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RENTENANGST

Wir trauern um Ralph Giordano

Erstellt von Redaktion am Donnerstag 11. Dezember 2014

Nachruf Ralph Giordano

Zum Tode von Ralph Giordano erklären die Vorsitzenden der Partei DIE LINKE, Katja Kipping und Bernd Riexinger:

Die Nachricht vom Tod Ralph Giordanos erfüllt uns mit Trauer. Mit ihm verlieren wir, verliert Deutschland, einen großen Menschen und Geist.

Seine Biografie war tief geprägt durch die Erfahrungen des Holocaust, von Menschlichkeit, vom Gedanken der Versöhnung und Verständigung. Seine Erlebnisse in der Nazi-Zeit ließen Ralph Giordano stets wachsam die deutsche Entwicklung begleiten. Sein Engagement, sein wacher Verstand und seine Kunst als Schriftsteller waren seine Waffen gegen alte und neue Nazis.

Seine Aufrufe zu Zivilcourage und den Kampf gegen Rechtsextremismus müssen uns weiter Mahnung sein und Anspruch sein.

Quelle: DIE LINKE

Diesen Nachruf fanden wir heute auf der Bundesseite der LINKEN und es ist schon eine echte Überraschung dass die Partei trauern und Empathie zeigen kann,  und das für Einen den Linken vielleicht doch eher Fremden? So liegt die Vermutung nahe dass wieder einmal ein Trittbrett gesucht und gefunden wurde, auf das man nur allzu gerne leicht aufspringen konnte, als reine Effekthascherei?

Ist es möglich das der Keller des Karl-Liebknecht Hauses einer Auffrischung bedarf, da sich die Überreste der allzeit zu Gedenkenden, doch im Laufe der Jahre so sehr zu Staub zerbröselten und der Reliquienvorrat mit fremden Federn aufgehübscht werden muss? Ein Knöchelchen hier und auch da helfen über die Wartezeit bis zum Ableben der wahren Linken aus Stasi und SED hinweg.

So ist es schon richtig das die Unterdrückung und die Todesgefahr während der Nazi-Zeit Giordano nach der Befreiung, zum Kommunisten und bekennenden Stalinisten werden ließ. Doch als er 1955 in die DDR übersiedelte, wurden ihm dort die Augen geöffnet und er wurde von seiner „Krankheit“ auf höchst brutale Art geheilt. Dieses Erlebnis hatte er fortan den Steinzeit Stalinisten wie Dagdelen, Höger oder auch Gehrcke voraus.  Der Publizist kehrte in den Westen zurück und arbeitete nun überwiegend für das Fernsehen.

Seitenwechsler und Nichtkommunisten werden in der Partei DIE LINKE als „Antikommunisten und Nazis“ beschimpft, ohne die persönlichen Biografien zu kennen, geschweige denn, dann auch zu respektieren. Ralph scheint diesen Strömungs – Schwimmern heute aber doch so wichtig zu sein, als dass sie auf ihn in ihr zukünftiges Anbetungsszenario verzichten möchten. Reicht doch der in weiten Teilen der Partei verbreitete Antisemitismus als Rufschädigung vollkommen aus.

Die Zustimmung der Linken verlor er bereits als er während des Irak-Kriegs Positionen der Friedensbewegung und deren Anti- Amerikanismus kritisierte und sich in seinen letzten Lebensjahren gegen einen fundamentalistischen Islamismus engagierte. Den Bau der Kölner Großmoschee nannte er ein falsches Signal, einen Dialog mit der Türkisch-Islamischen-Union (DITIB) als Bauherrin lehnte er ab wegen deren Leugnung des Völkermords an den Armeniern, dem er 1986 eine Fernsehdokumentation („Die armenische Frage existiert nicht mehr – Tragödie eines Volkes“) gewidmet hatte.

Dem Bundespräsidenten Christian Wulff hielt er auf dessen Rede, der Islam gehöre zu Deutschland, entgegen, das sei eine „blauäugige Gleichsetzung des real existierenden Islam mit einem EU-konformen Islam“. Dafür wurde er von vielen Linken auf das heftigste beschimpft und sah sich plötzlich Morddrohungen aus der Islamischen Gemeinschaft ausgesetzt.

Zusammengenommen also viele Gründe ihm eine eventuelle Mitgliedschaft in der Linken zu verweigern. Diese hatte er aber auch, wie viele andere Intellektuelle ebenfalls, nie ernsthaft angestrebt. Seinen guten Ruf wollte er wohl nicht allzu leichtsinnig aus Spiel setzen. Wir vermuten also dass der Nachruf von Kipptrix auf Desinformationen und Unwissenheit zurückzuführen ist.

Der Exzentriker

VON JAN FEDDERSEN

TOD Ralph Giordano, Holocaustüberlebender, war eines der wichtigsten deutschen Gesichter der sogenannten Vergangenheitsbewältigung. In Köln ist er im Alter von 91 Jahren gestorben. Ein Nachruf

Wollte man ihm Gutes nachsagen, wäre vor allem dies ein Charakterzug: Furchtlosigkeit. Dieser Mann legte sich auch wirklich mit allen an. Insofern geht eine gewisse Kritik, die ihm Opportunismus im Angesicht des Zeitgeists attestierte, als er in jüngster Zeit den Islam fundamental der Demokratieuntauglichkeit zieh, vollkommen fehl. Ralph Giordano war das Gegenteil von feige oder kleinlaut. Im Jahre 2000, als alle europäische Welt fürchtete, mit Jörg Haider wachse in Österreich ein neuer Führer heran, sagte der gebürtige Hamburger: „Jemand wie ich, der den Holocaust überlebt hat und Adolf Eichmann Auge in Auge gegenüberstand, der fürchtet sich nicht vor einem Jörg Haider.“

Das war unmittelbar vor einer Talkshow, bei der der Österreicher einvernommen werden sollte – und Giordano als Zeitzeuge des Nationalsozialismus, als einer der erfolgreichsten Autoren über diese Zeit und Beobachter ihrer Nachwirkungen, war dabei. Wie sich aber in der Sendung zeigte, war Haider dem Journalisten wie auch dem SPD-Kulturfunktionär Freimut Duve prima gewachsen. Beide hatten gegen Haider nur Moral vorzubringen – an Giordano waren plötzlich fragwürdige Züge erkennbar. Ein Mann, der sich vor allem in höherem Alter darin gefiel, fern analytischer Kühle und recherchierter Präsenz als Argument nur eines gelten zu lassen: sich selbst. Haider, aalglatt, gab ihm unentwegt recht – und Giordano wusste nichts mehr zu entgegnen. Rechtspopulisten aber, so lernte das Publikum, kann man nicht mehr mit Erinnerungen an das Tausendjährige Reich kommen.

Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen

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Fotoquelle: Wikipedia – Author MMH

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3 Kommentare zu “Wir trauern um Ralph Giordano”

  1. Jürgen sagt:

    Linke Heuchelbande!

  2. Paul Alexander sagt:

    Vom Humanisten zum Islamhasser….

    2008 forderte er die Ausweisund des Vorsitzenden des Zentralrates der Muslime

    Noch bis zu seinem Tod ließ er sich das Wüten gegen den Islam (oder das, was er darunter verstand) nicht nehmen: In einem Gastbeitrag im Hamburger Abendblatt stellte er sich im Jahr 2011 selbst einmal in die von ihm als »Ehrengalerie« bezeichnete Reihe von »Islamkritikern« wie Necla Kelek, Alice Schwarzer, Henryk Broder, Ayaan Hirsi Ali und Thilo Sarrazin. Im selben Text befand er erneut: »Die Moschee ist das Symptom, der Islam das Problem!«

    Ähnlich unerbittlich wie gegen Muslime zog er bis zuletzt nur gegen seine meist linken Kritiker zu Felde: »Meine Kritik am Islam als Rassismus zu denunzieren, ist das niederträchtigste aller niederträchtigen Totschlagargumente einer politischen Korrektheit«

    Ich mochte den Typ nicht ….

  3. Ingo Enbert sagt:

    Ich habe Ihn als unbeugsamen Widerständler geschätzt. Ganz sicher nicht immer aller Meinung aber stets offen und ehrlich und niemals um Sympathie schleimend.
    Kein Mann für die korrupte Politik und ganz besonders nicht für DIE LINKE. Schon von der Klarheit seiner Sprache her unterschiedlich wie Feuer und Wasser. Eine Person aus dem Leben und nicht in einer Theorie lebend. Ein Mensch welcher auf andere zuging und dem Arroganz und Überheblichkeit fern war.

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