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RENTENANGST

Rentenerhöhung

Erstellt von Redaktion am Mittwoch 18. März 2009

Rentenerhöhung darf keine Ausnahme bleiben
Sozialverband VdK fordert Rückkehr zur dynamischen Rente

File:KAS-Rentenpolitik-Bild-11731-1.jpg

Die VdK-Präsidentin forderte von der Bundesregierung eine Kurskorrektur in der Rentenpolitik. Mascher wörtlich:

Rentenerhöhungen in nennenswertem Ausmaß dürfen nicht die Ausnahme sein, sondern müssen wieder zur Regel werden. Deswegen fordert der VdK eine Rückkehr zur dynamischen Rente. Wenn Löhne und Gehälter steigen, dann müssen analog dazu auch die Renten steigen.

Der VdK verlangt deshalb die Abschaffung des Riesterfaktors, des Nachhaltigkeitsfaktors und des Ausgleichsfaktors, weil diese Rechenfaktoren in der Rentenformel Renten kürzend wirken. Mascher: “Wenn die Kürzungsfaktoren nicht abgeschafft werden, droht den Rentnern ab nächstem Jahr wieder eine Serie an Mini-Erhöhungen und Nullrunden.”
Quelle: www.NACHDENKSEITEN.de

Leicht anglossierte Randbemerkung:
Ich erinnere mich, als Olaf Scholz vor wenigen Tagen treuherzig in die Kamera verkündete, dass es aufwärts geht mit den Rentnern. Ich hätte heulen können vor Glück. Letztes Jahr diese irre Erhöhung und nun schon wieder 2,41 %. Ich weiss gar nicht mehr, wohin mit dem vielen Geld. Und ich fand es richtig gut, wie Olaf es so schön erklärte, dass Renten keine Sozialleistungen sind, sondern die Früchte eines langen Arbeitslebens. Ich bin also als Rentner kein Sozialschmarotzer und stehe nicht auf der Stufe der fiesen Hartz IV Abzocker, die dem Staat auf der Tasche liegen. Es ist so schön, in einem richtigen Sozialstaat zu leben. Danke, Angela, und danke, Olaf!
UP.

Aber nun ohne Spass: Ich muss sagen, G.K., auch ein Leser der NACHDENKSEITEN, spricht mir aus dem Herzen mit seinen folgenden Anmerkungen:

Wie kritiklos unsere Medien sind, lässt sich am Beispiel der Meldung über die zum 1. Juli 2009 anstehende Rentenerhöhung zeigen. Den Internetangeboten der großen Tageszeitung war es sogar eine Eilmeldung wert. Die Süddeutsche schreibt: “Jobabbau, Zukunftsängste, aber höhere Renten: Mitten in der größten Wirtschaftskrise seit 80 Jahren stockt die Bundesregierung bei den Altersbezügen deutlich auf.” SPIEGEL Online titelt: “Renten steigen deutlich an”, und stern.de mit “Rentner erhalten deutlich mehr Geld”. Bei der FAZ ist zu lesen: “Deutlich mehr Geld für die Rentner” und bei WELT “Renten steigen vor der Bundestagswahl kräftig an”.

Angela Merkel (CDU) und Olaf Scholz (SPD) schmieren den Wählern Honig ums Maul: Die Kanzlerin redet von einem “wirklichen Nettozugewinn für Rentner” (ohne die vergangenen massiven Nettoverluste zu erwähnen), der Arbeitsminister wird pathetisch und verlautbart: “[…] die Rente ist keine Sozialleistung, sondern der Lohn für harte Arbeit.” War das in den vergangenen Jahren nicht auch schon so? Und Scholz fährt fort: “Die Rentenerhöhung mitten in der Krise zeigt, dass auf unseren Sozialstaat Verlass ist”. Ach ja? Die Krise führt aber dazu, dass im nächsten Jahr die Renten voraussichtlich gar nicht steigen werden, eben wegen der wohl bald fallenden Lohnsumme. Und wenn der Aufschwung kommen sollte, werden die Rentner es wieder erst im Jahr danach spüren.

An den Meldungen ist vielerlei irreführend. Nicht die Bundesregierung stockt die Renten auf. Die Anhebung der Renten ist ein reiner Automatismus, der sich aus der Lohnentwicklung des vergangenen Jahres in Verbindung mit den Anpassungsfaktoren ergibt. Dass die Renten 2009 in diesem Ausmaß steigen, wissen wir seit dem März 2008, als man die sog. Riester-Treppe für zwei Jahre aussetzte. Einzig und allein diese Aussetzung des ohnehin unsinnigen Riesterfaktors ist der Bundesregierung “zuzuschreiben”, ansonsten ist die Rentenerhöhung keine politische Handlung. Die Reallohnverluste für die Rentner in den letzten zehn Jahren um rund 10 % werden in den meisten Zeitungen kaum erwähnt, und wenn dann nur unvollständig. Man müsste mal dahin kommen, dass Rentenanhebungen, die die Inflationsrate nicht übersteigen, nicht als solche zu bezeichnen sind. Und vor allem: Dass diese Rentenerhöhung in ihrem ganz eigenen Sinne “zu Lasten zukünftiger Generationen” geht, weil sie in den Jahren 2012 und 2013 per Riester-Faktor wieder gesenkt werden, taucht nur am Rande auf.

Vermutlich werden die Zeitungen das wieder zum Anlass nehmen, um von einer “Sozialdemokratisierung” der Union o.ä. zu sprechen. Die Rentenerhöhung ist zwar gut, aber so nur rein zufällig. Denn als sie im Jahre 2008 beschlossen wurde, konnten die Politiker ja nicht ahnen, dass die Inflation derart zurückgehen würde. Alles in allem waren die Medien, was die Schlagzeilen und die wichtigsten Informationen angeht, wieder einmal deutlich zu unkritisch.

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Fotoquelle : This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany license.

Author CDU
Source
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