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RENTENANGST

Datenfluss aus dem Badezimmer

Erstellt von DL-Redaktion am 8. August 2014

Über die Umwandlung des Privatlebens in Vermögenswerte

 von Evgeny Morozov

Vor Kurzem brachte Oral-B, eine Tochterfirma des US-Konsumgüterkonzerns Procter & Gamble, eine Smartguide-Zahnbürste für das „vernetzte Badezimmer“ auf den Markt. Die Zahnbürste kommuniziert mit dem Smartphone, wo eine entsprechende App den Fortschritt der verschiedenen Reinigungsaufgaben überwacht (Haben Sie Zahnseide benutzt? Ihre Zunge gebürstet? Gründlich gespült?) und durch Bildchen auf dem Display die Mundpartien kennzeichnet, die weiterer Aufmerksamkeit bedürfen. Aber wichtiger noch, die Zahnbürste „zeichnet die Daten über Ihre Zahnreinigungsaktivitäten auf, damit Sie diese selbst kontrollieren und mit Ihren professionellen Zahnpflegern besprechen können“. Was genau mit diesen Daten passiert – ob sie den „professionellen Zahnpflegern“ oder der Krankenversicherung mitgeteilt werden, bei Ihnen zu Hause bleiben oder zu den anderen Daten hinzugefügt werden, die Facebook und Google bereits über Sie besitzen – ist eine zunehmend kontrovers diskutierte Frage.

Die plötzliche Erkenntnis, dass Daten, die Alltagsgeräte wie eine „smarte“ Zahnbürste oder die „intelligente“ Toilette sammeln, zu Geld gemacht werden können, hat den Widerstand gegen die Datensammelwut von Facebook, Google und Co geweckt. Die populistische Forderung lautet: Die großen Datenmonopolisten zerschlagen und durch Kleinunternehmer ersetzen! Jeder von uns soll als freischaffender Datenmakler sein eigenes Datenportfolio verwalten – wir verkaufen den Zugang zu unserem Genom, wenn eine Pharmafirma Interesse zeigt, oder veräußern unser Bewegungsprofil für einen Rabatt im Restaurant um die Ecke.

Quelle: Le Monde diplomatique >>>>> weiterlesen

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Fotoquelle: Wikipedia – Author Michael Sander / Denkmal für den Erfinder der Zahnbürste in Bad Tennstedt (Thüringen).

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