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„Flüchtlinge erzählen“

Erstellt von Redaktion am Dienstag 20. Oktober 2015

Und das ist jetzt also besser hier?

Cameroon-Yaounde

 von Richard Djif

Mit DVDs, einem Kulturbeutel und drei Zeitschriften landete ich in Deutschland. Ich habe das Gefühl, zwischen zwei Kriegen eingeklemmt zu sein.

Ich habe immer daran geglaubt, dass man seine Lebensumstände ändern könne, wenn man nur genug arbeitet und sich gegen Ungerechtigkeiten wehrt. Alle, die ihr Leben bei der Überquerung des Mittelmeers aufs Spiel setzen, habe ich deshalb verurteilt. Außerdem habe ich immer geglaubt, Afrika sei selbst in der Lage, seinen Völkern den Frieden und die Würde zurückzugeben und sich weiterzuentwickeln.

Wieso tun sich afrikanische Länder dann aber immer noch so schwer damit, auch das Prinzip der Demokratie und andere Menschenrechte zu übernehmen? Obwohl sie doch so viel von der abendländischen Kultur, von ihrer Sprache, ihrer Religion, ihrem Kapitalismus und alledem übernommen hat, geerbt oder nachgeahmt.

Man kann wie ich aus einer Diktatur in eine Demokratie flüchten, aus Kamerun nach Deutschland. Aber es bleibt die Frage, ob die Demokratie allein überhaupt garantieren kann, dass Menschenrechte anerkannt werden. Meine Erfahrungen als politisch engagierter und verfolgter Regisseur in Kamerun, später dann als Asylbewerber in Deutschland erlauben es mir, mich zwischen den beiden Welten dieser Frage zu nähern. Man muss sowohl in Afrika als auch in Europa gelebt haben, um sich überhaupt eine Vorstellung von Demokratie und Menschenrechten machen zu können.

Mir ist klar geworden, dass die Entwicklung Afrikas nicht von seinem wirtschaftlichen Potenzial abhängt, sondern von der politischen Willkür seiner Führer. Warum finden die politischen Machtwechsel in den afrikanischen Staaten nie ohne Bürgerkrieg statt?

Den Film zensiert

Damit wollte ich mich in meinem Film „139 – die letzten Raubtiere“ beschäftigen. Ich wollte die Dynastie anprangern, die sich im Kongo, in Togo und Gabun etabliert hat, als Joseph Kabila, Faure Gnassingbé Eyadéma und Ali Bongo – alle Präsidentensöhne – ihren Vätern folgten. Aber vor allem wollte ich den Ewigkeitsanspruch des kamerunischen Staatschefs Paul Biya anprangern, der 2012 schon seit 30 Jahren an der Macht war.

Biya hatte 2008 eine Verfassungsänderung durchgesetzt, um in Kamerun für immer zu herrschen. Aber wie ewiges Vertrauen in eine Regierung erlangen, die es überhaupt nicht versteht, Prioritäten zu setzen?

Die Jugend besucht Universitäten, deren Laboratorien die Reagenzgläser fehlen, Filmemacher machen ihren Abschluss, ohne jemals eine Kamera aus der Nähe gesehen zu haben. Seit der Unabhängigkeit gibt es nicht mehr genug Trinkwasser für die Bevölkerung.

Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen

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Fotoquelle: Wikipedia — Yaoundé, Cameroon. From fr.wikipedia

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