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Die Gebärstreikdebatte 1913

Erstellt von DL-Redaktion am 16. Juli 2013

Mit Rosa gegen die Frauenbewegung

Clara Zetkin (left) & Rosa Luxemburg

So wie es scheint haben in der SPD immer schon seltsame Geister die Gemüter bewegt. „Mit Rosa gegen die Frauenbewegung“ heißt ein Artikel welcher zum Nachdenken anregt. Der Leser könnte vielleicht glauben die Schreiberin hätte bei Festlegung der Überschrift einen Fehler begangen und Schreiben wollen „In Rosa“. Das Thema behandelt die Gebärstreikdebatte von 1913 und zur damaligen Zeit stempelte die SPD-Führung die Geburtenkontrolle als Dummheit ab.

Das würde sie auch wohl heute genauso machen, wird doch auch sie keinesfalls auf den Nachwuchs von Kanonenfutter verzichten wollen. Hat doch unsere Truppe der Welteroberer heute schon Nachwuchsprobleme, da sich immer weniger Freiwillige in die Schusslinie auch ferngesteuerter Waffen stürzen wollen, derweil die eigentlichen Brandstifter die Schlachten vom warmen Ofen via TV beobachten. Na ja, das Grüne in einer Koalition würde vielleicht dazu ausreichen die Panzer mit einem frischerer Grün zu streichen.

Als einzige Partei stimmt die Linke gegen den vollständigen Abzug aller Truppen aus dem Ausland. Heim ins Reich heißt es dort, noch? Solange sie Minderheitenpartei ist? Gibt es vielleicht schon eine heimliche Absprache, einen heimlichen Gebärstreik in der Partei ? Will man doch immer mit aller Macht zeigen wie groß der Unterschied zur SPD und den Grünen ist. Mir kommt hier ein Satz aus den Artikel „Der roten Ralph“ immer wieder in Erinnerung: „Später wird Niemeyer erzählen, dass er in diesen fünfzehn Jahren auch Vater von drei Kindern geworden ist. Auch dass in ihrer Ehe nie gelogen wurde.“

Wäre es möglich das von Seiten der Partei zwecks Einhaltung der Parteiräson schon Leihmütter vermittelt werden? Befindet sich im Karl-Liebknecht Haus in Berlin bereits eine Vermittlungszentrale und die Bundesschiedskommission entscheidet über die Vergabe der Liegeplätze? Ansonsten, warum wurde wieder eine installiert, wenn doch jetzt alles anders ist, wird doch keine mehr gebraucht. Eigentlich. Oder befindet sich die Vergabestelle im Saarland. Könnte diese doch neben diversen Vorstandssitzungen der Partei ebenfalls im Fraktionsbüro des Landtages untergebracht sein?

Attraktive „Dämchen“ sind auch vorhanden, wurden auf DL oftmals besungen. Auch würde hier doch ehrliche Oppositionspolitik gegen die Regierung samt ihrer Familienpolitik geleistet. Ja und so etwas wird am besten an verschwiegenen Örtchen abgehandelt und die Verschwiegenheit muss ja irgendwann auch trainiert worden sein.

Auch sonst scheint es für die Linke nicht leicht zu sein sich von der SPD zu distanzieren. Lesen wir doch dass Debatten in Gebrüll ausarteten und Genossen mit Vieh und Affen verglichen wurden. Widersprüche scheinen bei „Demokratischen“ Parteien immer schon unbeliebt gewesen zu sein. Aber auch der Ausspruch von Clara Zetkin:: „dass die aufstrebenden Klassen nicht durch ihre Qualität, sondern durch ihre Massen gesiegt hätten“ ist ein guter Hinweis nicht nur auf einen Großteil der Linken, sondern lässt sich auch Eins zu Eins auf unsere heutige Regierung übertragen.

Mit Rosa gegen die Frauenbewegung

Am Abend des 22. August 1913 fand in der Berliner „Neuen Welt“ eine spektakuläre Diskussion statt. Unter dem Titel „Gegen den Gebärstreik“ hatte der Vorstand der „Sozialdemokratischen Wahlvereine Berlins und Umgebung“ eingeladen. Der Saal auf dem Gelände des Neuköllner Vergnügungsparks bot etwa 2.000 Personen Platz. An diesem Abend war der Andrang jedoch so groß, dass der Saal wegen Überfüllung polizeilich gesperrt werden musste. Der Sozialdemokrat Eugen Ernst, der die Diskussion leitete, hatte Schwierigkeiten, die Versammlung in Schach zu halten. Wie der Kriminalschutzmann Gottmann zu Protokoll gab, artete die Debatte immer wieder „zum Gebrüll aus“. Schließlich habe Ernst geschrien: „Es ist nicht, als wenn hier Parteigenossen im Saal sind, sondern als wenn Vieh und Affen herumtoben.“ Diese Diskussion ging als „Gebärstreikdebatte“ in die Geschichte ein.

 Die Idee eines „Gebärstreiks“ hatten in Deutschland die sozialdemokratischen Berliner Ärzte Alfred Bernstein und Julius Moses populär gemacht. Sie knüpften an die neomalthusianische Bewegung an, die Geburtenkontrolle als Mittel zur Verbesserung der Bedingungen der Armen forderte. Mit dem Ökonomen Malthus, der 1798 die Lösung der sozialen Frage durch sexuelle Enthaltsamkeit in den unteren Schichten proklamiert hatte, erklärten Neomalthusianer Kinderreichtum zur Wurzel der Armut.

 Dem Geburtenrückgang, der Ende des 19. Jahrhunderts in Europa eingesetzt hatte, lagen aber vor allem neue Verhütungsmethoden (etwa Pessare) zugrunde, die auch von eugenisch gesinnten Ärzten entwickelt und von der Industrie auf den Schwarzmarkt gebracht worden waren. Bernstein und Moses sahen darin ein politisches Machtinstrument. Im Fall eines langfristigen Geburtenrückgangs seien „die herrschenden Klassen am Ende ihres Lateins“, schrieb Moses, und Bernstein sagte in einer Rede: „Der Geburtenrückgang trifft den Kapitalismus an seinem Lebensmark. Wenn wir Ausbeutungsobjekte nicht rekrutieren, wenn wir das Heer nicht vermehren, dann ist der Kapitalismus am Ende.“

Quelle: TAZ >>>>>weiterlesen

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Fotoquelle: Wikipedia

Clara Zetkin (left) & Rosa Luxemburg in their way to the SPD Congress. Magdeburg, 1910 : PD because of age. Source : Luxemburg, Rosa – Bio

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