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RENTENANGST

Rettet die Dosen

Erstellt von Gast-Autor am Montag 4. November 2013

Schluss mit der Diskriminierung des Mülls

Autor: U. Gellermann

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Datum: 04. November 2013

Das Wissenschaftsblatt NATURE macht sich Sorgen. Nur weil die Müllberge wachsen und wachsen. Statt sich zu freuen, dass die durch das Gletscher-Schmelzen kleiner werdenden Alpen einen Ausgleich durch Müll erfahren, jammern die Wissenschaftler darüber, dass sich die Müllproduktion von einst weltweit etwa 300.000 Tonnen Müll pro Tag (1900) auf sechs Millionen täglicher Tonnen im Jahr 2025 entwickeln wird. Zudem lamentieren sie noch über die Zusammensetzung des Mülls: „Den Wohlstand eines Landes“, ist in NATURE zu lesen „kann man auch an der Zahl der weggeworfenen Handys ablesen.“ Um dann den modernen Müll als „toxisch“ zu beschimpfen, statt ihn als neue Rohstoffquelle zu begreifen.

Ganz anders Discounter und Getränke-Hersteller. Die haben sich jüngst zum „Bund Getränkeverpackungen der Zukunft (BGVZ)“ zusammengeschlossen. Sie wollen die Dose retten, jenes kleine runde Ding, dass uns allen doch ein täglicher Begleiter sein kann: Handlich für Camping und Reise, bequem mitzuführen und schnell wegzuwerfen. Und so gerät dem neuen Bund der Kampf für die Dose auch zu einem Kampf für das Menschenrecht auf Müll: „Eine Diskriminierung von Einweggetränkeverpackungen darf es nicht geben”, erklärte BGVZ-Geschäftsführer Wolfgang Burgard. Es sind große Namen, die sich dem Kampf für den Müll verschrieben haben. An der Spitze liest man Handels-Marken wie Aldi und Lidl. Beides Begriffe, die für den Fortschritt der Menschheit stehen, die mit immer weniger Personal immer größere Umsätze erzielen. Unternehmen, die rückschrittliche Einrichtungen wie Gewerkschaften und Betriebsräte konsequent zurückdrängen, um der Freiheit des Handels eine Bresche zu schlagen.

Auch in der zweiten Reihe des Lobby-Verbandes stehen Antidiskriminierungskämpfer von hohem Rang. Zum Beispiel Pepsi-Cola: Der hohe Anteil von Phosphorsäure in der Brause schwächt vor allem bei Frauen den Knochenaufbau. Das macht die Damen flexibler, letztlich eleganter. Auch der gewaltige Zuckeranteil von 110 Gramm auf den Liter Pepsi ist zu loben: Die Energiezufuhr wird erhöht und so kann die Dose schneller und weiter geworfen werden. Zum Beispiel Red Bull: Der Zuckeranteil dieses Getränks steht dem von Pepsi kaum nach. Zudem bereichert das Unternehmen die Welt durch seine Teilnahme an den Formel-1-Rennen. Runde um Runde ziehen die Boliden ihre Bahn und erzählen so die wunderbare Geschichte vom Wachstum: Immer schneller dreht sich das Renn-Karussell, um an Ende dort anzukommen, wo man begonnen hat. Unter höchstmöglichem Einsatz von Benzin. Auch deshalb wollen Biologen den bekannten Drehwurm demnächst in Vettel-Schwindel umtaufen.

Es ist ein Akt der Demokratie, die Wirtschaft von hinderlichen Diskriminierungen zu befreien. Ob man dazu unbedingt einen Bund gründen muss ist zweifelhaft. Wie uns gerade ein großer Automobilhersteller bewiesen hat, reicht eine 690.000-Euro-Spende an die Merkel-Partei, um lästige Umweltvorschriften zu verhindern. Wenn die Kanzlerin außerdem dafür gewonnen werden könnte, ihr Handy wegzuwerfen, würden zugleich Sicherheits- wie Rohstoffprobleme gelöst werden.

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Fotoquelle: Wikipedia –Fotograf: Darkone, 15. Dezember 2004

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3 Kommentare zu “Rettet die Dosen”

  1. tritt_ihn, aber heftig! sagt:

    Und weil das mit den „Dosen“ nicht so geklappt hat, begann er endlich seine Sublimation mit den Dosen und deren Bewirtschaftung, der Dosenpfand-Erfinder.

    Nach wie vor wird das dumme Volk hinter das Licht geführt. Oben wird getrennt, unten wird zusammengekippt. So geschehen bei der Bundesbahn in Stuttgart.

    Längst wird der Inhalt der Gelben Tonne (ersatzweise: gelber Sack o. sonst gelbfarbiges) dem Müllkrematorium (Verbrennungsanlagen) zugeführt, weil das sonst nicht ausgelastet wäre. Um die Auslastung dieser in ihrer unnötigen Gesamtheit milliardenschwerer Anlagen zu gewährleisten, wird auch schon mal neapolitanischer Müll per Eisenbahn herangekarrt, wenn dort die Müllabfuhr wieder mal streikt.

    Der Müll ist durch das Versagen des Dualen Systems längst zu einem mafiösen Geschäft geworden. Und das war schon von guten 10 Jahren so – remember: Kölscher Klüngel: http://www.berliner-zeitung.de/archiv/korruption—in-der-koelner-schmiergeld-affaere-um-den-bau-einer-muellverbrennungsanlage-ermittelt-nicht-nur-die-staatsanwaltschaft–sondern-seit-dienstag-auch-die-bundes-spd–aerger-mit-dem-koelner-kluengel,10810590,9979556.html

    Korruption ist in diesem Zusammenhang kein Fremdwort und durchzieht immer wieder eine gesamte Branche.

  2. tritt_ihn, aber heftig! sagt:

    noch was:
    Und ich weiss gar nicht, was die alle wollen. Auf dem obigen Foto sieht man deutlich, dass die Dose sich innerhalb von 10 Jahren metamorphosiert. Die obige Dose hat etwas über 4 Jahre auf dem Rost – also in 6 Jahren ist sie weg!

    Es ist deswegen unbedingt von der Verwendung von Aluminium bei der Dosenherstellung abzusehen. Dadurch würden auch eklatante Umweltschäden vermieden werden, die bei der Verarbeitung von BAUXIT unausweichlich sind.

    Das gute alte Weissblech mit der Halbwertszeit von 3 Jahren ist das Beste und im Blech (reden) kennen wir uns doch aus.
    Das wäre der erste Schritt zu Rettung!!!

  3. UP. sagt:

    jaja, der Dosenpfand-Fanatiker!!!
    Dem war das allerdings scheissegal, die Herstellung von Alu, diesem grünen Spezialisten.

    Die Einführung des Dosenpfandes ist der schlüssige Beweis dafür, was so eine kleine Juniorpartnerpartei bewerkstelligen kann.

    Das werden wir zeitnah bald erneut erleben, wenn die Chaostruppe des „christlichen“ Lagers, die bairisch-christlich-extremistich-fundamentalistische CSU, die PKW-Maut durchsetzt.

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