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Recht auf Identität ?

Erstellt von DL-Redaktion am Samstag 8. September 2012

Trauma oder Recht auf Identität?

File:Salzburg Franziskanerkirche Josephskapelle Beschneidung.jpg

Der politische Streit um die Beschneidung geht weiter. Zur Beendigung der Rechtsunsicherheit aufgrund des Kölner Landgericht Urteil wurde in Berlin durch den Justizsenator eine Übergangsregelung vorgestellt. Diese soll Ärzte vor dem Risiko einer Anklage schützen, sollten sie aus religiösen Gründen Beschneidungen vornehmen. So sollen Berliner Staatsanwälte angehalten worden bei fachkundiger Anwendung kein Ermittlungsverfahren einzuleiten.

Heute ein ausführliches Interview mit Sergey Lagodinsky welcher aus Protest gegen Sarrazin die SPD verließ und den Grünen beitrat. Sein Widersacher ist Raju Sharma der religionspolitische Sprecher der DIE LINKEN.

taz: Herr Sharma, der Bundestag will Beschneidungen aus religiösen Gründen erlauben. Was spricht dagegen?

Raju Sharma: Es gibt eine klare gesetzliche Regelung: das Verbot der Körperverletzung Und danach hat auch das Kölner Gericht entschieden.

Aber die Ärzte haben nun Angst, sich strafbar zu machen. Besteht da nicht Handlungsbedarf?

Raju Sharma: Die Angst hätten sie auch schon vorher haben können. Ich rechne es dem Kölner Landgericht hoch an, dass es den Mut gehabt hat, diese Problematik offenzulegen.

Herr Lagodinsky, warum soll nicht jeder selbst entscheiden, ob er sich beschneiden lassen will – zum Beispiel im Alter von 14 Jahren, wenn man religionsmündig wird?

Sergey Lagodinsky: Weil es in den Religionsgemeinschaften gewisse Rituale und Bräuche gibt, die für diese Gemeinschaft konstituerend sind. Alle jüdischen Gruppen – die Orthodoxen, die Konservativen, die Liberalen, die Progressiven, die schwulen Rabbiner und die Rabbinerinnen – sind sich einig, dass die Beschneidung am achten Tage ein grundlegendes Prinzip dieser Religion ist. Auch für säkulare Juden wie mich ist es identitätsstiftend: ein Zeichen, dass wir eine jahrtausendelange Geschichte der Verfolgung überlebt haben.

Herr Sharma, warum soll sich der Staat in diese Frage einmischen?

Sharma: Weil der deutsche Staat eine Verpflichtung hat, seine Bürgerinnen und Bürger vor Körperverletzungen zu schützen. Wie soll ich begründen, warum ich kleine Kinder vor Körperverletzungen schütze – und die Kinder von Juden und Muslimen nicht? Ich kann doch nicht sagen, bei euch guck ich nicht hin.

Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen

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Grafikquelle   :    Johann Friedrich Beretti  (1643–1722) Link back to Creator infobox template

Franziskanerkirche Unserer Lieben Frau, Salzburg
Josephskapelle, Deckengemälde Szenen aus dem Leben des Hl. Joseph von Johann Friedrich Beretti, 1704, Beschneidung Christi

Source Own work
Author Photo: Andreas Praefcke
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Own work, attribution required (Multi-license with GFDL and Creative Commons CC-BY 3.0)

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