Putin ist nicht mein Typ
Erstellt von DL-Redaktion am Montag 7. April 2014
„Putin ist nicht mein Typ“
Hier ein erfreulich, da offenes Interview mit Gregor Gysi. Gerade so wie er allgemein von der Öffentlichkeit gesehen und beurteilt wird. Als jederzeit frei sprechender Gesprächspartner ohne jeglichen Respekt und Rücksichtnahme.
Herr Gysi, waren Sie in der DDR Mitglied der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft?
Aber selbstverständlich! Wobei das nicht bedeutet, dass alle das so sahen. Alle Schüler in der DDR wurden zum Beispiel gezwungen, Russisch zu lernen, was vielen missfiel. Die Abhängigkeit von Moskau führte dazu, dass alles bei uns im Land so gemacht wurde, wie die es wollten, selbst wenn es Unsinn war. Die Stimmung gegenüber der UdSSR änderte sich, als Gorbatschow kam. Die SED-Führung meinte aber ernsthaft, sich gegen ihn stellen zu können.
Wie Honecker auf eine solche Idee kommen konnte, ist mir völlig schleierhaft.
Wie gut kannten Sie die UdSSR?
Ich habe zweimal dort Urlaub gemacht. Einmal war ich mit meinem Sohn auf einer größeren Reise, von Kiew bis Samarkand. Dann war ich noch einmal in Jalta. Das war’s dann auch schon. Aber nach dem Zerfall der Sowjetunion war ich nicht mehr dort im Urlaub. Dienstlich vorher einmal bei den Rechtsanwälten, und nachher wohl vier Mal.
Was bedeutet das für Ihr Verhältnis zu Russland und Putin heute?
Ganz viele Russen fühlen sich gedemütigt durch den Zerfall des Sowjetreichs. Was der Putin gemacht hat in Georgien, in Syrien und jetzt in der Ukraine, gibt auch einfachen Russen das Gefühl, dass sie wieder wichtiger werden. Auf der anderen Seite: Putin ist im alten Denken verhaftet. Er versucht – ähnlich wie übrigens die USA – seine Einflusssphären zu erhalten und auszubauen. Das muss man wissen, wenn man die Regierung in Moskau für einen Akt der Deeskalation gewinnen möchte.
Gibt es denn auch Dinge, die Sie an Putin bewundern?
Der ist nicht mein Typ.
Müssen sich die Vertreter der deutschen Wirtschaft bei Ihnen bedanken, weil Sie gegen Russland-Sanktionen sind?
Eigentlich schon. Dadurch, dass wir gegen die Sanktionen kämpfen, kämpfen wir auch für unsere Wirtschaft, die darunter natürlich litte. Der Obama möchte die Sanktionen. Die Antwort Russlands trifft ja auch nicht ihn, sondern uns.
Quelle: Der Tagesspiegel >>>>> weiterlesen
———————————————————————————————————————–
Fotoquelle: Wikipedia – Urheber Fraktion DIE LINKE. im Bundestag
Diese Datei ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung 2.0 US-amerikanisch (nicht portiert) lizenziert.
Mittwoch 9. April 2014 um 6:18
G. Gysi ist ein kluger Mann.