These und „Antithese“
Erstellt von DL-Redaktion am Freitag 15. September 2017
Väter fühlen sich vom Jugendamt benachteiligt
Mehrere Väter, die nach einer Trennung um Kontakt zu ihren Kindern kämpfen, erheben schwere Vorwürfe gegen das Ravensburger Jugendamt. Sie fühlen sich von der Behörde ungerecht behandelt und behaupten, sie stehe stets aufseiten der Mütter. Im Jugendhilfeausschuss des Landkreises hat es nun eine Aussprache zu dem Thema gegeben.
Joachim Kreuter (Name von der Redaktion geändert) hat seinen Sohn seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. „Das letzte Mal war am 4. Oktober 2015“, erinnert er sich. „Und zwischendurch mal vor Gericht.“ Der 44-Jährige, der im Landkreis Ravensburg lebt, streitet mit seiner Exfrau seit Jahren um den mittlerweile sechsjährigen Sohn. Es geht um Unterhalt und Umgang. Rund 20 000 Euro Gerichtskosten habe er schon gezahlt, führt Kreuter an. Jetzt hat er das Oberlandesgericht eingeschaltet. Der 44-Jährige sagt: „Meine Ex boykottiert den Umgang, das Kind wird entfremdet. Das ist eine hohe Belastung für den Kleinen und für mich.“
Kreuter ist Mitglied in der Ravensburger Kreisgruppe „Väteraufbruch für Kinder“, die sich vor etwa einem halben Jahr gegründet hat. Er und die anderen Väter beklagen, dass Väter in Trennungs- oder Scheidungsfällen das Nachsehen hätten. Bei Gesprächen mit dem Jugendamt würde die Waage in Richtung Mutter ausschlagen. „Das Jugendamt ist befangen“, meint ein 70-jähriger Vater, der um seine Tochter kämpft. Seine Erfahrung sei: „Die Mütter können tun und lassen, was sie wollen. Sie sind unantastbar. Und zur Not gehen sie in die Opferrolle über oder erfinden irgendwas.“ Ein anderer Vater sagt: „Das Jugendamt reagiert nicht, hilft nicht. Der Fehler liegt im System.“
Wie dieses System überhaupt funktioniert, hat das Ravensburger Jugendamt in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses den Kreistagsmitgliedern und den Besuchern erläutert. Aufgekommen war das Thema, weil Kreisrat Rudi Hämmerle eine Anfrage zu einem bestimmten Fall gestellt hatte. Der Leiter des Jugendamtes, Konrad Gutemann, verwies darauf, dass sein Amt lediglich berät und informiert. „Wir entscheiden nichts“, so Gutemann. Aktiv eingegriffen werde nur bei einer Gefährdung des Kindeswohls (BGB, § 1666), schilderte er.
95 Prozent praktizieren ein Wechselmodell
Quelle : schwäbische-zeitung
Zum Vorliegenden Artikel ein Kommentar von Stefan Weinert – Direktkandidat für den Bundestag -aus Ravensburg :

Mit Verlaub:. Wenn der Leiter des Jugendamtes, Konrad Gutemann, zu Protokoll gibt: „Wir entscheiden nicht“, und nur auf den einen (1) Ausnahmefall (Gefährdung des Kindeswohlhs) hinweist, dann bedarf diese These einer „Antithese“. Hinter verschlossenen Türen, allein oder in langen Teambesprechungen entscheidet der Mitarbeiter bzw. entscheidet das Team, wo es lang geht. Diese Entscheidung wird dann – auch auf Grund von so genannten Standards – als „Empfehlung“, „Beratung“ oder „Info“ verkauft. Warum wohl sonst hat sich der Verein der betroffenen Väter, die schwere Vorwürfe gegen das Ravensburger Jugendamt erhebt, gegründet. Alles nur Einbildung? Realitätsverschiebung? Und wenn ja, durch wen? Ich stand und stehe von Beginn an mit dem ursprünglichen Initiator und dem Verein in Verbiindung, bin aber nie Mitglied des Vereins gewesen.
Eine Stellungnahme (Gutachten!) des Jugendamtes gegenüber dem Familiengericht ist immer auch eine „de facto Entscheidung“. Wenn die SPD Stadträtin, Gisela Müller, zur Supervision für die Mitarbeiter des Jugendamtes rät, frage ich mich, mit was für Informationen sie eigentlich in den vergangenen 25 in der Politik argumentiert hat. Denn seit Mitte der 1990er Jahren gibt es das festgeschriebene Angebot der Supervision beim Jugendamt – und nicht nur dort.
Ich gebe der Stellvertreterin des Landrats, Eva-Maria Meschenmoser, im Hinblick auf die Mitarbeiter des Jugendamte Recht: Es kommt nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität der Mitarbeiter an, wozu auch und gerade die Emphatie (aber bitte nicht nur für Frauen) gehört.
An diesem Punkt wäre interessant zu erfahren, wieviele der Mitarbeiter*innen, die direkt mit den Eltern zu tun haben (also nicht die Verwaltung im background), Frauen und wieviele Männer sind, und wieviele Frauen selbst geschieden und/oder gar männerfeindlich sind? Männerfeindlichkeit unter Frauen, gibt es die? Aber ja doch (damit meine ich allerdings allgemein die in unserer Gesellschaft). Hier allerdings könnte die Supervision (wenn der Supervisor/in „geschlechtsneutral“ ist) helfen, oder eben die Amtsleitung.
Stefan Weinert, Ravensburg
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Grafikquellen :
Alice de Cristo com ,Amilton de Cristo