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Rechthaberei aus Trauer?

Erstellt von Redaktion am Freitag 5. Juni 2020

Versteckt Wodarg seine Rechthaberei in seiner Trauer?

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Quelle        :      Scharf  —   Links

Von Franz Witsch

Corona und kein Ende. Oder doch? Wolfgang Wodarg meint (in Tx01), es werde keine zweite Infektionswelle geben; ferner, dass es einen ungefährlichen Impfstoff auf absehbare Zeit nicht geben könne. Und wenn es denn eines Tages einen geben sollte, sei er nicht für alle Menschen ungefährlich anwendbar, möglicherweise sogar tödlich, weil Menschen in Abhängigkeit von ihrer genetischen Disposition unterschiedlich auf Impfstoffe reagieren würden. Das lerne man im 4. Semester Medizin. Es sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, dass unsere regierungsamtlichen Experten dies nicht zur Kenntnis nehmen würden, gar bereit seien, besinnungslos drauflos zu impfen.

Kurzum, “Manches ist richtig”, meint Hans-Georg Witsch auf Anfrage per Mail, aber dieses Interview gerate denn doch “zu einer Verschwörungstheorie. Damit tut man den behandelnden Personen – Politiker und Wissenschaftler – zu viel der Ehre an. Ich denke, vieles, was schiefläuft, ist eher Unwissenheit, Inkompetenz und auch schlicht Dummheit geschuldet.”

Ja, und dann haben verantwortliche Politiker die Hosen gestrichen voll. Sie haben Angst, dem veröffentlichten Diskurs nicht mehr anzugehören, ausgegrenzt zu werden, wenn sie nicht das “Richtige” sagen. Und rudern deshalb, wenn überhaupt, ganz vorsichtig zurück, um sich den Mund nicht vollständig zu verbrennen; namentlich der in Talksendungen herumgereichte Stern-Reporter Hans-Ulrich Jörges in einem Kommentar für Stern.de (vgl. Tx03).

Oder nehmen wir unseren Außenminister Heiko Maas, der es in einem Fernsehinterview auf mehrfaches Nachfragen hin nicht wagt zu sagen, dass Trump kein Demokrat sei. Nein, so wolle er nicht verstanden werden. Trump mache nur etwas falsch, indem er mit seinen Äußerungen, anstatt zu deeskalieren, die Lage in den USA eskaliere; als sei Trumps Auffassung nur eine Auffassung unter vielen, eben falsch, gleichwohl vereinbar damit, ein Demokrat zu sein. Warum nach dieser Logik nicht auch Hitler einen Demokraten nennen? Als er sich anschickte, das Ermächtigungsgesetz im März 1933 im Reichstag durchzusetzen, nachdem er zuvor, nach dem Reichstagsbrand, die KPD-Abgeordneten aus dem Reichstag hat entfernen lassen.

Was Politiker hier treiben, ist nicht Diplomatie, sondern pure Feigheit. Auch dass man Wodarg aus dem veröffentlichten Diskurs bislang herausgenommen hat. Nicht seine Auffassung ist gefährlich; gefährlich ist seine Ausgrenzung, aus Angst, sich einer offenen Auseinandersetzung nicht gewachsen zu zeigen. Das ist feige.

Dabei ist Wodarg selbst aus meiner Perspektive heraus, der ich kein Mediziner bin, kritisierbar. Er vermittelt in dem Interview den Eindruck selbstgefälliger Rechthaberei, die sich allerdings in einem traurigen Ton, mit dem er seine Kritik begleitet, auflöst (versteckt). Das gleiche trifft auf seinen einfühlsamen Rubikon-Gesprächspartner zu. Beide gefallen sich darin, gemeinsam auf der richtigen Seite zu stehen – gegen den Rest der Welt, versteht sich.

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Doch warum ist Herr Wodarg traurig? Doch nicht etwas um Gesprächspartner uneingestanden, also wissenschaftswidrig, unter Druck zu setzen. Allerdings befremdet mich das Folgende noch mehr: warum erfährt man erst jetzt, dass Herr Wodarg auch traurig sein kann? Gab es denn vor Corona keinerlei Anlass, traurig zu sein; z.B. über die Sanktionswut gegen Russland zur Anheizung eines neuen Kalten Krieges, ganz zu schweigen über all die vom Westen inszenierten und selbst geführten Kriege, Drohnenmorde am Rechtsstaat vorbei, die erst mit Obama so richtig Fahrt aufgenommen haben?

Ja, und dann behauptet Wodarg seit Monaten steif und fest, Covid-19 sei kein Killer-Virus, auch nicht schlimmer als eine harmlose Grippe. Durchaus nicht wissenschaftlich: Als sei bewiesen, dass Corona ungefährlich ist.

Jedenfalls sagen andere Autoren etwas anderes (vgl. Tx02): Covid-19 könnte, und das ignoriert Wodarg wider besseres Wissen, gefährlich sein für ältere Menschen, solche mit Vorerkrankungen ohnehin. Darauf wiesen die Zustände in Italien hin. Lange habe man, heißt im Artikel weiter, über die hohe Sterberate in Italien gerätselt. Nun zeige sich:

Ein desaströses Missmanagement der Altenheime habe in Italien die Covid-19-Opferzahlen in die Höhe getrieben – wohl nicht nur in Italien, sondern wahrscheinlich auch in Frankreich, Belgien etc., wo man es nicht für nötig hielt, sich um die am meisten gefährdete Bevölkerungsgruppe in den Altenheimen zu kümmern, und das nachdem man schon weite Bereiche der Wirtschaft lahmgelegt hatte.

Vor diesem Hintergrund könnte man auch meinen, es sei unverantwortlich zu behaupten, das Corona-Virus sei ungefährlich. Doch nicht etwa, weil es nur alte Menschen treffen kann?

Quellen:

Tx01: „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Wolfgang Wodarg zieht im Rubikon-Exklusivinterview Lockdown-Bilanz und skizziert die skandalöse Möglichkeit ethnischer Selektion durch falsche oder vorschnelle Corona-Medikation. Rubikon vom 03.06.2020.

https://www.rubikon.news/artikel/verbrechen-gegen-die-menschlichkeit

Tx02: Teseo La Marca. Covid-19: Ausgelieferte Altenheime.

Telepolis vom 03.06.2020. https://heise.de/-4771968

Tx03: Hans-Ulrich Jörges. Herdenjournalismus – warum viele Medienleute die kritische Distanz zur Pandemie-Politik verloren haben.

Stern.de vom 03.06.2020.

https://www.stern.de/p/plus/kolumnen/herdenjournalismus—warum-viele-medienleute-die-kritische-distanz-zur-pandemie-politik-verloren-haben-9285490.html

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Grafikquellen  :

Oben         —  A window display of various wooden coffins and caskets for sale at a funeral director’s office in Warsaw, Poland. This window display was visible to anyone walking by the shop on the way to the main cemetery, located approx. 100 metres up the street. Other information You are free to use this photo, but please use the following attribution:- „Photo by Tom Oates, 2013“

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Unten       —         Comic telling the youth in Luxembourgish to prevent the COVID-19 from spreading by washing their hands on a regular basis.

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