Erstellt von DL-Redaktion am Samstag 20. November 2021
Triumvirat der Trümmermänner

Die CDU steht am Abgrund. Aber nicht, weil nur Männer für den Parteivorsitz kandidieren. Sondern, weil sämtliche Kandidaten wie kraftlose Opportunisten wirken.
In der Wirtschaft läuft es häufig so: Wenn der Chef sein Unternehmen zerbröseln lässt, kommt als Aufräumkommando eine Chefin. Frauen werden besonders gern dann ganz nach vorn gestellt, wenn die Aussicht auf nahtlosen Erfolg nicht gegeben ist.
In der CDU läuft es derzeit umgekehrt. Nach 16 Jahren mit einer Kanzlerin im Kanzleramt hoffen offenbar viele darauf, dass das Leben auf der harten Oppositionsbank mit einem Mann an der Spitze erträglicher sei. Vergangene Woche erklärte zuerst Kanzleramtschef Helge Braun seine Bereitschaft zur Übernahme des CDU-Vorsitzes. Es folgte der Bundestagsabgeordnete Norbert Röttgen. Gestern dann meldete Friedrich Merz sein Interesse am höchsten Parteiamt der Christdemokraten an.
Dass gleich drei Männer die Rolle der Trümmerfrau übernehmen, mag emanzipatorisch ein Fortschritt sein. Ein Zeichen für gelebte Gleichberechtigung womöglich.
Bis gestern Abend hätte man der CDU abnehmen können, dass sie trotz des dominant männlichen Bewerberfeldes eine Mitmach-Volkspartei für alle sei. Dass Parität nicht bei jeder Momentaufnahme gegeben sein muss, dass die CDU mit Angela Merkel, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen oder Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer schon viele fähige Frauen an die Spitze gebracht hat und dass in einer repräsentativen Demokratie auch Männer Fraueninteressen vertreten müssen und auch können.
Leider wirken Thesen wie diese überzeugender, wenn nicht gleichzeitig Frauen verhindert werden, die es ohne die Unterstützung eines Mannes in der Partei nach oben schaffen wollen.
Gestern hatte die weitgehend unbekannte CDU-Politikerin Sabine Buder aus
Brandenburg überraschend ihre Kandidatur für den Parteivorsitz erklärt. Die 37-jährige Tierärztin und Mutter von vier Kindern wollte ein Signal an junge Frauen senden »mutig zu sein, Verantwortung zu übernehmen«. Buder behauptete, das schlechte Wahlergebnis der CDU bei der Bundestagswahl ernst zu nehmen. In der Partei, so ihr Wunsch, sollten Menschen eine Rolle spielen, die direkt aus dem Leben kommen. Also warum nicht sie selbst?
Weil eine Kandidatur für den Parteivorsitz kein Egotrip sein sollte, schon klar. Ihr Kreisverband hat Buder wohl auch deshalb die Nominierung verweigert. Bereits bei einer Nachbesprechung der Bundestagswahl sollen ihr Parteikollegen vorgeworfen haben, ihr »selbstverliebter Erststimmenwahlkampf« habe der Partei geschadet. Dabei war Buder nach der Bundestagswahl mit dem besten Ergebnis aller Unionskandidaten in Brandenburg nach Hause gegangen.
Macht kommt von Machen, nicht vom Warten aufs Gefragtwerden
Natürlich verfügt diese Frau offenbar über ein Selbstbewusstsein an der Grenze zur Selbstüberschätzung. Aber gilt das für Friedrich Merz etwa nicht? Wie sonst kann sich jemand, der sich nach seinem Abschied aus dem Bundestag im Aufsichtsrat der größten Vermögensverwaltung der Welt statt an der Basis engagiert hat, für das Spitzenamt seiner Partei bewerben? Und behaupten, sich selbstlos in den Dienst der Partei zu stellen, ohne vor Scham zu erröten.

Wo schon alles zerstört ist – bleibt nur die Hoffnung auf eine große Erbschaft!
Helge Braun wird nachgesagt, bei der Kandidatur um den CDU-Parteivorsitz nicht in erster Linie die Bewahrung von Merkels Erbe im Blick zu haben, sondern vielmehr die Steigerung des eigenen Bekanntheitsgrads, um eines Tages Chancen auf die Nachfolge von Volker Bouffier als Ministerpräsident in Hessen zu haben. Norbert Röttgen hat bei der Vorstellung seiner Kandidatur in der Bundespressekonferenz gleich zu Beginn zugegeben, dass er mit seiner ersten überraschenden Kandidatur vor einem Jahr nicht die Erwartung hatte, gewählt zu werden. Er wollte schlicht für die Erneuerung der Union werben. Und wurde darüber bekannt. Warum sollte eine wie Sabine Buder nicht genauso denken dürfen?
Quelle : Spiegel-online >>>>> weiterlesen
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Grafikquellen :
Oben — Schäden nach der Explosion in Beirut
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Unten — Karikatur
Erstellt am Samstag 20. November 2021 um 14:55 und abgelegt unter Berlin, P.CDU / CSU, Regierung, Überregional.
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