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Vom Pflegerat zu Corona

Erstellt von Redaktion am Freitag 19. November 2021

Die Präsidentin: „Eine humanitäre Katastrophe“

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Das Interview mit Christine Vogler führte Barbara Dribbusch

Christine Vogler vom Deutschen Pflegerat glaubt nicht, dass sich durch die Ampel für Pfle­ge­r-In­nen viel verbessern wird. Über das Wegschauen in der Debatte.

taz: Frau Vogler, in Kliniken und Heimen stehen Betten leer, weil Pflegepersonal fehlt. Schwerstpflegefälle finden mancherorts keine ambulanten Pflegedienste mehr, die sie zu Hause versorgen. Wie bedrohlich ist die Unterversorgung in der Pflege?

Christine Vogler: Wir haben in allen pflegerischen Bereichen massiven Personalmangel. Derzeit reden wir von 200.000 fehlenden Pflegefachkräften, und das werden in Zukunft noch viel mehr, denn die Zahl der Pflegebedürftigen, die heute schon bei mehr als 4 Millionen liegt, steigt weiter.

Wie äußert sich die Unterversorgung in der Praxis?

In der ambulanten Pflege erleben wir, dass beispielsweise Familien mit Kindern, die zu Hause beatmet werden, keine ambulanten Fachkräfte mehr finden. In manchen Heimen herrschen Verwahrsituationen. Dann werden nur noch die Vital­funk­tionen aufrecht erhalten, die Menschen werden nicht mehr aus den Betten geholt, nicht mehr mobilisiert, es finden keine Gespräche mehr statt. Der Personalmangel führt zur Überlastung und zur Frustration bei den Pflegekräften, die können gar nicht anwenden, was sie über gute Pflege gelernt haben. Sie verlassen dann lieber den Beruf.

Aber es wird doch immer berichtet, dass mehr junge Leute heute eine Ausbildung in der Pflege beginnen.

Viele Auszubildende unterschätzen den Beruf. Die Ausbildungsvergütung liegt im ersten Jahr bei 1.000 Euro, das zieht natürlich. Aber dann kommt die Praxis, die 17-, 18-Jährigen haben in den Pflegeheimen mit 30, 40 verschiedenen Schicksalen zu tun. Sie werden emotional alleingelassen, es fehlt an Personal für die Anleitung. Viele brechen die Ausbildung ab.

Im Sondierungspapier der künftigen Ampel-Koalition steht nur wenig zur Pflege. Es sollen mehr qualifizierte Pflegekräfte aus dem Ausland gewonnen werden und klare bundeseinheitliche Vorgaben bei der Personalbemessung gelten. Erkennt die künftige Ampel-Koalition den Ernst der Lage nicht?

Wir steuern sehenden Auges auf eine humanitäre Pflege­ka­tas­trophe zu. Es ist so ähnlich wie beim Klimawandel. Man sieht die Katastrophe kommen, aber man reagiert nicht ausreichend. Es müsste viel mehr passieren: Wir bräuchten eine Bedarfsbemessung, um vernünftig zu versorgen. Um mehr Pflegekräfte zu gewinnen, bräuchten wir auch eine bessere Entlohnung – ein Einstiegsgehalt von monatlich 4.000 Euro brutto für Pflegefachkräfte wäre angemessen. Denn die Pflege ist ein anspruchsvoller Job. Sie ist körperlich anstrengend, nervlich belastend, und man arbeitet im Schichtbetrieb.

Müssen wir alle bereit sein, mehr Geld für die Pflege aufzubringen?

Ich denke, dass der Beitrag zur Pflegeversicherung steigen muss, anders bekommen wir es nicht hin. Ich glaube auch, dass sich erwachsene Kinder, die materiell gut aufgestellt sind, an den Pflegekosten etwa für ihre alten Eltern beteiligen könnten. Oft haben die Eltern ja auch verzichtet, als sie die Kinder groß gezogen haben. Wir müssen aber auch dafür sorgen, dass das Geld im System bleibt und nicht in die Renditen von Aktiengesellschaften fließt. Diese Öffnung für den Markt hat nichts gebracht.

For­sche­r:in­nen fordern, zuletzt mit einem Gutachten, vor allem mehr Assistenzkräfte in den Heimen. Auch die Überlegungen in der neuen Ampel-Koalition, mehr Personal aus dem Ausland zu holen, das dann hier nachqualifiziert werden soll, gehen in diese Richtung. Ist das eine Lösung?

Wir haben jetzt schon festgestellt, dass die gesetzlich vorgeschriebene Fachkraftquote von 50 Prozent in Heimen und in den ambulanten Diensten vielfach unterlaufen wird. Das war vor der Coronakrise schon so. Die Fachkräfte steuern und planen dann, arbeiten aber gar nicht mehr direkt an den Menschen. Das machen dann Pflegehelferinnen, Assistentinnen und Alltagsbetreuerinnen. Das ist riskant: Eine Assistentin, die zu einer Bewohnerin geht, die einen Schlaganfall hat, kann vielleicht gar nicht feststellen, ob eine Schluckstörung normal oder pathologisch ist. Eine Helferin weiß vielleicht auch nicht, wie sich eine Spastik entwickelt, man dann lagern muss und wie man mobilisiert. Es ist ein Irrtum, zu glauben, Pflege ist nur waschen und füttern.

In den skandinavischen Ländern ist der Anteil am Bruttosozialprodukt, der für die Pflege aufgewandt wird, höher als bei uns. Pfle­ge­r:in­nen aus Deutschland gehen nach Nordeuropa, weil sie dort bessere Arbeitsbedingungen vorfinden. Gibt es in anderen Ländern Beispiele für eine bessere Pflege, von denen man in Deutschland lernen könnte?

Quelle       :          TAZ-online            >>>>>          weiterlesen

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Grafikquellen          :

Oben     —  Demand for fair pay for hospital nurses during COVID-19 (1) Nurses demand fair pay, against Jens Spahn’s politics in 2020

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Unten        —     Photos taken during the 2020 coronavirus pandemic in Baliuag, Bulacan Timeline of the 2020 coronavirus pandemic in the Philippines 2020 coronavirus pandemic in the Philippines Bayanihan to Heal as One Act (RA 11469) Bayanihan Act of 2020. Signed on March 24, 2020 7,958 Covid-19 cases in Philippines April 28; 12,933 as of May 19, 2020; 14,669 Covid-19 cases in Philippines May 26; 886 deaths; Covid-19 cases in Philippines June 2 – 18,997 and 966 deathsJune 23 1,150 single-day rise in COVID-19 cases; total now 31,825; June 25- 32, 295, 1,104 deaths; June 26- 33, 069, 1,112 deaths; June 27 Confirmed 34,073 Recovered 9,182 Deaths 1,124; June 28 35,455 Deaths 1,244 June 29 Confirmed 36,438 and 1,255 deaths June 30 – 37,514 COVID cases Category:Sitios and puroks of the Philippines Subdivisions of the Philippines Barangay Poblacion 14°57’17″N 120°54’2″E, Bagong Nayon and Pagala, Baliuag, BulacanBulacan province (Note: Judge Florentino Floro, the owner, to repeat, Donor FlorentinoFloro of all these photos hereby donate gratuitously, freely and unconditionally Judge Floro all these photos to and for Wikimedia Commons, exclusively, for public use of the public domain, and again without any condition whatsoever).

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