaft, so dass sie nicht unumstößlich ist. Und wir wissen, was ein Nein des Kanzlers bei Gepard und Leopard früher bedeuteten: Nichts. Sie wurden geliefert. Was noch bedeutsamer ist: die 600 TAURUS in deutscher Hand sollen einsatztauglich gemacht werden. Wir werden weiterhin wachsam sein müssen, damit es nicht zur Lieferung der Taurus kommt. Wir wissen die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung hinter uns. 61 Prozent lehnen die Lieferung von TAURUS an die Ukraine ab. Dabei muss es bleiben!

Was mich beunruhigt, ist die Kombination von Folgendem: Auch nur zarteste Ansätze, Verhandlungen als Lösungsansatz für den Ukraine-Krieg in die öffentliche Debatte zu werfen, werden verbal gnadenlos niedergeknüppelt. Das Zweite: Die Rüstungsproduktion hierzulande und in Europa soll gesteigert werden. Drittens: Waffen für die Ukraine sollen mit deutschem und europäischem Geld überall auf der Welt eingekauft werden können – auch in den USA. Wenn die USA die Waffen nicht für die Ukraine kauft, dann sollen die Europäer mit Deutschland an der Spitze sie in den USA kaufen. Scholz treibt diese Vorhaben nach Kräften voran. Nicht verhandeln wollen und gleichzeitig Waffenproduktion und Waffeneinkauf steigern, um sie an die Ukraine zu liefern, ist Kriegstreiberei!
Diese Kriegstreiberei macht sich auch in der deutschen Rüstungsexportstatistik sehr deutlich bemerkbar. Das letzte Jahr brachte den höchsten Genehmigungswert für deutsche Exporte aller Zeiten. Ein Plus von 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das schlug sich im letzten Jahr auch schon auf die tatsächlich erfolgten Exporte  schwerer Waffen und Rüstungsgüter nieder, wie SIPRI, das Stockholmer Friedensforschungsinstitut, errechnete. Deutschland belegte im letzten Jahr beim Export weltweit nach den USA Platz 2!  Ein Plus von 122 Prozent gegenüber 2022. Deutschland ist Vizeweltmeister beim Export des Todes.
Welch ein Skandal!
Das ist ein Ergebnis der Zeitenwende-Rede von Scholz vor mehr als zwei Jahren. Damals kündigte er den Tabubruch an: Künftig solle Deutschland Waffen auch in Krisen- und Kriegsgebiete liefern.

Das war Teil 1 seiner Zeitenwende-Rede.

Teil 2 der Rede war die Ankündigung, künftig mehr als zwei Prozent der Wirtschaftsleistung, also des BIP, ins Militär zu stecken. Das wird dieses Jahr der Fall sein. Ein Interna aus dem Verteidigungsministerium machte die FAZ publik: Pistorius geht von 2,1 Prozent in diesem Jahr aus. Das macht, wenn die Wirtschaftsprognosen zutreffen, 89 Milliarden Euro aus – ein Rekordwert –  ein Plus von 21 Milliarden gegenüber dem letzten Jahr. Aber das soll es längst nicht gewesen sein. Verteidigungsminister Pistorius machte vor kurzem deutlich,  dass auch 3 bis 3,5 Prozent möglich wären, je nach Weltlage. Überträgt man diese Zahlen auf die heutige Zeit, wären das horrende 125 beziehungsweise 150 Milliarden Euro im Jahr für die Bundeswehr. Und das alles aus dem Bundeshaushalt. Das bedeutet, die 70 Milliarden, die in diesem Jahr direkt aus dem Haushalt in die Bundeswehr fließen, steigen auf bis zu 150 Milliarden. Diese zusätzlichen 80 Milliarden müssen im Haushalt an anderer Stelle gespart werden. Im Haushalt sind 175 Milliarden für  Sozialausgaben vorgesehen. Dieser Betrag würde dann fast halbiert werden. Die Folge: Halbierung des Bürgergeldes, der Grundsicherung, der Arbeitsförderung und auch der Rentenzuschüsse aus dem Bundeshaushalt. Das bedeutet konkret: Kürzung der Renten um bis zu 20 Prozent. Ich finde, die Regierung muss bei solchen Aufrüstungsplänen die gesamte Wahrheit auf den Tisch legen. Das ist bisher nicht der Fall. Sie verschweigt die extremen sozialen Folgen der Hochrüstung: der absehbare Bankrott des Sozialstaats! Das gefährdet den Frieden im Innern.  Wir wollen nicht Kanonen statt Butter, sondern Butter statt Kanonen!!

In diesem Reigen der Aufrüstung stehen zwei Mega-Projekte im Vordergrund. In seiner Zeitenwende-Rede  vor mehr als zwei Jahren erklärte Kanzler Scholz, dass er diese deutsch-französischen Projekte mit „oberster Priorität“ verfolge. Erstens, das Panzer-Projekt MGCS, mit dem künftige Landkriege gewonnen werden sollen, und zweitens FCAS, das Luftkampfsystem der Zukunft. Mit FCAS sollen europäische Weltmachtträume ab Mitte des Jahrhunderts in Erfüllung gehen. Ein großer Stolperstein: Die Kosten. Greenpeace hat errechnen lassen, dass der FCAS-Betrieb über 30 Jahre lang wohl 1.100 bis 2.000 Milliarden Euro kosten wird. Ein nie dagewesener Horror! Die Entwicklung von MGCS und FCAS sind im Gange, ohne dass die Öffentlichkeit auch nur im Geringsten über diese Kostengigantomanie in Kenntnis gesetzt wurde. Deshalb die Forderung heute: Stoppen Sie diesen Rüstungswahnsinn sofort!!

Es gibt noch zwei weitere Vorgänge die gestoppt werden müssen. Sie gefährden unser Leben in höchstem Maße.
Der erste: Die Diskussion um eine EU-Atombombe auf der Basis der französischen Atommacht, und eng verwandt damit eine nationale deutsche Atombombe. Beide Diskussionen verbieten sich, weil die Realisierung solcher Machenschaften den Atomwaffensperrvertrag bricht. Sie gefährden unser Leben, weil sie Russland geradezu zu einem atomaren Präventivschlag einlädt. Schluss mit dieser Diskussion!Deutschland soll endlich auf die Nukleare Teilhabe verzichten und dem Atomwaffenverbotsvertrag beitreten!

Der Zweite: Gestoppt werden muss die Vorbereitung der Stationierung von US-Hyperschallwaffen Dark Eagle in Deutschland, die für 2025 vorgesehen ist. Dark Eagle sollen, wie einst Pershing II, einen strategischen Enthauptungsschlag gegen die Führung in Moskau ermöglichen. Würde die Ampel sich dem entgegenstellen, wäre ein russischer Präventiv- oder Vergeltungsschlag nicht mehr zu fürchten.  Leider verhält sich die Bundesregierung bisher dazu wie die drei Affen: Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Das ist mehr als unverantwortlich und bricht mit dem Regierungseid: Schaden von Deutschland abzuwenden. Wir haben gerademal noch ein Jahr Zeit, um Scholz, Habeck, Lindner und Co. zu einem Stopp dieses wahnsinnigen US-Vorhabens zu bewegen.

Alles dies sind höchst beunruhigende Indizien für eine tatsächlich lebensgefährliche Zukunft, der wir nicht entgehen können, indem wir allesamt kriegstüchtig werden. Die zugrunde liegenden Konflikte sind nur so aus der Welt zu schaffen: per Gespräch, durch Verhandlungen und kontrollierte Verträge. Nicht Kriegstüchtigkeit ist die Voraussetzung zur Konfliktlösung, sondern die Fähigkeit zum Frieden.

Ich bitte euch, nehmt das hier Gehörte mit in euren Freundes- und Kolleg:innenkreis. Helft mit, den Widerstand gegen Aufrüstung und Krieg aktiv zu erweitern!

Nur eine große Friedensbewegung ist in der Lage, die Politik auf Verhandlungen und Abrüstung hin auszurichten. 

Vielen Dank!
 
Lühr Henken ist Co-Sprecher des Bundesausschuss Friedensratschlag.

Quelle:
https://www.friedenskooperative.de/ostermarsch-2024/reden/l%C3%BChr-henken-hamburg
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Geopolitik – Im Kampf gegen Moskau – 75 Jahre nach ihrer Gründung sind die Fronten der NATO wieder die gleichen wie anno 1949 (Bericht aus der Jungen Welt)

Erstellt von Redaktion am 8. April 2024

Geopolitik
Im Kampf gegen Moskau
75 Jahre nach ihrer Gründung sind die Fronten der NATO wieder die gleichen wie anno 1949

Von Jörg Kronauer

Francois Lenoir/REUTERS

Unter diesem Banner sollt ihr siegen. Die NATO wähnt sich als Verteidigerin der Freiheit – Freiheit, die sie meint
Jörg Kronauer schrieb an dieser Stelle zuletzt am 26. Oktober 2023 zum geplanten Freihandelsabkommen zwischen EU und Mercosur.

Die Vorbereitungen für den Jubiläumsgipfel, der im Juli in Washington stattfinden soll, laufen auf vollen Touren. Die NATO zelebriert ihr 75jähriges Bestehen, und – den Eindruck sucht das Bündnis jedenfalls zu erwecken – strotzt nur so vor Kraft. Sie hat soeben zwei neue Mitglieder in Nordeuropa aufgenommen und läuft sich für einen möglichen Krieg gegen Russland warm. Sie streckt ihre Fühler sogar in die Asien-Pazifik-Region aus, um in einem etwaigen Waffengang des Westens gegen die Volksrepublik China nicht tatenlos am Rande zu stehen. Dass die NATO heute wieder so protzen kann, ist nicht selbstverständlich. Nach ihrem Sieg im Kalten Krieg durchlief sie Phasen der Krise, in denen es für sie nicht rund lief, in denen manche sogar ihren Bestand in Frage stellten. Es ist ihr jedoch gelungen, diese Phasen zu überwinden, und wenngleich innere Konflikte sie auch heute prägen – vielleicht stärkere denn je zuvor –, so gibt es aus Sicht des transatlantischen Establishments doch allen Grund, ihr 75jähriges Bestehen zu feiern.

Gründungszwecke
Als sich am 4. April 1949 in Washington mit der Unterzeichnung des Nordatlantikvertrags die NATO gründete, da verfolgte das Bündnis nicht eines, sondern gleich mehrere Ziele. Die zwölf Staaten, die sich da zusammentaten – die Hälfte aktive Kolonialmächte, darunter mit Portugal eine faschistische Diktatur, und das alles unter Führung der USA, die sich eine offen rassistische Diskriminierung ihres schwarzen Bevölkerungsteils leisteten –, hatten es nicht nur darauf abgesehen, die Sowjetunion einzudämmen, ja, sie nach Möglichkeit sogar niederzuwerfen. Es ging auch darum, das konstatiert das Bündnis in einer Selbstdarstellung, »das Wiederaufleben des nationalistischen Militarismus in Europa durch eine starke nordamerikanische Präsenz zu unterbinden« sowie die »politische Integration Europas« zu fördern. Mit »nationalistischem Militarismus« war Deutschland gemeint, das in zwei Weltkriegen den Aufstieg zur Weltmacht angestrebt hatte und dies nicht zum dritten Mal tun sollte. Der erste NATO-Generalsekretär, Lord Hastings Lionel Ismay, brachte die Dinge trocken auf den Punkt: Das Bündnis sei dazu da, erklärte er in einem berühmt gewordenen Diktum, »die Sowjetunion draußen, die Amerikaner drinnen und die Deutschen unten zu halten«.

Das gelang, und es gelang so gut, dass am Ende die Sowjetunion und ihr Bündnissystem, die Warschauer Vertragsorganisation, umfassend kollabierten. Auch Deutschland hatte man durch Einbindung in den Westen vom dritten Anlauf zur Weltmacht abhalten können – vorläufig jedenfalls. Mit der Gründung zunächst der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), dann der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) hatte die Bundesrepublik jedoch im Laufe der Jahre ein rein europäisches Bündnis erhalten, in dem sie ökonomisch klar den Ton angab. Dass man darauf achten müsse, Deutschland nicht mit Hilfe der EU einen dritten Anlauf zur Weltmacht unternehmen zu lassen, das lag für die Vereinigten Staaten, aber auch für Großbritannien auf der Hand, als sich Europa im Jahr 1990 gänzlich neu zu sortieren begann und die Bundesrepublik um das Territorium der DDR erweitert wurde. Es war der Zeitpunkt, als sich mit dem Ende der sozialistischen Systeme in Ost- und Südosteuropa, der Auflösung der Warschauer Vertragsorganisation und dem Ende der Sowjetunion der offizielle Hauptgrund für die Existenz der NATO zu verflüchtigen schien. Nun stellte sich die Frage: Brauchte man das transatlantische Militärbündnis noch, da sein Gegner, wie es ja schien, den Löffel abgegeben hatte; und wenn man es denn noch brauchte, wozu?

Krisenerscheinungen
Die NATO hat im Laufe der Jahre verschiedene Antworten auf diese Frage gefunden, und dabei haben die Interessen ihrer eindeutig stärksten Macht, der USA, stets eine zentrale Rolle gespielt. Zunächst ging es darum, so schildert es das Bündnis in einem Überblick über seine Geschichte, die vergrößerte Bundesrepublik von einem erneuten nationalen Alleingang abzuhalten, deren Einbindung in die NATO ermöglichte dies. Dass die meisten anderen Staaten der Europäischen Gemeinschaft (EG) bzw. der Europäischen Union (EU) NATO-Mitglieder waren, erleichterte es Washington auch, einen weiteren Aufstieg der deutsch dominierten EU, von dem erst in Bonn und dann in Berlin immer wieder die Rede war – man wollte »auf Augenhöhe« mit den Vereinigten Staaten gelangen –, zu kontrollieren. Genau dies freilich hat in Teilen des bundesdeutschen Establishments immer wieder das Bestreben genährt, die Fesseln abzuschütteln, die das aufstrebende Deutschland in Form seiner Mitgliedschaft in der NATO an die USA banden. Zufrieden prognostizierte etwa im Herbst 2001 Christoph Bertram, damals Direktor der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP): »Die NATO wird an den Rand gedrückt«; »die Europäische Union wird wichtiger werden«. Und um die deutsch dominierte EU weiter gegenüber der NATO zu stärken, drang er darauf, dass die EU nun eigene militärische Kräfte aufbauen müsse, nur so erhalte man echte Macht.

Bertram äußerte dies, als die NATO in den frühen 2000er Jahren schon zum zweiten Mal seit 1990 in einer Existenzkrise geraten war. Die erste, die der Kollaps des ehemaligen Feindes mit sich gebracht hatte, hatte sie nicht nur mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit der Einbindung Deutschlands überwinden können, sondern auch, indem sie die notwendigen militärischen Mittel zur Neuordnung Südosteuropas bereitstellte. Sie konnte leisten, wozu die EU nicht in der Lage war: in der ersten Hälfte der 1990er Jahre die Kriege im zerfallenden Jugoslawien zu entscheiden sowie 1999 noch das Kosovo von Serbien abzutrennen, und zwar per völkerrechtswidrigem Angriffskrieg. Dabei zeigte sich, dass es gut möglich war, deutsche und US-amerikanische Interessen zu verbinden: Erleichterte die Zerschlagung Jugoslawiens Deutschland – wie schon in den 1940ern –, die neuen Kleinstaaten in Südosteuropa unter Kontrolle zu bekommen, so lag die Tatsache, dass mit Serbien der letzte Verbündete Russlands westlich der ehemaligen Sowjetunion durch die Kriege stark geschwächt wurde, klar im Interesse der USA, die sich zudem mit Camp Bondsteel einen Militärstützpunkt im Kosovo sichern konnten. Dass die NATO allerdings bis heute im Kosovo Truppen stationiert halten muss, um Unruhen zu unterbinden, erweist sich ebenso als Hemmschuh wie die Tatsache, dass Moskau nach wie vor erheblichen Einfluss in Serbien hat.

Langfristig noch gravierendere Auswirkungen hatte die Entscheidung der NATO, das 1990 der Sowjetunion mündlich gegebene Versprechen, sich keinen Zentimeter nach Osten zu erweitern, offen zu brechen und im großen Stil zu expandieren. Auch dies forcierten Bonn und Washington Seite an Seite: Schließlich profitierten beide sehr davon, Moskaus früheres Einflussgebiet in Ost- und Südosteuropa in einer Phase russischer Schwäche so umfassend wie möglich an sich zu binden. Die NATO erfüllte damit, neben der Einbindung Deutschlands und der militärischen Neuordnung Südosteuropas, eine dritte strategische Funktion. Dass sie mit ihrer Osterweiterung Russland systematisch in die Enge trieb, das mochte Strategen gefallen, denen es am Herzen lag, einen etwaigen Wiederaufstieg Moskaus a priori zu verhindern. Andere warnten hingegen, mit der Bündnisexpansion provoziere man ohne Not künftige Spannungen mit einem sich konsolidierenden Russland. George Kennan etwa, der als Mitarbeiter des State Department einst ein führender Stratege des Kalten Kriegs gewesen war, warnte im Februar 1997 in der New York Times, mit ihrer Osterweiterung treibe die NATO die russische Außenpolitik in eine Richtung, die nicht in ihrem Interesse liege. Indem Washington all dem zustimme, begehe es »den verhängnisvollsten Irrtum der amerikanischen Politik in der gesamten Ära nach dem Kalten Krieg«. Heute weiß man: Kennan hatte recht.

EU tritt aus dem Schatten
Anfang der 2000er Jahre geriet die NATO erneut in die Krise. Deutschland war fest in den Westen eingebunden, Europa wiederum war auf dem besten Weg, sich nicht nur in der NATO, sondern auch in der EU fest und auf Dauer zusammenzuschließen, und im Südosten des Kontinents schienen die Verhältnisse geregelt: Wozu brauchte man das Militärbündnis noch? Die Frage stellte sich um so mehr, als die EU begann, ebenfalls militärisch aktiv zu werden. Im Jahr 2003 startete sie in Mazedonien mit Eufor »Concordia« ihren ersten eigenen Militäreinsatz in Südosteuropa, im Jahr 2004 löste sie mit der Operation »Althea« in Bosnien-Herzegowina die NATO unmittelbar ab, 2003 und 2006 führte sie ihre ersten Interventionen in Afrika durch – in der Demokratischen Republik Kongo. Zwar war die NATO mit ihren Truppen in Afghanistan im Einsatz, doch wurde der sogenannte Antiterrorkrieg im wesentlichen nicht von ihr, sondern von den Vereinigten Staaten geführt. Über dem Irak-Krieg 2003 entzweiten sich die USA und die Führungsmächte Kontinentaleuropas sogar. Kurz vor dem US-Überfall auf den Irak sah der ehemalige Vorsitzende des NATO-Militärausschusses Klaus Naumann »die Allianz in ihrer schwersten Krise« seit ihrer Gründung, und selbst das Springer-Blatt Die Welt sah die NATO »politisch gescheitert«: Ihr »Siechtum« scheine »nicht mehr zu stoppen« zu sein. Manche orakelten schon, das Bündnis sei faktisch »tot«.

Die NATO hat auf ihre Sinnkrise und auf die Herausforderung, die die EU-Planungen für eigene, von ihr unabhängige EU-Militäreinsätze für sie darstellten, in den 2000er Jahren mit einer Reihe verschiedener Maßnahmen reagiert. Zum einen orientierte sie zusehends auf Out-of-area-Aktivitäten und auf eine Bündnispolitik jenseits von Europa. Bereits 1994 hatte sie mit ihrer »Partnership for Peace« die Staaten der ehemaligen Sowjetunion bis nach Zentralasien anzubinden begonnen und mit dem sogenannten Mediterranean Dialogue ein Kooperationsformat geschaffen, dem Israel, Jordanien, Ägypten, Tunesien, Marokko, Mauretanien sowie später noch Algerien beitraten. Im Jahr 2004 folgte die Gründung der Istanbul Cooperation Initiative, in deren Rahmen sie mit Kuwait, Katar, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten locker zusammenzuarbeiten begann. Und sie startete entsprechende Einsätze, so etwa – abgesehen von ihrem großen Einsatz in Afghanistan – im Jahr 2009 die Operation »Ocean Shield«, eine Marineintervention zum Kampf gegen Piraten am Horn von Afrika, mit der sie dort parallel zur EU-Operation »Atalanta« agierte.

Daneben baute sie ihre eigenen Militärstrukturen systematisch aus. Im Jahr 2003 schuf sie mit der NATO Response Force eine Schnelle Eingreiftruppe, die in der Praxis allerdings nicht ernsthaft zum Einsatz kam. Zudem begann sie, verteilt über ihre Mitgliedstaaten sogenannte Centres of Excellence zu errichten – Institutionen, in denen spezifische Elemente der Kriegführung gemeinsam geplant, geübt oder anderweitig vorbereitet wurden, was für die beteiligten Streitkräfte von einigem praktischen Nutzen war. Das erste der Centres of Excellence wurde 2005 mit dem Joint Air Power Competence Centre (JAPCC) in Kalkar am Niederrhein etabliert. Vor allem profitierte die NATO allerdings davon, dass die EU mit ihren Militarisierungsbestrebungen steckenblieb. Ein Beispiel: Die EU Battlegroups, seit dem 1. Januar 2007 voll einsatzbereit, wurden nie genutzt – vor allem, weil Berlin und Paris sich nicht einigen konnten, wo man denn intervenieren solle. Als Frankreich und Großbritannien sich 2011 um Verstärkung für ihre Operationen im Libyen-Krieg bemühten, da griffen sie entsprechend nicht auf die EU, sondern auf die NATO zurück: Das Militärbündnis erwies sich, anders als die Union, in Kriegen als handlungsfähig.

Machtkampf um die Ukraine
Die entscheidende Wende kam 2014 mit der Eskalation des Machtkampfs um die Ukraine. Die NATO hatte diese Eskalation mit herbeigeführt, indem sie nicht nur eine intensive Kooperation mit dem Land eingeleitet, sondern ihm und Georgien auf dem NATO-Gipfel Anfang April 2008 in Bukarest auch die Option zum Beitritt prinzipiell zugesichert hatte. Damit setzte sie ihre in den 1990er Jahren gestartete Expansion nach Ost- und Südosteuropa bis zum äußersten, nämlich bis an die lange Grenze zu Russland, fort. Als nach dem Maidan-Umsturz Ende Februar 2014 in Kiew eine Regierung an die Macht kam, die offen auf den NATO-Beitritt des Landes orientierte, verletzte dies Russlands rote Linien: Moskau sei, um sich verteidigen zu können, historisch stets auf »strategische Tiefe« angewiesen gewesen, räumte noch im November 2021 eine Analyse der Washingtoner Denkfabrik Carnegie Endowment ein; mit »strategische Tiefe« war im Kern ein schützender »Puffer zwischen dem russischen Kernland und mächtigen europäischen Gegnern« gemeint. Den »Puffer« drohte die NATO Moskau nun zu nehmen; und als die Ukraine im Februar 2019 das Ziel eines NATO-Beitritts sogar in ihre Verfassung aufnahm, als die NATO die Ukraine im Juni 2020 zu einem Enhanced Opportunities Partner erklärte, mit dem sie besonders eng kooperieren wollte, und als auch noch mehrere NATO-Staaten, etwa die USA und Großbritannien, begannen, die Ukraine systematisch aufzurüsten und auf einen Krieg mit Russland vorzubereiten, da wurde es aus russischer Sicht allzu ernst. Die Folgen sind bekannt.

Seit Russland im März 2014 in einer ersten Reaktion auf den Maidan-Umsturz die Krim aufnahm und sich damit als Macht positionierte, die – wie zuvor der Westen im ehemaligen Jugoslawien – die Fähigkeit besitzt, Grenzen in Europa zu verändern, kehrt die NATO zu ihren Ursprüngen zurück: zum Kampf gegen Moskau bzw. gegen eine Macht im Osten, die zwar nicht mehr wie einst die Sowjetunion ein Systemrivale ist, die aber dennoch die Dominanz des Westens ernsthaft attackiert. Die NATO begann, sich also erneut gegen Russland in Stellung zu bringen. Die ersten Schritte dazu tat sie auf ihrem Gipfel Anfang September 2014 in Newport (Wales). Dort beschloss sie unter anderem den Aufbau einer besonders schnell einsetzbaren Eingreiftruppe, ihrer Very High Readiness Joint Task Force (VJTF, NATO-»Speerspitze«). Außerdem ging sie daran, entlang ihrer Ostflanke eine Art Minihauptquartiere aufzubauen, die NATO Force Integration Units (NFIUs), die im Kriegsfall die ersten wichtigen logistischen Vorbereitungen für einfliegende Kampftruppen treffen können. Ab Anfang 2017 kam dann der Aufbau der sogenannten enhanced Forward Presence (eFP) hinzu, die Stationierung weit vorgeschobener Bataillone, die sich im Baltikum und in Polen gegen Russland positionierten. Die Bundeswehr war von Anfang an im litauischen Rukla mit dabei.
Nach Russlands Angriff auf die Ukraine verstärkte die NATO ihren Aufmarsch an ihrer Ostflanke erheblich. Der 24. Februar 2022 hatte strategisch tatsächlich etwas gänzlich Neues gebracht: Moskau stellte nun nicht mehr nur das Monopol der NATO in Frage, Grenzen in Europa neu zu ziehen, sondern auch ihr bisheriges Privileg, über Krieg und Frieden auf dem Kontinent zu entscheiden wie 1999 in Jugoslawien. Gelänge es der NATO nicht, Russlands Krieg zum Scheitern zu bringen, dann wäre es mit ihrer alleinigen Dominanz in Europa vorbei. Entsprechend begannen die NATO-Mitgliedstaaten, die Ukraine im Krieg gegen Russland mit allen nur denkbaren Mitteln zu stützen. Das Bündnis selbst begann seine Positionen an seiner Ostflanke noch massiver auszubauen als zuvor, um den Druck auf Moskau zu erhöhen. Die vier Bataillone im Baltikum und in Polen wurden zu Brigaden aufgestockt und um Truppen in Rumänien und in Bulgarien erweitert. Die NATO Response Force, die zuletzt gut 40.000 Soldaten umfasst hatte, wurde erweitert; ihre neue Zielgröße lag bei 300.000. Die Rüstungsbudgets, 2014 in Wales auf zwei Prozent der Wirtschaftsleistung orientiert, wurden rapide in die Höhe geschraubt. Großmanöver für den Aufmarsch gegen Russland hatten zwar schon vor 2022 begonnen, wurden nun aber weiter intensiviert. Deutschland erhielt dabei die Funktion einer Drehscheibe für aus dem Westen in Richtung Osten marschierende NATO-Truppen.

Die NATO ist also am 75. Jahrestag ihrer Gründung im Kern wieder dort angelangt, wo sie 1949 stand: im Kampf gegen Moskau. Freilich gibt es Unterschiede – sogar bedeutende. Der erste: Die Ostflanke der NATO liegt viel weiter im Osten. Faktisch verläuft sie zur Zeit, wenn man so will, mitten durch die Ukraine, nämlich dort, wo sich die russischen und die von den NATO-Staaten unterstützten ukrainischen Truppen gegenüberstehen. Der zweite: Der Kampf gegen Moskau vollzieht sich heute nicht nur in einem kalten, sondern in der Ukraine auch in einem heißen Krieg. Der dritte: Das globale Umfeld hat sich tiefgreifend gewandelt. Die Staatenwelt wird nicht mehr vom Gegensatz zwischen der »Ersten«, der kapitalistischen, und der »Zweiten«, der sozialistischen Welt dominiert, neben der es allenfalls noch eine »Dritte Welt« der blockfreien Länder geben kann. Sie bewegt sich vielmehr hin auf eine multipolare Welt, und der stärkste Rivale des Westens ist dabei nicht mehr die Sowjetunion beziehungsweise deren Nachfolgestaat Russland, sondern die Volksrepublik China. Und ein vierter, gleichfalls bedeutender Unterschied: Die NATO ist heute durch womöglich stärkere innere Konflikte geprägt als zuvor.

Was den dritten Punkt anbelangt: Wenngleich die NATO sich – das schon aus Gründen der Geographie – weiterhin auf den Machtkampf gegen Russland fokussiert, gewinnt für sie doch auch der Machtkampf des Westens gegen die neue Großmacht China zusehends an Gewicht. Seit den 2000er Jahren, verstärkt ab 2012 – kurz nachdem US-Präsident Barack Obama im November 2011 den »Pivot to Asia« verkündet hatte – ist das Bündnis um den Ausbau seiner Beziehungen zu seinen partners across the globe bemüht, Staaten, zu denen vor allem Länder in der Asien-Pazifik-Region gehören, nämlich Japan und Südkorea, Australien und Neuseeland. Mit Australien, das bereits zuvor Soldaten etwa für den NATO-Einsatz in Afghanistan zur Verfügung gestellt hatte, schloss sie im Juni 2012 eine Vereinbarung zur engeren Kooperation; eine weitere Vereinbarung folgte im April 2013 mit Japan. Vor allem die Vereinigten Staaten sind bis heute um eine Intensivierung der Zusammenarbeit bemüht, während die Staaten Europas zuweilen ein wenig bremsen: Sie wollen die Kapazitäten der NATO denn doch eher in Europa nutzen. Pläne zum Beispiel, ein offizielles NATO-Büro in Tokio zu eröffnen, scheiterten zuletzt an europäischem Widerstand. Klar ist dennoch: Sollte der Machtkampf des Westens gegen China in einen Krieg eskalieren, dann hätte die NATO nicht nur enge Verbündete in der Asien-Pazifik-Region; sie wäre dort auch militärisch involviert.

Risse im Bündnis
Und was den vierten Punkt anbelangt: Konflikte zwischen NATO-Staaten, darunter auch ernsthafte, hat es immer gegeben, spätestens, seitdem das Bündnis 1952, lediglich drei Jahre nach seiner Gründung, mit Griechenland und der Türkei zwei solide verfeindete Staaten aufnahm. Sogar Waffenembargos wurden zwischen NATO-Staaten verhängt: Nach dem Einmarsch türkischer Truppen 1975 nach Zypern beschloss Washington in aller Form, kein Kriegsgerät mehr an Ankara zu liefern. Das führte dazu, dass eine Weile sogar über einen Austritt der Türkei aus der NATO spekuliert wurde. Deutliche Spannungen zwischen der Türkei und den anderen NATO-Staaten gibt es heute erneut. Das zeigte sich zuletzt daran, dass Ankara den NATO-Beitritt Finnlands und vor allem Schwedens über längere Zeit blockierte. Anders als bei früheren Streitigkeiten stand es dabei allerdings nicht allein: Ungarn unterstützte die Türkei dabei. Aktuell zeigen die Reibereien um die Frage, wer der nächste Generalsekretär des Bündnisses werden soll, dass die Differenzen im Bündnis zunehmen: Weil der Kandidat der USA, Großbritanniens und Deutschlands, der niederländische Exministerpräsident Mark Rutte, es sich mit mehreren Staaten Ost- und Südosteuropas verdorben hat, tritt Rumäniens Präsident Klaus Johannis nun gegen ihn an. Das zeigt: Die östlichen Staaten wollen sich künftig nicht mehr bedingungslos den Führungsmächten am Atlantik unterordnen.

Nehmen die Konflikte innerhalb der NATO also zu, könnten sie bei einem etwaigen Wahlsieg von Donald Trump in den USA eskalieren. Bereits während Trumps erster Präsidentschaft führten seine Abneigung dagegen, militärische Mittel im reichen Europa zu verausgaben, sowie seine rücksichtslose Durchsetzung von US-Interessen dazu, dass unter den europäischen NATO-Staaten ganz erheblicher Unmut entstand. Im November 2019 diagnostizierte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gar den »Hirntod« des Bündnisses. Das Zerwürfnis ließ sich kitten. Wie aber werden sich die Dinge in einer möglichen zweiten Amtszeit von Trump entwickeln? Die Wellen schlugen hoch, als der Präsidentschaftskandidat im Februar drohte, er werde NATO-Staaten, die nicht genug Geld in ihr Militär steckten, »nicht beschützen«, und statt dessen Russland »sogar ermutigen zu tun, was auch immer zur Hölle sie wollen«. Dass Trump einige Wochen später erklärte, er meine das gar nicht so ernst, es handle sich nur um eine spezielle Verhandlungstaktik, machte das die Sache nicht viel besser. Und man kann denn auch nicht ausschließen, dass die NATO sich nach Ablauf ihres Jubiläumsjahrs, falls Trump erneut ins Weiße Haus einziehen sollte, verstärkten Bestrebungen ihrer europäischen Mitglieder gegenübersieht, es doch noch mal ernsthaft mit dem Aufbau von EU-Streitkräften zu versuchen – für den Fall der Fälle, als Alternative zum Militärbündnis mit den U

https://www.jungewelt.de/artikel/472670.geopolitik-im-kampf-gegen-moskau.html
Aus: Ausgabe vom 04.04.2024, Seite 12 / Thema

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NATO 75 Jahre Langzeitkrieg gegen Russland Vor 75 Jahren wurde das westliche Kriegsbündnis gegründet. Dessen Außenminister beraten über Zusatzhilfen für Kiew im Krieg gegen Russland (Bericht aus der Jungen Welt)

Erstellt von Redaktion am 5. April 2024

NATO 75 Jahre
Langzeitkrieg gegen Russland
Vor 75 Jahren wurde das westliche Kriegsbündnis gegründet. Dessen Außenminister beraten über Zusatzhilfen für Kiew
im Krieg gegen Russland (aus der Jungen Welt)

Von Arnold Schölzel

Leonhard Foeger/REUTERS
Bis an Russlands Grenzen: Finnischer Soldat im NATO-Manöver »Nordic Response 2024« (Hetta, Finnland, 5.3.2024)

Ihr 75. Gründungsjubiläum an diesem 4. April begeht die North Atlantic Treaty Organization (NATO) ähnlich wie 1949.

Die damals zwölf Mitgliedstaaten – darunter das faschistische Portugal, Frankreich einschließlich der Kolonie Algerien
und Großbritannien mitsamt der Kolonie Malta – ordneten sich dem US-Konzept des »Roll Back« unter.

Die Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs in Europa sollten rückgängig gemacht werden – auch mit Atomwaffen.
Europa war zu jener Zeit und ist auch heute laut US-Doktrin als atomares Schlachtfeld vorgesehen –
nun in einer möglichen Auseinandersetzung mit Russland.

Der diente auch die Gründung der BRD wenige Wochen später im Mai 1949.

Denn die NATO blieb nach Auflösung der Warschauer Vertragsorganisation und der Sowjetunion 1991 erhalten.

Die USA, die sich nun als einzige Weltmacht sahen,
bezogen spätestens 1999 beim völkerrechtswidrigen Krieg gegen die Bundesrepublik Jugoslawien,
mit dem erstmals seit 1945 Grenzen in Europa mit Gewalt neu gezogen wurden,
die sogenannten Verbündeten direkt in ihre endlosen Feldzüge ein.

Seit jenem Jahr ist die NATO ein Kriegsführungspakt und rüstet entsprechend auf.
Ihre heute 32 Mitgliedstaaten gaben 2023 für Militär rund 1,3 Billionen US-Dollar aus,
die USA davon rund 880 Milliarden Dollar (Russland etwa 85 Milliarden, VR China rund 230 Milliarden,
Welt laut SIPRI insgesamt 2,24 Billionen).

Die USA unterhalten zudem bis zu 1.000 Militärbasen auf dem Globus, und die NATO erhebt Anspruch
auf militärische Einmischung im Indischen und im Pazifischen Ozean.

Im Zeichen solcher Aggression und Expansion versammelten sich am Mittwoch die NATO-Außenminister in Brüssel.
An diesem Donnerstag kommen ihre Kollegen aus Neuseeland, Australien, Japan und Südkorea sowie der Ukraine hinzu.

Im Mittelpunkt steht die Verlängerung des Stellvertreterkrieges gegen Russland auf unabsehbare Zeit.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg bezeichnete vor Beginn des Treffens die militärische Lage für die Ukraine als »ernst«
und schlug einen Fünf-Jahres-Fonds vor, dessen Umfang laut Medienberichten 100 Milliarden Euro betragen soll:
»Wir müssen der Ukraine langfristig verlässliche und vorhersehbare Sicherheitshilfe gewähren,
so dass wir uns weniger auf freiwillige Beiträge und mehr auf NATO-Verpflichtungen verlassen.«

Polen und Kanada äußerten bereits Unterstützung, Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) erklärte,
wichtig sei, »die Prozesse zwischen EU und NATO« nicht zu verdoppeln. Laut Stoltenberg wird die Ukraine
auf jeden Fall NATO-Mitglied, es gehe nicht mehr um das »Ob«, sondern nur noch um das »Wann«.

Quelle: https://www.jungewelt.de/artikel/472615.nato-75-jahre-langzeitkrieg-gegen-russland.html
Aus: Ausgabe vom 04.04.2024, Seite 1 / Titel

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Ostermarsch Saar 2024 – Bereit für den Frieden statt kriegstüchtig werden!

Erstellt von Redaktion am 23. März 2024

Ostermarsch Saar 2024 – Bereit für den Frieden statt kriegstüchtig werden!

Ostersamstag, 30.03.2024, 11.59 Uhr (eine Minute vor 12)
Start an der Johanneskirche Saarbrücken
13.00 Uhr Kundgebung Obertorstraße/Doppelbrunnen

Es spricht: Paul Schobel
(Pfarrer, Gewerkschafter, Friedensaktivist aus Böblingen)
Musik: Manuel Sattler, saarländischer Liedermacher

Das FriedensNetz ruft, unterstützt von 25 saarländischen Organisationen, zum diesjährigen Ostermarsch auf. Motto ist diesmal: „Kriege und Aufrüstung vernichten weltweit Mensch und Natur!
Deshalb: Sicherheit neu denken“.

Wir fordern ein Ende der weltweiten Kriege, unter denen am meisten die Zivilbevölkerung leidet, Verhandlungen und Diplomatie statt weiterer Aufrüstung. Global hat ein neuer Rüstungswettlauf Fahrt aufgenommen. Die Gefahr eines Atomkrieges war noch nie so groß wie heute. Nationalismus und Autoritarismus erhalten immer größere Zustimmung. Gleichzeitig sind Krieg und Militär der größte Klimakiller.
So darf es nicht weitergehen! Schluss mit Kanonen statt Butter!

Für unser Land fordern wir:
• Initiativen zur Beendigung von Kriegen statt immer weitere Waffenlieferungen!
• Schluss mit der Aufrüstung! 100 Milliarden für Klima, Gesundheit, Wohnen und Bildung! Stopp der neuen Rüstungsprojekte wie FCAS (Future Combat Air System)! Keine bewaffneten Drohnen oder autonomen Waffensysteme für die Bundeswehr!
• Beitritt Deutschlands zum UN-Atomwaffen-Verbotsvertrag!
• Keine Wehrpflicht – in welcher Form auch immer! Schutz für alle, die den Kriegsdienst verweigern!
• Auflösung der Air Base in Ramstein! Militärische Übungsflüge stoppen!

Auch der DGB ruft bundesweit zu den Ostermärschen auf. Dort heißt es: „Wir wollen verhindern, dass wir zurückfallen in ein Denken der militärischen Konfrontation und der geopolitischen Blockbildung.“ (https://www.dgb.de/frieden-fuer-die-ukraine/++co++0107ce58-cf3e-11ee-87bc-49b2841371cf)

Kompletter Aufruf und UnterstützerInnen unter: https://friedensnetzsaarblog.wordpress.com/2024/02/19/ostermarsch-saar-2024-kriege-und-aufrustung-vernichten-weltweit-mensch-und-natur-deshalb-sicherheit-neu-denken/

Saarländischer Arbeitskreis für Frieden und Menschenrechte
friedensnetzsaar@gmx.de, www.friedensnetzsaar.com
c/o Waltraud Andruet, Beim Kalkofen 8, 66793 Saarwellingen, Tel: 06838 / 82220
Erika Schwang, St. Wendeler-Straße 38, 66115 Saarbrücken, Tel.: 0681 / 48601
Thomas Hagenhofer, Zeller Weg 30, 66111 Saarbrücken, Tel. 0681/ 58 49 535

Bankverbindung: Friedens-Netz-Saar, Sparkasse Saarbrücken, IBAN: DE49 5905 0101 0610 5552 60,
BIC: SAKSDE55XXX;

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Antimilitarismus »Es soll um das ›Wie‹ des Friedens gehen« abhandengekommen# Mecklenburg-Vorpommern: Konferenz am Wochenende über Krieg, Frieden und Medien.

Erstellt von Redaktion am 20. März 2024

Antimilitarismus
»Es soll um das ›Wie‹ des Friedens gehen« abhandengekommen#
Mecklenburg-Vorpommern:
Konferenz am Wochenende über Krieg, Frieden und Medien.
Ein Gespräch mit Henry Marek

Interview: Kristian Stemmler

Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa
Gegen den Krieg: Ostermarsch in Rostock (20.4.2019)

Henry Marek ist aktiv beim Schweriner Friedensbündnis

Sie gehören zu den Veranstaltern des »1. Nationalen Denkfests
der Aktiven – Friedenstaub(e)?« vom 22. bis 24. März im Ferienpark Retgendorf bei Schwerin.
Wie ist die Idee dazu entstanden?

Am Rande eines Konzertes in Schwerin im November bei einem guten Rotwein haben Tino Eisbrenner und ich
noch einmal unsere Veranstaltung vom März 2023 hier im Ferienpark zum Krieg in der Ukraine Revue passieren lassen und festgestellt,
dass es ein riesengroßes Interesse an Information, Aufklärung und auch Debatte gibt.

Wir sind der Auffassung, dass das Thema Krieg und Frieden nicht allein auf Waffenlieferungen reduziert werden darf.

Eine Podiumsdiskussion allein wird diesem Interesse nicht gerecht,
wir haben nach etwas mit mehr inhaltlicher Vielfalt gesucht.
So kamen wir auf ein Wochenende mit vielfältigem Angebot an Information, Diskussion und Kultur.

Was ist im einzelnen geplant?
Wir haben Journalisten eingeladen, die ihre Erfahrungen im Umgang mit Berichterstattung,
die gegen den Mainstream gerichtet ist, und deren Berichterstattern darlegen.

Es wird ein Film gezeigt, der am Beispiel des Abwrackens der russischen Atom-U-Boot-Flotte
den Nachweis der friedlichen Kooperation zwischen der BRD und Russland erbringt. Bücher werden vorgestellt:
»Ein willkommener Krieg?« von Wolfgang Gehrcke sowie von Christiane Reymann und Gabriele Gysis »Der Fall Ulrike Guérot«.

Kultur darf nicht zu kurz kommen: Unser Songkarree am Samstagabend
mit Tino Eisbrenner, Hartmut König und Jens Fischer Rodrian wird als Bindeglied funktionieren.
Dann haben wir Rolf Becker dabei, mit Texten von und über Carl von Ossietzky.

Ein zentrales Thema der Veranstaltung ist der Krieg in der Ukraine.
Der von sogenannten Leitmedien geprägte Diskurs hierzulande ist beherrscht von einer Dämonisierung Russlands.

Was wir vor allem feststellen, ist, dass von oberster Stelle gelogen wird.
Auf Lügen basiert die Logik des Krieges, dem folgen Denk- und Handlungsmuster von Politik und Medien.

Nehmen Sie die Sendung von Caren Miosga am vergangenen Sonntag in der ARD,
als der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil unwidersprochen behaupten durfte,
der russische Präsident Wladimir Putin hätte die Minsker Abkommen gebrochen.
Jetzt, zwei Jahre nach dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine,
nachdem etwa Angela Merkel (Exkanzlerin, CDU, jW) zugeben musste,
dass der Westen nie vorhatte, Minsk einzuhalten, wird das Blaue vom Himmel gelogen.

Was ist das Thema des Podiumsgesprächs am Samstagabend? Es soll um das »Wie« des Friedens gehen.
Der Landwirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Till Backhaus, und der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion,
Rolf Mützenich, haben ja gerade Friedensverhandlungen mit Russland ins Gespräch gebracht,
die Putin übrigens niemals rundweg ablehnte.

Dafür werden sie politisch und medial förmlich in der Luft zerrissen. Das muss ein Ende haben.
Es braucht mehr Druck aus der Bevölkerung, die mehrheitlich den Krieg und dessen Anheizen
durch noch mehr und immer gefährlichere Waffenlieferungen ablehnt.

Die Friedensbewegung erscheint seit Beginn des Ukraine-Kriegs vor gut zwei Jahren geschwächt.
Wie kann sie wieder zu mehr Stärke finden?
Ganz offensichtlich braucht die Friedensbewegung einen konkreten Anstoß. Nehmen Sie die 70er und 80er Jahre,
in denen der NATO-Doppelbeschluss im Dezember 1979 zu erstaunlicher Mobilisierung geführt hat.

Vielleicht ist unterdessen der Feind abhandengekommen.
Heute scheint es gelungen, die öffentliche Meinung zu spalten und die Friedensbewegung aufzuweichen.
Und zwar mit der Strategie,
in notwendige, gerechte Kriege einerseits und völkerrechtswidrige, ungerechte Kriege andererseits,
in notwendige, hinzunehmende Opfer hier und in unschuldige Kriegsopfer dort einzuteilen.
Das ist unsäglich.

Veranstaltungen wie unsere können einen Beitrag leisten zum Zusammenhalt, zum Schulterschluss
und zur gegenseitigen Motivation.

Es kommt auf jede und jeden an sowie darauf, voneinander zu wissen, miteinander zu lernen und zusammenzustehen.
Jeder Einzelne kann und sollte das tun, zu Mahnwachen gehen, Leserbriefe schreiben,
sich auf Friedensdemos und in Bürgergesprächen zeigen.

Quelle: Aus: Ausgabe vom 21.03.2024, Seite 2 / Inland
https://www.jungewelt.de/artikel/471807.antimilitarismus-es-soll-um-das-wie-desfriedens-gehen-abhandengekommen.html

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Va banque spielen Geheimnisse um TAURUS

Erstellt von Redaktion am 17. März 2024

Va banque spielen
Geheimnisse um TAURUS

Von Jörg Kronauer

Wolfgang Maria Weber/IMAGO

Ein 20minütiger Vortrag von Bundeswehr-General Carsten Breuer im Verteidigungsausschuss hat Nachwirkungen

Der Vorwurf wiegt schwer. Nein, nicht der Vorwurf, da habe jemand Geheimnisverrat begangen. Trifft es zu, was das Portal T-online am Freitag über den Auftritt von Bundeswehr-Generalinspekteur Carsten Breuer vor dem Verteidigungsausschuss des Bundestags am Montag vergangener Woche berichtet hat, dann stellen sich ganz andere Fragen. Breuer habe erläutert, so hieß es bei T-online, die ukrainischen Streitkräfte könnten den TAURUS nur dann ohne eine aktive Beteiligung deutscher Militärs mit all seinen Fähigkeiten nutzen, wenn man ihnen zusammen mit den Raketen selbst auch die eigens für ihren Einsatz entwickelten hochkomplexen IT-Systeme liefere. Davon jedoch habe die Bundeswehr nur so wenige, dass sie blank dastehe, wenn sie der Ukraine welche übergebe. Was aber, so führte T-online den Gedanken fort, wenn man den TAURUS mitsamt den IT-Systemen liefere, die Ukraine aber trotzdem den Krieg verliere und die russischen Streitkräfte dann auf einmal an Polens Ostgrenze stünden? Dann werde es ernst – und der Bundeswehr fehle zugleich eine ihrer gefährlichsten Waffen: Deutschland sei nicht mehr hinlänglich abwehrbereit.

Man muss die zentrale Prämisse dieses Gedankengangs, Russland sei unter Umständen bereit, einen NATO-Staat anzugreifen, nicht teilen. Doch sie ist die Prämisse, mit der all die staatstragenden Parteien von SPD bis CSU tagein, tagaus hausieren gehen – und bunkerbrechende Hardlinerinnen wie Marie-Agnes Strack-Zimmermann natürlich allen voran. Wenn man nun allerdings äußert, die Gefahr eines russischen Angriffs sei überaus ernst, und zugleich fordert, den TAURUS zu liefern, entsteht Erklärungsbedarf. Denn man weiß ja spätestens seit dem für Berlin so peinlichen Luftwaffen-Leak, dass der TAURUS, wenn er nicht aus den erwähnten IT-Systemen gefüttert wird, annähernd so effizient ist wie ein Porsche auf einem Feldweg. Wollen Strack-Zimmermann, Anton Hofreiter und Konsorten die Hightechzerstörungspotentiale des teuren TAURUS sinnlos verschleudern, oder gehen sie bewusst das Risiko ein, dass Deutschland im Fall eines – aus ihrer Sicht ja tatsächlich denkbaren – russischen Angriffs mit empfindlich geschwächter Verteidigung dasteht?

Wäre dem so, dann leistete die Bundesrepublik sich zwei Regierungsparteien, die aktuell fordern, in militärischen Dingen va banque zu spielen, und dies nicht nur – das ist schlimm genug – mit der Ukraine, sondern auch mit dem eigenen Land. Auch wenn man, wie gesagt, die zentrale Prämisse nicht teilt – in der Logik des herrschenden Systems hätte der Fall das Zeug zum Skandal. Es hat wohl allen Grund, dass Strack-Zimmermann zur Hatz auf den Whistleblower bläst: Angriff ist in einer Logik wie der ihren ja stets die beste Verteidigung. Und dass man an Whistleblowern nach Möglichkeit ein hartes, abschreckendes Exempel statuiert, das hat im transatlantischen Westen ja schlechte Tradition.

Quelle: Aus: Ausgabe vom 18.03.2024, Seite 8 / Ansichten Kommentar
https://www.jungewelt.de/artikel/471593.va-banque-spielen.html

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Frankreichs Staatschef Macron gibt den beinharten Gegner Putins: »Russland darf nicht gewinnen!«

Erstellt von Redaktion am 16. März 2024

Ukraine-Krieg
Kriegsherr fordert Kriegswirtschaft
Frankreichs Staatschef Macron gibt den beinharten Gegner Putins: »Russland darf nicht gewinnen!«

Von Hansgeorg Hermann

Psaila Jean-Michel/ABACAPRESS/imago

Erhöht in der Ukraine wöchentlich den Einsatz:
Präsident Emmanuel Macron im französischen Fernsehen (14.3.2024)

Wer in den vergangenen Tagen angenommen hatte, Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron würde sich, um des Friedens willen, gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin etwas mäßigen und die eine oder andere seiner in den vergangenen Tagen und Wochen verbreiteten Drohungen abmildern, sah sich am Donnerstag abend eines Besseren belehrt. In einem halbstündigen Fernsehinterview, zu dem ihn die Sender TF 1 und France 2 um acht Uhr abends eingeladen hatten, wiederholte Macron sein inzwischen zum Mantra geronnenes Kriegsziel in der Ukraine: »Russland darf nicht gewinnen!« Ein Einsatz französischer Soldaten sei nicht auszuschließen: »Wir sind nicht sicher, es zu tun«, Frankreich müsse aber dem Kriegsverlauf entsprechende Entscheidungen treffen, »selbst wenn wir heute nicht in einer solchen Situation sind«. Über die »Sicherheit Frankreichs und die Europas« werde »in der Ukraine entschieden«, gab er den beiden Journalisten zu verstehen.

Der sich als beinharter »Kriegsherr« präsentierende Macron bedauerte nachdrücklich, wie die Pariser Tageszeitung Libération am Freitag staunte, dass sowohl die französische als auch die europäische Industrie viel zu spät auf »Kriegswirtschaft« umgeschaltet hätten. Frankreich werde das Produktionstempo für schwere Waffen nun erhöhen, kündigte der Präsident an. Für den Export in die Ukraine peile das Land die Fertigstellung von mindestens 75 weitreichenden Artilleriegeschützen des Typs »Caesar« an. Bisher hatte Frankreich 30 »Caesar« nach Kiew geschickt – Kostenpunkt bis zu 40 Millionen Euro pro Stück –, es aber nicht zuwege gebracht, den gegen Russlands Vormarsch eingesetzten Kampfeinheiten auch die benötigte Munition zu beschaffen. Macrons Idee, wie dem Mangel an schweren Granaten künftig begegnet werden soll: »Wir werden vor Ort, näher an der Front, produzieren.«

Was den Kriegsherrn Macron besonders zu stören scheint, wurde in dem Interview deutlich: Der Wille der Franzosen, ihm ohne weiteres in den Krieg zu folgen, habe nachgelassen. Die Ukraine ganz oben auf die politische Agenda zu setzen, sei sein Versuch, das »Niveau der Unterstützung für die Ukraine« wieder anzuheben, hieß es am Freitag in französischen Medien. Groß sei allerdings das Risiko, dass man sich im Volk fragen könnte, warum Frankreich Milliarden für einen Krieg im Osten auszugeben bereit sei, während gleichzeitig im eigenen Land den Sozialdiensten die Mittel gekürzt würden. Macrons Antwort an die zunehmend kriegsunwillige Bevölkerung: Jene, die behaupteten, »für den Frieden zu kämpfen«, hätten in Wirklichkeit »die Niederlage gewählt«.

Keinen Hehl machte der Präsident daraus, dass sein vorerst nur verbal-martialischer Feldzug gegen den »Gegner, der zum Feind werden kann«, auch der Kampagne für die Europawahl am 9. Juni geschuldet ist. Seine Partei Renaissance, die zusammen mit der FDP-ähnlichen Bürgerpartei Mouvement démocrate in die Schlacht um Wählerstimmen zieht, liegt derzeit weit hinter der äußersten Rechten zurück. In den jüngsten Umfragen führt Marine Le Pens Bewegung Rassemblement National (RN) mit rund 31 Prozent der Wähler souverän das Feld an. Weit abgeschlagen mit rund 18 Prozent folgen Macron und seine Kandidaten, dahinter die Sozialdemokraten des Parti Socialiste (PS) mit zehn sowie die Grünen (EE-LV) und die linke France insoumise (LFI) mit jeweils acht Prozent, die ihrerseits die Kommunisten (PCF) mit nur drei Prozent hinter sich lassen.

In den Positionsgefechten um die »richtige Haltung« gegenüber Putin haben sich in den Augen der Bevölkerung jüngst wohl vor allem Grüne und Sozialdemokraten blamiert. Während sie in der Vorwoche den Präsidenten noch harsch für seine Pläne zum möglichen Einmarsch französischer Soldaten in die Ukraine angegangen hatten, knickten sie am Montag in der Nationalversammlung einmal mehr ein: Zusammen mit Macrons Renaissance und der bürgerlichen Rechten der Républicains (LR) stimmten sie für das Waffen- und Geldpaket zur Unterstützung Kiews. Ergebnis: 379 Voten für die Regierung gegen 99 Stimmen der LFI und des PCF bei geschlossener Enthaltung der Fraktion Marine Le Pens.

Quelle: Aus: Ausgabe vom 16.03.2024, Seite 7 / Ausland
https://www.jungewelt.de/artikel/471508.ukraine-krieg-kriegsherr-fordert-kriegswirtschaft.html

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Zeitung–gegen–den–Krieg–Ostermarsch 2024

Erstellt von Redaktion am 6. März 2024

https://zeitung-gegen-den-krieg.de/Nr. 56

Zu den Ostermärschen 2024

  • in einer Zeit,

    in der ambitionierte deutsche Großmachtpolitik mit

    wirtschaftlichem Niedergang und sozialen Einschnitten einhergeht

  • in einer Zeit,

    in der massenhaft gegen rechtsextreme Umtriebe demonstriert wird, aber die Rechtsverschiebung in der deutschen Politik ungebremst voran schreitet

  • in einer Zeit,

    in der vor unseren Augen ein Genozid an den Palästinensern stattfindet

  • in einer Zeit,

    in der ein Verhandlungsfrieden im Ukraine-Krieg durch EU und NATO immer noch abgelehnt wird

  • in einer Zeit,

    in der das Atomkriegsrisiko steigt und zugleich mit dem Streben nach eigenen Atomwaffen verharmlost wird

  • in einer Zeit,

    in der mit Großmanövern der NATO neue Drohkulissen gegenüber Russland aufgebaut werden

erscheint diese neue Ausgabe der Zeitung gegen den Krieg (ZgK) Nr. 56 u.a. zu den Themen

  • Ukraine-Krieg:

    Friedenspläne als reale Alternative

  • PALÄSTINA:

    Zwischen Genozid und Friedensprozess

  • OSTERMÄRSCHE:

    Geschichte und Aktualität

  • Gewerkschaften:

    Sozialabbau und Hochrüstung gehören zusammen

  • EU und NATO:

    Wohin mit dem kriegerischen Europa?

  • RECHTSEXTREMISMUS:

    Worin die wirklichen Gefahren bestehen

  • PROPAGANDA:

    Geistige Mobilmachung für den Krieg

Autorinnen und Autoren der neuen ZgK-Ausgabe:

Reiner Braun | Daniela Dahn | Wiebke Diehl | Wolfgang Gehrcke | Kate Hudson | Kristine Karch |Karl- Krökel | Rainer Mausfeld | Kathrin Otte | Willi van Ooyen | Ingrid Pflanzelt | Katharina Schwabedissen | Helga Schwitzer | Hans-Jürgen-Urban | Peter Wahl | Cyrene Waern

Acht Seiten im Zeitungsformat |

Bezugspreise wie folgt (jeweils zuzüglich Porto & Verpackung):
bei Bestellungen von 1 – 99 Ex.: 45 Cent je Ex. |

bei Bestellungen ab 100 Ex.: 32 Cent je Ex.

Bestellungen bitte möglichst

über dieses Online-Formular oder unsere Website.

Vertrieb ab Montag, 11. März 2024

Die „Zeitung gegen den Krieg“ Nr. 56 zum Ostermarsch 2024


hat diesmal 8 Seiten, wird am 3.3.24 gedruckt und kann HIER bereits jetzt vorbestellt werden.

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2024 = 1914?: Willst Du Frieden, rüste für den Krieg – jetzt auch mit einem neu geforderten westeuropäischen Kommissar für Krieg!

Erstellt von Redaktion am 22. Februar 2024

 

Von Dr. Nikolaus Götz, Saarbrücken

Auf der Münchener Kriegsmesse des Jahres 2024 auch unter der verharmlosenden Benennung ’Sicherheitskonferenz’ bekannt, sprach denn auch der Bundeskanzler der BRD Olaf Scholz (SPD) vor einem ausgewählten Publikum aus Wirtschaft und Militär, wobei Regimekritiker, wie in anderen Nichtdemokratien auch, nicht zugelassen waren. Und ebendort beschwor der Kanzler aller Deutschen, dass wer den Frieden will, für Krieg rüsten müsste, denn: „Ohne Sicherheit ist alles andere nichts!“(1) Dem pflichteten alle geladenen Vertreter der übrigen deutschen Parteien bei, scheinbar gleichgeschaltet wie in Berlin 1943, nur das Echo der neuen USPD mit der wiederauferstandenen ’Rosa Luxemburg’ hallte wider: „Niet!“ Und eine ’heilige Schrift’ erschien urplötzlich vor den Zuhörern warnend an der Palastwand: „Arbeiter und Arbeitslose aller Länder vereinigt Euch gegen Krieg!“ Doch der realpolitische Rücksturz der versammelten Führungseliten ins 19. Jahrhundert mit einer „Politik mit anderen Mitteln“ geht unvermindert weiter.

Da passt es also, dass auch die aktuelle EU-Kommissionspräsidentin Frau Ursula von der Leyen (CDU), die schon als deutsche Kriegsministerin von sich reden machte (2), auf dieser antidemokratischen ’Sicherheitskonferenz’ einen ’EU-Verteidigungskommissar’ forderte, den sie bei ihrer Wiederwahl als EU-Kommissionspräsidentin, dann einführen würde. Warum aber realisiert sie ihre Forderung nicht sofort und warum fordert sie keinen „EU-Kriegsminister“? Eine solche institutionelle Reform jedoch würde eine weitere Integration der europäischen Nationen mit sich bringen und einen Zuwachs der politischen Kontrollkompetenzen des Europaparlamentes bedeuten, was von den ’Konservativen’ eigentlich ja gar nicht gewünscht wird.

Der Volksmasse wird im Moment nämlich lieber wie im Dritten Reich mit staatlich organisierten Massenkundgebungen die „Zeitenwende“ verschleiert: „’Bunt statt Braun’ will rechtes Gedankengut, Rassismus, Antidemokratische Parolen, Gewaltverherrlichung und Bagatellisierung der Nazizeit (im Saarland) nicht hinnehmen.“ (3) Zu solch politischem Neusprech auch einfach als ’Propaganda’ bekannt, passen denn wie 1914 die aktuell tönenden Kriegstrommeln der Leitmedien dazu, damit Deutschland wieder erwacht! Sie, die Ansager im Mainstream, kennen keine Parteien mehr, sondern nur noch bunte Deutsche!(4)

Leider wurde das alte NATO-Feindbild des Kalten-Krieges nach dem Intermezzo „Piratenbekämpfung am Horn von Afrika“ von den US-dominierten Politikeliten wieder reinstalliert und das westlich befreite Aufmarschgebiet der NATO bis vor die Haustür der gewollt ausgeschlossenen ’Russen’ ausgeweitet. Und es wurde gerade einer deutschen Novizin von Außenministerin der Ex-Friedenspartei DIE GRÜNEN überlassen, die neue deutsche Kriegserklärung mit einer sogenannten besseren „feministischen Politik“ zu artikulieren. Stolz verkündete Olaf Scholz (SPD) die militärische „Zeitenwende“ für Deutschland im Bundestag, wobei er Beifall von den braunschwarzen Abgeordneten bekam, die 20 Jahre lang die „deutsche Freiheit am Hindukusch“ verteidigten. Deshalb sind heute zur Abschreckung der „bösen Russen“ mit dem aktuellen NATO-Großmanöver Steadfast Defender 2024 runde 90.000 Soldatinnen und Soldaten, davon 12.000 der Bundeswehr, im Einsatz (5) und hinterlassen den betroffenen Deutschen in Luft, Wasser und Boden eine ’friedliche’ Umweltkatastrophe. Dieser Kollateralschaden wird erst später (?) aufgearbeitet werden.

Solch scheinheiliges politisches Verhalten erinnert an das Vorgehen ’der Militaristen’ nach dem für ’Deutschland’ verlorenen Ersten Weltkrieg, als die junge Weimarer Republik alsbald mit der „Dolchstoßlegende“ der BRAUNEN ermordet wurde. Auch heute werden wir friedliebende Deutsche erneut von den Sozialdemokraten mit ihrer milliardenschweren ’Zeitenwende’ verraten, wie damals 1914, derweil die alte rechtsbraune ’Zentrumspartei’ unter neuem Namen wieder im Geiste mit General von Hindenburg nach Tannenberg aufbrechen will, um dann in Kabul aufzuwachen. Der mit der Führung der neuen deutschen ’Wehrmacht’ beauftrage ’Bundesminister der Verteidigung’, der sozialdemokratische Boris Ludwig Pistorius (lat.: pistorius; dt.: der Bäcker) dürstet nach mehr Backwaren oder auch nach frischem ’Kanonenfutter’, weswegen er „glaubt“, dass die Wiedereinführung der ’Wehrpflicht’ sinnvoll sei (6).

Absolut grundgesetzwidrig und gegen das Wohl des Deutschen Volkes gerichtet ist jedoch die Forderung von Roderich Kiesewetter(CDU) den Krieg um Einflusssphären direkt nach Russland zu tragen. Dieser Mensch müsste sofort aus der Christlichen (?) Union ausgeschlossen, müsste gar sofort vor Gericht gestellt werden, wegen „Hochverrat“ am Deutschen Volk! Doch was sagt ’man’ in dieser BresseRepublik Deutschland (BRD) nicht alles, um endlich bekannt zu werden? Da passt es auch, dass der Spitzenpolitiker Christian Lindner (FDP) mit seiner fast schon aus dem Bundestag geflogenen „Freien“ (?) Deutschen Partei“ einen „alten Vorschlag“ nun der des französischen Präsidenten Emmanuel Macron entdeckt hat, sich bei der Bezahlung der so teuren ’Force de frappe’ zu beteiligen und sich unter dem ’Atomschirm’ Frankreichs in Sicherheit zu wiegen. „Pourquoi pas?“(Warum nicht?) Ramstein, die weltbekannte amerikanische Kriegsorganisationszentrale in Westdeutschland gelegen, wird dann anstatt des bekannten ’Fulda gap’s’„ground zero“ (7). Im dann noch möglicheren Atomkrieg hat sich die langjährige, ergebnislose friedenspolitische Diskussion um die Dislozierung, also den „Abzug“ der amerikanischen Atomraketen aus Büchel oder ’Deutschland’ eben, erübrigt.

Die Lügen und der politische Wortbruch der konservativen Führungseliten in Politik wie Militär haben nach dem Mauerfall des Jahres 1989 in die so neu montierte heutige Konfrontation West-Ost geführt. Die von Willy Brandt und von Michael Gorbatschow gereichte Hand zur politischen Aussöhnung, der Überwindung der Blockkonfrontation wurde vertan. Das alte Land der Deutschen konnte sich noch friedlich wiedervereinigen. Jedoch wurde die eigentlich überflüssige NATO nicht zeitgemäß reformiert und mit ’Russland’ zusammen ein neues Sicherheitsbündnis geschaffen.

Die zunächst angestrebte ’Partnerschaft für Frieden’ führte eben nicht zu einer adäquaten Politikbetrachtung der globalisierten Welt im 21. Jahrhundert. Neben der EU existieren nicht nur die USA/Kanada, sondern es gibt ebenso auch Indien, Südamerika und China, Staaten die ihre Interessen für ihre Bevölkerungen wahrzunehmen haben. Jetzt jedoch ist bei dieser deutschen Führungselite die Politik des dunklen Mittelalters angesagt. „Unser“ Lebensraum im Osten wird nämlich von ’Iwan dem Schrecklichen’ bedroht.

Anmerkungen:

1 Siehe: www.bundesregierung.de/breg-de/mediathek/videos/kanzler-rede-msc-2260374

2 Ursula von der Leyen war von 2019-2023 Bundesministerin der Verteidigung der BRD wobei sie trotz ihrer sogenannten „Beratungs-Affäre“ vom Europaparlament zur Präsidentin der EU-Kommisssion gewählt wurde (siehe auchwikipedia.org/wiki/Ursula_von_der_Leyen). Jetzt auf dem undemokratischen Sicherheitskonvent von München faselte Ursula von der Leyen (CDU) was von einem „europäischen Kriegskommissar“, anstatt konstruktiv die Integration der EU weiterzuentwickeln. Warum forderte sie nicht einen Europäischen Gesundheitsminister? Siehe auch: www.euractiv.de/section/eu-aussenpolitik/news/auch-von-der-leyen -spricht-sich-fuer-einfuehrung-eines-eu-verteidungskommissars-aus/

3 www.buntstattbraun.saarland; zum ’Sand in den Augen’ der aktuellen Demonstranten siehe auch den Artikel von: SCHRÖTER, Susanne: In Wahrheit verfolgt Faesers „Anti-AfD-Gesetz“ eine links-grüne Agenda, in: FOCUS, 21.02.2024; siehe:focus.de/politik/ meinung/ gastbeitrag-von-susanne-schroeter-in-wahrheit-verfolgt-fae-sers – anti-afd-gesetz-eine-links

4 Kaiser Wilhelm der Zweite formulierte am 4. August 1914 bei seiner Rede an die Abgeordneten des Deutschen Reichstages: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche!“ Siehe CARTIER, Jean-Pierre: Der Erste Weltkrieg 1914-18, München, Zürich 1984, S. 84; eine Parallele zur aktuellen politischen Lage ist offensichtlich, denn Deutschland führt heute wieder Krieg. Und was meint dazu alternativ das BSW oder DIE LINKE?

5 Siehe: www.bundeswehr.de/de/aktuelles/schwerpunkte/quadriga-2024-nato-landstreit kraefte- ueben-buendnisfall

6 Siehe beispielsweise: „Eine Angelegenheit aller“, in: Das Parlament, Nr.4-5, 20. Januar 2024, S. 7; siehe auch: www.gmx.net/magazine/politik/videos-pistorius-wehrpflicht-glaube-sinnvoll-39325268

7 Siehe auch: wikipedia.org/wiki/Fulda_Gap; eng.: „ground zero“ oder dt.: „Punkt Null“: der Explosionspunkt einer Atombombe

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Zeitenwende heißt Sozialabbau! – Die Auseinandersetzungen über Sozialkürzungen zugunsten von Militärausgaben und 2%-Ziel sind eröffnet

Erstellt von Redaktion am 18. Februar 2024

 

Von Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. – Hechinger Str. 203 –

72072 Tübingen, Nr. 2/2023 – 28.8.2023 – ISSN: 1611-213X


IMI-STUDIE – Inhaltsverzeichnis


Einleitung

Ein Sondervermögen

für die chronisch kaputtgesparte Truppe?

Nebelkerzen und die Haushaltsplanung 2024

Schwarzes Rüstungsloch

Pistorius: Rüstung im Deutschland-Tempo

Verstetigung des Sondervermögens?

Rüstung durch Sozialabbau

Debatte eröffnet

 

Zeitenwende heißt Sozialabbau!

Die Auseinandersetzungen über Sozialkürzungen

zugunsten von Militärausgaben und 2%-Ziel sind eröffnet


von Jürgen Wagner

Zeitenwende heißt Sozialabbau!

 

 

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Die neue deutsche Atomwaffendiskussion: „Besuchen Sie Europa, solange es noch steht!“

Erstellt von Redaktion am 16. Februar 2024

Von Dr. Nikolaus Götz, Saarbrücken, 15.02.2024

Die Lügen und der politische Wortbruch der konservativen Führungseliten in Politik wie Militär haben nach dem Mauerfall des Jahres 1989 in die so neu montierte heutige Konfrontation West-Ost geführt. Die von Willy Brandt und von Michael Gorbatschow gereichte Hand zur politischen Aussöhnung, der Überwindung der Blockkonfrontation wurde vertan. Das alte Land der Deutschen konnte sich noch friedlich wiedervereinigen. Jedoch wurde die eigentlich überflüssige NATO nicht abgeschafft. Die ’Partnerschaft für Frieden’ führte eben nicht zu einer adäquaten Politikbetrachtung einer modernen Welt des 21. Jahrhunderts, in der nämlich die friedlich geeinte Menschheit den Nachbarplaneten Mars gemeinsam besiedeln will, um mit Forschung, der Verbesserung von Technik endlich Frieden und Wohlstand für alle Menschen zu verwirklichen. NEIN! Konservative Militaristen halten es lieber mit dem griechischen Denker Heraklit: „Der Vater aller Dinge ist der Krieg!“

Leider wurde das alte NATO-Feindbild des Kalten-Krieges nach dem Intermezzo „Piratenbekämpfung am Horn von Afrika“ von den US-dominierten Politikeliten wieder reinstalliert und das westlich befreite Aufmarschgebiet der NATO bis vor die Haustür der gewollt ausgeschlossenen ’Russen’ ausgeweitet. Und es wurde gerade einer deutschen Novizin von Außenministerin der Ex-Friedenspartei DIE GRÜNEN überlassen, die neue deutsche Kriegserklärung mit einer sogenannten besseren „feministischen Politik“ gegen den „bösen Mann“ Wladimir Putin“ zu artikulieren. Bestimmt war der tief beeindruckt, zumal er als ’Verbrecher’ gesucht wurde!

Solch scheinheiliges politisches Verhalten erinnert an das Vorgehen ’der Militaristen’ nach dem für ’Deutschland’ verlorenen Ersten Weltkrieg, als die junge Weimarer Republik alsbald mit der „Dolchstoßlegende“ der BRAUNEN ermordet wurde. Auch heute werden wir friedliebende Deutsche erneut von den Sozialdemokraten mit ihrer milliardenschweren ’Zeitenwende’ verraten, wie damals 1914, derweil die alte rechtsbraune ’Zentrumspartei’ unter neuem Namen wieder im Geiste mit General von Hindenburg nach Tannenberg aufbrechen will. Der mit der Führung der neuen deutschen ’Wehrmacht’ beauftrage Bundesminister der Verteidigung, der sozialdemokratische Boris Ludwig Pistorius (lat.: pistorius; dt.: der Bäcker) dürstet nach mehr Backwaren oder auch nach frischem ’Kanonenfutter’, weswegen er „glaubt“, dass die Wiedereinführung der Wehrpflicht sinnvoll sei (1).

Soll dieser ’Bäcker’ doch allen voran nach ’Stalingrad’ marschieren und mit Napoleons grande armée die ’Freiheit der Deutschen’ in den sibirischen Dauerfrostböden verteidigen! „Nein, meine Söhne geb ich nicht!, sang der bekannte deutsch-französische Chansonnier Reinhard Mey erneut im Jahr 2022 (2), als der deutsche ’Mainstream’ den ’Krieg Putin-Selensky’ als Fernsehthema entdeckte. Dabei mussten diese Kommentatoren von ARD/ZDF/RTL usw. noch ihren Afghanistan-Schock überwinden: „Huch, haben ’wir’ etwa verloren?“

Absolut grundgesetzwidrig und gegen das Wohl des Deutschen Volkes gerichtet ist jedoch die aktuelle Forderung von Roderich Kiesewetter(CDU) den Krieg um Einflusssphären direkt nach Russland zu tragen. Dieser Mensch müsste sofort aus der Christlichen (?) Union ausgeschlossen, müsste gar sofort vor Gericht gestellt werden, wegen „Hochverrat“ am Deutschen Volk! Doch was sagt ’man’ in dieser BresseRepublik Deutschland (BRD) nicht alles, um endlich bekannt zu werden? Da passt es auch, dass der Spitzenpolitiker Christian Lindner (FDP) mit seiner fast schon aus dem Bundestag geflogenen ’friedliebenden’ (sorry: war ein Denkfehler des Autors), seiner „Freien“ (?) Deutschen Partei“ einen „alten Vorschlag“ nun des französischen Präsidenten Emmanuel Macron entdeckt hat, sich bei der Bezahlung der so teuren ’Force de frappe’ zu beteiligen und sich unter den ’Atomschirm’ Frankreichs in Sicherheit zu wiegen. „Pourquoi pas?“(Warum nicht?) Ramstein, die weltbekannte amerikanische Kriegsorganisationszentrale in Westdeutschland gelegen, wird dann anstatt des bekannten ’Fulda gap’s’„ground zero“ (3) im dann noch möglicheren Atomkrieg und die langjährige, ergebnislose friedenspolitische Diskussion um die Dislozierung, den „Abzug“ der amerikanischen Atomraketen aus Büchel/Deutschland eben, hat sich erübrigt. Für die übrige nichtdeutsche Weltbevölkerung sei hier dann wie auf dem Höhepunkt der Deutschen Friedenbewegung 1981/82/83 der schnelle Rat erteilt: „Besuchen Sie Europa, solange es noch steht!“(4) Und da gab es in den 80gern noch einen friedenspolitischen Ratschlag, den heute wieder alle wild ’bunt’ Demonstrierenden verinnerlichten sollten: „Lieber rot, als tot….“ (5)

Anmerkungen:

1 Siehe beispielsweise: „Eine Angelegenheit aller“, in: Das Parlament, Nr.4-5, 20. Januar 2024, S. 7; siehe auch: www.gmx.net/magazine/politik/videos-pistorius-wehrpflicht-glaube-sinnvoll-39325268

2 www.google.com/search?q=Meinen+Sohn+den+geb+ich+nicht&ie= utf-8&oe=utf-8&client =firefox-b

3 Siehe auch: wikipedia.org/wiki/Fulda_Gap; eng.: „ground zero“ oder dt.: „Punkt Null“: der Explosionspunkt einer Atombombe

4 Bekanntes Lied der deutschen Band: ’Geier Sturzflug’ aus dem Jahr 1983, Siehe auch: /www.google.com/search?q=besuchen+sie+europa+solange+es+noch+steht+wikipedia&ie=utf-8&oe=utf-8&client=firefox-b

5 Dieser Satz wird angeblich auf den damaligen Bundeskanzler der BRD Helmut Schmidt (SPD) zurückgeführt, der den ’NATO-Doppelbeschluss’ durchführen wollte.

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Stoppt das Töten in der Ukraine – für Waffenstillstand und Verhandlungen!

Erstellt von Redaktion am 16. Februar 2024

Von Saarländischer Arbeitskreis für Frieden und Menschenrechte

 

FriedensNetz Saar ruft auf zur Mahnwache am 24.02.24

ACHTUNG: Neuer Ort, neue Zeit!

14 Uhr, Europagalerie, Höhe Karl-Marx-Str., Saarbrücken

Das FriedensNetz unterstützt die bundesweite Initiative

Stoppt das Töten in der Ukraine“ und führt am Samstag, 24.02.2024 um 14 Uhr vor der Europagalerie. Saarbrücken (Höhe Karl-Marx-Str.) eine Mahnwache durch.

Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Wir verurteilen den seit nunmehr zwei Jahren andauernden, völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die gesamte Ukraine. Der Krieg hat seit dem 24. Februar 2022 zu hunderttausenden Toten und Verletzten sowie Millionen Geflüchteten geführt – jeder Tag, den der Krieg dauert, führt zu noch mehr Leid.

Der Krieg hat eine Vorgeschichte, in der auch die NATO eine negative Rolle spielt. Diese Vorgeschichte kann jedoch nicht den Angriff Russlands rechtfertigen. Russland kann seine Truppen außerdem jederzeit abziehen und damit diesen Krieg beenden.

Bisher haben weder militärische Offensiven noch Waffenlieferungen oder Sanktionen ein Zeitfenster für Waffenstillstandsgespräche eröffnen können. Die internationale Gemeinschaft ist gefordert, auf die kriegführenden Parteien Einfluss zu nehmen und auf eine Verhandlungslösung zu drängen. Gestützt wird die Forderung nach Verhandlungen auch durch die Beschlüsse der UN-Generalversammlung.

Wir treten ein für:

  • einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen,
  • entsprechende diplomatische Initiativen durch die Bundesregierung, die EU, die Vereinten Nationen, die OSZE und andere,
  • den Abzug des russischen Militärs, aller ausländischen bewaffneten Einheiten und aller Söldner aus der Ukraine,
  • den sofortigen Stopp des Einsatzes international geächteter oder umstrittener Waffen wie Streumunition, Landminen und Uranmunition,
  • einen Stopp der Lieferungen von Waffen, die den Krieg verlängern oder weiter eskalieren,
  • ein Ende der Drohungen mit Atomwaffen,
  • die Einhaltung des Völker- und Menschenrechts sowie der Genfer Konventionen,
  • weitere humanitäre Unterstützung für die Menschen in der Ukraine,
  • Schutz und Asyl für alle Menschen, die dem Krieg entfliehen wollen,
  • ein Ende der Verfolgung von Kriegsdienstverweiger*innen, Militärdienstentzieher*innen und Deserteur*innen in Russland, Belarus und der Ukraine,
  • die Aufklärung von Kriegsverbrechen und juristische Verfolgung von Täter*innen,
  • sichere Routen für Nahrungsmittelexporte aus der Ukraine,
  • ein Ende der weltweiten Aufrüstung und den Beginn von Abrüstungsinitiativen.

Infos zur bundesweiten Initiative unter: https://stoppt-das-toeten.dfg-vk.de/

Saarländischer Arbeitskreis für Frieden und Menschenrechte

friedensnetzsaar@gmx.de, www.friedensnetzsaar.com

c/o Waltraud Andruet, Beim Kalkofen 8, 66793 Saarwellingen, Tel: 06838 / 82220

Erika Schwang, St. Wendeler-Straße 38, 66115 Saarbrücken, Tel.: 0681 / 48601

Thomas Hagenhofer, Zeller Weg 30, 66111 Saarbrücken, Tel. 0681/ 58 49 535

Bankverbindung:

Friedens-Netz-Saar, Sparkasse Saarbrücken, IBAN: DE49 5905 0101 0610 5552 60,

BIC: SAKSDE55XXX;

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Kiesewetter: „Den Krieg nach Russland tragen“

Erstellt von Redaktion am 14. Februar 2024

 

12. Februar 2024 um 9:08 Ein Artikel von: Tobias Riegel

Das Wochenende war geprägt von unverantwortlichem Trommeln

für weitere Eskalationen gegen Russland – neben Roderich Kiesewetter (CDU)

zitieren wir hier weitere Beispiele aus einer großen Koalition, die sich gegen die Vernunft richtet.

Bei dieser Meinungsmache gibt es zwei Stränge: Der eine verschärft den Militarismus,

der andere soll den EU-Bürgern die Kosten für diesen gefährlichen Kurs aufbürden.

Und die Medien? Bestenfalls schweigen sie.

Ein Kommentar von Tobias Riegel.

Flankierend zum Besuch des Bundeskanzlers Olaf Scholz in den USA haben sich am Wochenende

zahlreiche eskalierende Stimmen aus der deutschen Politik zu Wort gemeldet.

Zitate folgen weiter unten. Bei den Äußerungen geht es nicht nur um eine Zuspitzung der militärischen

Eskalation, sondern auch darum, wem man die Kosten für den Ukrainekrieg aufbürden kann,

wenn die USA aussteigen.

 

Spirale der verbalen Enthemmung

Die Spirale der verbalen Enthemmung dreht sich immer schneller,

es schreitet auch keine Stimme von Gewicht ein, im Gegenteil:

Wir erleben einen Überbietungswettbewerb darin, wer mehr außenpolitische Tabus bricht.

Es ist überhaupt kein Verantwortungsgefühl festzustellen – nirgends.

Von vielen Journalisten großer Medien werden die brandgefährlichen Äußerungen hingenommen,

als seien diese jetzt als normal zu beschreiben, nach dem Motto:

„Was haben Sie denn? Schließlich hatten wir doch die Zeitenwende.“

Kritiklosigkeit großer Medien bezüglich einer brandgefährlichen Zuspitzung gegenüber Russland

ist oft noch der bessere Fall: Manche Journalisten fordern gar noch mehr Härte,

viele stimmen ein in einen Tenor, nach dem „wir“ für die Ukraine angeblich „noch mehr tun müssen“.

Neben der militärischen Gefahr, die durch unverantwortliche Äußerungen gesteigert wird,

geht es auch ums Geld – um sehr viel Geld: um das Geld der Steuerzahler nämlich und

wie man es künftig noch umfangreicher in destruktive militärische Eskalationen lenken könnte.

Während sich mit den USA eine hauptverantwortliche Partei für den Ausbruch des Ukrainekriegs

nun aus den Kosten zurückziehen könnte,

dreht hierzulande eine große Kriegs-Koalition aus Grünen-FDP-CDU-SPD erst richtig auf.

Hier folgen einige Beispiele aus den vergangenen Tagen.

Die Welt des Roderich Kiesewetter

Roderich Kiesewetter von der CDU hat der „Deutschen Welle“ unter anderem gesagt:

Der Krieg muss nach Russland getragen werden.

Russische Militäreinrichtungen und Hauptquartiere müssen zerstört werden.

Wir müssen alles tun, dass die Ukraine in die Lage versetzt wird,

nicht nur Ölraffinerien in Russland zu zerstören, sondern

Ministerien, Kommandoposten, Gefechtsstände.“

Kiesewetter tätigt in dem Interview weitere unhaltbare Aussagen:

Unter vielem anderem stellt er den Sinn bei der Frage,

ob und wann Deutschland Kriegspartei ist, ebenso auf den Kopf

wie bei der Frage nach den Gründen für Flüchtlingsbewegungen.

Es geht bei der aktuellen Meinungsmache nicht nur um militärische Eskalation. Es geht auch darum, wer dafür bezahlen soll. Auch diesbezüglich stärkt Kiesewetter die aktuell verbreitete Forderung, nach der „wir“ unbedingt „mehr tun“ müssen für die Ukraine. Auch für diese Forderungen gibt es eine große Koalition aus Grünen, FDP, CDU und SPD. Für die Sozialdemokraten sagte etwa Michael Roth, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses, laut Medien, Europa sei bezüglich der Kriegsfinanzierung „in Zugzwang“, es solle einen „gemeinsamen, schuldenfinanzierten Fonds auflegen, um der Ukraine zu helfen“.

weiterlesen: https://www.nachdenkseiten.de/?p=110943

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300 Mrd für Bundeswehr gefordert

Erstellt von Redaktion am 13. Februar 2024

 

Nach der Relativierung der NATO-Beistandspflicht

durch US-Präsidentschaftsanwärter Trump hat sich

der CDU-Verteidigungspolitiker Kiesewetter für eine

Verdreifachung des Bundeswehr-Sondervermögens ausgesprochen.

„Eine Erhöhung des Sondervermögens für die Bundeswehr würde

ich nicht ausschließen.

Es ist ja völlig klar, dass wir eher 300 statt 100 Mrd. benötigen,

damit die Bundeswehr kriegstüchtig wird“,

sagte Kiesewetter der „Süddeutschen“.

Quelle: 101.00 ntv text Di 13.2. 08:18:15

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’Leichte Mädels’ gibt es! Zweiter Teil: von ’leichter’ Sprache zur schwerer Manipulation bei der ’Wehr-Pflicht’

Erstellt von Redaktion am 9. Februar 2024

 

 

Leichte Mädels’ gibt es! Mit der Wortschöpfung ’leichte Sprache’ schleicht sich jedoch ’schwere’ Manipulation’ ein, wie es die Beilage ’Wehr-Pflicht’ in Das Parlament zeigt!

Von Dr. Nikolaus Götz, Saarbrücken

Zweiter Teil: von ’leichter’ Sprache zur schwerer Manipulation bei der ’Wehr-Pflicht’

Nach dem nur aus einem Wort bestehenden Titel ’Wehr-Pflicht’ der Beilage zu Das Parlament folgt als Eingrenzung des komplexen Themas die reduzierende Nachfrage: „Was wird gerade dazu besprochen?“ (11) In diesem Fragesatz sind die beiden Wörter ’gerade’ wie ’dazu’ eigentlich für das Textverständnis überflüssig und das verwendete Verb ’sprechen’ bzw. das Partizip ’besprochen’ erscheint ebenfalls als zu ’schweres Deutsch’. Der kurze Fragesatz, „Was wird gesagt?“, wäre sprachlich einfacher – jedoch wäre die Integration des Untertitels in den Titel wohl die optimale Lösung für das Einlegeblatt gewesen: „Die Wehr-Pflicht in Diskussion“ oder „Fragen zu/bei der ’Wehr-Pflicht’ hätte sich eindeutig als bessere, zumal einfachere sprachliche Alternative angeboten. Und was soll der hinzugefügte Bindestrich im Wort der Wehr-Pflicht? Soll die so angedeutete Silbensprechweise alle Wörter betreffen oder sollen nur die Substantive/Nomen eine besondere Betonung erfahren? Es grüßt die ’Hand-tuch-hal-ter-be-festi-gungs-schrau-be’ ihre Simpels. Die Großschreibung des zweiten Wortteiles „Pflicht“ signalisiert jedoch nicht eine grundsätzlich intendierte Silbentrennung innerhalb des Wortes, sondern eine Wortteilung nur nach Lexemen oder ’Strukturbegriffen’ der Sprache, wie beispielsweise die ’Donau-Schifffahrts-Anlegestelle’.

Das den Titel optisch unterstützend eingefügte Farbfoto (12) ist unzeitgemäß und nicht auf dem Stand der gesellschaftlichen Diskussion des Jahres 2024. Das ausgewählte Bild zeigt nämlich nur junge, dabei eher herbstlich warm gekleidete Männer, die fast in Marschformation sich zu einem Mann im Kakidress gesellen. Sollten, wollten nicht auch Frauen zur Armee? Insoweit ist also das gesendete ’Leicht-Bild-Signal’ verräterisch und die indirekte Aussage der Textautoren zur Realität der Gleichberechtigung in der BRD bei ihrer ’Wehr-Pflicht’ als ’letzte Bastion’ der heilen Männerwelt enttarnt. „Frauen werden eben nur als Mütter gebraucht, und Männer werden Helden!“, soweit meint es ’ohne Worte’ – so geht ’leicht’ – zumindest das traditionsreiche, konservativ-christliche Weltbild.

Im nun folgenden Haupttext des Extrablattes fallen die begleitenden kleinen, naiven Bildchen auf, welche die Textteile in ’Leichter Sprache’ veranschaulichen sollen. Bedauerlicher Weise verbrauchen diese sogenannten Piktogramme(13) sehr viel potentiellen Schreibplatz, wobei durch einen anderen Computersatz sehr wohl eine Optimierung des Schreibraumes möglich wäre. Doch dann hätten den aufzuklärenden leseschwachen Rezipienten noch mehr Informationen in ’Leichter Sprache’ von den ’AutorenInnen’ geliefert werden müssen. Wäre die Textaufwertung in der knapp bemessenen Produktionszeit möglich gewesen?

Mit „Was wird gerade dazu besprochen?“, untertitelt wie schon gesagt, das Autorenteam den Artikel ’Wehr-Pflicht’, ohne jedoch im folgenden Textteil objektiv analysierend die aktuellen Diskutanten oder ’Meinungsmacher’ mit ihrer Parteizugehörigkeit zu nennen. Nur der Bundesminister der Verteidigung Boris Ludwig Pistorius (SPD) und sein Büro (Seite 3, linke Spalte) werden offen benannt. Eine parteipolitische ’Opposition’ ist für diese Autoren namentlich ebenso wenig existent, wie die ’Deutsche Friedensbewegung’. Inhaltslose Redefloskeln wie, „In den letzten Wochen wird wieder ..gesprochen“ (Seite 1, linke Spalte), „..man hat eingeführt (Seite 1, linke Spalte) „.. man hat beschlossen..“ (Seite 2, rechte Spalte) man könnte beenden (Seite 3 linke Spalte) „immer wieder wird gesprochen“… „wird diskutiert“ (Seite 2, rechte Spalte) usw. verschleiern aktiv die politischen Akteure und zeigen so die offen intendierte Meinungsmanipulation. Auch der ’Bundestag’ agiert bei diesen leichtsprachigen Schreiberlingen als homogene Institution (14), wobei die beschließenden politischen Parteien mit ihren Parlamentariern nicht benannt werden! Nun ja, bei leichter Sprache wird politische Information eben auf die leichte Schulter genommen.

Sozusagen als ’Einleitung’ in den ’Hauptteil’ werden drei Zusatzfragen gestellt: erstens zur Bundeswehr, zweitens zur Wehrpflicht und drittens endlich zu den Meinungen zur Wehrpflicht. Diese Fragen zeigen die weitere Inhaltsstruktur des Faltblattes auf (Siehe Seite 1, linke Spalte). Natürlich folgen auf die leichten Fragen, leichte, eher inhaltsleere Antworten, wie beispielsweise: „Inzwischen erledigt sie zum Beispiel auch Aufgaben in anderen Ländern.“ (Seite 2, linke Spalte unten) Und die Vereinfacher vereinfachen das komplexe historische Geschehen um die Einführung der neuen deutschen ’Wehrmacht’, die so umbenannte ’Bundes-Wehr’, auf die Jahresangabe 1955. Die selbst kurze Erklärung zur Bundeswehr ist eigentlich überflüssig, da das Thema doch ’Wehrpflicht’ lautet.

Jetzt endlich, nach der Zwischenüberschrift „Die Wehr-Pflicht“ beginnt der eigentliche Kern der Textausführungen: „Im Jahr 1956 hat man (sic!) eine ’Wehr-Pflicht’ eingeführt (15). Stimmt! Doch wer war der „man“ oder ’Mann’, der das deutsche Militär mit der Wehrpflicht wiedereinführte? Wie war eine solche Wiederaufrüstung vor den schrecklichen Erlebnissen der Zweiten Weltkrieges und den Verbrechen der Deutschen Wehrmacht wieder möglich? Alles überflüssiges Geschichtswissen für Leichtlerner, zumal es in ’Schwerer’ Sprache vermittelt werden müsste! Alle Leichtgläubigen werden deshalb gebeten, die folgenden Textabschnitte zu überspringen.

Wer zum Schwert greift, kommt durch das Schert um!“, erklärte ein heute international bekannter Philosoph vor rund 2024 Jahren seinen Mitmenschen (16), ebenso wie die ihm nachfolgenden ’Großen Philosophen’ der Menschheitsgeschichte. Deren löbliches Ziel war ’Frieden’, doch sie scheiterten mit ihren politischen Ideen an der kriegerisch-dümmlichen ’Realpolitik’. Stets lösten die ’Falken’ Krieg aus mit Rufen wie „Gott will es!“ oder „Für Gott, den Kaiser und das Vaterland“ und hinterließen den medial beeinflussten Volksmassen die katastrophalen Ergebnisse ihres Handelns. Die Losung der deutschen Bevölkerung von 1945 „Nie wieder Krieg!“ wurde von der politischen Führungsschicht des deutschen Volkes alsbald schon unter dem Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) 1949-63 (17) zu den Akten gelegt, obgleich alle Menschen, die den Zweiten Weltkrieg überlebten, von Krieg „die Schnauze voll“ hatten. Diesem Zeitgeist entsprechend war eine deutsche Armee im Grundgesetz für die 1949 entstehende Bundesrepublik Deutschland auch nicht vorgesehen und das Recht der Kriegsdienstverweigerung wurde darin mit Artikel 4, 3 ausdrücklich verankert (18).

Gegen den ausdrücklich mehrfach öffentlich artikulierten Willen der Deutschen (19) wie den Nachbarstaaten von Deutschland, setzte damals die politische konservative Führungselite mit Konrad Adenauer und mit den Alliierten Besatzungsmächten jedoch eine Wiederbewaffnung durch. Die Situation des Ost-West-Konfliktes und des gegen die Sowjetunion gerichteten „Kalten Krieges“ führte 1950 neben Protest ’nur’ zum Rücktritt des charakterstarken Bundesinnenministers Gustav Heinemann. Die Wiederbewaffnung der jungen BRD erfolgte im Jahr 1955 mit dem ’Andernacher Regiment’. Die Aufstellung einer neuen deutschen Armee wurde durch die Wiedereinführung der „allgemeinen Wehrpflicht“ mit dem Wehrpflichtgesetz (WPflG) vom 21. Juli 1956 abgesichert (20). Die Volksmeinung der Deutschen in den 1950er Jahren wurde dabei ebenso übergangen wie die Meinung der deutschen Bevölkerungsmehrheit in den beiden Jahrzehnten von 2001 bis 2022 zum dann ’urplötzlich’ (huch!) verlorenen Krieg in Afghanistan (21). Der Theologe Eugen Drewermann protestierte beispielsweise für die vielen friedliebenden Bundes-Deutschen stellvertretend mit, als er 2014 formulierte: „80% der Deutschen halten den Einsatz der Bundeswehr am Hindukusch für ’einen Frevel, nicht allein für einen Fehler’, und er sagte weiter: „Raus, endlich und endgültig, aus Afghanistan. Stoppt all die sogenannten Auslandseinsätze!“ (22)

Die Behauptung der Autoren, dass die ’Wehr-Pflicht’ für „Deutsche Männer“ eine ’Pflicht zu zur Wehr’ wäre, also „für eine bestimmte Zeit in der Bundeswehr zu dienen“ ist eine zu undifferenzierte Darstellung (23). Das Recht aller Deutschen den Dienst an der Waffe zu verweigern wurde nämlich im Grundgesetz vor der Wiedereinführung einer ’Wehr-Pflicht’ fixiert. Der berühmte „Aufruf zur Pflicht“ ist der nachträglich eingeführter Sonderartikel GG. „12 a“: Wehr- und Dienstpflicht. Deshalb ist auch die Aussage der Autoren „einen guten Grund“ für eine Verweigerung der Wehrpflicht haben zu müssen(Seite 1,rechte Spalte), einfach nur verlogen! Die Berufung auf den Grundgesetzartikel hätte ausreichen müssen, um eine „Befreiung vom der Wehrpflicht“ zu erhalten. Doch der berühmte „Call of duty“ ist nicht freiheitlich, auch nicht demokratisch-republikanisch, sondern er ist Ausdruck einer repressiven autoritären Staatsmacht. Diese führte eine ’Gewissenskontrolle’ für Verweigerer ein, um das „I want you“ (24 ) rechtsstaatlich (?) durchzusetzen! Die Schillerische Forderung nach ’Gedankenfreiheit’ wurde durch, „Das Nähere regelt ein Bundesgesetz“, in der alten BRD platt gemacht.

Die mittels Wehrpflicht zudem durchgeführte finanzielle Ausbeutung der überwiegend jugendlichen, entsprechend unerfahrenen eher widerstandlosen deutschen Rekruten und Ersatzdienstleistenden bleibt in Text ’Wehr-pflicht’ unerwähnt. Durchaus richtig werden die damaligen Ausbeutungsplätze der ’freiwilligen’ Ersatzdienstleistenden in den Pflegeberufen genannt: Krankenhäuser, Behinderten- und Altersheime (25) wobei im Beilagentext nun eine „Pause für die Wehr-Pflicht“ folgt und die ’Berufs-Armee’ (26) – natürlich ohne Darstellung der historischen Rahmenbedingungen.

Erst mit dem Fall der Mauer von 1989, dem Ende der alten Sowjetunion oder vielleicht auch durch die konstanten Proteste der Deutschen Friedensbewegung in diesem „wind of change“ (26) fiel 2011 endlich die allgemeine Wehrpflicht, zumal die Ablehnung der Deutschen „Krieg als Mittel der Politik“ zu akzeptieren, ungebrochen bei/über 90% lag und die Bereitschaft der Jugendlichen sich ggf. freiwillig im Krieg erschießen zu lassen, ins bodenlose fiel. Auch, dass die Wehrpflicht primär wegen einer finanziellen Entlastung des Staatsetats von 8,5 Mrd. Euro ausgesetzt wurde, bleibt argumentativ unerwähnt (Vgl.: Seite 2: Warum gibt es eine Pause?) Dass heute die Bundesrepublik Deutschland nur von Freundstaaten umgeben und Teil der sich integrierenden Europäischen Union ist, weswegen der Ex-Verteidigungsminister von Guttenberg (CSU) gar eine Reduktion der Bundeswehr auf 50 000 oder gar auf nur 30 000 Soldaten vorsah (28), wird ebenfalls nicht thematisiert. Warum auch? Es gibt „verschiedene Gründe“ für die Pause heißt es zwar (Seite 2 , linke Spalte), doch ’dem Leichten Deutsch’ ist eine einfache Sacherklärung nicht möglich! „Mit jedem Jahr wurden weniger (sic!) zur Bundes-Wehr geholt.“ Mit der ernüchternden dann folgenden Konsequenz des Jahres 2011: „Die ’Wehr-Pflicht’ macht eine Pause.“ (Seite 2 , rechte Spalte), wohl, „da der Berg sie gerufen hatte!“ In der deutschen Dichtung sind ’Personifikationen’ als literarische, rhetorische Figur sehr beliebt, zumal ’Helden’ stets auf dem „Feld der Ehre“ fallen.

Dass die Aufnahme von ’Russland’ nach den 1997 geschlossenen Verträgen von Paris in die NATO scheiterte, nachdem US-Außenminister Warren Christopher diese schon 1993 in Moskau vorgeschlagen hatte (29) und obwohl der neue Präsident der Russischen Förderation Wladimir Putin im deutschen Bundestag unter großem Beifall aller Fraktionen seine Kooperation anbot, ist ebenfalls den kriegstreibenden ’Falken’ in den konservativen politischen Parteien zu schulden. Der aktuelle Bestseller ’Not one inch’in der deutschen Version „Nicht einen Schritt weiter nach Osten“ von Mary Elise Sarotte (30), Inhaberin eines Lehrstuhles an der amerikanischen John Hopkins Universität im Fach Geschichte, belegt ausführlich das politische Versagen der Westeliten, deren ignorantes Handeln gegenüber den russischen Sicherheitsinteressen dann in den aktuellen Krieg um die Ukraine führte.

Die These der Autoren es gäbe „Zu wenig Soldaten“ wird mit der Forderung eines Armeeaufbaues von 200 000 Soldaten bis zum Jahr 2031 in den Raum gestellt (Seite 2, rechte Spalte) und begründet der mit dem Angriff „Russlands auf die Ukraine“ (Seite 3, linke Spalte). Auch die bekannte FakeNews, dass Soldaten „ihr Land beschützen“ würden, wird argumentativ ausgepackt (Seite 3, linke Spalte). Die Kriege der deutschen Vergangenheit wie die der aktuellen Gegenwart zeigen nur, dass Soldaten stets von ihren Führungseliten zum Überfall in fremde Länder missbraucht werden. Die ’ewig Gestrigen’, die vom ’militärisch-industriellen Komplex’ Unterstützten, wie beispielsweise die der jährlichen Münchner Sicherheitskonferenz, erfinden für die jeweils heranwachsende, unwissende neue Generation Ablenkungsargumente, so wie es die breite Öffentlichkeit der BRD ab 2001 mit dem verlogenen Krieg von Afghanistan erleben und erleiden musste. Die Deutschen und die Bundeswehr, also ’wir’, führen ja auch keine Kriege mehr, sondern wir „helfen“ nach dem bekannten „Brunnenbohren“, bei der „Verteidigung von Frauenrechten“ oder „verteidigen“ die „Deutsche Freiheit“ am Hindukusch, im Kongo oder Mali“ und „schützen“ seit 2022 nun das ukrainische Recht, eine ’eigene Nation’ zu haben! Dass es anzustrebendes politisches Ziel ist, mit der republikanisch-demokatisch-freiheitlichen Europäischen Union den ’Nationalstaat’ als Organisationskonzept zu überwinden, um so im 21 Jahrhundert bestehen zu können, wird von den ’christlichen’ Propagandisten ausgeblendet.

Längst pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass die NATO-Osterweiterung ein riesiger Vertrauensbruch gegenüber von ’Russland’ war, ebenso wie der Ausbau von militärischen Einrichtungen entlang des russischen Territoriums. Die nach 1989 zunächst feindbildlose NATO hat sich von einem Verteidigungsbündnis in ein Angriffsbündnis verwandelt. Ohne UNO-Mandat wurden illegale Kriege geführt, in Jugoslawien, dann in Afghanistan, im Irak, in Libyen und endlich Syrien (31). Und wir (?) haben mehr oder weniger mitgekämpft!

Der so geschaffene ’Neusprech’ dieses naiven Textbeitrages ’Wehr-pflicht’, bei Ausblendung der wichtigsten historischen Fakten, aller anderen gesamtgesellschaftlicher Faktoren wie auch den ökonomischen Produktionszusammenhängen einer komplexen Industriegesellschaft, demaskiert die Autoren mit ihrem Beitrag ’Wehrpflicht’ als bewussten Manipulationsversuch. Die von der Regierungsbank her propagierte ’Zeitenwende’ findet mediale Unterstützung mit diesem Extrablatt in ’Leichter Umdeutungs-Argumentation’, wobei die formulierte ’Pflicht zur Wehr’ letztendlich Krieg als ’ultima ratio’ wieder gesellschaftsfähig machen soll. Die Grundfarbe dieser bunt gemalten Publikation in vereinfachter Sprache ist trotz der Aussage „Pflicht ist nicht in Ordnung“ (Seite 4, linke Spalte) und „Darüber diskutieren Politiker und Fach-Leute im Moment “ (Seite 4, rechte Spalte) deutlich zu braun!

Anmerkungen:

1 ’Migrant’ Lehnwort aus der lateinischen Sprache von „migratio, migrationis“ : dt.: Wanderung, Auswanderung, Umzug. Es gibt deshalb Einwanderer (Immigrant) oder den Auswanderer (Emigrant). Die Geschichte der Menschheit ist die Geschichte unentwegter Migration. Siehe auch: de.wikipedia.org/wiki/Ausbreitung_des_Menschen

2 Wie ein Stempel befindet sich der Imperativ „leicht erklärt!“ stets auf der linken Seite des Extrablattes der Beilage „Informationen in Leichter Sprache“ in: Das Parlament

3 Vgl.: Das Impressum befindet sich untern auf der letzten Seite (Seite 4) des Extrablattes: Kontakt: Bastian Ludwig; info@nachrichtenwerk.de

4 ’Denglisch’: eng.: Kids & Oldies dt.: Kinder und Erwachsene

5 Siehe: DUDEN Bedeutungswörterbuch, Duden Band 10, Mannheim 1970, S.411, Erklärungen zu „leicht“

6 Vgl.: google.com/search?client=firefox-b&sca_esv=601771759&q=leichtes+Mädchen&sa= X&ved =2ahUKEwjP54mU4vuDAxW37rsIHRpwAxIQ7xZ6BAgMEAE

7 Im berühmten Roman ’1984’ von George Orwell existiert eigens ein Sprachministerium mit der Aufgabe kontinuierlicher Sprachreduktion, um durch abnehmenden Wortschatz den Menschen die Ausdrucksmöglichkeit, damit ihre Denkfähigkeit und endlich ihren Widerstandsgeist gegen die autoritäre Regierung zu nehmen. Die Parallele zum im Buch von Orwell so benannten ’Neusprech’ oder in Englisch ’newspeak’ zu „einer sprachpolitisch umgestalteten Sprache“ wie der sogenannten ’Leichten Sprache’ ist allzu offensichtlich. Siehe auch: wikipedia.org/wiki/Neusprech

8 Vgl.: wikipedia.org/wiki/Leichte_Sprache

9 „So gibt sowohl der Verein Netzwerk Leichte Sprache e.V. als auch die Deutsche Gesellschaft für Leichte Sprache und die Forschungsstelle Leichte Sprache der Stiftung Universität Hildesheim ein Regelwerk heraus. Derzeit arbeitet auch ein DIN-SPEC-Konsortium an einem weiteren Regelwerk für Leichte Sprache. Die Regelwerke umfassen neben Sprachnormen auch Rechtschreibregeln sowie Empfehlungen zu Typografie und Mediengebrauch“: Vgl.: wikipedia.org/wiki/Leichte_Sprache

10 Siehe die Ausgabe Nr. 245 der Informationen in Leichter Sprache; Beilage zu Das Parlament Nr. 4-5 vom 20. Januar 2024 zum Thema: ’Wehr-Pflicht’

Teil 2:

11 Siehe das Titelblatt, Seite 1

12 Ebda.: S. 1: als Bildnachweis wird angegeben: picture alliance/dpa/ Bernd Wüstneck

13 Ein Piktogramm (das), ist ein „formelhaftes graphisches Symbol mit international festgelegter Bedeutung“ aus: DUDEN Fremdwörterbuch; Der Große Duden, Band 5, S.564; In diese Ausgabe ’Wehr-Pflicht’ sind 19 Piktogramme integriert mit dem Verweis auf: Picto-Selector

14 Siehe Seite 2, linke Spalte: „Pause für die Wehr-Pflicht“, erste Zeile

15 Ebda. Seite 1, linke Spalte

16 Gemeint ist hier der Religionsstifter der christlichen Lehre: Jesus Christus

17 Eine ausführliche Darstellung des „Ringens“ um die Remilitarisierung der jungen BRD und die Position der Deutschen sowie die Politik des Bundeskanzlers Konrad Adenauer erfolgt bei: ENGELMANN, Bernd: Wir sind wieder wer, München 1981; vergleiche beispielsweise zu Konrad Adenauer: wikipedia.org/wiki/Konrad_Adenauer

18 Siehe: Grundgesetz für die BRD, Artikel 4: Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit, Abschnitt 3: „Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz.“

19 Die Meinungsumfrage von DER SPIEGEL aus dem Jahr 1950 ergab bei 33 000 Befragten: „85,1 % wollten nicht Soldat werden; 60,8% waren gegen die Aufstellung von Freiwilligen Verbänden; 82,6 % waren gegen eine ’Allgemeine Wehrpflicht’; einen Beitritt zur NATO lehnten 81,5% der Befragten ab“… aus: ENGELMANN, Bernt: Wie wir wurden was wir sind, München 1980, S. 300

20 Siehe beispielsweise: wikipedia.org/wiki/Wehrpflicht_in_Deutschland; wikipedia.org/ wiki/Geschichte_der_Bundeswehr

21 Siehe hierzu auch: HÖRSTEL, Christoph: Sprengsatz Afghanistan. Die Bundeswehr in tödlicher Mission, München 2007; GANSER, Daniele: Der illegale Krieg gegen Afghanistan, in: ders.: Illegale Kriege Wie die NATO-Länder die UNO sabotieren. Eine Chronik von Kuba bis Syrien, Zürich 2019, S.187-205

22 Siehe: GANSER, Daniele: Der illegale Krieg gegen Afghanistan, in: ders.: Illegale Kriege Wie die NATO-Länder die UNO sabotieren. Eine Chronik von Kuba bis Syrien, Zürich 2019, S. 205.

23 Beilage zu Das Parlament Nr. 4-5 vom 20. Januar 2024 zum Thema: ’Wehr-pflicht’; Seite 1, rechte Spalte

24 engl.: “I want you!” dt.: Ich will Dich! Ein Satz in Befehlsform! Berühmtes Rekrutierungsplakat der USA für den Militärdienst; siehe auch: de.wikipedia.org/wiki/Uncle_Sam

25 Siehe Seite 2, Spalte 1, oben. Die Wegfall der freiwilligen Ersatzdienstleitenden und die eher schlechte Bezahlung des Pflegepersonals wurde im kapitalistischen System der Freien Sozialen Marktwirtschaft zum „großen Bumerang“ während der Corona-Pandemie….“Pecunia erat omen!“ (Freie Übersetzung der lateinischen Vorlage: die Bezahlung war das Vorzeichen für den kommenden Mangel an Pflegepersonal)

26 Vgl. Seite 2 oben, linke Spalte sowie rechte Spalte

27 Berühmtes Lied der deutschen Rockband Scorpions; siehe auch: wikipedia.org/wiki/Wind _of_Change

28 Siehe: de.wikipedia.org/wiki/Karl-Theodor_zu_Guttenberg

29 Siehe: SCHMELJOW, Boris A.: Ist Russlands Nein endgültig?, in: NATO-Osterweiterung, Neue Mitglieder für ein altes Bündnis? (WeltTrends Nr. 10) 1996, Seite 71-80; ders.: Seite 74

30 Siehe: SAROTTE, Mary Elise: Nicht einen Schritt weiter nach Osten. Amerika, Russland und die wahre Geschichte der NATO-Osterweiterung, München 2023

31 Vgl. GANSER, 2017, S. 254

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’Leichte Mädels’ gibt es! Mit der Wortschöpfung ’leichte Sprache’ schleicht sich jedoch ’schwere’ Manipulation’ ein, wie es die Beilage ’Wehr-Pflicht’ in Das Parlament zeigt!

Erstellt von Redaktion am 8. Februar 2024

 

 

Leichte Mädels’ gibt es! Mit der Wortschöpfung ’leichte Sprache’ schleicht sich jedoch ’schwere’ Manipulation’ ein, wie es die Beilage ’Wehr-Pflicht’ in Das Parlament zeigt!

Von Dr. Nikolaus Götz, Saarbrücken

Erster Teil: die ’leichte Sprache’ ist keine Erleichterung

Eigentlich ist ’Das Parlament’ eine seriöse Zeitung, in der die im ’Deutschen Bundestag’ gehaltenen Reden aller Bundestagsabgeordneten wortwörtlich abgedruckt und sehr kostengünstig einer breiten, an Politik interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dieses Informationsblatt erscheint wöchentlich, wobei als neutraler Herausgeber der Verwaltungsapparat des Deutschen Bundestages fungiert. Zudem liegt dieser Zeitung die wissenschaftlich gehaltene Fachzeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“ (ApuZ) bei, deren Beitragstexte mit unterschiedlicher politischer Schwerpunktsetzung auf hohem anspruchsvollem Sprachniveau dem interessierten Leser profundes Fachwissen zur Politik aus unterschiedlichen Blickwinkeln vermitteln sollen. Doch ebenso werden die weniger akademisch Gebildeten durch ’Das Parlament’ nicht übergangen. Ansprechpartner sind dabei Schüler, Auszubildende und Studenten oder Leser mit geringer, gar geringerer deutscher Sprachkompetenz. Dazu gehören auch die der deutschen Sprache noch nicht mächtigen ’Migranten’ (1). Für diese breite Lesergruppe wurde ein Extrablatt entwickelt, das politische Wissensvermittlung zu den kontroversen Aspekten der deutschen Politik in „leicht erklärt“-er Form (2) erreichen will.

Genau im Mittelteil der Zeitung sind nämlich diese „Informationen in Leichter Sprache“ zu finden, die jedoch jeden engagierten und auf Normschrift und ’Gutes Deutsch’ getrimmten Sprachlehrer erzürnen lassen! Das Dreierteam vom „NachrichtenWerk“ der Bürgerstiftung „antonius“ „gemeinsam Mensch“, so die Angaben des Impressums (3), schafft es wöchentlich, die deutsche Bildungskatastrophe in den Elementarschulen zu verdeutlichen. Ignorant und kritikresistent, doch hoch entlohnt von der schweigenden Parteienmehrheit des Bundestages, schaffen es die Texter mit ihrer normfehlerschwangeren Beilage, die eigentlich als „schwer“ bekannte „deutsche Sprache“ zu verunstalten und noch unter das den Deutschen verblödende Sprachniveau der BILD-Zeitung zu bringen. Warum sollen deutsche ABC-Schützen noch Normrechtschreibung erlernen und ihren Wortschatz über das bekannte Basisvokabular erweitern, gar Fremdsprachen wie Latein, Englisch oder Französisch pauken? Schreibt in ’Leichter Sprache’ und redet, wie der Schnabel gewachsen ist! Das anzustrebende Lernziel um die Ausweitung der Schreib- wie Ausdruckfähigkeit der Kids & Oldies (4), diese niemals endende Schlacht um Worte, diese neudeutsche ’never ending battle of words’, um die Verbesserung der eigenen Muttersprache, ist auf allen Kanälen des Deutschen Fernsehens scheinbar ebenso schon verloren wie in dieser Beilage mit einer sogenannten ’Leichten Sprache’!

Die fünf Bedeutungsebenen des Wortes „leicht“ können bei den für die deutsche Sprache wie deren Rechtschreibung normgebenden Autoren des DUDEN nachgelesen werden (5). Primäre und damit erste Bedeutung von ’leicht’ ist natürlich die Vorstellung von „geringem Gewicht habend“, im Gegensatz also zum Bedeutungsgegenteil des Wortes „nicht schwer [zu tragen]“., oder zu ertragen wie die „leichte Musik“ Dann erst folgen die synonymen Wortbedeutungen 2) ’bekömmlich’ bei „leichter Speise“ 3) ’geringfügig’ mit einer „leichten Verletzung“ 4) ’keine Schwierigkeiten bereitend, mühelos’ wie bei „leichte Arbeit“ und abschließend die adverbiale Bedeutung „er wird leicht böse“ ’beim geringsten Anlass’ oder ’schnell’. Die allseits bekannte Wortbedeutung vom ’leichten Mädel’ oder ’leichten Mädchen’ wurde vom DUDEN jedoch ausgeblendet oder mit Absicht wegen den Wächterinnen über die deutsche Sprache aus der Emanzipationsbewegung weggelassen. Heute belegt ’google’ diese wortreiche Bedeutungseben eines „leichten“ Mädchens mit: „(moralisch) verkommen, (sittlich) verwahrlost, lasterhaft, liederlich, sittenlos, sündig, verderbt, verdorben, verrucht, verworfen, versaut; umgangsprachlich werden als Synonyme angeführt: Betthupferl, Betthäschen, Sexpüppchen“(6).

Für die deutsche Sprache müsste also für die Wortverbindung ’leicht’ mit ’Sprache’ als „Leichte Sprache“ die vom DUDEN genannte vierte Wortbedeutung ’einfach’ herangezogen werden. Logischerweise heißt im gängigen Deutsch der deutschen Standardsprache das Gegenteil von ’schwerer Sprache’ eben ’einfache Sprache’. Der kurze Blick in ’Nachbarsprachen’ wie das Englische belegt dort das Wort mit ’“easy“ oder „simple“, in der französischen Sprache mit „facile“ oder „simple“ im Italienischen mit „facile“ und ebenfalls „semplice“, wobei als adäquate Übersetzung in der Wortkombination Sprache jeweils ’einfach’’ anzugeben wäre. Somit ist die eigentlich als „falsch“ überführte Wortkombination ein sogenannter Neologismus, eine Wortneuschöpfung. Sprachpuristen können sich zu Recht ereifern, Linguisten wissen aber, dass Sprachnormen stets von den Sprechern, den ’native speakern’ gemacht werden. Wenn alle also ’falsch’ sprechen, ist die Wortwahl endlich ’richtig’. Zu bedauern ist, dass beim offensichtlichen ’Neusprech’ (7) dieser Sprachleerer nicht die Wortkombination ’vereinfachte Sprache’ Verwendung findet, zumal diese Benennung keinen Widerspruch gegen das Sprachempfinden eines durch die Werke von Goethe, Schiller oder Böll und Grass beeinflussten Deutschen auslösen würde.

Doch was, so gilt es zu hinterfragen, ist an deren ’Leichter Sprache’ leicht? ’Sprache’ ist eine „lautliche Artikulation“ des Menschen, die mittels ’Schrift’ graphisch fixiert werden kann. Der zu Rate gezogene Definitionsversuch aus dem Universallexikon WIKIPEDIA ist eher bescheiden, wenn zu lesen ist: „Leichte Sprache ist eine speziell geregelte, einfache Sprache.“ (8) Okay WIKIPEDIA und merci! Sofort stellen sich die Fragen: Welche Regeln gibt es? Und was ist bei der angestrebten Reduktion „sprachlich“ einfach oder einfacher? Solche sogenannte ’einfache’ Regeln müssen vom Reduktor zunächst entwickelt, dann auf ein ausgewähltes Vokabular übertragen und endlich von einem Anwender auch erlernt werden. Wen verwundert es also, dass jetzt von den Machern der ’Leichten Sprache’ versucht wird für ihr behauptet ’einfacheres’ Deutsch einerseits die Rechtschreibung zu „vereinfachen“ und andererseits ein abgespecktes ’Basisvokabular’ aufzustellen – wobei es bekannter Weise für Deutschland keine zentrale Normierungszentrale gibt. Entsprechend groß ist das babylonische Sprachchaos der Leichtsprecher, deren Sprachknoten (9) wohl auf die schnelle Lösung durch ’Alexander den Leichthauer’ wartet! Hier grüßt alle Leicht-Neusprech-Entwickler noch herzlich die Erinnerung an die Diskussionen um die Umsetzung der letzten großen deutschen Rechtschreibreform des Jahres 2006! Doch Leichtsprecher lernen nur schwer oder sind unbelehrbar, zumal wenn sie damit Geld verdienen können.

Doch das Schreiben eines Textes stellt den Autor nicht nur vor das Problem der sprachlichen Textrealisation, sondern auch stets vor seine inhaltliche Gestaltung. Diese wiederum ist nicht nur vom individuellen Fachwissen des Autors abhängig, weiter vom Abhängigkeitsverhältnis zum Auftrags- oder Arbeitgeber, dann von den anzusprechenden Rezipienten, sondern endlich auch von der ausgewählten Textgattung. Ein umfangreiches Buch bietet mehr Darstellungsraum als ein kurzes Flugblatt. Vor diesen alltäglichen Schwierigkeiten einer Textedition steht auch das Verfasserkollektiv des Extrablattes ’Wehr-pflicht’ in seiner Leichtbauweise, wobei deren Text auf vier A3 Seiten, mit je zwei Spalten präsentiert wird (10).

Zweiter Teil: von ’leichter’ Sprache zur schwerer Manipulation bei der ’Wehr-Pflicht’

(Fortsetzung folgt)

Anmerkungen:

1 ’Migrant’ Lehnwort aus der lateinischen Sprache von „migratio, migrationis“ : dt.: Wanderung, Auswanderung, Umzug. Es gibt deshalb Einwanderer (Immigrant) oder den Auswanderer (Emigrant). Die Geschichte der Menschheit ist die Geschichte unentwegter Migration. Siehe auch: de.wikipedia.org/wiki/Ausbreitung_des_Menschen

2 Wie ein Stempel befindet sich der Imperativ „leicht erklärt!“ stets auf der linken Seite des Extrablattes der Beilage „Informationen in Leichter Sprache“ in: Das Parlament

3 Vgl.: Das Impressum befindet sich untern auf der letzten Seite (Seite 4) des Extrablattes: Kontakt: Bastian Ludwig; info@nachrichtenwerk.de

4 ’Denglisch’: eng.: Kids & Oldies dt.: Kinder und Erwachsene

5 Siehe: DUDEN Bedeutungswörterbuch, Duden Band 10, Mannheim 1970, S.411, Erklärungen zu „leicht“

6 Vgl.: google.com/search?client=firefox-b&sca_esv=601771759&q=leichtes+Mädchen&sa= X&ved =2ahUKEwjP54mU4vuDAxW37rsIHRpwAxIQ7xZ6BAgMEAE

7 Im berühmten Roman ’1984’ von George Orwell existiert eigens ein Sprachministerium mit der Aufgabe kontinuierlicher Sprachreduktion, um durch abnehmenden Wortschatz den Menschen die Ausdrucksmöglichkeit, damit ihre Denkfähigkeit und endlich ihren Widerstandsgeist gegen die autoritäre Regierung zu nehmen. Die Parallele zum im Buch von Orwell so benannten ’Neusprech’ oder in Englisch ’newspeak’ zu „einer sprachpolitisch umgestalteten Sprache“ wie der sogenannten ’Leichten Sprache’ ist allzu offensichtlich. Siehe auch: wikipedia.org/wiki/Neusprech.

8 Vgl.: wikipedia.org/wiki/Leichte_Sprache

9 „So gibt sowohl der Verein Netzwerk Leichte Sprache e.V. als auch die Deutsche Gesellschaft für Leichte Sprache und die Forschungsstelle Leichte Sprache der Stiftung Universität Hildesheim ein Regelwerk heraus. Derzeit arbeitet auch ein DIN-SPEC-Konsortium an einem weiteren Regelwerk für Leichte Sprache. Die Regelwerke umfassen neben Sprachnormen auch Rechtschreibregeln sowie Empfehlungen zu Typografie und Mediengebrauch“: Vgl.: wikipedia.org/wiki/Leichte_Sprache

10 Siehe die Ausgabe Nr. 245 der Informationen in Leichter Sprache; Beilage zu Das Parlament Nr. 4-5 vom 20. Januar 2024 zum Thema: ’Wehr-pflicht’.

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Kriegshaushalt – Bundestag beschließt Haushalt 2024 (Von Junge Welt)

Erstellt von Redaktion am 6. Februar 2024

 

Kommentar  Von Sevim Dagdelen

 

Bei den Armen wird weiter gekürzt, doch für die Armee gibt’s weitere Milliarden

(Universität der Bundeswehr Hamburg, 24.1.2024)

Verteidigungsminister Boris Pistorius ist vor einem Jahr angetreten,

Bundeswehr und Gesellschaft »kriegstüchtig« zu machen.

Der im Bundestag verabschiedete Haushalt der Ampelregierung für das Jahr 2024

ist die in Geld gegossene Handlungsmaxime in Richtung Krieg.

 

Bildung, Bahn und Bau – überall kürzen SPD, Grüne und FDP.

Bei Rentnern wird gestrichen, bei der Gesundheit, beim Müttergenesungswerk und der Jugendhilfe.

Die Bauern müssen mehr für ihren Agrardiesel zahlen, der Strom wird teurer gemacht.

Bei Armee und Aufrüstung aber buttert die Ampel richtig drauf.

Von den Gesamtausgaben in Höhe von 477 Milliarden Euro in diesem Jahr

geht fast jeder fünfte Euro in Waffen und Militär. Finanziert auch mit Kriegskrediten.

Rund 90 Milliarden Euro, mehr als je zuvor seit 1945.

 

Mit dabei die neuen Waffengeschenke an die Ukraine für den US-Stellvertreterkrieg,

die auf acht Milliarden Euro verdoppelt wurden. Bezahlt wird mit Elend und Armut hier.

 

Die Ampel hat sich dem Aufbau militärischer Stärke verschrieben, meldet »Führungswillen« an,

sieht sich in einer »Führungsverantwortung« und erhebt nicht nur innerhalb der EU,

sondern auch für die NATO Anspruch auf eine »gestaltende Rolle«.

Für die baltischen Staaten spielt man Schutzmacht.

Die von Lettland geplanten Massenausweisungen von Russen scheinen da kein Hinderungsgrund. Im Gegenteil. Deutschland soll an die vorderste Front. Russenhass ist offenbar willkommene Legitimation.

Eine Regierungspolitik als Geisterfahrt in die deutsche Geschichte.

Beim laufenden Großmanöver »Steadfast Defender« proben Bundeswehr und NATO-Verbündete gerade mit 90.000 Soldaten einen umfassenden Krieg mit Russland. In Brüssel boxt Kanzler Scholz 50 Milliarden Euro Wirtschaftshilfen für die Ukraine durch, wovon zwölf Milliarden die deutschen Steuerzahler berappen müssen, und mahnt weitere Aufstockungen bei den Waffenlieferungen an Kiew an. So soll der finanzielle Rückzug der USA kompensiert werden.

Wie in den Verteidigungspolitischen Richtlinien von etwaigen Verhandlungslösungen und Deeskalation nicht die Rede ist, so will die Ampel von Diplomatie für ein Ende der Kriege in der Ukraine und in Gaza nichts wissen. Die Etats für humanitäre Hilfe und Krisenprävention sind noch dazu zusammengestrichen. In den zehn Jahren seit Beginn des Ukraine-Konflikts mit dem US-­finanzierten Maidan-Putsch 2014 sind die deutschen Militärausgaben fast verdreifacht worden. Finanzminister Christian Lindner hat bereits angekündigt, dass es bei diesen Rekordausgaben für Waffen und Militär auch langfristig bleiben wird.

Die Bevölkerung muss für den Kriegshaushalt des Kabinetts der Katastrophen bluten. Immer mehr Menschen fragen zu Recht: wie lange noch? Und immer mehr hoffen, nicht mehr allzu lange.

Quelle:

https://www.jungewelt.de/artikel/468553.kriegshaushalt.html

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Das Berliner Kriegskabinett: auf Beutezug

Erstellt von Redaktion am 27. Januar 2024

 

Das Berliner Kriegskabinett: auf Beutezug

 

Tagesschau & Co. fragen nicht, warum Deutschland den Krieg in der Ukraine verlängert –
Die Absichten hinter Merkels Friedensverrat gelten fort und sollen den Wähler nicht
erschüttern

Von Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam

Mal ehrlich: Wussten Sie, dass Großbritannien, obwohl auf Seiten der Sieger, noch im
Dezember 2006 Kriegskredite aus der Zeit des II. Weltkriegs an die USA zurückzahlte?1
Kriege werden – eine Binsenweisheit – nicht aus hehren idealistischen Gründen geführt,
sondern vorrangig aus ökonomischen Interessen. Auch unserem Berliner Kriegskabinett
geht es nicht um Freiheit und Demokratie der Ukrainer, sondern um reiche Beute in
deren Land: um Zugriff auf immense Bodenschätze, unter anderem Lithium. Übrigens:
Deutschland wird derzeit selbst von der Siegermacht USA besonders stramm gemolken
(als US-Vasall2,3,4, als Netto-Verlust-Träger der US-Sanktionen5, als Nord Stream-
Geschädigter6; die bekannten 100 Millionen Euro Tribut pro Jahr zur Finanzierung der
hiesigen US-Garnisonen7, 8 sind Peanuts dagegen). Aber das steht auf einem anderen Blatt.
ARD-Tagesschau, ZDF-heute und Deutschlandradio-Nachrichten schert es nicht, aus
welch tatsächlichen Gründen die Bundesregierung Geld, Waffen, informationelle und
logistische Hilfe in die Ukraine pumpt – bis dato mindestens 30 Milliarden Euro (indirekte
Kosten wie die Flüchtlingsaufnahme nicht gerechnet). Profunde Kenntnis der
Bundesbürger von den politikleitenden Interessen an der deutschen Kriegsbeteiligung
ergäbe mit Sicherheit ein anderes, qualifizierteres Meinungsbild dazu, als es die
Tagesschau in ihrem „Deutschlandtrend“ vermittelt9: 31 Prozent halten die deutschen
Waffenlieferungen an die Ukraine für angemessen, 25 Prozent gehen sie nicht weit genug;
eine deutliche Mehrheit ist also für massiven Waffenexport ins Kriegsgebiet.
Dass sich die Bundesregierung nicht nur als gefügiger US-Vasall, sondern auch aus
eigenen Stücken, im kommerziellen Interesse ihrer (Rüstungs-)Wirtschaft, zur
Kriegspartei machte, spielt im Diskurs über den Ukraine-Krieg leider keine Rolle. („Wir
müssen doch den armen Menschen dort helfen“10).

Keiner fragt nach
Ungerührt vom massenhaften Sterben auf dem „Schlachtfeld“ schiebt unser Berliner
politisches Funktionsmobiliar weitere Milliarden in die Ukraine. Ungestört von den
„Qualitätsmedien“, unbeeindruckt von der impotenten „Vierte Gewalt“-Täterin
Tagesschau und deren öffentlich-rechtlichen Komplizen. Kritische Nachfrage nach den
wahren Kriegsgründen? Fehlanzeige, obwohl sich die Lage zuhause längst als
hochexplosiv erweist: Die Schuldenbremse versagt, die Verbraucherpreise explodieren,
Geld für den geordneten Unterhalt und Ausbau der Infrastruktur fehlt. Massiver
Sozialabbau droht, das Renten-, Bildungs- und Transportsystem, die Gesundheits- und die
Energieversorgung sind in Gefahr. Ganze Wirtschaftsbereiche werden plattgemacht,
Bauern rebellieren, das Bruttosozialprodukt schrumpft bedrohlich11, die Produktivität der
Beschäftigten sinkt.12 Die kaltschnäuzige Reaktion darauf:
Die Bundesregierung verdoppelt die Militärhilfe für die Ukraine. Wie das ARD-
Hauptstadtstudio aus Kreisen des Haushaltsausschusses erfuhr, einigte sich die
Ampelkoalition darauf, die Unterstützung von vier auf acht Milliarden Euro
aufzustocken.13


Niemand, schon gar nicht das ARD-Hauptstadtstudio, riskiert konsequent die Frage:

Was sind die Motive und Ziele dieser desaströsen Politik, die die eigene, die deutsche Bevölkerung sehenden Auges ins Unglück stürzt, während sie das korrupte14, neonazistische15, autoritäre16 System in der Ukraine immer noch mit Milliardenbeträgen päppelt?

Obwohl Kiews antidemokratisches Regime vor dem Zusammenbruch und einer verheerenden militärischen Niederlage steht? An den demagogischen Schwachsinn, dass Putin sich Westeuropa militärisch vornehme, wenn er erst einmal die Ukraine besiegt habe17, glauben doch weder Agnes-Marie Strack-Zimmermann noch Boris Pistorius, sondern allenfalls Annalena Baerbock und der dauerbeleidigte, weil nur Beinahe-Landwirtschaftsminister Anton Hofreiter. Sogar der Russenfresser und Polit-Scharfmacher Michael Roth (SPD), einst gar Staatsminister und derzeit immerhin noch Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, beklagte die Wissenslücke im hiesigen Diskurs: Die Debatte über die Beweggründe und Ziele der deutschen Einmischung in den Ukraine-Konflikt komme zu kurz. Es gehe doch nicht um Nächstenliebe, sondern um „deutsche und europäische Interessen“.18


Welche denn konkret, werter Herr Ex-Staatssekretär? Welches Interesse sollten einfache
deutsche und andere westeuropäische Mitbürger an der Fortführung des schrecklichen
Gemetzels in der Ukraine haben, an dem sich die Plutokraten der westlichen Welt gerade
dumm und dämlich verdienen? Was wohl bewog den Wirtschaftsminister Habeck, in
Davos für Investitionen in der Ukraine zu werben und staatliche Sicherheitsgarantien
dafür zu versprechen? Die seien „… ein ungeheuer erfolgreicher Schritt, der zeigt, dass wir daran glauben und darauf vertrauen, dass die Ukraine diese schwierige Situation erfolgreich besteht, aber auch, dass deutsche Unternehmen in die Ukraine investieren werden.“ 19, 20
Warum wohl sollten/wollen deutsche Unternehmen in der Ukraine investieren? Sage
bitte niemand: „Um dort Arbeitsplätze zu schaffen“.


Kungeln mit Milliardären
Selbst die Tagesschau-Sendung „Wirtschaft vor acht“ lässt wissen, dass die Geschicke der
Welt nicht das Ergebnis transparenter demokratischer Entscheidungsprozesse gemäß
Volkes Willen sind, sondern dass „die Lenker der Wirtschaft“ im Hinterzimmer darüber
befinden:
„Alljährlich treffen sich die Spitzen von Staaten, die Lenker der Wirtschaft und
sonstige wichtige Persönlichkeiten in den Schweizer Bergen, um die Weltlage zu
besprechen … Davos (ist) mehr als eine Ansammlung von Vorträgen und Meinungsaustausch,
sondern … der Ort der Vier-Augen-Gespräche (sic!) im ganz kleinen Kreis (sic!) …“21
Mit Namen und konkreten Fakten kann ARD-Moderator Markus Gürne hier natürlich
nicht dienen. Dass es neben dem „Weltwirtschaftsgipfel“ in Davos auch noch die
geheimen Treffen der „Bilderberger“ und der „Trilateralen Kommission“ gibt, auf denen
sich die Spitzenpolitiker der Welt von den Multimilliardären „beraten“ lassen22, sei hier
nur der Vollständigkeit halber erwähnt; für die Tagesschau sind sie ja nie und nimmer
von nachrichtlichem Interesse.
Unser Thema bleibt das kommerzielle Interesse, das der kollektive Westen mit seiner
Kriegsteilnahme in der Ukraine und mit seinem Wirtschaftskrieg gegen Russland verfolgt.
Baerbocks Wunsch,
„Russland ruinieren“23, spricht die Problematik nur oberflächlich an.
Er ist so unqualifiziert wie die Verlautbarung des US-Präsidenten Biden, den
demokratisch gewählten Putin stürzen zu wollen.24 Russlands Bevölkerung hat längst
verstanden: Der kollektive Westen ist auf Unterwerfung ihres Landes aus (zu dem auch
die vormals ukrainischen Donbass-Republiken gehören25) und auf das räuberische
Ausbeuten seiner Reichtümer.


Subversive Absichten
Im Westen – nicht nur gelegentlich und auf Stammtischniveau – werden gerne
Vorstellungen von einer „Dekolonialisierung“ Russlands diskutiert, d.h. Zerschlagung in
viele schwache Einzelstaaten. Die lautstärksten Fürsprecher solcher Ideen sind Exil-
Russen, deren infame Lobbyarbeit26 vom Westen politisch unterstützt und von
Abgeordneten des Europäischen Parlamentes sogar materiell gesponsert wird: „
Ich werde auf jeden Fall die Namen dieser 34 Staaten lernen“, hieß es auf einem im Europäischen
Parlament veranstalteten „Forum der Freien Völker Russlands“.
Auch in den westlichen Staats- und Konzernmedien wird die aktive Schwächung
Russlands durch Zerfall diskutiert.27, 28 Dessen Bürger registrieren das sehr aufmerksam. Es
erinnert sie an ihre Erfahrungen mit den Wortbrüchen und der Beutegier des Westens
nach dem Zerfall der Sowjetunion, an ihr Elend in der Jelzin-Ära.


Knallbonbons
Genau darauf aber wirken die heute maßgebenden Sozialdemokraten offenkundig hin.
Bundeskanzler Olaf Scholz:
„Dieser Krieg ist wahrscheinlich so schnell nicht vorbei… (Es ist wichtig), dass wir
lange in der Lage sind, das zu tun, was notwendig ist, (nämlich) die Ukraine weiter
in ihrem Verteidigungskampf zu unterstützen“.29
Pure Maulhurerei, nicht einmal eine andeutungsweise logische Beschreibung der
vorgeblichen „Notwendigkeit“. Scholz behauptet geschichtsfälschend,
„Russland habe 2022 mit seinem Überfall auf die Ukraine ‚alle Verständigung über
Frieden und Sicherheit in Europa aufgekündigt‘.“ 30
Dass Kiew unter maßgeblicher deutscher Anleitung und Mitwirkung (Steinmeiers
trügerischer Deal31, Merkels Minsk-II-Betrug32) schon seit 2014 einen Angriffskrieg gegen
die Ost-Ukraine führte, auf den Putin nach acht Jahren militärisch reagierte, hatte NATO-
Generalsekretär Stoltenberg schon vor einem Jahr preisgegeben. Der Krieg habe nicht erst
am 24. Februar 2022 (Einmarsch russischer Truppen im Donbass) begonnen, sondern:
„Er begann im Jahr 2014“ (im Original auf Englisch: „…
because the war didn’t start in February last year. It started in 2014“).33
Dazu Thomas Mayer, Buchautor und vormals Kampagnenleiter der Schweizer Vollgeld-Initiative:
(Stoltenbergs) „Aussage war ein seltenes Versehen. Als Regel galt die millionenfach
in den westlichen Medien wiederholte Sprachregelung „unprovozierter
völkerrechtswidriger Angriffskrieg“. Das sollte als unumstößliche Tatsache ins
öffentliche Bewusstsein eingebrannt werden … So wurde das Völkerrecht für
Kriegspropaganda missbraucht. Tatsächlich kann der Kriegseintritt Russlands
stringent völkerrechtskonform begründet werden.34
Doch Kanzler Scholz und erst recht die Qualitätsjournalisten der Staats- und
Konzernmedien scheren sich nicht um völkerrechtliche Regeln. Sie ignorieren, dass der
Westen bis zuletzt sämtliche Verständigungsangebote Putins zur Vermeidung eines
Krieges ausgeschlagen hatte.35 Es würde nichts nützen,
sie an den Lehrsatz des
italienischen Philosophen Nicolò Machiavelli zu erinnern:
„Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern, wer dazu
nötigt.“36
Deutschlands Ukraine-Politik ist kriegstreibend. Panzer, Artilleriegeschütze und Raketen
sind Angriffswaffen. Granaten aus deutschen Fabriken schaffen keinen Frieden, sondern
lassen die Leichenberge in der Ukraine wachsen. Die absurde Debatte im Bundestag über
den – am Ende deutlich abgelehnten – Antrag der Unionsfraktion, endlich auch
weitreichende „Taurus“-Raketen an Kiew zu liefern37, beweist allerdings nur, dass die
Befürworter einer rationalen, auf Ausgleich mit Russland bedachten Politik keine
Mehrheit im Reichstag haben.
Die Euromilliarden, die der Kanzler dem korrupten Präsidenten Selenskyj in die weit
geöffneten Taschen schiebt, generieren nicht nur Rekordprofite der deutschen
Rüstungswirtschaft; sie bereichern auch einen Machthaber, der per Gesetz jegliche
Friedensverhandlungen mit Russland verbieten ließ. Einen egomanen
Menschenverächter38, der bereits mit der Sprache, in der er über Russen herzieht
(„Tiere“), seine nazistische Gesinnung demonstriert.39, 40


Kriegswillige
Deutschlands Ziele in der Ukraine bleiben unerklärt. Der Kanzler und sein Kabinett (auch
der vielgepriesene Verteidigungsminister Pistorius) vermeiden sichtlich, sich konkret zu
den Kriegszielen zu äußern. Pistorius räumte zwar ein, dass Deutschland in der Ukraine
„Kriegsbeteiligter“ sei41, (was offensichtlich niemanden in den deutschen
Redaktionsstuben sonderlich aufregte) welche Absichten damit verfolgt werden, sagte
aber auch er nicht. Er betreibt lieber medienwirksame Scharfmacherei:
„Deutschland und seine Verbündeten müssen sich mit der neuen Bedrohungslage
auseinandersetzen. Wir müssen kriegstüchtig werden.“42
So redet eben ein Sozialdemokrat der neuen Generation, dessen Abstand zu Willy Brandts
friedensstiftender Entspannungspolitik ebenso groß ist wie seine Bereitschaft, das
Friedensgebot des Grundgesetzes43 zu missachten und Verfassungsbruch zu organisieren.
Ohne diplomatische Schnörkel redete auch ein CDU-Abgeordneter daher und geriet
damit ins Rampenlicht: Roderich Kiesewetter, Ex-Oberst i.G. (= „im Generalstab“), im
Tagesschau-Video44 (Zitat ab Min. 08‘28“):
„Aber es hat auch eine extrem wirtschaftliche Frage: Wenn die Ukraine zerfällt,
sind die Folgekosten viel größer, als wenn wir jetzt viel stärker reingehen. Und
wenn Europa die Energiewende vollziehen will, braucht es eigene Lithium-
Vorkommen. Die größten Lithium-Vorkommen in Europa liegen im Donezk-
Luhansk-Gebiet … Deswegen will Russland diese auch, um uns abhängig zu
machen von der Energiewende, mit Blick auf Elektromotoren. Also, wir haben
hier auch ganz andere Ziele noch im Hintergrund.“
Der Mann macht kein Hehl daraus, dass deutsche Wirtschaftsinteressen dem Ukraine-
Krieg zugrunde liegen. Es beeindruckt, mit welcher Selbstverständlichkeit er wissen lässt,
dass auch dieser Krieg dem westlichen Kapitalinteresse am Profitmachen dient,
gleichgültig, wie viele Menschen dabei draufgehen.
Das gesamte Tagesschau-Interview ist übrigens ein eindrucksvolles Beispiel für die
Unfähigkeit vieler Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Sie stellen keine
substantiell interessierenden Fragen, sondern beschränken sich auf die Rolle des simplen
Stichwortgebers; sie agieren als animierende Mikrofon-Halter.


Räuberische Gier
Was die westlichen Geldeliten an der Ukraine interessiert und weshalb sie das Land als
lohnendes Ausbeutungsopfer im Blick haben, belegen nicht nur die gierigen Aufkäufe
ihrer Immobilienhaie.45,46,47 Das Wirtschaftsmagazin „
Forbes“ bewertete schon 2005 den
Vorrat an entdeckten Bodenschätzen in der Ukraine mit 7 bis 10 Billionen (!) Dollar.
Inzwischen beläuft er sich auf 14,8 Billionen Dollar.48
Was für ein Pech für die Beutegierigen: 70 Prozent dieses natürlichen Reichtums liegen in
den nunmehr russischen49 Gebieten Donezk, Dnipropetrowsk und Luhansk. Ihr
Schätzwert: etwa 8 Billionen Dollar.
Bekanntlich ist es hierzulande ganz „normal“, einem verabscheuten Konkurrenten die
eigenen (fragwürdigen) Absichten zu unterstellen, besonders, wenn man selbst im
Nachteil ist. Es überrascht also nicht, dass man im Westen behauptet/mutmaßt, dieser
Reichtum habe „Putin zum Einmarsch in die Ukraine motiviert.“ 50, 51
Andersherum wird allerdings eher ein Schuh draus. Der Westen ist scharf auf besagte
Bodenschätze, er braucht sie:
„Europa hat in der Vergangenheit eine beträchtliche Anzahl von Rohstoffen, über
die auch die Ukraine verfügt, aus Russland bezogen – neben Öl, Gas und Kohle
sowie Eisen und Stahl vor allem wichtige Nichteisenmetalle …“ 52
Eingeräumt (und beklagt) wird, dass die hohe Abhängigkeit von metallenen Rohstoffen
(Nickel, Titan, Lithium u.a.) Deutschland als größten westeuropäischen Industriestandort
behindert, seine Entwicklung einer „grünen“ Energiewirtschaft voranzutreiben, weil es
dabei „von autoritär regierten Ländern“ wie Russland und China abhängig sei.


Kaiser ohne Kleider
Tja. Mit den antirussischen Sanktionen haben sich die westeuropäischen Politiklenker ins
eigene Knie geschossen. Den Schmerz, die wirtschaftlichen Folgen, müssen aber wieder
die Bürger ertragen, besonders die von Erwerbsarbeit abhängigen.
Sollte Russland, wie sich abzeichnet, Sieger in diesem Krieg bleiben, wird der
Rohstoffmangel in Westeuropa zu erheblichen Kostensteigerungen führen und
Deutschlands industrielle Wirtschaftskraft weiter schwächen. Sollte wider Erwarten die
Ukraine siegen, wäre das zwar für „unsere“ Wirtschaft gut. Die Ukrainer aber müssen so
oder so für diesen Krieg bezahlen, gleichgültig, wie er endet. Das Land musste bereits jetzt
eine Verdoppelung der Staatsverschuldung hinnehmen (in Relation zum Brutto-
Inlandsprodukt der Jahre 2021 bis 2024): von 48 auf 96 Prozent.53 Die Kosten für einen
Wiederaufbau bleiben hier außer Betracht. Der unschätzbare Verlust an Menschenleben
erst recht.
Möglicherweise, so ein erlaubter Rückschluss, wird auch die Ukraine noch im
Jahrhundert danach Kriegskredite an den Wertewesten abstottern müssen. Ob sie
überhaupt wieder zahlungsfähig wird, ist allerdings eine andere Frage.
Mit seiner Bemerkung im Tagesschau-„Bericht aus Berlin Extra“54 (ab ca. Min. 09‘04“) hat
der unsägliche Unionsabgeordnete Kiesewetter jedenfalls recht:
„Unsere Bürgerinnen und Bürger (verdienten) „mehr Orientierung aus der Politik.
Ein Bundeskanzler könnte deutlich mehr erklären. Er macht es zu wenig.“
Na klar. Andernfalls stünde dieser Kanzler als politischer Prokurist der Kriegsgewinnler
und Profiteure am ukrainischen Massensterben da. Seine „unerträgliche
Schweigsamkeit“55 ist Taktik. Der Durchschnitts-Wähler durchschaut das nicht, denn
seine Tagesschau besorgt ihm ja nur eine Mattscheibe.


Quellen:
1 https://www.welt.de/politik/article705305/Grossbritannien-zahlt-letzte-Rate-seiner-Weltkriegsschulden.html
2 https://www.zdf.de/nachrichten/politik/waffenlieferung-bezahlung-deutschland-ukraine-krieg-100.html
3 https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Allied_Force
4 https://www.bundestag.de/resource/blob/881198/27fd4f597e1d4ee43350aafffc6f9d8c/WD-2-062-21-pdf-
data.pdf
5 https://www.derstandard.de/story/2000070413391/dreistellige-milliardenverluste-durch-russland-
sanktionen-in-europa
6 https://perspektive-online.net/2023/03/nordstream-sprengung-wer-wars-wer-profitiert/
7 https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-05/deutschland-stationierung-nato-soldaten-ausgaben
8 https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/marie-agnes-strack-zimmermann/fragen-antworten/wieviele-
militaerstuetzpunkte-hat-die-usa-aktuell-in-deutschland-wieviele-usa-soldaten-sind-in
9 https://www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend/deutschlandtrend-3412.html
10 https://www.tagesschau.de/spendenkonten/spendenkonten-133.html
11 https://egon-w-kreutzer.de/erwerbstaetigkeit-gestiegen-bip-geschrumpft
12 https://www.businessinsider.de/wirtschaft/produktivitaet-in-deutschland-sinkt-bittere-wahrheit-fuer-
wohlstand-und-arbeitszeiten/
13 https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-krieg-deutschland-militaerhilfe-nato-100.html
14 https://archive.is/PaQmR
15 https://www.jungewelt.de/artikel/461737.krieg-in-der-ukraine-augen-zu-vor-kiews-nazis.html
16 https://weltwoche.ch/daily/wolodymyr-selenskyj-hat-in-der-ukraine-praktisch-alle-parteien-verboten-und-
konzentriert-seine-medienmacht-kritik-im-westen-fehlanzeige/
17 https://www.zerohedge.com/geopolitical/end-war-ukraine-expose-its-core-lie
18 https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/wie-dauerhafte-unterstuetzung-fuer-die-ukraine-
aussehen-koennte,TVkoN28
19 https://www.n-tv.de/ticker/Habeck-hofft-auf-Investitionen-deutscher-Unternehmen-in-Ukraine-
article24665290.html
20 https://www.welt.de/politik/ausland/video249557656/WEF-Statement-von-Wirtschaftsminister-Robert-
Habeck-in-Davos.html
21 https://www.ardmediathek.de/video/wirtschaft-vor-acht/wirtschaft-vor-acht/das-
erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3dpcnRzY2hhZnQgdm9yIGFjaHQvMjAyNC0wMS0xNl8xOS01NS1NRVo
22 https://www.infosperber.ch/politik/welt/die-geheime-macht-der-bilderberg-gruppe/
23 https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-krieg-freitag-101.html#Baerbock-begruesst-
Sanktionen-gegen-Putin-und-Lawrow
24 https://www.tagesschau.de/ausland/biden-rede-polen-101.html
25 https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tagesthemen/video-1254814.html
26 https://meduza.io/feature/2023/02/03/ya-obyazatelno-vyuchu-nazvaniya-etih-34-gosudarstv
27 https://www.politico.eu/article/opinion-russia-benefits-disintegration/
28 https://www.telepolis.de/features/Russland-dekolonisieren-Will-der-Westen-die-Russische-Foederation-
zerstueckeln-7274966.html
29 https://www.faz.net/aktuell/ukraine/olaf-scholz-wir-unterstuetzen-die-ukraine-weiter-19373328.html
30 https://www.n-tv.de/politik/Scholz-sichert-der-Ukraine-weitere-Hilfen-zu-article24589631.html
31 https://www.dw.com/de/regierung-und-opposition-unterzeichnen-vereinbarung-zur-krisenlösung/a-
17449594
32

https://www.wsws.org/de/articles/2022/12/20/merk-d20.html
33 https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/es-begann-2014-wie-die-nato-den-krieg-russlands-in-
der-ukraine-sieht-li.317773
34 https://globalbridge.ch/kriegspropaganda-war-der-kriegseintritt-russlands-wirklich-ein-voelkerrechtswidriger-
angriffskrieg/
35 https://www.swp-berlin.org/publikation/ukraine-im-nato-russland-spannungsfeld
36 https://www.zitate7.de/581/Nicht-wer-zuerst-die-Waffen-ergreift.html
37 https://dserver.bundestag.de/btp/20/20146.pdf
38 https://globalbridge.ch/lachen-oder-weinen-die-heiligsprechung-eines-egomanen-menschenveraechters-
und-demokratie-killers-am-wef-in-davos/
39 https://web.de/magazine/politik/russland-krieg-ukraine/selenskyj-putin-erkennt-schwaeche-tier-tier-
39021610
40 https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-01/wolodymyr-selenskyj-davos-ukraine-unterstuetzung
41 https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/boris-pistorius-deutschland-ist-indirekt-am-ukraine-krieg-beteiligt-
18607878.html
42 https://www.youtube.com/watch?v=J835TJ0j1yY
43 https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-531-92846-3_25
44 https://www.youtube.com/watch?v=Urid8hF54_k
45 https://de.euronews.com/my-europe/2023/12/11/the-cube-hakt-nach-geruchte-um-landkaufe-der-soros-
familie-in-der-ukraine
46 https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-03/ukraine-landwirtschaft-schwarzerde-monsanto/komplettansicht
47 https://www.fr.de/politik/ausverkauf-im-schatten-des-krieges-92565094.html
48 https://katapultu-magazin.de/artikel/russische-streitkraefte-kontrollieren-den-grossteil-des-ukrainischen-
reichtums
49 https://rsw.beck.de/aktuell/daily/meldung/detail/russland-staatsduma-erlaesst-gesetze-zur-integration-
besetzter-gebiete
50 https://www.gtai.de/de/trade/ukraine/branchen/rohstoffreichtum-der-ukraine-in-gefahr-941166#toc-
anchor–1
51 https://www.researchgate.net/publication/373712318
52 https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/sirius-2023-3006/html?lang=de
53 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/314581/umfrage/staatsverschuldung-der-ukraine-in-relation-
zum-bruttoinlandsprodukt-bip/
54 https://www.youtube.com/watch?v=Urid8hF54_k
55 https://www.focus.de/magazin/archiv/editorial-die-unertraegliche-schweigsamkeit-des-
bundeskanzlers_id_87778431.html


Anmerkung der Autoren:
Unsere Beiträge stehen zur freien Verfügung. Wir schreiben nicht für Honorar, sondern gegen
die „mediale Massenverblödung“ (in memoriam Peter Scholl-Latour).
Die Texte werden vom
Verein „Ständige Publikumskonferenz öffentlich-rechtlicher Medien e.V.“ dokumentiert:
https://publikumskonferenz.de/blog

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Immer weiter Deutsche Kriegsplanung (von Junge Welt)

Erstellt von Redaktion am 26. Januar 2024

https://www.jungewelt.de/artikel/467996.immer-weiter.html

Aus: Ausgabe vom 26.01.2024, Seite 8 / Ansichten

Kommentar

Immer weiter

Deutsche Kriegsplanung

Von Arnold Schölzel

Ralf Rottmann/IMAGO/Funke Foto Services

Da wäre einer gerne Panzerkommandant: Verteidigungsminister Pistorius auf Truppenbesuch in Augustdorf (1.2.2023)

Die »Zeitenwende« rumort im Oberstübchen des deutschen politischen Personals und gewann in der vergangenen Woche neue Konturen. Am Freitag erklärte Kriegsminister Boris Pistorius im Tagesspiegel: »Unsere Experten rechnen mit einem Zeitraum von fünf bis acht Jahren, in dem das möglich sein könnte.« Nämlich ein Angriff Russlands auf die NATO. Einem Wahn folgen immer die andern. Am Montag begann folgerichtig das größte Manöver der NATO seit dem Ende der Sowjetunion vor mehr als 30 Jahren – logistische Drehscheibe für rund 90.000 Soldaten ist die Bundesrepublik. Am Dienstag verkündete NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel, der Pakt habe soeben auf Drängen Berlins Munition vor allem für Kiews Truppen im Umfang von 1,1 Milliarden Euro vertraglich vereinbart. Insgesamt hat die NATO demnach bereits knapp zehn Milliarden Euro für die Aufrüstung der Ukraine ausgegeben.

Am Mittwoch berichtete das Handelsblatt vom Vorschlag Großbritanniens, deutsche »TAURUS«-Raketen zu übernehmen und dafür im Ringtausch eigene Geschosse geringerer Reichweite an Kiew zu liefern. Ebenfalls am Mittwoch erklärte der slowakische Ministerpräsident Robert Fico bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Olaf Scholz im Berliner Bundeskanzleramt mehrfach: »Wir glauben nicht daran, dass der Konflikt in der Ukraine militärisch gelöst werden kann.« Scholz hatte zuvor seinen Aberglauben an solche »Lösung« bekräftigt. Eine Ursache für die Differenz: Fico vertritt die Interessen seines Landes, Scholz die der USA und damit

die an einem langen Krieg gegen Russland. Er gab zudem in einem am selben Tag veröffentlichten Zeit-Interview eine Art Marschbefehl für die EU aus, wonach die »auf lange Sicht« die Verteidigung der Ukraine sicherzustellen habe. Auf seine Initiative hin kommen die EU-Staats- und -Regierungschefs am 1. Februar zusammen, um auf Waffenhilfe für Kiew zu schwören.

Am Donnerstag schließlich machte der dpa-Bericht über den Inlandsdetailplan für den direkt gegen Russland zu führenden Krieg die Runde. Bis 2029 oder 2032 darf da selbstverständlich das Sterben von Ukrainern für die NATO auf keinen Fall aufhören. Die Einzelpläne für den Angriffskrieg gegen Russland waren übrigens auf dem NATO-Gipfel im Sommer 2023 in Vilnius verabschiedet worden.

Das Bild neuer deutscher Militarisierung wird komplett. Wenn ein slowakischer Regierungschef Krieg für falsch hält und, wie es Fico am Mittwoch tat, vor mehr Opfern und Toten in der Ukraine warnt, kann ein deutscher Kriegskanzler keine Rücksicht auf solche Sentimentalitäten aus kleinen Staaten nehmen. Da aber auch Donald Trump im US-Wahlkampf mit Frieden droht und damit Präsident werden könnte, soll nicht nur die BRD, sondern gleich die ganze EU kriegstüchtig werden. Unter deutscher Führung, versteht sich, muss der Krieg weitergehen. Auf lange Sicht.

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Geheimer »Operationsplan Deutschland« der Bundeswehr sieht das Land als NATO-Drehscheibe im Krieg gegen Russland (von Junge Welt)

Erstellt von Redaktion am 26. Januar 2024

https://www.jungewelt.de/artikel/467964.militarismus-und-krieg-der-feind-im-osten.html

Aus: Ausgabe vom 26.01.2024, Seite 1 / Titel

Militarismus und Krieg

Der Feind im Osten

Geheimer »Operationsplan Deutschland« der Bundeswehr sieht das Land als NATO-Drehscheibe im Krieg gegen Russland

Von Jörg Kronauer

picture alliance / Flashpic

Ja, wo ist denn der Russe? Verteidigungsminister Boris Pistorius (r.)

beim Truppenbesuch (Rheinbach, 31.7.2023)

Deutschland bekommt erstmals seit dem Ende des Kalten Kriegs einen »Verteidigungsplan« für einen möglichen Krieg mit detaillierten Vorgaben für militärische wie auch zivile Stellen. Über Kernelemente des Papiers, das seit März 2023 von einer Planungsgruppe der Bundeswehr erarbeitet wird und strenger Geheimhaltung unterliegt, informierte am Donnerstag die dpa unter Bezug auf ein Gespräch mit dem Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos, Generalleutnant André Bodemann.

Der »Operationsplan Deutschland« – Bundeswehr-Jargon in Versalien: OPLAN DEU – skizziert einen NATO-Krieg gegen Russland.

Militärisch nimmt Deutschland im »Operationsplan« die Funktion einer Art Drehscheibe für den Transport von NATO-Truppen und -Geräten an eine Front in Osteuropa ein. Dabei müssen die durchziehenden Einheiten untergebracht und versorgt werden. Das wurde bereits in den »Defender«-Manövern geprobt. Weil davon ausgegangen wird, dass ein Großteil der regulären Bundeswehr-Soldaten an der Front im Osten kämpft, müssen die dazu nötigen Tätigkeiten von »Heimatschutzregimentern« übernommen werden, die vor allem aus Reservisten bestehen. Die Bundeswehr baut zur Zeit sechs davon auf, möglicherweise sind mehr erforderlich. Zusätzlich sollen Privatunternehmen eingebunden werden und den nach Osten marschierenden Truppen etwa Treibstoff liefern, dies auch unter Nutzung ihres eigenen Geräts. Faktisch stockt die Bundeswehr damit im Fall einer ernsten Krise oder eines Kriegs ihre Personal- und Materialbestände unter Rückgriff auf zivile Ressourcen auf.

Konkret rechnen die deutschen Militärs mit vier speziellen Gefahren. Da Deutschland kein Frontstaat mehr ist, geht die Bundeswehr laut Generalleutnant Bodemann zur Zeit nicht – wie im Kalten Krieg – von einer großen »Panzerschlacht in der norddeutschen Tiefebene« oder einer »Luftlandung von russischen Fallschirmjägern« aus. Als Truppendrehscheibe aber dürften die Bundesrepublik und speziell ihre Infrastruktur – Häfen, Brücken, Energie- und weitere Versorgungsunternehmen – Ziel von Ausspähung, Sabotage und Cyberattacken werden. Viertens rechne man fest mit »Fake News und Desinformation«, erläutert Bodemann. Weil dagegen keine Kanonen helfen, müssen zur Abwehr nichtmilitärische Repressionskräfte, Zivilschutzorganisationen und die Privatwirtschaft herangezogen werden. Bodemann räumt ein, dass die Bundeswehr auch Raketenangriffe für gut möglich hält. Um das russische Vorgehen besser einschätzen zu können, studiert die Bundeswehr aktuell sehr aufmerksam den Ukraine-Krieg.

Aufgrund der hohen Bedeutung, die die Einbindung der Zivilgesellschaft in einen künftigen Krieg besitzt, stuft Bodemann das Bundesinnenministerium und die Bundesländer als »zweite Säule« des neuen Verteidigungsplans neben der Bundeswehr ein. Bereits im November hatte das Territoriale Führungskommando Vertreter der 16 Bundesländer zu einer dreitägigen Auftaktveranstaltung eingeladen, auf der laut Bundeswehr unter anderem die »Schutzbedarfe lebens- und verteidigungswichtiger Strukturen« erörtert wurden. Angekündigt ist zudem – für nächsten Mittwoch – ein Symposium in Berlin, zu dem neben Polizei und THW auch Firmen der Energie- und der Logistikbranche sowie nicht näher genannte Wissenschaftler geladen sind. Der »Operationsplan Deutschland« soll bis Ende März fertiggestellt sein und anschließend laufend aktualisiert werden.

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