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Erstellt von Redaktion am Mittwoch 14. November 2018

Arme Lehrer

Lämpel.jpg

Von Ralf Pauli

Eine neue Studie weist aus, was die Deutschen vom Beruf des Schulpädagogen halten: sehr wenig. Kein Wunder, dass die Schule so ist wie sie ist.

Was denken Sie über Lehrkräfte? Dazu ein kleiner assoziativer Test. Schließen Sie ihre Augen und stellen Sie sich einen Lehrer vor. Was sehen Sie? Eine engagierte Person, die sich für die Zukunft unserer Kinder den Arsch aufreißt, Smartphones im Unterricht einsetzt und in ihrer Freizeit noch die Antirassismus-AG leitet? Oder eher einen aus der Zeit gefallenen Waldschrat, dessen Arbeitsblätter – wie seine Kleidung – noch aus dem vorigen Jahrhundert stammen? Oder der braungebrannt aus den Herbstferien zurückkommende Überflieger, der ohne mit der Wimper zu zucken mitteilt, die Schulaufgabe erst in der kommenden Woche korrigieren zu können?

Was auch immer Sie gerade vor Augen haben: Letzteres wird Ihnen zumindest herzlich bekannt vorkommen. Denn genau das ist das Bild, das hierzulande viele von PädagogInnen haben: das einer bräsigen Beamtenkaste, die wenig arbeitet, noch weniger weiß und dabei noch unfassbar viel motzt. Dass LehrerInnen in Deutschland nicht das beste Image haben, hat gerade auch eine weltweite Studie bestätigt: Der „Global Teacher Status Index“ hat 40.000 Menschen in 35 Ländern zum Ansehen von Lehrkräften befragt. Das Ergebnis: In kaum einen Land, in dem LehrerInnen so viel verdienen wie in Deutschland, ist das Image so schlecht. Nur jeder Fünfte würde hierzulande seinem eigenen Kind empfehlen, LehrerIn zu werden. In Indien ist es jeder Zweite.

Das hängt wohl auch mit dem – fehlenden – Respekt zusammen, den SchülerInnen vor ihren LehrerInnen haben. Da landet Deutschland beim Index auf dem zwölf niedrigsten Wert. Nicht mal jeder Vierte glaubt noch, dass die Kids an den Schulen der Bundesrepublik noch ihre LehrerInnen respektierten. Und das hat verheerende Folgen, wie SchulleiterInnen und GewerkschaftlerInnen berichten: Selbst tätliche Gewalt gegen LehrerInnen gehört heutzutage zum Schulalltag, von Cybermobbing, Drohungen oder schlichten Beleidigungen ganz zu schweigen.

Datei:Carl Spitzweg - Sonntagsspaziergang.jpg

Lehrer mit Begleitung beim Spaziergang

Für die Gewalt an deutschen Schulen gibt es sicher viele Gründe. Man muss aber davon ausgehen, dass die geringe gesellschaftliche Anerkennung der LehrerInnen auch eine Rolle spielt. Wenn ein 15-jähriger Fabrikarbeitersohn zu Hause hört, dass er nicht auf seinen Lehrer hören muss, weil dieser ja noch nie in seinem Leben „richtig“ gearbeitet habe, dann kommt es einem Aufruf zum Ungehorsam gleich. Und wenn die Arzttochter am Esstisch aufschnappt, dass die Biolehrerin eigentlich keine Ahnung von Essstörungen haben kann, dann wird die Achtung aufseiten der Schülerin nicht steigen.

Eine bräsige Beamtenkaste, die wenig arbeitet und noch weniger weiß.

Quelle       :       TAZ           >>>>>           weiterlesen

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Grafikquellen       :

Oben      —        Wilhelm Busch: Lehrer Lämpel (aus Max und Moritz)

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