Was mich stört,…
Erstellt von DL-Redaktion am Donnerstag 8. April 2010
…ist diese Doppelmoral
Im Blickpunkt der letzten Wochen, die Reggaemusik verschiedener Künstler. IE.
Der Reggaekünstler Gentleman spricht über Schwulenhass, Homophobie und seine Musikerkollegen. Er wünscht mehr Verständnis für die jamaikanische Kultur und sieht leichte Besserung.
taz: Gentleman, die Reggae-Szene ist in Verruf geraten, weil jamaikanische Stars wie Sizzla offenen Schwulenhass predigen. Dagegen gibt es massive Proteste – zuletzt wurde sogar ein Auftritt von Sizzla in Deutschland verhindert. Wie stehen Sie dazu?
Gentleman: Die Debatte ist meiner Meinung nach aus dem Ruder gelaufen. Sie hat ein Level erreicht, wo Anschläge mit Buttersäure verübt werden. Oder wo ein Volker Beck durchsetzt, dass bestimmte Künstler kein Einreisevisum mehr bekommen. Es geht dabei nicht nur um Sizzla – da wird ein ganzes Genre kriminalisiert. Ich glaube, die Musik hat davon schon jetzt einen unfassbaren Schaden abbekommen. Da steht eine riesige Lobby gegen eine kleine Szene. Und das macht mich wütend.
Die Leute, die gegen Sizzla protestieren, wollen gegen dessen Homophobie protestieren …
Ja, aber wir reden hier von einer anderen Kultur. Ich kann ja auch nicht Kondomautomaten im Vatikan aufstellen. Oder im Iran gegen Kopftücher protestieren. Genauso wenig kann ich etwas gegen die Homophobie auf Jamaika tun.
Man sollte also mehr Verständnis für solche Künstler zeigen?
Ich distanziere mich ganz klar von jeder Homophobie. Und ich finde auch manche Lyrics völlig unverantwortlich, die kann man nicht bringen. Aber natürlich hat auch jeder das Recht zu sagen, dass er Homosexualität nicht okay findet oder dass er das mit seinem Glauben nicht vereinbaren kann. Mein Vater ist evangelischer Pastor, der hält das auch nicht für von Gott gewollt. Der Papst sagt das Gleiche wie ein Sizzla, nur in einer anderen Form. Die Frage ist, wo kommt die Homophobie her? Der weiße Mann hat die Bibel nach Jamaika gebracht. Diesen Gedanken sollte man sich mal machen.
Welchen Gedanken genau?
Was mich stört, ist diese Doppelmoral. Manche Rapper, die genauso schwulenfeindlich sind und in ihren Texten Frauen verprügeln, werden gesellschaftlich anerkannt. Oder eine NPD, die auf der Straße ihre Parolen brüllt, wird dafür auch von meinen Steuern finanziert. Und gleichzeitig landen irgendwelche Reggae-Platten auf dem Index. Das macht für mich keinen Sinn.
Wird der Reggae also nur missverstanden?
Quelle : TAZ >>>>> Weiterlesen
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Fotoquelle .
Toots Hibbert performing in Orlando, Florida – Toots and the Maytals in concert.