Wahlarena im WDR
Erstellt von DL-Redaktion am Donnerstag 29. April 2010
Mit relativer Gespanntheit habe ich die
gestrige Sendung im WDR verfolgt.
In der naiven Hoffnung, Antworten zu hören, die mich in meiner Wahlentscheidung noch beeinflussen oder wankelmütig werden lassen, musste ich mir am Ende eingestehen: Nichts Neues!
Zwei sich kämpferisch gebende Frauen, ein griesgrämiger, muffeliger und oftmals gereizter Ministerpräsident, flankiert von einem immer zynisch-lachenden kleineren Mann aus der FDP, und einem Ersatzspieler der Linkspartei, der sein Programm weich gespült verkaufen wollte. Die vorgesehene Bärbel Beuermann von den Linken, musste kurzfristig aus persönlichen Gründen absagen.
Rein emotional gesehen haben die beiden Frauen von Rot-Grün bei mir gepunktet. Sachlich gesehen sieht das dann schon ein wenig anders aus. Vorhaltungen über die Zukunft der Schulen auf allen Seiten. Ich frage mich: was hat Rüttgers in den letzten 5 Jahren gemacht, das er für die nächsten 5 Jahre noch so viele bildungspolitische Pläne hat? Und wo war die SPD in den vielen Jahren vor der CDU-Machtübernahme? Auch da war viel Zeit für bildungspolitische Zukunftsinvestitionen. Wir dürfen gespannt sein, wie sich dieses Problem nach dem 9. Mai, in welcher Konstellation auch immer, lösen wird.
Und dann wieder diese schwammigen Erklärungen von Kraft zu einem möglichen Linksbündnis! Jetzt wäre er da gewesen: der Moment sich eindeutig zur Linkspartei zu äussern. Verpasst, liebe Hannelore! Mal wieder! Dies wird Stimmen kosten für die SPD, dessen bin ich mir sicher.
Der für Beuermann eingesprungene Zimmermann von der Linkspartei legte offenbar großen Wert auf Seriosität in seiner Darstellung als “Politiker”. Zimmermann, der offensichtlich nicht den Habitus eines linken Klassenkämpfers besitzt, vermutlich auch keine Büsten von KPDSU-Größen in seinem Wohnzimmer stehen hat, mühte sich redlich. Allzu peinlich wurde es auch für ihn nicht, da spezielle Fragen zum Programm der NRW-Linken nicht gestellt wurden. So konnte er sich auf Plattitüden zurückziehen, immer bemüht, der angeschlagenen Linkspartei nicht weiter zu schaden. Immerhin gab es auch für ihn ein weiteres Fernduell: Linken-Übervater Lafontaine war im Ersten bei “Hart aber Fair” im Anschluss zu sehen. (der sich dort noch einmal zu ökonomischen geistigen Höhenflügen empor hob).
Zimmermann hat seine Aufgabe scheinbar gut gelöst. Er trat nicht als “linkes Schreckgespenst” auf, glänzte nicht mit provokanten, altbekannten linken Thesen und war sichtlich bemüht, das Bild eines in sich ruhenden, älteren Herren zu vermitteln. Ganz darauf aus, sich, den Damen links von ihm stehend, als zukünftiger Gesprächspartner zu offerieren. “Die Linke ist offen und gesprächsbereit..!”, sagt er und setzt es in seiner knappen Körpersprache auch so um. Allerdings hat er sich bei den vielen Extrem-Linken seines Landesverbandes so nicht empfohlen. Sein Auftritt wird denen nicht gefallen haben, glich doch Zimmermann einem jahrelangen, altgedienten Mandatsträger. Man darf auf die Reaktion dieser GenossenInnen gespannt sein. Zumindest aber wurde aus seinem Auftritt deutlich, wie gern er, und andere, mitregieren wollen, wenn man sie denn lässt!
Wie wäre es wohl mit einer Bärbel Beuermann gewesen? Leider erleben wir dies nicht mehr. Ihre Interviews, die sie Zeitungen gab, und die oftmals Anlass zu linkem Kopfschütteln gaben, bleiben wohl vor der Wahl das einzige, was wir von der linken Spitzenkandidatin vernehmen. Sie, die gern “frei Schnauze” redet und die erste war, die äusserte das ihr “Opposition lieber wäre”! Sie, die Spitzenkandidatin mit eigenen Ansichten, die Zimmermann und viele andere, an die Macht strebende Genossen, der linken Landesliste sicher so nicht teilen. Aber auch “sie”, deren Heimatverband und Heimatfraktion Herne tief gespalten und zerstritten ist.
Wahlentscheidend war diese Sendung für mich nicht, leider!
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Fotoquelle :