Mit den Erklärungen verschwindet die Antwort

Es hat schon etwas ganz spezielles wenn wir in den letzten Tagen, nach dem Absturz der A 320 in den französischen Alpen den Umgang der Politik mit dieser Katastrophe betrachten. Die PolitikerInnen und hier insbesondere die Regierung versuchen sich über die zur Show Stellung von Emotionen in die Herzen der Betroffenen ein zu schleimen. Die eiskalte Macht begibt sich wieder einmal auf die Suche nach willigen Sympathisanten. Gleich wie bei Hochwassern, Stürmen oder vergleichbaren Vorfällen.
WIR trauern mit den betroffenen Familien und werden alles unternehmen damit die Umstände welche zu dieser Tragöde führten restlos aufgeklärt werden. So oder ähnlich wird es nun tagtäglich über die Medien verbreitet. Nur wer ist denn eigentlich WIR, und wen will man mit derlei Schwachsinn ködern? Ja, ich fühle mich betroffen von solchen Dingen zu lesen oder zu hören aber trauern und dann auch noch zusammen mit eiskalten Machthabern? Was ja nichts anderes hieße als mich zu diesen Typen auf eine Stufe zu begeben.
Aufklären durch die Politik? Ein Witz, der NSU Skandal wartet heute noch auf dergleichen und die breite Masse der Bevölkerung hat seit langem den Eindruck dass hier durch die Machthaber eher verschleiert als aufgeklärt wird. Auch wird sich weder die Lufthansa noch Germanwings von Politikern welche sich noch nicht einmal in die Lage sehen die Wirtschaft ohne Unterstützung von Lobbyisten zu steuern in ihre Belange hineinreden zu lassen.
Sie sagt: „Meine Gedanken und meine Anteilnahme, auch die der gesamten Bundesregierung, sind bei den Menschen, die so jäh ihr Leben verloren haben.“
Braucht man dafür ein Blatt Papier? Für diesen Satz? Wie ängstlich um seinen Ruf bemüht, wie herzenskalt muss man sein, um in einer solchen Situation nicht frei sprechen zu wollen?
So lesen wir es im folgenden Kommentar und dem Journalisten kann in seiner Ansicht nur beigepflichtet werde. Bei den Menschen im übrigen, welche ihr Leben gelassen haben, kann Merkel ja wohl schlecht sein. Sonst könnten wir solchen Blödsinn wohl kaum hören. Voyeuristische PolitikerInnen schweben über stille Alpentäler, so müsste der Artikel eigentlich überschrieben worden sein, denn zur tatkräftigen Hilfe, genau dort wo sie dringendst benötigt würde, sucht man solche Typen wohl vergeblich.
Und eine staatliche Trauerfeier ist auch schon für den Monat April im Kölner Dom angekündigt. Selbstverständlich haben sich hier auch schon die obersten Potentaten angekündigt. Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Tragödie sicher auch schon ein wenig aus den Schlagzeilen verschwunden und kann so erneut aufgekocht werden. Wobei Empathie an und für sich nicht auf bestimmte Personen begrenzt ist und Mensch fühlt so oder auch nicht.
Für die Obdachlosen oder hungernden Kindern, um nicht schon wieder an Hartz IV Empfänger, Arbeitslose, betrogene Rentner, oder die vielen anderen von dieser Gesellschaft zurückgelassenen Randgruppen erinnern zu müssen, brauchen Politiker natürlich keine Empathie aufzubringen, da diese sich schon lange geistig aus diesen Staat zurückgezogen haben und die Wahlen ignorieren. Die sitzen ja nicht mehr in den Flugzeugen der Lufthansa.
Und für die Flüchtlinge aus Syrien oder andere Kriegsgebiete deren Machthaber erst von uns durch Waffenverkäufe zu Kriegen animiert wurden, ist es wichtiger auf die Einhaltung der Aufnahme – Kontingente in den Nachbarländern zu achten. Aber was noch nicht ist kann ja noch werden. Vielleicht überfliegen Merkel und Gauck bald einmal gemeinsam das Mittelmeer um die dort treibende Leichen zu zählen.
Mit den Erklärungen verschwindet die Antwort
Es gibt nichts Schwierigeres, als nicht zu erklären. Man möchte den Leuten erklären, dass sie keine Angst vor dem Fliegen haben müssen. Das ist immer noch so viel sicherer als Auto fahren. Man muss ihnen erklären, dass die sogenannten Sicherheitsmaßnahmen nach 9/11 nur neue Risiken geschaffen haben so wie diese Tür vor dem Cockpit, und in der Bundesregierung sollten sie mal darüber nachdenken, ob die Vorratsdatenspeicherung nicht irgendwie das Gleiche ist. Man muss dem Leser, dem Zuschauer mal erklären, wie so eine Cockpittür funktioniert. Und dass es einen Begriff dafür gibt, wenn ein Kopilot andere Menschen ohne ihr Einverständnis mit in den Tod reißt: Homizid-Suizid. Ganz sicher muss man ihnen erklären, dass der Absturz in Frankreich für den schlimmsten deutschen Massenmord nach 1945 steht. Wenn gar nichts mehr hilft, hilft Hitler.
Wegen der begründeten Annahme, dass ein Mann, ohne dabei den Namen seines Gottes zu schreien, hundertfach erweiterten Suizid begeht, stehen JournalistInnen in französischen Bergtälern herum, in denen nichts passiert. Andere sind längst weitergezogen, nach Montabaur in den Westerwald – dorthin, wo der Pilot Andreas L. wohnte -, um, wie es Kai Diekmann von der Bild sagt, ein mögliches Verbrechen aufzuklären, das schlimmste seit Jahrzehnten. KollegInnen erklären ihm, warum das nicht geht. Voyeurismus habe nichts mit Journalismus zu tun. Was eine kühne These ist, aber der Streit hat etwas Tröstliches, er ist rational fassbar.
Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen
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