Wir Missvergnügten
Erstellt von DL-Redaktion am Samstag 23. August 2014
25 Jahre nach der Wende
von Anja Maier
Identität ist nichts, was man einfach so abstreift: 25 Jahre nach Mauerfall blickt eine Ostlerin zurück
In diesem Jahr habe ich es geschafft. Ich bin nun schon ein Jahr länger Westlerin, als ich Ostlerin gewesen bin. Fast fünfundzwanzig Jahre sind vergangen seit jenem Abend, an dem in Berlin direkt vor meiner Nase „die Mauer fiel“. Ein Vierteljahrhundert. Bin ich also mittlerweile eine richtige Westlerin? Nö. Ich bin nach wie vor Ostlerin. Darauf lege ich Wert.
Blödsinn, sagt ein Westfreund dazu: Ich sei ja wohl die integrierteste Gesamtdeutsche, die man sich nur vorstellen könne. Genau richtig, sagen meine Eltern: Identität sei nichts, was man einfach so abstreifen solle. Schwachsinn, nölt meine Tochter: Irgendwann muss es mal gut sein mit diesem Ostgeschwurbel. Nein, bleib so, rät die Freundin: Der identitäre Bruch der Wende sei schließlich ein unverwechselbares Stückchen politischer DNA. Ja, was denn nun?
Ich bin Ostlerin. Aber um das gleich klarzustellen: Das bedeutet schon ein bisschen mehr, als Berlinerin zu sein oder Brandenburgerin. Ostlersein markiert Herkunft und Zugehörigkeit. Und einen Minderheitenstatus, den ich situationsbedingt entweder liebe oder hasse. Gleichgültig ist er mir jedenfalls nicht.
Tatsächlich sind die vierundzwanzig Lebensjahre in der DDR bis heute prägend. Familie, Kindergarten, Schule, Lehre, Studium. Adoleszenz vor der Kulisse der bulgarischen Schwarzmeerküste oder auf mecklenburgischen Campingplätzen. Kulturelle Prägung durch eine Band namens Pankow, durch den androgynen David Bowie und die rübergemachte Nina Hagen. Auch durch das Politische, das viel zu weit ins Private ragte. Aus heutiger Sicht war dieser Osten eine Zumutung.
Spiel mit Schuldkomplexen
Die DDR war ein Land, in dem man unentwegt aufgefordert wurde, sich „zu uns“ zu bekennen – ein permanentes Spiel mit Schuldkomplexen. Freunde reisten auf Nimmerwiedersehen aus – dass es mal anders kommen würde, glaubte niemand wirklich. Das aus heutiger Sicht Schlimmste: Man wusste, es hört immer jemand mit: der Staat, der seine Bürger als Eigentum betrachtete.
Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen
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Fotoquelle: Wikipedia – Author burts uploaded under GFDL
Samstag 23. August 2014 um 18:00
Ein wunderbarer und echter Artikel von dieser Frau.
Genau so und nicht anders.
Identität ist „Ossi“ und bleibt „Ossi“. Das ist kein Schimpfwort mehr. Das war unser Leben und man steht einfach dazu.
Es ist nichts abwertendes und wer das nicht versteht, der kann gerne nachfragen 🙂
Übrigens den oben gezeigten Trabbi- Pappe hatte ich damals auch.
Und am FKK war ich auch—-> für alle lieben westdeutschen Mitbürger. Da gafft man den ersten Tag und dann nicht mehr 🙂