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Zugfahrt mit Meerblick

Erstellt von Redaktion am Sonntag 17. Juni 2018

Die Klippen der Côte d’Azur

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/c4/La_Vesse-a.jpg/640px-La_Vesse-a.jpg

Von Gudrun Mango0ldt

Für Eisenbahnfans und Mittelmeerliebhaber: Eine Bahnreise mit der Ligne bleue entlang der südfranzösischen Küste.

Man möchte fast in Marseille wohnen, nur für diesen Seitensprung! Was heißt Sprung, eher das englische „sidestep“, schon ein paar Schritte zur Seite genügen.

Wir stehen in den luftigen Bahnhofshallen der alten Mittelmeer-Metropole, wo täglich etwa dreihundert Züge ankommen und wieder abfahren, und wo es noch quirliger zugeht als draußen in den Straßen der Stadt, die wir über eine monumentale Treppe hoch zum „St. Charles“, wie der Hauptbahnhof heißt, soeben hinter und unter uns gelassen haben. An den Schaltern mäandern die Schlangen durch die dafür vorgesehenen Absperrungen aus Bändern.

Wir haben aber sicher anderes im Sinn als uns die nächste halbe Stunde zwischen gestresste und möglichst noch laut telefonierende Menschen einzureihen. Von einem Einheimischen, der sich gerade am Automaten seine Fahrkarte besorgt, erfahren wir, dass ein hier problemlos zu lösender „ZOU!-Pass“ für uns genau das Richtige sei.

Anscheinend wollen wir dahin, wo keiner hin will. Das merken wir aber erst am leeren Bahnsteig. Es sei der hinterste, hatte der hilfsbereite Mann uns noch mit auf den Weg gegeben, ganz links. Wir passierten also all die von ameisenhaft aufgeregten Reisenden frequentierten Gleise bis zu den alleräußersten, wo es plötzlich ganz ruhig ist und unser kleiner blauer Zug der Ligne bleue ein Nickerchen zu machen scheint. Außer uns steigen noch drei vergnügte Mädchen mit Badegepäck ein.

Hafen von Marseille-Notre Dame de la Garde.jpg

„Setzen Sie sich nach links, sagt die freundliche Schaffnerin, dann sehen Sie das Meer!“ Los geht die Reise wie im Märchen vom Schlaraffenland – erst muss sich unser nun leise vor sich hin quietschendes Züglein durch die hässliche, vermüllte Peripherie einer modernen Großstadt fressen, bis es nach etwa zehn Minuten aus den grauen, verwahrlosten Betonschluchten ausbricht und uns allem enthebt.

Dümpelnde Fischerboote

Das ist nicht übertrieben. Wir scheinen plötzlich zu schweben. Darüber nachzudenken, ob wir überhaupt schwindelfrei genug sind, ist es jetzt zu spät. Über einen Viadukt, der uns viel zu hoch und zu schmal vorkommt – zum Glück ist kein Mistral! – rollt unser Gefährt munter dem wild zerklüfteten Kalkmassiv Chaine d’Estaque entgegen.

Links von uns das weite Meer mit einem vereinzelten Frachtschiff, unter uns erst Spielzeugautos und später kleine Calanques, diese Kalksteinklippen, die fjordartig ins Meer reichen. Das Wasser ist dort so klar, dass wir teilweise bis auf den Grund sehen können. Vor uns der mit nur wenigen Pinien und Agaven bewachsene steile, zerklüftete Fels und der erste kleine Tunnel, in den wir auch schon mit Signalhupe hineinrauschen. Es ist kuhnacht. Klaustrophobisch sollte man also auch nicht sein. Doch dann gleich wieder dieser unglaubliche Ausblick, Meer bis zum Horizont, die Frioulinseln und unter uns türkisfarbene Buchten.

Nach etwa einer halben Stunde erreichen wir unser erstes Etappenziel – Niolon. Der kleine Bahnhof liegt hoch über einer Bucht mit ihrem winzigen Hafen, drumherum krallen sich ein paar auffallend bescheidene Häuser an die steinigen Schrägen. Auf dem Felsen gegenüber, der die Calanque vor dem offenen Meer schützt, wacht ein 1860 erbautes Fort.

Heute beherbergt es die UCPA, die Union nationale des centres sportifs de plein air, eine Sportvereinigung mit Zentren in ganz Frankreich. In Niolon unterhält sie eine große Tauschschule. Alain Evezard, einer der Leiter, zeigt uns das schlichte weiße Feriendorf, das zwei Zwecken dienen soll – auch jungen Menschen mit kleinem Geldbeutel den Tauchsport zu ermöglichen und soziale Kontakte untereinander herzustellen.

Auch für den kleinen Geldbeutel

Quelle     :     TAZ            >>>>>         weiterlesen

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Grafikquelle   :

Oben    —      Un TER Marseille > Miramas sur le viaduc de La Vesse le 23 juillet 2010.

Source Own work
Author Didier Duforest

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2.) von Oben    —    The Old Port of Marseille (Bouches-du-Rhône, Provence-Alpes-Côte d’Azur, France), seen from the cathedral Notre-Dame-de-la-Garde.

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