Der Nahost – Konflikt
Erstellt von Redaktion am Mittwoch 23. Juli 2014
Was will die HAMAS wirklich
von Gideon Levy
Die Mittel der Hamas sind brutal und kriminell. Doch ihre Forderungen sind zivil und wären zu erfüllen. Und die bittere Wahrheit ist: Wenn von Gaza aus keine Raketen auf Israel geschossen werden, kümmert sich hier niemand um sie. Ein Gastbeitrag von Gideon Levy, Autor der israelischen Zeitung „Haaretz“.
Nach all dem, was wir über die Hamas sagen müssen – sie ist fundamentalistisch; sie ist undemokratisch; sie ist grausam; sie erkennt Israel nicht an; sie versteckt Munition in Schulen und Krankenhäusern; sie handelt nicht, um die Menschen im Gaza-Streifen zu beschützen – nach all dem, was wir zu Recht sagen, sollten wir für einen Moment innehalten und der Hamas zuhören. Es möge uns für einen Moment erlaubt sein, sich in sie hineinzuversetzen, ja vielleicht sogar den Wagemut und die Widerstandskraft zu würdigen von diesem, unserem bittersten Feind.
Doch Israel zieht es vor, die Ohren vor den Forderungen der anderen Seite zu verschließen, selbst wenn diese Forderungen richtig sind und langfristig den Interessen des Staates Israels entsprechen. Israel zieht es vor, die Hamas gnadenlos zu bekämpfen, und das nur aus Rache. Dieses Mal ist es besonders deutlich: Israel sagt, es wolle die Hamas nicht stürzen – denn auch Israel weiß, dass es dann ein zweites Somalia vor seinen Toren hätte. Doch die Regierung will sich auf keinen Fall die Forderungen der Hamas anhören. Sind die denn alle „Tiere“? Gut, nehmen wir das einmal an. Das ändert jedoch nichts daran, dass sie bleiben werden, wo sie sind. Warum hören wir ihnen dann nicht zu?
In der vergangenen Woche wurden im Namen der Hamas und des Islamischen Dschihad zehn Bedingungen für einen zehnjährigen Waffenstillstand veröffentlicht. Wir mögen daran zweifeln, ob das wirklich die Bedingungen dieser Organisationen sind, aber sie taugen als faire Grundlage für eine Verständigung. Nicht eine einzige von ihnen ist haltlos.
Die Hamas und der Islamische Dschihad fordern Freiheit für den Gaza-Streifen. Es gibt wohl keine Forderung, die verständlicher und berechtigter ist. Wenn wir das nicht akzeptieren, werden wir nicht den gegenwärtigen Zyklus der Gewalt durchbrechen, und in einigen Monaten wird alles so weitergehen wie bisher.
Große Mengen an Blut vergossen
Keine Militäroperation, ob zu Lande, zu Wasser oder in der Luft, kann eine Lösung bringen. Nur eine grundsätzliche Haltungsänderung gegenüber Gaza kann bewirken, was jedermann doch will: Frieden. Also lesen wir die Liste der Bedingungen und urteilen ehrlich, ob es eine ungerechtfertigte Forderung gibt. Sie lauten im Einzelnen: Die israelische Armee soll aus dem Gaza-Streifen abziehen und den palästinensischen Bauern erlauben, ihr Land bis an den Grenzzaun zu Israel zu nutzen. Die Palästinenser sollen wieder freigelassen werden, die erst im Austausch für den israelischen Soldaten Gilat Schalit freikamen und dann bald danach wieder inhaftiert wurden. Die Belagerung muss beendet und die Grenze wieder geöffnet werden; ebenso der Hafen und der internationale Flughafen unter UN-Kontrolle.
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Grafikquelle : Cartoon of Hezbollah, Iran, Hamas, with Iran as puppetmaster.
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