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RENTENANGST

Vom Fliegen und Betrügen

Erstellt von Gast-Autor am Dienstag 31. Dezember 2013

Wie Horst Seehofer Reichsführer wird

Der Türsteher leert Anderen das Fliegen, mnachmal durch einen Tritt

Autor: U. Gellermann

Rationalgalerie

Datum: 30. Dezember 2013

Wie fast immer kommen die besten Vorschläge zur Entwicklung von Demokratie und Freiheit aus den Reihen der CSU. Schon mit der Ausländer-Maut hatte die Partei Genialisches vorgeschlagen. Auch wenn die Maut bislang auf die Autos der Ausländer begrenzt war, barg sie doch Entwicklungspotenzial: Warum sollten künftig nicht ausländischen Personen auch – ob sie denn per Auto, Flugzeug oder zu Fuß unsere Grenze queren – eine Maut für den Zutritt unseres schönen Landes zahlen? Sie bekämen dann an der Grenze für, sagen wir 100 Euro, eine Plakette auf den Arm tätowiert und dürften dann in ganz Deutschland ungehindert herumreisen.

„Wer betrügt, der fliegt!“, das ist nun der neueste Vorschlag der christlich-sozialen Alpen-Schutz-Staffel. Zwar hat diese Kurzfassung einen kleinen Haken: Wohin sollten die Betrüger aus den Reihen der CSU denn fliegen? Die Verwandten-Beschäftiger, die Hand-Aufhalter, die ZDF-Flüsterer? Aber wer dann genauer liest, der ist gleich beruhigt: Nur Ausländer sind für die Freiflüge raus aus dem schönsten aller Länder vorgesehen, noch genauer: „Sozialbetrüger“. Da meint der Alpen-Schutz natürlich nicht jene Amigos, die den Banken das Betrügen durch Rettungsschirme erleichtern. Auch nicht jene Spezln, die Arbeitslose durch Hartz Vier um ihre Teilhabe am sozialen Leben bescheissen. Nein, es soll sich um Rumänen und Bulgaren handeln, die sich ab Januar ungeniert der „Arbeitnehmerfreizügigkeit“ bedienen können, die ihnen eine marodierende Europäische Union anbietet.

Der Bulgare als solcher, das weiß der CSU-Sturmbann-Führer Uhl, ist der geborene Sozialbetrüger. Und der Standarten-Führer Hans-Peter Friedrich kennt den Rumänen genau: Die leeren ruck-zuck die Sozialkassen wenn man denen nicht auf die Finger guckt, meint der gewesene Innenminister. Auch die Gau-Führerin Gerda Hasselfeldt hat die Ausländer durchschaut: „Der fortgesetzte Missbrauch der europäischen Freizügigkeit durch Armutszuwanderung gefährdet nicht nur die Akzeptanz der Freizügigkeit bei den Bürgern, sondern bringt auch Kommunen an die Grenzen ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit.“ Ja mei, die Gerda, die weiß was vom Betrügen, färbt sie doch ihre längst grauen Haare in diesem Deutsch-Blond-Ton und hält so die eigene Partei zum Narren. Auch dass die Gerda zwar erzkatholisch ist aber schon zum zweiten Mal verheiratet, das ist doch gekonnter Betrug am heiligen Sakrament der Ehe. Wenn das der Papst wüsste!

Aber der Bereichs-Führer Seehofer ist wie immer der, der weiterdenkt. Will er doch den von der Koalition vereinbarten Mindestlohn nicht für „Saisonarbeiter“ gelten lassen. Da hatten die anderen Koalitionspartner die Spargelstecher und Erdbeerpflücker im Auge. Wenn nun, denkt sich der Seehofer-Horst, wenn nun der rumänische oder bulgarische Saisonarbeiter zu Wahlzeiten in geordneten Gruppen und freien Zügen über die Grenze geführt würde und die wahlmüden Deutschen beim Wählen ersetzen täte, dann bekäme die Freizügigkeit einen Sinn. Für ein kleines Geld könnte so ein Saison-Wähler am Tag gleich mehrere Stimmen abgeben und so den jeweiligen Sieg der CDU-CSU auf breiter Front sichern. Nach der Wahl würde der Saison-Wähler dann wieder in sein Herkunftsland zurückgeführt und alle wären es zufrieden.

Irgendwie muss der Bundestagspräsident, der Norbert Lammert, vom Seehofer-Plan Wind bekommen haben. Flugs hat er eine Debatte um die Verlängerung der Wahlperiode zum Bundestag von bisher vier auf demnächst fünf Jahre angeschoben. Das würde, wenn denn der Seehofer-Plan umgesetzt wäre, die Kosten minimieren: Die Bundes-Saison-Wähler müssten nur alle fünf Jahre für einen Tag gelöhnt werden. Juliane Klöckner, früher Deutsche Weinkönigin, heute für die CDU in der Pfalz tätig, weiß gut, wie störend Wahlen sein können: „So (wenn man die Wahlperioden ausdehnt) bleibt mehr Zeit, um wirklich Politik zu machen. Man ist nicht sofort wieder im Wahlkampfmodus.“ Wirkliche Politik, unbehelligt von dahergelaufenen Wählern und wohlfeilen Wahlversprechen, will endlich auch der berühmte SPD-Innenexperte Michael Hartmann machen. Es sei, sagte der Präsident des Deutschen Softball-Verbandes, „nahezu überfällig, die Wahlperioden des Bundestags auf fünf Jahre zu verlängern“. So würde „gründlicheres und weniger vom Wahlkampf getriebenes Arbeiten möglich.“

So naht denn der Tag, an dem Königin Angela nicht mehr regieren mag und Seehofer vom bayerischen Bereichs-Führer zum Reichs-Führer aufsteigt, an dem Norbert Lammert für die nächste, zehnjährige Wahlperiode zum Bundestagspräsident auf Lebenszeit ernannt wird und Juliane Klöckner den Nobelpreis für Wahl-Physik erhält. Und die SPD? Die SPD wird sich bis zu diesem Tag endgültig überflüssig gemacht haben.

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Grafikquelle    :  A bouncer in front of a strip club in San Francisco.

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