Wozu auch? In rund einem Monat ist eh Sommerpause und dann nur noch September und Regierungsbildung, was soll schon passieren? Außer, dass es genauso schlecht läuft wie bisher? Kann es schlimmer werden?
Natürlich stellen sich trotzdem ein paar Fragen. Entweder ist der Job der Justizministerin nicht ganz auslastend, das wäre eine Neuigkeit. Oder das Familienministerium ist etwas, das man hobbymäßig nebenbei leiten kann. Oder am Wochenende. Oder Ministerien laufen auch ohne Ministerin, dann könnte man die aber auch gleich abschaffen. Oder Christine Lambrecht soll bewusst in einen bodenlosen Burn-out getrieben werden. Was davon stimmt? Und nur nebenbei: Sollten Minister*innen bei Amtsantritt nicht vielleicht einfach prinzipiell ihren Doktorgrad zurückgeben, um allen das ewige Gedödel um Plagiate zu ersparen?
Vor allem aber stellt sich die Frage, ob man das Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend nicht sowieso in seiner jetzigen Form abschaffen kann. Kein anderes Bundesministerium vereint schon im Namen vier so verschiedene Zuständigkeitsbereiche, an deren Zusammenstellung man schon sehen kann, dass da einiges zusammengeschustert wurde, was nicht zusammengehört.
Das konnte nie gut gehen
Die Tradition spricht schon mal nicht dafür, es so zu lassen, wie es ist, denn die Geschichte dieses Ministeriums liest sich wie ein einziges »Wohin mit den Randgruppen?«: In den Fünfziger- und Sechzigerjahren gab es das Bundesministerium für »Familienfragen« und später auch Jugend, von 1969 bis ungefähr zur Wende lagen »Jugend, Familie und Gesundheit« zusammen, wobei da freundlicherweise das Thema »Frauen« irgendwann noch reinrutschte, Gesundheit bekam dann wieder ein eigenes Ministerium, dafür waren »Familie und Senioren« sowie »Frauen und Jugend« einzelne Ressorts, die 1994 in der jetzt bekannten Form zusammengefasst wurden: Das Ministerium für alle außer mittelalte Männer, obwohl, na ja, für die auch, wenn sie eine Familie haben. Das konnte nie gut gehen.

Weder Familien noch Senior*innen noch Frauen noch Jugendliche können mit dieser Formation glücklich werden, denn diese Themen sind zu groß, um zusammengefasst zu werden, siehe: die letzten 15 Monate. Familien wurden in der deutschen Pandemiepolitik bekanntermaßen weiträumig ignoriert, für Senior*innen gab es ernsthaft Diskussionen darüber, ob man alte Menschen nicht einfach isolieren – sprich: einsperren – kann, Frauen haben überproportional viel systemrelevante Arbeit und Care-Arbeit geleistet, Gewalt erlebt und Geld verloren, und Kinder und Jugendliche sind jetzt zu weiten Teilen frustriert und therapiebedürftig. Alle vier Gruppen, für die dieses Ministerium zuständig ist, haben unter der Pandemie aufgrund politischer Entscheidungen unnötig viel gelitten.
Quelle : Spiegel >>>>> weiterlesen
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Grafikquelle :
Oben — Franziska Giffey bei einer Veranstaltung im Plenarsaal des rheinland-pfälzischen Landtags am 23. Januar 2019.