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Rassismus aus der Mitte

Erstellt von Redaktion am Samstag 11. September 2010

Nun hat er also geschmissen.

File:Sarrazin book pres b3.jpg

Sarrazin verlässt seinen Arbeitsplatz und kommt damit seinem Rausschmiss zuvor. Oder hat er sich auf ein Gegengeschäft eingelassen, um diese Regierung  aus die Verantwortung zu nehmen? Für Sarrazin unwichtig, da sein Lebensabend selbstverständlich über alle Maßen abgesichert ist. Er wird nicht von der Summe leben müssen, die er den Sozialbeziehern, welche ihren Arbeitsplatz erzwungenermassen verlassen mussten, zugesteht.

Stellen wir uns doch die Frage, was diesen Mann getrieben hat. Zu seinem Buch – in Ordnung – das liebe Geld. Die letzten Ausraster – geschenkt – Werbung. Aber er betreibt dieses Geschäft seit 20 Jahren. In der Bundesbank war er einer der wenigen Fachleute – laut Presse. Frage: Warum schreibt er kein Buch über sein Spezialgebiet? Warum schreibt jemand über Dinge, von denen er nachgewiesen kaum Kenntnisse hat? Oder ist es doch sein Spezialgebiet, und er schreibt im Sinne seiner Klientel, den Geldanlegern, welche den Banken neues Geld zu Spekulationen zur Verfügung stellen? Gleiches ist von einem Kopftuchmädchen oder Hartz IV Empfänger kaum zu erwarten.

Wenn er denn als Moralist handelt: Sind die Vergehen im Internationalen Bankgeschäft weniger verwerflich als die Vergehen einiger Sozialbetrüger? Sollte ein Sozialbetrüger erwischt werden, wird dieser die Macht der Gesetze Kennenlernen. Die Banken  lachen  über die Gesetze.

Also doch nur ein kleiner Rassist, welcher sich hier an Minderheiten auslässt? Wo besteht der Unterschied zwischen einem hier lebenden Ausländer und einem Deutschen, welcher auf Mallorca oder den Kanaren, ohne auch nur ein Wort der Landessprache zu sprechen, deutsche Küche, deutsche Getränke und deutsches Entertainment als eine Selbstverständlichkeit genießt? Lebt dieser dort nicht in einer Enklave? Richtig, für den Urlaub, auch zum Überwintern, wird Geld bezahlt. Aber auch die meisten der hier lebenden Nicht – Deutschen bezahlen hier Steuern.

Erwähnen möchte ich in meinen Betrachtungen auch Teile unserer älter werdenden Damen und Herren, welche es genießen, sich als Solourlauber auf Kuba, in Tunesien, Marokko, Thailand oder auf den Philippinen verwöhnen zu lassen. Man gönnt sich ja sonst nichts. Peinlich nur, wenn dann doch eine solch „zufällige“ Urlaubsbekanntschaft eines Tages an die eigene Haustüre klopfen sollte. Was werden denn meine Kegel-Schwestern oder -Brüder, vielleicht auch die Nachbarn sagen?

Über dieses alles und noch viel mehr sollte man einmal nachdenken, bevor man Blubberköpfen wie Sarrazin Beachtung schenkt. Ein Krawallmacher ohne jedes Risiko. Leider!

IE

Hier ein Kommentar von Christian Semler.

Rassismus aus der Mitte

Sarrazin repräsentiert keine Rechtsextremen, sondern die gutbürgerliche Gesellschaft. Muslimfeindlichkeit ist für sie normativ.

Jetzt ist häufig zu hören, es wäre falsch, weiterhin die Thesen von Sarrazin zu kritisieren. Wir sollten uns vielmehr den Defiziten bei der Integration der MigrantInnen zuwenden. Dabei wird oft betont, dass Sarrazin zwar zum Teil einer pseudowissenschaftlichen Denkweise erliege und sich im Ton vergreife, er aber auf reale Probleme aufmerksam mache. Deshalb sei es auch falsch, Sarrazin jetzt zu „entsorgen“, wie der Neuköllner Bürgermeister Buschkowsky es nannte. Mit seiner Ausgrenzung entledige man sich nach Buschkowsky nur der Notwendigkeit, die Realität der fehlgeschlagenen Integration zur Kenntnis zu nehmen.

Sarrazin untersucht nichts

Aber womit hat Sarrazin „eigentlich“ recht? Mit der Kritik an der Selbstisolation vieler Migranten von der deutschen Mehrheitsgesellschaft, an ihrer „Bildungsferne“, an der mangelnden Praxis, die Migrantenkids schon im Vorschulalter fit zu machen? All das wird bei Sarrazin nicht untersucht, sondern im Ergebnis vorausgesetzt. Und es handelt sich um keine bestürzend neuen Erkenntnisse, auf die erst jetzt durch den Pamphletisten Sarrazin aufmerksam gemacht würde. Vielmehr sind die Probleme der Integration seit Langem Gegenstand öffentlicher Debatten.

Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen

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Fotoquelle : Thilo Sarrazin, bei der Vorstellung seines Buches „Deutschland schafft sich ab

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Source IMG_9927-Thilo Sarrazin

Author Richard Hebstreit from Berlin, Germany

Ein Kommentar zu “Rassismus aus der Mitte”

  1. gauni2002 sagt:

    sarrazin hat meiner meinung nach ein politisches debakel mit seinem rücktritt verhindert. sowohl wulff als auch merkel hatten kopfweh, wenn sie an sarrazin dachten. dass sarrazin seinen hut nahm, das beweist auch, dass er so rücksichtsvoll ist, ein politisches eklat zu verhindern und auch, dass er nicht unbedingt an seinem stuhle kleben will.
    für mich hat sarrazin in dieser hinsicht pluspunkte gewonnen, diplomatisch gesehen

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