Wulff in der Türkei
Erstellt von DL-Redaktion am Mittwoch 20. Oktober 2010
Wenn einer eine Reise macht ….
Mit eindeutigen Worten hat sich Bundespräsident Christian Wulff bei seinem Staatsbesuch zu den Einwanderern aus der Türkei bekannt. Mit den Worten “ Einwanderer aus der Türkei sind in Deutschland willkommen. Sie gehören zu unserem Land, sie sind bei uns nicht mehr wegzudenken und wir sind ihnen für ihre Arbeit beim Aufbau unseres Landes zu Dank verpflichtet.“ Er verlangte aber auch dass sich die Einwanderer an die Regeln welche die Verfassung vorgibt halten, die Sprache erlernen und die Gleichbehandlung der Geschlechter akzeptieren. In seiner Rede bedankte er sich auch bei den türkischen Präsidenten Gül, welcher zuvor die Einwanderer aufgefordert hatte, die deutsche Sprache zu erlernen.
Von den türkischen Abgeordneten wünschte sich Wulff mehr Unterstützung um religiöse Minderheiten die Ausübung ihrer Religionen zu ermöglichen. Gül hatte erklärt das er sich auch als Präsident der in der Türkei lebenden Minderheiten sehe.
Es ist sehr gut, gerade in Zeiten eines wiederauflebenden Rassismus so klare und deutliche Worte eines Präsidenten zu hören. So hat Wulff in seiner kurzen Amtszeit Sätze gesagt welche ein Horst Köhler in den ganzen Jahren seiner Regierungszeit nicht über die Lippen brachte. Dieser hätte auf seinem Spezialgebiet, dem Bankensektor, ausreichende Gelegenheiten dazu gehabt.
Mit seiner Rede distanzierte er sich eindeutig von den Aussagen des CSU-Chefs Horst Seehofer und auch der Kanzlerin Angela Merkel. Seehofer hatte noch gestern seine zuvor gemachten Aussagen bekräftigt und eine Stellungnahme zu der Rede des Bundespräsidenten abgelehnt.
Es wird interessant sein, den weiteren Weg dieses Präsidenten zu beobachten. Seine gemachten Aussagen weisen aber auf die Schwierigkeiten hin, innerhalb einer Partei eigene Meinungen zum Ausdruck zu bringen, wenn man denn nach „Oben“ möchte. Es wäre ein gutes Zeichen sollte er den Mut aufbringen mit klaren Worten den Polemischen Äußerungen eines Sarrazin oder Seehofer Paroli zu bieten. Den Kritikern aus den eigenen Reihen dürften seine Worte wohl noch lange in den Ohren nachklingen.
IE
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Fotoquelle: Wikipedia – Erdoğan family
Mittwoch 20. Oktober 2010 um 17:25
Jetzt mal erhrlich – Deutschland, auch in seinen Vorgängerstaatsgebilden bis zurück zum Merowingerreich (übrigens aus der Klever Ecke entstanden, war immer ein Durch- und Zuwanderungsland/gebilde.
Die letzte große Zuwanderung, Kriegswirren mal außen vor gelassen, war während der Industrialisierung vor allem im Kohlenpott. Damals kamen „Thomaszewski“, „Polak“, „Szlachta“ und Co. – heute schreien Leute mit solchen Namen (und Vorfahren) „Ausländer raus“…
Es wird langsam lächerlich und peinlich! Wer sind wir „Deutschen“ denn? Ein Konglomerat aller hier zugezogenen Menschen; nicht mehr und nicht weniger. So sollten wir uns auch benehmen – als Menschen…
Mittwoch 20. Oktober 2010 um 18:55
@Jens Uwe
Genau so ist das. Viele haben sogar das i weggelassen um deutsch zu klingen. Es sollte sich mal alle mit Familiengeschicht befassen. Da würde es manche Überraschung geben die einigen gar nicht gefallen würde. Übrigens in der „rechten Szene“ sicherlich auch nicht. Napoleon mit seinen Soldaten hat hier einen sehr großen Abdruck hinterlassen. Aber genau betrachtet ist immer schon durch Kriege, Völkerwanderung oder Naturereignisse alles durcheinander gewürfelt worden. Diese, von leider wieder viel zu vielen beschworene ethnischen Herkunfts- und Zugehörigkeitlehre muss bei gesundem Menschverstand auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen werden.
„Alle Menschen sind Ausländer, fasst überall“.
Wer ist eigentlich Amerikaner und was ist er?
Freitag 22. Oktober 2010 um 16:59
#1+2
Das ist ja alles richtig, was ihr da anführt; und ich selber habe mein Leben lang mit Ausländern gearbeitet. Ich habe bestimmt nix gegen Ausländer; denn ich bin selbst einer, wenn ich im Ausland unterwegs war.
Der Problemfall hier in Deutschland sind und bleiben jedoch grosse Teile der Bürger türkischer Staatsangehörigkeit. Es gibt mir schon zu denken, wenn nicht einmal ein Türke einen Türken als Nachbar haben möchte.
Warum haben die türkischen Jugendlichen den schlechten Ruf, hinter deutschen Mädchen herzusteigen, um ihre Männlichkeit zu beweisen? Und warum dieses „krasse“ Macho-Gehabe? Und letztendlich werden diese Mädel dann als „Christenhure“ beschimpft. Wundert es einen dann, dass die letzten Statistiken die deutliche Sprache der Ablehnung sprechen?
Ich erinnere in diesem Zusammenhang an Erdogans Rede in der Köln-Arena: Bleibt unter euch, lebt eure Kultur, lasst euch nicht assimilieren – sprich > integrieren.
Das passt alles nicht zusammen mit der defensiven Rede des Herrn Wulff vor dem türkischen Parlament. Es deucht einen, als fürchte er die ‚Janitscharen‘ des osmanischen Reiches. Und das ist die grosse Diskrepanz: Was stellte das osmanische Reich einmal dar und was ist heute davon übrig geblieben. Unter anderem ein völlig überzogenes Nationalbewusstsein.
Natürlich darf nicht vergessen werden, dass nicht nur ein Edzard Reuter mit seinen Eltern in der Türkei während des 2. Weltkrieges aufgewachsen ist und noch viele mit ihm, die Schutz suchten vor den deutschen Faschisten. Hier offenbart sich ein Teil der Wahrheit der damaligen Zeit, dass es Intellektuelle und die Intelligenz waren, die den Kontakt pflegten und suchten. Es waren nicht die Menschen aus dem armen vernachlässigten Anatolien, die heute grösstenteils die Migranten aus der Türkei stellen.
Ein Bekannter aus Istambul, von Beruf Architekt, war erstaunt, wie sich die Türkei durch diese Migranten – meist aus Anatolien – hier in Deutschland teilweise präsentiert. Das wird auch dadurch nicht kompensiert, dass die Ehefrau des türkischen Staatspräsidenten ein Kopftuch trug. In diesem Zusammenhang stellte sich für mich sofort die Frage nach der Motivation dieser Dame, waren Kopftücher eigentlich in öffentlichen Gebäuden, Behörden und Universitäten und bei entsprechenden Anlässen verboten.
Und wenn zum Abschluss seiner Türkeireise der Bundespräsident Christian Wulff eine „extrem positive Bilanz“ gezogen hat und seinen Gastgebern für die „große Offenheit“ dankt, kann ich nur verständnislos den Kopf schütteln.
Nachts um 22 h, wenn einem eine Gruppe türkischer Jugendlicher entgegenkommt, sieht die Welt meist anders aus. Besonders wenn man eine eine Frau ist.
Oder er soll einmal Mäuslein spielen, der Herr Präsident, in einer Hauptschul-Klasse mit 70 % Ausländeranteil.
Oder in Köln oder Düsseldorf nachts durch bestimmte Gegenden laufen – ohne Personenschutztruppe – versteht sich. Ich meine die Gettos türkischer Migranten, die in diesen Gettos alles haben, was sie zum Leben brauchen – einschl. ihrer Sprache; denn dort spricht man kein Deutsch.
Es ist leider so wie es ist: Nur die Türken „fallen auf“; keine Italiener, Griechen, Kroaten oder Portugiesen und auch keine Algerier, Iraner oder andere Menschen muslimischen Glaubens. Es ist scheinbar doch vieles eine Frage der Bildung.
Und wenn innerstaatliche Konflikte der Türkei – die Kurdenfrage, bspw. – nach Deutschland getragen werden, sieht es ganz schlecht aus!