Forsa/Emnid 70-80 % für GROKO
Erstellt von DL-Redaktion am 4. Dezember 2013
70-80 % der SPD-Wähler für Koalitionsvertrag!
Autor: Sönke Paulsen
Forsa/Emnid In den heute von Bild und Welt publizierten Umfragen wurden insgesamt ca. 20 SPD-Mitglieder befragt. Ihre Antworten sind nicht überliefert!
Wie man mit Umfragen Schindluder treiben kann, zeigt derzeit die Springer-Presse (Welt und Bild am Sonntag), die Umfragen bei SPD-Wählern bei verschiedenen Instituten in Auftrag gegeben haben, nach denen 70-80% der SPD Wähler einer großen Koalition zustimmen würden. Ein manipulativer Akt der besonders absurden Art, wenn man errechnet, wie viele SPD-Mitglieder, deren Votum ja entscheidend ist, tatsächlich befragt wurden.
Dies kann sich jeder selbst ausrechnen, aber gerne rechne ich es hier einmal vor.
Zwei Umfragen a 1000 repräsentative Teilnehmer, macht 2000 Teilnehmer bei zwei Instituten.( Forsa und Emnid)
Zahl der Wahlberechtigten gesamt: 61,8 Millionen (Bundestagswahl 2013)
Wahlbeteiligung 71,5 % gesamt: 44,2 Millionen
SPD Wähler (Zweitstimme) 25,7% gesamt: 11,36 Millionen
SPD-Mitglieder gesamt: ca. 475 000
SPD Wähler bei Forsa ca. 250 von 1000 (geschätzt)
SPD-Wähler bei Emnid ca. 250 von 1000 (geschätzt)
Anteil der SPD-Mitglieder bei Forsa ca. 4% gesamt 10 Mitglieder
Anteil der SPD-Mitglieder bei Emnid ca. 4% gesamt 10 Mitglieder
Befragt wurden in beiden Umfragen zusammen ca. 20 SPD-Mitglieder. Davon sprachen sich (x) Mitglieder für den Koalitionsvertrag aus und (x) Mitglieder dagegen. Welche Antworten jeweils gegeben wurden, ist aber nicht überliefert!
Man sieht, wie ungehemmt Stimmung für den Koalitionsvertrag gemacht wird, der vermutlich der Partei erheblichen Schaden zufügen wird.
Wenn die SPD tatsächlich als Juniorpartner einer Koalition mit der CDU beitritt, ist ihre Rolle in Zukunft festgeschrieben. Eine Vielzahl linker Mitglieder wird sich das nicht gefallen lassen und der Partei den Rücken kehren. Die Folge dieser Entwicklung und eines vergleichsweise schwachen Profils der SPD-Spitze in der Koalition wird auch eine abnehmende Zustimmung bei den Wählern sein. Die SPD wird in 2017 erhebliche Stimmverluste verzeichnen. Ein Sturz unter die Linie von 20% ist nicht unwahrscheinlich. Die Sozialdemokraten haben damit die Chance, ein linkes Regierungsbündnis zu organisieren dauerhaft verspielt. Mit einem Comeback der SPD als Volkspartei kann dann niemand mehr rechnen.
Stattdessen wird die SPD dann dauerhaft als Juniorpartner auf die letzte verbliebene Volkspartei angewiesen sein, wenn sie regieren möchte. Was das mit einer Partei und ihrem Personal macht, haben wir zuletzt bei der FDP gesehen.
Für unsere Demokratie wäre eine Aufhebung des Dualismus zweier großer Volksparteien der größte anzunehmende Unfall! Es kann dann nämlich immer nur eine Partei den Kanzler stellen und die anderen dürfen je nach Ergebnis nur noch mitwirken. Etwa vergleichbar mit den Betriebsräten in großen Unternehmen.
Sollte die Unzufriedenheit in der Bevölkerung dann ein gewisses Maß überschreiten, ist eine Zersplitterung der Parteienlandschaft, mit vielen Neugründungen, für die genug Platz im Wählerspektrum vorhanden sein wird, zu erwarten. Auch radikale Parteien bekommen dann eine größere Chance in den Bundestag einzuziehen. Keine gute Aussicht.
Die Gründe, warum die SPD-Führung alle diese Risiken in den Wind schlägt, sind vor allem in einer ausgeprägten personellen Interessenslage zu suchen. Die jetzt seit Jahren in der Opposition schlummernden Machtpolitiker, die das Oppositionsgeschäft eher lustlos betrieben haben, sehen hier ihre letzte Chance.
Dieser Gruppierung um den Seeheimer Kreis herum, zu der auch Steinmeier und Gabriel gehören, ist eigentlich jedes Mittel recht, um noch an einen Ministerposten zu kommen. Für alles andere reicht der Glaube an erreichbare Macht bei diesen Politikern nicht mehr aus.
Die Opposition in der Führungsspitze der Partei wurde dabei schnell umgedreht. Auffälligstes Beispiel dafür ist Hannelore Kraft, die ihren Sinneswandel in der Öffentlichkeit bis heute nicht glaubwürdig begründen konnte. Massiver Druck von den Bundespolitikern der Partei dürfte die Ursache dafür gewesen sein. So massiv, dass sie sich schließlich auf einem Landestreffen Luft gemacht hat und folgendes äußerte:
„Ich werde nie als Kanzlerkandidatin antreten. Ich bleibe in Nordrhein-Westfalen. Darauf könnt ihr Euch verlassen.“
Man könnte diesen Satz auch mit den Worten „ich habe die Schnauze voll“ umschreiben. Das Gesicht von Frau Kraft kann diese These nur stützen. Sie wirkte während der Koalitionsverhandlungen angestrengt optimistisch und danach eigentlich nur noch maskenhaft.
Man muss also leider zusammenfassen, dass es der SPD-Spitze immer noch nicht gelungen ist, ihren „Rechtsschwenk“ zum Nachteil der Sozialdemokratie in irgendeiner Weise durch tragende Argumente zu unterlegen. Stattdessen kommt ein äußerst schwaches Koalitionspapier zur Diskussion, welches nach einer weiteren Umfrage, die Mehrheit der Deutschen als klaren Sieg der Union bewertet.
Der Nachdruck muss also bei sachlich so schwachen Ergebnissen jetzt auf den personellen Bereich gelegt werden. Genau das tut der SPD-Vorstand jetzt auch und droht mit geschlossenem Rücktritt, also einer „Enthauptung“ der Partei für den Fall der Ablehnung des Koalitionsvertrages durch die Parteimitglieder.
Klarer kann man Erpressung nicht formulieren!
Ein beispielloser Akt, seit den multiplen Rücktrittsdrohungen von Gerhard Schröder. Ein Akt, der möglicherweise auch heute noch nicht ganz ohne seinen Einfluss stattfinden mag.
Schuftig eben, wie der Altkanzler so ist. Aber eben nicht nur er!
************************
bewegung. taz.de stellt die ihr von den Nutzern übertragenen Rechte unter eine „Creative Commons-Nicht-Kommerziell“-Lizenz ( http://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/de/legalcode ). Das heißt, bei Namensnennung der Quelle und des Autors können die Inhalte von bewegung.taz.de durch Dritte vervielfältigt, verbreitet und zugänglich gemacht werden. Eine kommerzielle Nutzung ist jedoch ausgeschlossen. Sie bedarf der besonderen Zustimmung des Rechteinhabers/Autors.
————————————————————————————————————————————
Fotoquelle: Wikipedia – Author Amekrümel
![]() ![]() |
This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license. |
Abgelegt unter P.CDU / CSU, P.SPD, Überregional | 6 Kommentare »