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Vollbremsung beim TÜV

Erstellt von Redaktion am Samstag 7. November 2015

Vollbremsung beim TÜV

von Torsten Gaitzsch

Selbstjustiz beim Technischen Überwachungsverein: Endlich fasst man sich dort an die eigene Prüfnase.

Nach Volkswagen, Beckenbauer, ADAC und Wehrmacht droht einer weiteren urdeutschen Institution der Verlust von Ansehen und Vertrauen: dem TÜV. „Fragwürdige Zertifikate, laxe Kontrollen und Geschäftemacherei“, warf der Spiegel dem Technischen Überwachungsverein kürzlich vor. Der hat jetzt die Flucht nach vorne angetreten. Gestern beichtete der Verband TÜV e. V. im Rahmen einer turbulenten Pressekonferenz in Berlin seine peinlichsten Pannen und unnötigen Skandälchen gleich selbst.

Demnach hat der TÜV Rheinland wiederholt Brustimplantate des französischen Unternehmens PIP durchgewinkt, die sich später als undicht und schwer gesundheitsschädigend herausstellten. Offenbar wurden die zu prüfenden Silikonkissen den meist männlichen Prüfern fortgeschrittenen Alters bereits in Gebrauch, sprich: einoperiert zur Begutachtung vorgelegt. „Einmal hingucken, zwei-, drei-, vierzehnmal anfassen, Fotos und Videos fürs Protokoll machen, schon gab es das Siegel, einen Handkuss und Poklapser“, wird im Handout für die Journalisten eine PIP-Angestellte zitiert.

Nächster Punkt: Mehrere 2013 vom TÜV freigegebene 3-D-Drucker fabrizierten Miniaturmodelle von Menschen in bizarren Todesverrenkungen, obwohl die Printer nur mit Alltagsfotos der Personen gespeist worden waren. Beschwerden verstörter Kunden fruchteten nichts. Im Gegenteil: der TÜV ließ sich sogar zu der nachträglichen Auszeichnung „Lob für Kreativität“ hinreißen.

Auch mit dem Auktionshaus eBay handelte man unseriös: Das erhoffte sich das wichtige „S@fer Shopping“-Zertifikat und bot dem TÜV Süd an, der nebengewerblich immer noch einen eBay-Shop für gebrauchte Teekannen unterhält, für ein Jahr lang die Transaktionsgebühren zu erlassen. Die TÜV-Mitarbeiter, so heißt es in den Unterlagen, verstanden den Wink mit dem Zaunpfahl und verschickten das Zertifikat als Großbrief per Einschreiben (1,45 € + 2,15 €). Die Positivbewertung durch den Online-Flohmarkt verstand sich von selbst: „Unkompliziert, unseriös, saukorrupt, gerne wieder!“

Vun dä Tüww geprieft

Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen

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Fotoquelle: Wikipedia – Urheber Carlos Paes — / — Copyrighted free use

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