DEMOKRATISCH – LINKS

                      KRITISCHE INTERNET-ZEITUNG

RENTENANGST

Weltfrauentag 2012

Erstellt von Redaktion am Donnerstag 8. März 2012

Nachdenken über DIE LINKE aus Anlass
des Internationalen Frauentages 2012

File:Aktionstag anlässlich des 100. Internationalen Frauentages - Wir sind gemeinsam stark.jpg

* Die Aufgabe: Das Programm leben lernen
* Die Kraft: Die Linke lebt nicht vom Elend der Welt und deren Kritik, sondern von der Gestaltung einer besseren Welt
* Neubeginnen: Parteileben verlangt mehr als Politik, es ist auch eine Frage der Kultur.“ Linke Gestaltung beginnt mit der Selbstbefreiungsarbeit des Einzelnen aus den Fesseln des überkommenen Denkens, Handelns, der Lebensweisen
* Befreiung: Die Organisationsfragen der Linken gehören ins Zentrum ihrer Politik: Emanzipation versus Organisation oder xxx-Organisation zum Zwecke der Emanzipation?
* Zustände: Überraschend ist nicht die Situation, sondern das Tempo der politisch-kulturellen Deformation: „Zerstrittene“ in den Elitenkämpfen versus entmündigte, passive Mitglieder
* Attraktivität: Wer vermisst eigentlich eine „neue“ Linke? Würdest Du deine Kinder, deine/n Partner/in, deine Freunde, deinen Nachbarn, deine KollegInnen mit in eine Parteiversammlung deines Kreisverbandes nehmen?

Hast Du einen Traum? Haben wir einen Traum, eine konkrete Utopie?

Ich habe einen Traum. Ich möchte mit anderen Menschen gemeinsam an einer solidarischeren gerechteren Welt arbeiten. Diese Welt beginnt in der Art und Weise wie ich mit mir, wie wir miteinander Umgehen und im gemeinsamen „arbeiten“ an Veränderungen. „Befreiung“ aus den Fesseln des Kapitalismus und der Traditionen, auch aus manchen der eigenen politischen und charakterlichen Prägungen, beginnt im eigenen Kopf, in meiner Psyche, im eigenen Tun.

Gesellschaftspolitische Befreiung braucht Selbstbefreiung, dazu können wir einander beistehen, partnerschaftlich uns unterstützend… Ich brauche für mein Leben solidarische, menschliche GefährtInnen, sonst verkümmre ich, verfehle mein(en) Leben(ssinn).

Meine politische Arbeit muss mich ermutigen, meine Lebenskräfte stärken, sie muss mein Leben sinnvoll bereichern und ich muss daran teilhaben kleine, kleinste Veränderungen in „der Welt“ zu erreichen.

Hast Du Angst/Ängste?

Ja! Aber du musst es dir gemeinsam mit anderen eingestehen. Dann kann aus Angst Mut werden.

Ich habe zum Beispiel Angst vor wachsender sozialer Unsicherheit, Altersarmut, schweren gewaltsamen sozialen und politischen Konflikten, einer erstarkenden neofaschistischen und neuen Rechten, der Demontage der demokratischen Rahmenbedingungen unseres Lebens, dem Zusammenbruch unseres Geldsystems, ökologischen Katastrophen und Kriegen.

Seine Ängste, seine Zweifel zu verdrängen ist feige und dumm, führt zur Gleichgültigkeit. Wer das tut handelt nicht verantwortlich und bleibt ein Knecht. Aus Empörung und Zorn erwachsen uns Kräfte des Widerstandes und der Gestaltung!

Hast Du Mut?

Ja! Dann versuche gemeinsam mit MitstreiterInnen mutig zu sein. Finde dein Maß für dein gesellschaftskritisches politisches und soziales Engagement. Sorge dabei für dich und deine MitstreiterInnen, haushalte mit deinen/euren Kräften und gehe nur die Wagnisse ein, die dein und deiner MitstreiterInnen Leben nicht in Gefahr bringen. Aber ertrage Widerspruch, Widerstand und Diskriminierung durch den politischen Gegner.

Wofür braucht es Mut?

Es braucht Mut ein/e Linke/r zu sein.

Es braucht Mut, um sich selbst, die linke Bewegung, die eigene Organisation kritisch (im Spiegel des Erreichten) zu sehen!

Es braucht Mut, um unsere Stärke/Wirkung in der Gesellschaft realistisch einzuschätzen, um sich eine eigene Meinung zu erarbeiten und zu dieser auch im Streit in den „eigenen Reihen“ zu stehen.

Es braucht Mut, um es auszuhalten nicht von einem schnellen (Wahl)erfolg zum nächsten zu gelangen, denn eine Gesellschaft gründlich, radikal umzugestalten ist eine Aufgabe von Generationen.

Es braucht Mut, um es auszuhalten, dass linke Politik und linke Haltungen immer Minderheitenpositionen ausdrücken, weil Linke (stets) vorangehen (sollten) auf dem Weg der Befreiung aus allen knechtenden Verhältnissen (und Verführungen, Verlockungen, Ablenkungen, Bindungen an und aus der kapitalistisch geprägten Kulturen und Lebensweisen).

Hast Du (genug) Verstand?

Ja, gebrauche ihn!

Unsere Mitglieder sind im Herzen links.

Aber in ihren Kenntnissen und Erfahrungen über/aus linken Zusammenhängen/Parteien unterscheiden sie sich stark. Wir können partnerschaftlich voneinander lernen. Linke sind immer auch Menschen, die das Gespräch mit noch abseits Stehenden suchen. Linke „lesen“ die Welt „gegen den Strich“. Linkes Denken und Sprechen ist kein „Alltagsdenken“, sondern wir bedienen uns zur Untersuchung der Gesellschaft, zur Formulierung unserer Taktik und Strategie vielfältiger Erfahrungen und vielfältigen Wissens. Wir haben den Blick „von unten“ auf die Gesellschaft, formulieren Interessen, politische Ziele und Wege, um diese gegen den „Klassenkampf von oben“ zur Wirkung zu bringen. Gute linke Politik ist das Ergebnis der Gespräches und des gemeinsamen Handelns mit dem Volk, den BürgerInnen. Linke Politik, anders als rechte, als neofaschistische Politik, geht nicht mit vereinfachenden schwarzweißem Denken, mit flachen Personalisierungen politischer Prozesse und sie geht nicht mit populistischen Phrasen im medialen 1.30-Takt (1 Minute und 30 Sekunden) der Medien. Linke Politik braucht Zeit für gewissenhaftes Nachdenken, für den Gedankenaustausch, für Aushandlungsprozesse, sie braucht gemeinsam erarbeitetes und angeeignetes „Gegenwissen“ zum Mainstream.

Deshalb: Gestaltet Bildungsabende oder Bildungstage zum Thema „Was ist heute links“.

Sind wir gemeinsam stark? Oder: Können wir gemeinsam stark sein?

Ja, weil wir unterschiedlich sind! Ja, wenn der/die Einzelne stark, selbstbewusst, verantwortungsbewusst ist/wird.

Wir unterscheiden uns in unseren Erfahrungen, Lebenslagen, Einsichten, Fähigkeiten, Leidenschaften, unmittelbaren Interessen, Stärken und Schwächen. Nur wenn wir miteinander konstruktiv kooperieren gewinnen wir Kraft und gesellschaftliche Wirksamkeit. Dazu müssen wir uns selbst und einander kennen lernen, dass braucht und das ermöglicht Vertrauen. Vertrauen braucht Selbstvertrauen, sonst ist es nur blindes Vertrauen. Vertrauen wächst durch Offenheit und verantwortliches Reden und Handeln.

Deshalb: Wir brauchen neue und aktive Mitglieder aus vielen Milieus, Berufen, Alters und Geschlechts! Wir brauchen mehr Mitglieder auf dem flachen Land und wir brauchen mehr Mitglieder in den industriellen Zentren aus den wirtschaftlichen Schwerpunktunternehmen.

Worin besteht die Möglichkeit unserer „Einheit“? Was ist „Einheit“?

Warum kann „Einheit“ nicht „Geschlossenheit“ und „Einheitlichkeit“ bedeuten?

Also „Einheit in der Vielfalt“. Linke Vielfalt bedeutet nicht Beliebigkeit. Aber es muss möglich sein verschiedene Wege zu linken politischen Zielen zu gehen, verschiedene Wege zu erproben. Nicht jede/r muss „alles“ wollen und können. Nicht jeder Kreis- oder Ortsverband kann die gesamte linke Politik aktiv umsetzen helfen. Schon aus Gründen unserer verfügbaren Kräfte setzen wir Schwerpunkte. Es gilt sich nur das vorzunehmen, was wir uns auch zutrauen zu tun. Es kommt darauf an sich für das zu entscheiden, wofür das Herz brennt und Verstand und Erfahrungen genügen. Es darf einen Wettbewerb der Ideen, der praktischen Wege, der Projekte geben. Konkurrenz aber zerstört und verunmöglicht
solidarisches Handeln.

Die Satzung der Partei muss einerseits dem Parteiengesetz, also den Maßstäben des bürgerlichen Staates genügen, andererseits regelt sie den formalen Rahmen des Parteilebens. Wenn die Partei lebendig ist, dann ist das Parteileben aber stets reicher als es eine Satzung regeln kann. Satzungen, Parteiregeln, Parteinormen und Parteiwerte werden im besten Falle durch ein innovatives, kreatives Parteileben korrigiert.

Zentralismus, Bürokratismus und Autoritarismus verunmöglichen eine kreative und lebendige Linke.

Deshalb: Gestaltet Bildungsabende oder Bildungstage für Neumitglieder und alle, die unsere Partei, ihre Geschichte, ihre Struktur und Funktionsweise, ihre Persönlichkeiten und ihre Politik genauer kennen lernen wollen. Mach Dich schlau, jedes Mitglied kann ein linker Politiker sein!

Deshalb: Gestaltet Bildungsabende oder Bildungstage zum Themen der praktischen politischen Arbeit: „Besser argumentieren“, „In der Vorstandssitzung oder der Mitgliederversammlung vom Chaos zum Ergebnis“ , „Ehrenamtliches, freiwilliges Engagement zielgerichtet fördern“, „Die Arbeit mit Medien wirksamer gestalten“….

Sicher hast auch Du Wünsche und Erwartungen an unsere Bildungsarbeit. Nur wenn wir gemeinsam und voneinander lernen können wir dem neoliberalen Mainstream erfolgreich widerstehen und eine kluge BürgerInnen- und Bündnispolitik betreiben.

Linke Politik braucht dein Wissen und Können. Linke Politik braucht deine Aktivität.

Was können wir über erfolgreiche linke Politik wissen?

Das Parteiprogramm und Parteibeschlüsse sind keine Dogmen, keine ewigen Wahrheiten. Unsere Partei ist keine Weltanschauungspartei, keine von der „Autorität“ Wissenschaft bestimmte und legitimierte Partei. Mitglieder der Partei haben unterschiedliche Gründe, Motive für ihre Parteimitgliedschaft und sie unterscheiden sich in ihren weltanschaulichen Orientierungen. DIE LINKE ist keine marxistische Partei! Gleichwohl gibt es in ihren Reihen MarxistInnen. DIE LINKE verfolgt politische, sozialökonomische und kulturelle Interessen. Zwischen den verschiedenen Interessen ihrer Mitglieder, der Interessen der durch die Partei „angesprochenen“ BürgerInnen gibt es keine einfache Übereinstimmung, zwischen ihnen gibt es Widersprüche und Konflikte. DIE LINKE formuliert in ihrem Programm ihre (begrenzte) Einschätzung der gesellschaftspolitischen Situation, der Gründe und Ursachen für diese Situation und sie beschreibt ihre gegenwärtige Gesellschaftsstrategie. Die Aussagen des Parteiprogramms sind keine Dogmen, keine ewig feststehenden Wahrheiten. Das Leben ist vielfältiger und an Überraschungen und Lernanlässen reicher, als es jedes Programm je sein könnte. Die Aussagen des Parteiprogramms stehen täglich auf dem Prüfstand, sie haben stets nur relative Geltung. Linke sind gut beraten, wenn sie selbstbewusst die Ziele ihres Programms vertreten und zugleich bescheiden und offen bleiben, für Kritik, für Veränderung. DIE LINKE folgt keinen geschichtsdeterministischen oder ökonomistischen Begründungen für ihre Programmpolitik. DIE LINKE ist sich der Begrenztheit und Relativität „ihrer Wahrheiten“ stets bewusst. Eingedenk der langen Geschichte linker Bewegungen, Persönlichkeiten und Politiken verfügt DIE LINKE im 21. Jahrhundert über ein umfangreiches historisches Material, darin eingeschlossen die Erfahrungen, die Erkenntnisse, die Irrtümer, die Erfolge und Niederlagen ihrer Vorgänger bei ihren Versuchen sich zu organisieren, sich selbst und die Gesellschaft zu verstehen, sich selbst und die Gesellschaft zu demokratisieren, den Kapitalismus zu zähmen und zu überwinden. Wir können also viel Wissen über mögliche Wege, aber auch über Sackgassen und gescheiterte Ideen und Kämpfe. Geschichte wird nicht nach ewigen Wahrheiten („Lehren“) befragt, sondern sie wird stets ausSicht der heutigen Lage und Interessen neu zu befragen sein.

Kann uns das Parteiprogramm helfen gemeinsam zu handeln?

Kann uns das Parteiprogramm helfen, wenn es doch viele verschiedene Wege zur „Umsetzung“ des Programms in Lebenswirklichkeit(en) und politische Wirkungen? Ja, weil im Programm, neben Formelkompromissen zwischen verschiedenen innerparteilichen Strömungen, auch grundlegende Werte und Ziele, Ursachenanalysen und alternative Wege (Taktik und Strategie) dargelegt sind. Damit haben wir gemeinsame übergreifende Bezugspunkte für unsere tägliche Argumentation und Politik. In der Interpretation des Parteiprogramms in Worten und Taten durch jedes Mitglied, die Strömungen und Gliederungen der Partei haben wir einen gemeinsamen Arbeits- und Reflexionsgegenstand, an dem wir wachsen können und einen Prozess, indem wir das Programm an neue Wirklichkeiten anpassen, es korrigieren, entwickeln können und indem wir uns, das Wirken der Partei den Ansprüchen des Programms annähern können.

Deshalb: Gestaltet Bildungsabende oder Bildungstage zum Thema „Das Programm der Partei DIE LINKE und meine Interessen“.

Wie kann solidarisches Handeln möglich sein?

Wenn wir unterschiedlich sind, individualisiert und daran gewöhnt „allein seines Glückes Schmied zu sein“, wie kann dann solidarisches Handeln möglich sein?

Linke müssen sich zunächst (konkret) eingestehen, ich, wir sind auch geprägt von den Destruktivkräften des entfesselten Kapitalismus und dessen Ideologie, dem Neoliberalismus (=Ideologie des deregulierter, entfesselten Kapitalismus).

Solidarität stellt sich nie „automatisch“ ein, sondern sie muss praktisch erlernt, geübt, erprobt, erfahren werden.

Solidarität hat heute andere Grundlagen und Ausdrucksformen als im 19. oder 20. Jahrhundert, wir müssen sie neu entdecken und erfinden. Wir haben auch neue Chancen zu solidarischen Handeln, denn wir leben nicht im absoluten Elend, nicht im Analphabetismus und nicht in einer faschistischen Diktatur. Wir haben viele Mitglieder mit für linke politische Arbeit unverzichtbaren Erfahrungen und Kenntnissen, auch beruflich gewonnen gehören zu diesem Potential des Widerstandes! Wir haben heute Mitglieder mit einer reifen, selbstbewussten Persönlichkeit der nicht der Untergang in einer gleichgeschalteten Masse droht. Wir haben alle, wenn auch unterschiedliche, Voraussetzungen uns selbst, bestärkt durch MitstreiterInnen, aus bürgerlichen Lebensweisen, bürgerlichen Denken und Handeln zu befreien.

Aber: Unter uns wütet auch die Konkurrenz, Egoismen, individualistische Sprachlosigkeit, Verantwortungslosigkeit gegenüber der Gemeinschaft, Eitelkeit, die Sucht nach raschem und billigen Erfolg in Gestalt der Anerkennung durch den Club der Schönen und Reichen. Aber: Unter uns sind sehr viele Menschen in sehr schwierigen Lebenslagen, die ihnen Lebensfreude, psychische Energie, die materiellen Möglichkeiten für Teilhabe am kulturellen und politischen Leben rauben! Die gesellschaftliche Diskriminierung macht die davon Betroffen schweigend, treibt sie in die Isolation. Das ist ein absichtsvolles Ergebnis der Massenerwerbslosigkeit und der Hartz IV-Strategie.

Wir brauchen echte Begegnung zwischen den Menschen in unserer Partei, Interesse aneinander, Neugier auf den Anderen. Wir brauchen mehr und einfühlsame konkrete

Solidarität, sei es Hartz IV-Beratung, Fahrgemeinschaften, konkrete Sicherung der materiellen Bedingungen für die Ausübung von Funktionen und eine taktvolle und kulturvolle Gestaltung unserer Treffen, an Orten, wo sich alle auch mal ein Bier und gemeinsames Essen leisten können. Aber vor allem brauchen wir voreinander Respekt, Achtung, Wertschätzung, Ermutigung!

Heute stehen unsere Schülermitglieder mit ihrer Aktion allein, morgen sind es die Studierenden, übermorgen die Mindestlöhner, überübermorgen die streikenden SozialarbeiterInnen, dann die um Erhalt ihrer Arbeitsplätze kämpfenden Opellaner und überübermorgen die von Prekarisierung bedrohten Stammbelegschaften oder die Erwerbslosen und die StreiterInnen für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Noch denkt jeder zu oft: Was gehen mich der anderen Sorgen und Strebungen an. Das ist die verinnerlichte Herrschaftsweise, das ist Befangenheit in der Knechtschaft, aus der sich jede/r selbst befreien kann!

Viele in unserer Gesellschaft haben so denken gelernt: Gute Politik muss sich in meiner Tasche „rechnen“. Überhaupt, der Mensch muss „sich rechnen“, oder? Stimmt es, dass Themen die sich (noch nicht persönlich rechnen), etwa die Gesundheitspolitik für Gesunde, die Rentenpolitik für Junge, die Pflegepolitik für Rüstige, die Friedenspolitik für Afghanen „hinten, am Hindukusch“ für linke Politik nicht mobilisierungsfähig sind?

Lasst uns gemeinsame Antworten, Wege, Auswege, Alternativen suchen.

Deshalb: Gestaltet Bildungsabende oder Bildungstage zum Thema „Solidarisch handeln – wie mir/uns das besser gelingen kann“

Wünsche und Appelle die nicht helfen und was wir statt dessen brauchen?

Warum sind die Rufe nach „Harmonie“, „Konfliktfreiheit“, „Disziplin“, bedingungslose Unterordnung unter das Mehrheitsprinzip, „Zentralismus“ und die überwiegende/alleinige Orientierung an Autoritäten keine Erfolg versprechenden Wege?

Sie bleiben erfolglos, weil sie den Ursachen nicht auf den Grund gehen, die Übel nicht an der Wurzel zu packen suchen. Manchmal ist das sogar Absicht, um die eigenen Konkurrenzziele zu verbergen. Solche Appelle bleiben erfolglos, weil es nur Worte bleiben, dem keine Taten, nicht die „Mühen der Ebene“ folgen. Solche Appelle bleiben auch erfolglos, weil allzu viele sich mit den Verhältnissen abgefunden haben. „Wir sind halt eine normale Partei, die Menschen sind halt so, warum soll es bei uns mehr Aktive und weniger Konkurrenz als in den anderen Parteien geben.“

Wer so denkt, gibt das linke Projekt auf. Er opfert die Partei auf dem Altar des Kapitalismus, des schlechten Egoismus.

Ich sehe das anders.

Was wir tun könnten:

1. Transparenz und breite Beteiligung an den Entscheidungsfindungen, beides braucht Klarheit, Zeit und gute Methoden. Einige Beispiele:

2. Anstelle der „Organisation von Mehrheiten“ Diskussionen, gegenseitiges auf die Argumente Eingehen und sichtbar, erkennbar mit der ganzen Person zu den Entscheidungen stehen.

3. Minderheiten achten, Minderheiten hören, Minderheitenrechte stärken, für Kritik auch nach der Beschlussfassung offen bleiben, denn auch Mehrheiten können irren oder immer kann etwas besser gemacht werden. Der Dialog zwischen Mehrheit und Minderheit darf nicht abbrechen.

4. DIE LINKE muss eine lernende Partei sein/werden. Eine Partei lernender Mitglieder und lernender Parteistrukturen/Gremien, d.h.

* den Erfahrungsaustausch über Gelungenes und weniger Gelungenes pflegen, dass gelingt besser, wenn nicht Konkurrenz und Misstrauen die gegenseitigen Beziehungen prägen.
* das Interesse an politischer Bildung zu politischen Themen und am Erwerb, der Erweiterung praktischen Handlungswissens stärken.

5. Das Mitglied, der handelnde aufgeklärte und kreative Mensch ist unsere eigentliche und unerschöpfliche linke Kraftquelle, nicht Geld, nicht Medienzugang, Parlamentsmandate oder staatliche Macht. Deshalb Respekt für jedes Mitglied, d.h. achtungsvolle Aufmerksamkeit, Anerkennung des unverlierbaren eigenen Wertes jedes Menschen, unabhängig von seiner „Nützlichkeit“ für bestimmte Interessen, Absichten und Zwecke. DIE LINKE benötigt ein überdurchschnittliche Zahl Engagierter.

6. DIE LINKE muss eine offene Partei sein. Offen für die Mitwirkung parteiloser BürgerInnen, offen für zeitweiliges parteipolitisches Engagement (zeitlich begrenzteArbeit in „Projekten“, LAG´s, Gesprächskreisen und in „Schnuppermitgliedschaften“, offen für politische „Neulinge“, die die Möglichkeit brauchen sich zu erproben. (Nur so können wir die Vielfachbelastung einiger weniger AktivistInnen mittelfristig reduzieren.)

Bernd Wittich Ludwigshafen, März 2012

Alexandra Michailowna von Kollontai

Sie gehörte als erste Frau dem revolutionären sowjetischen Kabinett an und war damit gleichzeitig die erste Ministerin der Welt. 1920 übernahm sie den Vorsitz der Frauenabteilung beim ZK der KPdSU. Kollontai, alleinerziehende Mutter undVolkskommissarin für soziale Fürsorge, setzte in der jungen Sowjetunion durch, dass das Eherecht gelockert und der Mutterschutz verbessert wurde. Sie erkämpfte das Recht auf Schwangerschaftsabbruch und schlug Volksküchen und kollektive Kindererziehung vor. Sie propagierte sogenannte Kommunehäuser sowie freie Liebe (und Sexualität). …Kollontai war zeitlebens überzeugte Feministin und Sozialistin. Bereits 1905 hatte sie sich für autonome Frauenabteilungen innerhalb der Kommunistischen Partei eingesetzt. Sie grenzte sich aber scharf von der bürgerlichen feministischen Bewegung ab, da sie die These vertrat, alleine im Sozialismus könne eine Gleichberechtigung von Frau und Mann verwirklicht werden. „Nicht die sexuellen Beziehungen bestimmen das moralische Ansehen der Frau, sondern ihr Wert im Arbeitsleben, bei der gesellschaftlich-nützlichen Arbeit.“… Darüber hinaus geriet sie mit ihrer Kritik an der Bürokratie auf dem X. Parteitag im März 1921 in den Ruch der parteifeindlichen Opposition, was wohl ebenfalls gefördert hat, dass sie – freiwillig oder weggelobt – Funktionen im Ausland übernahm.

Helene von Kollontai ist eine würdige Verwandte! Danke Helene für deine Parteiarbeit!

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Grafikquellen   :

Oben — Internationaler Weltfrauentag

Author Haeferl  /  Own work
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Unten — Alexandra Michailowna von Kollontai

Alexandra Kollontai (1872 – 1952), Soviet politician, feminist and ambassador in Helsinki during World War II, very young

 

2 Kommentare zu “Weltfrauentag 2012”

  1. ichbins sagt:

    schöne Worte, die viel Wahrheit enthalten…
    ABER!
    Solange sich diverse Herrschaften nicht daran halten, was mit Worten so schön klingt, graue missbrauchte Theorie, wird es schief gehen… werden sich kaum noch welche vor den Karren spannen lassen und…
    Schöne Worte, ich wünschte es folgten ihnen ehrliche Taten statt dass was wirklich folgt

  2. ichgreifmirandenkopf sagt:

    Heute ein Gespräch mit einer Frau: „…Heute Weltfrauentag…“
    Antwort dieser Dame: „Kenn ich nicht, was ist denn das?“ Ohnmacht!

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