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Wowereit zum Beispiel

Erstellt von DL-Redaktion am Sonntag 7. September 2014

Wenn Politiker nur für sich selbst arbeiten

VON WALTRAUD SCHWAB

Wenn einer seinen Rücktritt einreicht, wird die Kritik milde. Da hängt den Statements dann doch eine Melancholie an, als handele es sich um Würdigungen wie bei einem Nachruf. Nicht so bei Klaus Wowereit. Der hat angekündigt, dass er ab dem 11. Dezember dieses Jahres kein Bürgermeister von Berlin mehr sein möchte, aber die Reaktionen sind lasch: Ja nun denn. Dann eben. So, so. Bindewörter als Kommentare, Bindewörter, die nichts verbinden.

Erstaunlich ist es schon, selbst die Berliner Zeitungen, die ihm lange wohlwollend begegneten, loben nun komische Sachen. Sie erwähnen Wowereits Wurschtigkeit positiv – auch seine Arroganz wird nun geadelt. Wer Wowereit mit Fragen und mit politischen Positionen in die Quere kam, dem fuhr er, wird gesagt, schlagfertig über den Mund. Dass er Urberliner ist, wird zudem auf der Habenseite verbucht. Weil er aus der Stadt ist, habe er die Stadt verstanden. Seine Eloquenz wird positiv erwähnt und dass er sowohl auf roten Teppichen als auch im Schrebergarten den richtigen Ton finde. Du halt.

Keine Publikation vergisst, ihm jetzt schon Dinge nachzusagen, die in die Annalen eingehen werden. Welche? Banale. Dass er mit Desiree Nick knutschte und Sekt aus roten Stöckelschuhen trank. Erinnert wird auch an ein paar Sprüche von ihm. Dass er schwul ist, „und das ist auch gut so“. Dass in Berlin gespart werden muss, „bis es quietscht“. Dass Berlin „arm, aber sexy“ sei. Und dass Berlin jetzt „the place to be“ ist. Für wen? Selbst Wowereit mag irgendwann gedämmert sein, dass es nicht viel ist, wenn nur Halbsätze bleiben.

Wowereit hat Homosexualität im Politikbetrieb enttabuisiert. Auf den letzten Drücker machte er es, die Springerpresse wollte ihn outen. Aber wenn die Kommentatoren aufzählen, was Wowereit noch geleistet hat, fallen ihnen vor allem Baustellen ein. Unfertige wie der Flughafen BER. Und drei Kilometer mehr Innenstadtautobahn, fertig, auf der Berliner Wettrennen fahren können. Zudem machen sie den Noch-Bürgermeister zum Drechsler eines neuen Berlinbildes, das international so leuchte, dass alle Welt hierherkommen wolle. Um was zu tun? Sich Wohnungen zu kaufen und zu saufen. Berlin – das Mallorca der Urbanisten.

Blumen, Sekt und Lobesworte

Vergessen ist, dass Wowereit zuletzt mit seinem wurschtigen Pragmatismus bei den Berlinern nicht mehr punkten konnte. Das Desaster um den Flughafen BER, das er maßgeblich zu verantworten hat als Aufsichtsratschef, ging zulasten seiner Popularität. Seit zwei Jahren halten Politiker und Manager die BerlinerInnen hin, sagen ihnen nicht, was Sache ist, nennen keine Eröffnungstermine, verlangen immer mehr Geld. Jetzt tritt Wowereit ab. Am 11. Dezember ist Schluss. Am 12. Dezember trifft sich der BER-Aufsichtsrat, um was zu verkünden? Einen Eröffnungstermin wie von Mehdorn versprochen? Oder das Eingeständnis des Scheiterns?

Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen

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Fotoquelle: Wikipedia – Author Olaf Tausch

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