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RENTENANGST

Zum Jagen getragen

Erstellt von DL-Redaktion am Mittwoch 3. Mai 2017

Das Tier als Herrenhandtasche

SCHLAGLOCH VON HILAL SEZGIN

Erst loben, dann abknallen: Einblicke in die verstörende Welt der Jagd

Erstmals im Leben habe ich mir ein Exemplar der Deutschen Jagdzeitung gekauft, vermutlich weil ich erstmals im Leben den Eindruck hatte, dass sich meine Interessen und die der Jäger überschnitten. „Wald voller Wutzen“, lautet nämlich der Titel des Aprilhefts, und erstens mag ich Alliterationen und zweitens Wildschweine. Auf dem Cover wühlen sich nicht weniger als 13 entzückende Frischlinge durch das Laub; ein Blick ins Inhaltsverzeichnis kündigt die Bastelanleitung für eine „Sauenhütte“ an. Mit deren Bau kann man es den Müttern solcher Frischlinge gemütlicher machen, damit sie ungestört von schlechten Witterungsverhältnissen willig im Wald der Wahl werfen.

Ich merke schon, von dem W komme ich nicht mehr weg. Jedenfalls scheuen manche Jäger anscheinend keine Mühe, sie werkeln mit Pfosten, Maschendraht, Dachlatten und Strohballen und legen sogar einen Graben zum Ableiten des Oberflächenwassers an. Richtig „wohlfühlen“ sollen sich die Wildschweine in ihrem „Eigenheim“. Die Belohnung für den Menschen ist teils ästhetischer Art: „Besonders im Winter und nach Regen liegen die Sauen oft vor der Hütte im Sonnenschein und genießen die Wärme.“ Es folgen aber auch praktische Empfehlungen, wie man die Eigenheimbewohnerinnen auf dem Weg zur oder von der Hütte abknallen oder verletzte Tiere nach einer Treibjagd dort „aufsammeln“ kann.

Stundenlange Qualen

Gerade die Jagd auf Wildschweine begründen Jäger ja traditionell mit der gleichnamigen „Plage“, doch aus dieser Zeitschrift geht klar hervor, dass es andere Maßnahmen gäbe, die Wildschweinpopulation einzudämmen (zum Beispiel das gezielte Schießen von Bachen oder die Pille für die Sau). Aber: „Nur ein Jahr später wird gejammert, dass keine Sauen mehr im Revier sind.“ Und das will keiner.

Das jägerische Lob des Schweins ist wortreich und läuft darauf hinaus, dass es irgendwie auch Bestimmung und Glück der Schweine ist, erschossen zu werden. „Sie sind urig sowie wehrhaft, ganzjährig bejagbar, bei Tag und bei Nacht. Sie haben es zweifellos verdient, anständig bejagt zu werden.“

Aber bevor jetzt wieder irgendwelche Tierschützer anrücken und den Jägern Speziesismus vorwerfen: Auch weniger urige und wehrhafte Spezies haben es natürlich verdient, anständig bejagt zu werden, daran besteht kein Zweifel! Der Bastelanleitung für die Sauenhütte folgt die für eine Marderfalle, und im Editorial wird geradezu überschwänglich für die Jagd auf den „Rotrock“ ins Jagdhorn geblasen, dem man nicht nur mit „Büchse oder Flinte“ auf den Pelz rücken solle, sondern auch mit Kastenfalle und Eisen.

Quelle  :  TAZ >>>>> weiterlesen

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Grafikquelle :  Kubakrokodile

 

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