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Von Wandlitz nach Zürich

Erstellt von DL-Redaktion am Samstag 11. August 2012

Ich fand mich nie besonders schön.

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Vera Oelschlegel, geboren in Leipzig, Sängerin und Schauspielerin, eine Intellektuelle unserer Zeit, berichtet in einem Interview über ihre Leben, erst in der DDR und jetzt im Westen. So antwortete sie auf die Frage: „Kann man ohne Politik leben?“ folgendes: „Ein Aphorismus von Nietzsche: „Wenn die Massen zu wüten beginnen und die Vernunft sich verdunkelt, tut man gut, sofern man der Gesundheit seiner Seele nicht ganz sicher ist, unter einen Torweg unterzutreten und nach dem Wetter auszuschauen.“

Das von ihr gegründete Tournee-Theater des Ostens, steht vor seiner letzten Spielzeit und so weiß sie aus eigener Erfahrung über die Unterschiede der ehemaligen SED und der hiesigen Parteienlandschaft folgendes zu sagen: „Ich komme in diesen Städten in Parteienhader, wo es um Proporz und nicht um Kunst geht. Da dachte ich: Du kommst ja vom Regen in die Traufe! Das kann nicht sein“.

sonntaz: Frau Oelschlegel, haben Sie jemals Ihre Stasiakte eingesehen?

Vera Oelschlegel: Nein. Ich wollte nicht enttäuscht werden. Und wenn ich von jemanden wüsste, er oder sie war dabei – was änderte das? Das gäbe nur Frust, und geändert wäre gar nichts.

Sie machen nicht den Eindruck, als hätten Sie Angst vor Wahrheiten.

Das habe ich nicht. Sehen Sie, als ich Intendantin des TiP war, hatte ich eine ganz tolle Mitarbeiterin. Sie war sehr wahrscheinlich Stasimitarbeiterin. Ich mochte sie sehr, habe sie außerordentlich geschätzt, und jetzt möchte sie in guter Erinnerung behalten. Selbst wenn sie damals Sachen gemeldet hat – was soll’s?

Sie sprechen von Ihrer Zeit in der DDR, als Sie das Theater im Palast geleitet haben, gelegen im Ostberliner Palast der Republik. Was für ein Leben führen Sie heute?

Noch bin ich Prinzipalin meines Tourneetheaters, Theater des Ostens. Aber ich werde November, Dezember 2012 die letzte Tournee mit Herman Melvilles „Moby Dick“ machen. Und im Januar 2013 die letzte mit Theodor Storms „Schimmelreiter“. Dann schließt sich der letzte Vorhang für mich und das Theater des Ostens. So wie nach dem Mauerfall das Theater im Palast, so verschwindet auch das Theater des Ostens mit mir.

Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen

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Fotoquelle: Wikipedia / Vera Oelschlegel in Goya, Wels, Oktober 2007

Urheber Baluvonbaer / Creative Commons-Lizenz Namensnennung 3.0 Unported lizenziert.

2 Kommentare zu “Von Wandlitz nach Zürich”

  1. Kamenzer sagt:

    „…bei den Menschen ein Genetischer Code falsch gewickelt…“ Zitat Vera oben Artikel.

    Diese Gedanken hatten viele DDR – Bürger. Die Obrigkeit, die Politbonzen, teilweise dümmlich und intrigant, ja das war so, genau so, wie sie es beschreibt. Die klugen und frei denkenden Bürger wurden, entweder eingeschüchtert, erpresst, unterdrückt… usw, bis sie aufgaben und die Klappe hielten, weil es oft nicht anders ging, ja nicht anders ging. Jeder, der hier diskutieren möchte, ja aber…, es gänge anders – Opposition – Demonstration – nein es war zu meiner Zeit und für MICH nur eine Untergrundarbeit möglich. Dies musste geschehen, denn wenn man sich offen aufgelehnt hätte, dann ab in den Knast – für Jahre weg. Wem nützte dies denn?? Wenn alle, die in Opposition waren, weg waren?? Niemandem. Es gab immer ein riesen Risiko, aufzufliegen oder ein Spitzel wurde eingeschleust.

    Kunst war für uns auch etwas Anderes, als man heute darunter versteht. Vera war für mich eine super Schauspielerin. Wie sie, wollten viele eine neue und andere DDR, als die von Erich und Co.
    Kunst war anders in der DDR. Es war Kunst und gerade im Schauspiel und Theater. Aber wiederum keine freie Kunst – zensiert bis zum letzten Wort. Dort lernten wir die Blumensprache und Karat schrieb den Song: „Über sieben Brücken musst du gehn.“
    Blumensprache war Opposition.

    Wenn die Linke Partei im Westen es so weiter treibt, wie es in den vergangenen Jahren geschah, ist im Moment im Westen mehr DDR in dieser Partei als vor 22 Jahren, und da komme ich zu meinem ersten Satz…Zitat Vera siehe oben.
    Das musste ich auch mal los werden!

  2. Gilbert Kallenborn sagt:

    Das Thema des Artikel behandelte weder die Kreiskasse von Saarlouis noch die Pappschachtelwahl, ist hier also falsch am Platz.
    Redaktion DL/IE

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