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Unsere Toten in Bangladesch

Erstellt von Redaktion am Freitag 21. Juni 2013

Die Fabrikanten und ihre Strohmänner in der Politik

Der Fabrikeinsturz in Dhaka ist nur eine von vielen Katastrophen in der Fertigungsindustrie. Die europäischen Textilkonzerne geben vor, sich um bessere Arbeitsbedingungen zu bemühen. Aber hinter den Kulissen drücken ihre Einkäufer auf die Preise.

Der gläserne Turmbau ragt wie ein Solitär in den Himmel. Man fühlt sich an einen Wolkenkratzer in der Londoner City erinnert, aber hier, am Ufer des Hatirjheel-Sees, steht er mitten in einem riesigen Slum. In dem Glitzerding residiert die Vereinigung der Textilproduzenten und -exporteure von Bangladesch (Bangladesh Garment Manufactures and Exporters Association, BGMEA).

Anders als das Gebäude an der Rana Plaza, bei dessen Einsturz am 24. April 1 129 Menschen ums Leben kamen, ist der BGMEA-Turm noch intakt. Dabei hat der oberste Gerichtshof von Bangladesch am 19. März verfügt, dass er innerhalb von drei Monaten abgerissen werden muss. Der Turm wurde ohne Baugenehmigung hochgezogen, noch dazu auf einem kommunalen Grundstück, das sich der Industrieverband ohne jede rechtliche Grundlage, aber gedeckt durch das Handelsministerium angeeignet hatte. Die BGMEA hat gegen das Urteil Revision eingelegt. Wie immer das Verfahren ausgeht – niemand kann sich vorstellen, dass das „Krebsgeschwür von Hatirjheel“, wie es die Richter nennen, demnächst abgerissen wird.

Am Eingang trifft der Besucher als Erstes auf salutierende Uniformträger. In Dhaka gibt es nicht viele Touristen, deshalb hält man hier jedes Bleichgesicht für einen Einkaufsmanager von Mango, Benetton oder H & M, den die Wachleute und Pförtner in Habachtstellung empfangen müssen. Die Besucher lassen sich den herrschaftlichen Status gern gefallen. Ihre Distanz zu den normalen Bangladeschern ist in der Broschüre „Dhaka Calling“ angedeutet, die den Gästen der großen Hotels den Rat auf den Weg gibt: „Lachen Sie nicht über die Menschen, die durch Armut krank geworden sind, machen Sie sich nicht über sie lustig.“

Ich habe Dhaka Anfang April besucht. Zwei Wochen später sackte das Fabrikgebäude an der Rana Plaza in sich zusammen. Es war der schlimmste Fabrikunfall in der Geschichte Bangladeschs, aber beileibe nicht der erste. Am 26. Januar 2013 starben in Dhaka acht Arbeiter bei einem Brand in der Fabrik Smart Garment Export (mit 300 Beschäftigten eher ein Kleinbetrieb).

Die Fabrikanten und ihre Strohmänner in der Politik

„Sie waren alle unter 16“, erzählt die Ethnologin Saydia Gulrukh, die einen Verein zur Unterstützung der Opfer der Textilindustrie gegründet hat. Wenige Wochen zuvor, am 24. November 2012, war in einem nördlichen Vorort der Hauptstadt in der Fabrik Tazreen Fashions ein Feuer ausgebrochen. Nach offiziellen Angaben gab es 112 Tote und mehrere hundert Verletzte.

Quelle: le monde diplomatique >>>>> weiterlesen

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Fotoquelle: Wikipedia

Author Sharat Chowdhury

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