Wann gehen Roboter eigentlich in Rente? Nachdenken über die ’Schöne neue Welt’ der modernen menschlichen Produktionsgesellschaft!
Erstellt von Redaktion am Sonntag 21. Dezember 2025
Wann gehen Roboter eigentlich in Rente? Nachdenken über die ’Schöne neue Welt’
der modernen menschlichen Produktionsgesellschaft!
Von Dr. Nikolaus Götz
In den großen Industrienationen der Welt sichern im 21. Jahrhundert überwiegend Roboter (1) die benötigte Produktion, während der Mensch, die sogenannte ’human resource’ als kostenintensiver Rechnungsfaktor der bisher noch menschlichen ’Industrie’, mehr und mehr entfernt wird. Doch weder die das Volk beherrschenden politischen Parteien noch deren delegierte, demokratisch(?) bestimmte Staatslenker diskutieren öffentlich dieses Problem der ’Verabschiedung des Menschen’ aus der modernen Produktions- und Dienstleisungs-gesellschaft. Die klassische ’Arbeit’, definiert nach dem Ökonom Karl Marx, gibt es nämlich nicht mehr. Nur negative Schlagzeilen von „Arbeitslosen“ beherrschen die Medienlandschaft, die dargestellt „als auf dem Säckel des Staates liegend“ und oft typisiert als ’Faulenzer’ abgestempelt werden. So wird von den herrschenden Machern des politischen Systems das lang bekannte strukturelle Problem der modernen Industriegesellschaft, nämlich, dass die auf Broterwerb angewiesenen Menschen „keine Arbeit finden“, auf individuelles Versagen abgeschoben. Komplett ignoriert oder völlig ausgeblendet wird die Tatsache: Arbeitsroboter mit dem vielfachen Leisungsniveau eines Menschen bestimmen die Produktionsrealität im 21. Jahrhundert!
Grundsätzlich ist die Entlastung des Menschen durch die ’Automatisierung der Produktion’ eigentlich positiv zu betrachten, da diese einerseits zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen und andererseits generell zur Steigerung der menschlichen Lebensqualität führt, durch eine kontinuierliche, ganzjährig mögliche, ausreichende Produktversorgung. Welcher Mensch würde sich logischerweise gegen die hier angeführten Ziele der Automatisierung aussprechen, die für den Arbeitgeber, die Arbeitnehmer, den Konsumenten und für die Umwelt Vorteile bieten:
Für das Produkt:
Steigerung der Qualität
Verringerung der Fertigungszeit
Erhöhung der Stückzahlherstellung
Senkung der Produktionskosten
Optimierung des Preises am Markt
Für den Menschen:
Erleichterung der menschlichen Arbeit
Flexibilisierung des Arbeitsprozesses bei der Produktfertigung
Anhebung der Entlohnung der Arbeitnehmer
Gewinnsteigerung für den Produzenten
Für die Umwelt:
Verringerung des Ressourcenverbrauches und des sogenannten ’Abfalles’
Umweltschutz und Renaturierung
Für die globale Konsumgesellschaft:
Herstellung wie globaler Vertrieb des Produktes zu einem kostengünstigeren Preis
Steigerung der Lebensqualität aller Menschen (2)
Der amerikansche Großindustrielle Henry Ford hat die erfolgreiche Anwendung einer ’Automatisierung von Arbeitsabläufen’ schon um 1900 beim Vertrieb seines Produktes ’Auto’ erfolgreich aufgezeigt (3). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts blieben die Konsequenzen des Industriezeitalters jedoch mit den sich abzeichnenden Interessenskonflikten zwischen den ausgebeuteten Industriearbeitern, den Machern der Industrie wie auch der Verseuchung des Planeten Erde unberücksichtigt. So ist das Verhalten der ’Macher’, auch gegenüber den sozialen Konsequenzen für den Menschen aus heutiger Sicht, eher unverständlich. Warnende Stimmen gab es damals und gibt es heute mehr als genug.
Über die festzustellende Ausbeutung des Menschen durch fortschreitende Technisierung verfasste der berühmte deutsche Schriftsteller Gerhard Hauptmann schon 1892 sein soziales Drama ’Die Weber’(4), wobei der deutsche Autor so auch in die Geschichte zurückblickend ’den Aufstand’ von 1844 aufarbeitete (5) und die sozialen Unruhen von 1848 thematisierte. Während in jener Zeit die ’Zensur’ solche ’Querdenker’ belangte und der drohende Tod ihre offene Kritik unterdrückte, schaffen das heute die Mainstreammedien mit offener Meinungsmanipulaton und TV-Angstkampagnen. Hierbei spielen die systemkonformen alle Probleme wegdiskutierenden ’Influenzer’ eine bedeutende Rolle, wobei die 2020 durchlebte „schreckliche Coronapandemie“ die mediale Volksverdummung mehr als nur belegt (6). Die Fernsehkritik an der ’Macht um acht’ war und ist nicht mehr zu überhören (7)!
Warum aber über die strukturelle Veränderung der industriellen Produktionsweisen nachdenken, die gerade mit der ’Künstlichen Intelligenz’ einen neuen Innovationsschub erfahren hat? Leben wir Menschen doch alle bekanntermaßen mit der jeweils aktuellen Gegenwart in „der besten aller Welten“(8). So lautet nämlich etwa seit 1710 mit dem deutschen Philosophen Gottfried Wilhem Leibniz die dreiste Problemverdrängungslüge der Herrschenden, die sogar den französischen Systemkritiker und Philosophen Voltaire auf den Plan rief und 1759 zu seinem Bestseller inspirierte: „Candide oder der Optimismus“ (9) Andere heutige sogenannte ’linke’ Denker fokussieren sich bei ihren Wirtschaftsanalysen auf die schändliche Politik des sogenannten ’Neoliberalismus’ ohne dabei über die fortschreitende Robotisierung der notwendigen Primär-, Sekundär- und Tertiärproduktion mit ihren zwangsläufigen Konsequenzen für jeden einzelnen Menschen nachzudenken. Während der grüne Joschka Fischer für seine Partei DIE GRÜNEN einen ökologischen ’Umbau der Industriegesellschaft’ vorwegdachte (10), hat die sogenannte politische ’Linke’ bisher kein Konzept für einen Strukturaufbau einer zukünftigen für den Menschen’arbeitsfreien’ Konsumgesellschaft entwickelt. Wo also bleibt das angedachte „Schlaraffenland für ALLE“?
Schon lange ist die Diskussion um das ’Bedingungslose Grundeinkommen’ für alle Menschen aus dem öffentlichen Diskus verschwunden und deren Befürworter einer besseren „postindustriellen Zukunft“ sind vergessen (11). Eher jammervoll sind auch die Erklärungen von Linken, wenn es um die Einordnung des ’Bedingslosen Einkommens’ zur Philosophie einer ’sozialistischen’ oder ’kommunistischen’ Gesellschaft’ geht. So fällt auch den staatstragenden Medien und ihren vielredenden ’Nachdenkern’ nichts ein, außer ihrem TV-Publikum beispielsweise einen ’Krimi’ zu präsentieren, in dem die veralterten menschlichen Sexarbeiterinnen durch neue Sexroboterinnen aus China ersetzt sind. Welch ein bewundernswerter Fortschritt für die Menschheit!
Doch ’Hollywood’ zeichnet die inzwischen technisch mögliche Produktionswelt von Morgen im Science fiction Film ’I Robot’ viel realistischer auf (12). Auch im Film ’Elysium’ (13) sind die Roboter allgegenwärtig, doch hollywoodtypisch: ein ’auserwählter Messias/Krieger’ überwindet halt alle Probleme. Bedingt durch die vordergründige’action’ der jeweiligen Filmhandlung wird die eigentlich zu stellende Frage marginalisert oder kompett verdrängt: „Wann hat der nicht arbeitende Mensch das Recht auf Zugriff auf die durch Roboter erstellte Produktion erlangt?“ Diese noch bevorstehende ’Revolution’ in der Menschheitsgeschichte wird im Film wie in der gegenwärtigen politischen Realität ausgeblendet.
Heute konzentriert sich der ’unpolitische’ Dialog gewisser total konservativer Herrschaftseliten viel lieber ablenkend auf die Zeitfrage: „Wann geht der Mensch in Rente?“ Eine weitere beliebte Frage dieser Studienanfänger der Betriebswirtschaft in Amt und Würde, die der Glaubensrichtung einer ’Schwarzen Null’ im Etat des Staates folgen, lautet: „Wer soll das alles bezahlen?“ Und die Kombination der beiden Fragen bringt logischerweise die phantasielose simple Lösung: Alle Menschen müssen weiter, länger arbeiten… „…bis dass der Tod uns scheidet“. Und die Führer der Nationen investieren die Arbeitskraft ihrer Völker wie im Altertum, wie beim Adolf, wie auch heute erneut in die Rüstungspoduktion! Seit Jahrhunderten eben ’nix Neues’ in den Köpfen wie in den Parteiprogrammen für die Welt der Arbeit!
Derweil übernehmen alsbald die Roboter dank ihrer KI die Produktionsherrschaft auf der Erde. Endlich wird von resoucenverschleißender unnützer Kriegsproduktion auf rein zivile Warenproduktion umgestellt und bei Bestellung nach ’Bedarf’ sofort geliefert. Während bei dem Philosophen Voltaire der Mensch im 18. Jahrhundert zumindest noch „…seinen Garten bestellen“ musste, um sich ernähren zu können, schließt sich nun der Reflexionskreis um die ’Verrentung der Roboter’ in der Utopie, der vielleicht finalen ’schönen neuen Welt’ eines Aldous Huxley „im Jahr der Beständigkeit,… 632 n(ach) F(ord)“ (14).
Anmerkungen:
1 Im Deutschen hat der Begriff ’Roboter’ drei Bedeutungsebenen. „1) (umganssprachlich) Schwerstarbeiter, 2. a) äußerlich wie ein Mensch gestaltete Apparatur, die manuelle Funktionen eines Menschen ausführen kann; Maschinenmensch, b) elektronisch gesteuertes Gerät“ siehe: DUDEN Das Fremdwörterbuch (Band 5), Mannheim 1974, S.640. „Der Einsatz von Robotern hat die Produktion grundlegend verändert. Roboter in der Industrie übernehmen monotone, gefährliche oder physisch anstrengende Aufgaben und ermöglichen es, Prozesse rund um die Uhr am Laufen zu halten. Sie sind zentral für das Konzept der Industrie 4.0, in dem Maschinen und Systeme intelligent miteinander vernetzt sind.“ Siehe: werkstattstadt.de/roboter-in-der-industrie/
2 Die hier angeführten Argumente sind bestimmt inkomplett und können gerne ergänzt werden.
3 Vgl.: wikipedia.org/wiki/Henry_Ford; dieser Amerikaner dient zugleich als Namensgeber einer neuen gesellschaftlichen Zeitenrechnung im utopischen Roman von Aldrous Huxley: Schöne neue Welt, München 1932.
4 Vgl: wikipedia.org/wiki/Die_Weber
5 Nach den Arbeiteraufständen von 1830 erschütterten insbesondere erneut 1848 “soziale Unruhen“ nicht nur Frankreich sondern auch Deutschland, wobei diese Arbeitskämpfe von der Obrigkeit niedergeschlagen und durch die ’Restauration’ der politischen Systeme unterdrückt wurden. Der Historiker Paul Sethe kommentiert dabei: „Diese und andere Hungerrevolten hatten kein anderes Ziel, als halbwegs erträglich Lebensbedingungen für notleidende Menschen zu schaffen.“ Siehe: Paul Sethe: Deutsche Geschichte im letzten Jahrhundert von 1848 bis 1960, München 1977, S. 10
6 Die größten Manipulatoren saßen in den TV-Anstalten ARD/ZDF bis RTL, deren permanente Angstkampagnen erst den Massenwahn mit „Maske, Abstandsregeln und Corona-Kontrollmännchen“ ermöglichten. Siehe: Jens Berger: Schwarzbuch Corona. Zwischenbilanz der vermeidbaren Schäden und tolerierbaren Opfer, Frankfurt am Main, 2021
7 Vgl. beispielsweise: Richard David Precht/Harald Welzer: Die Vierte Gewalt. Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist, Frankfurt am Main, 2022
8 Vgl.: wikipedia.org/wiki/Gottfried_Wilhelm_Leibniz
9 Der große französische Schriftsteller der Aufklärung Voltaire greift die philosophischen Überlegungen von Leibniz auf und parodiert sie mehrfach in seinem Erfolgsroman ’Candide oder der Optimismus’ aus dem Jahr 1759. Schon die antagonistische Wortwahl des Buchtitels kündigt dem damaligen Lesepublikum seine scharfe Gesellschaftskritik an. Der ’Held’ der Novelle ’Candide’ wird präsentiert mit einem eher naiv aber aufrichtigen Urteilsvermögen, kombiniert mit einem eher einfachen Verstand. Candide ist eben ein ’grüner’ Jüngling, der ob seiner Unerfahrenheit seine Umwelt wie seine ihn umgebenden Mitmenschen gerade deshalb eben optimistisch und gar stets positiv aufnimmt.
10 „Der Kapitalismus hat jetzt die ganze und alleinige Verantwortung für die Gattung Mensch und die Erhaltung des Ökosystems der Erde.“Siehe: Joschka Fischer: Der Umbau der Industriegesellschaft. Plädoyer wider die herrschende Umweltlüge, Frankfurt 1989
11 Vgl. beispielsweise die Publikation des Gründers der dm-Drogeriemärkte aus dem Jahr 2016: Götz Werner/Adrienne Goehler: 1000 Euro für jeden. Freiheit. Gleichheit. Grundeinkommen, Berlin 2010. Grundlage seiner Überlegungen sind dabei die offen konstatierte strukturelle Arbeitslosigkeit, die prekäre Bezahlung der Arbeitnehmenden und die Vielzahl von befristenen Arbeitsverträgen, alles Begleitphänomene der gegenwärtigen Industriegesellschaft, auf die deren Macher keine Lösungen anstreben, um Armut abzuschaffen und den Menschen eine Existenz in Würde zu ermöglichen. Und die Position der Partei Die Linke: „Grundeinkommen: Supergau auf dem Linken-Bundesparteitag in Halle“, siehe: Demokratisch-links.de vom 9. November 2024; von Charlotte Ullmann, ehemaliges LaVo-Mitglied der Partei Die Linke, LV Hessen: „Der Supergau ist eingetreten. Für die Befürworter eines linken, emanzipatorischen Grundeinkommens (BGE)! Das linke Konzept, abgeschmettert auf dem Parteitag in Halle am 20. 10. 2024 nach kurzer kontroverser Debatte um ca.10:00 vormittags…“
12 Im Film ’I Robot’ wird jedem Menschen ein ’Roboter neuen Tpys’ ausgeliefert, der die Standartfrage artikuliert: „Was kann ich für Sie tun?“ Siehe auch: wikipedia.org/wiki/ I,_Ro-bot_(Film)
13 Das hier verwendete Wort des Filmtitels ’Elysium’ ist die latinisierte Form des griechischen Wortes ’Elysion’, was so viel wie „Land der Seeligen“ oder Insel der Seeligen bedeutet: siehe auch: wikipedia.org/wiki/Unterwelt_der_griechischen_Mythologie;
14 Der berühmte Schlusssatz im Werk ’Candide’ des französischen Philosophen Voltaire lautet: „…mais il faut cultiver le jardin“ (..aber, man muss den Garten bestellen!). Aldous Huxley hat seinen Roman im Jahr 1932 veröffentlicht. In dieser Fiktion einer zukünftigen Gesellschaft leben zwar alle Menschen im Luxus einer absoluten Wohlstandsgesellschaft, jedoch ….mit ’genormten Glück’…und die ’Katastrophe’ in der sarkastisch so bezeichneten sozialen Utopie einer ’Schönen neuen Welt’ entwickelt sich in spannend-faszinierender Weise vor dem geistigen Auge der Leserschaft… Siehe: Aldous Huxley: Schöne neue Welt, Hamburg 1953, S. 19https://www.stern.de/wirtschaft/grundeinkommen–erster-staat-zahlt-seinen-buergern-regelmaessig-geld-36970772.html?utm_source=firefox-newtab-de-de





