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Praktiker Dietmar Bartsch

Erstellt von Redaktion am Mittwoch 30. Mai 2012

Er ist eine Schlüsselfigur im Führungsstreit der Linkspartei

Datei:Dietmar Bartsch.jpg

Dietmar Bartsch. Ein Ostler, ein Macher. Das Werben um Zustimmung im Westen fällt ihm nicht leicht.

Dietmar Bartsch wirkt etwas unkonzentriert. Es ist Mittwochmittag. Katja Kipping und Katharina Schwabedissen verkünden gerade in Hannover, dass sie Parteichefinnen werden wollen. Ein flügelübergreifendes Duo. Bartschs Chancen, Chef der Linkspartei zu werden, sinken damit.

Er sitzt in seinem Berliner Büro, schaut auf sein Handy und lächelt knapp. Eine SMS, „nicht aufgeben“ stand darin. Und: „Die Basis steht hinter dir.“ Die Autogrammkarten sind ausgegangen, sagt er. Das klingt amüsiert, nicht angeberisch. Er ist Mitte 50 und wirkt wie ein großer, schlaksiger Junge.

An der Wand in seinem Büro hängt eine Lithografie von Herbert Wehner. Wehner, der die SPD regierungsfähig machte. Das passt in das Bild, das Bartschs Gegner in der Linkspartei von ihm zeichnen. Ein Opportunist, der die Partei an die SPD verhökern wird. Das Wehner-Bild stammt aus dem Altvermögen der SED. Anfang der 90er Jahre war Bartsch Schatzmeister der PDS, er hat damals auch noch einige Ölbilder von Marx aus dem Müll gerettet. In Wehner sieht Bartsch einen, der aus den Verwüstungen durch den Stalinismus klug geworden ist.

Bartsch ist schmal, eins dreiundneunzig groß. Er redet unaufdringlich, aber unverkennbar in norddeutschem Idiom. Ihn bringt nicht viel aus der Ruhe. Nur der Vorwurf, die Partei an die SPD zu verraten. „Ich bin als Kommunist beschimpft worden, jetzt als Sozialdemokrat“, sagt er. Und es bringt ihn in Rage, von wem dieser Vorwurf kommt. Von Ex-SPD-Leuten, die jetzt in der Linkspartei radikal reden und „in den 90er Jahren die PDS noch tot sehen“ wollten. „Absurd“ sagt er und legt Verachtung in seine Stimme.

Skeptisch gegenüber ideologisch Hochfahrenden

Um zu verstehen, wie Dietmar Bartsch die Welt sieht, muss man mehr als zwanzig Jahre zurückblenden. In die Zeit, als die DDR verschwand. Sein Vater war LPG-Vorsitzender und Leiter eines Agrochemischen Zentrums. Ein SED-Mitglied. Ein Ausflug in die regionale Politik, in den Rat des Kreises, blieb Episode.

Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen

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Grafikquelle  : Wikipedia / http://archiv2007.sozialisten.de/service/download/fotos/bartsch/index.htm

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5 Kommentare zu “Praktiker Dietmar Bartsch”

  1. Diogenes sagt:

    Ich habe Dietmar Bartsch vor wenigen Jahren in Berlin kennen – und schätzen gelernt. Damals war er noch Bundesgeschäftsführer und hat diesen Posten m.E. ganz hervorragend ausgefüllt, auch im Sinne eines „Generalsekretärs“, den die LINKE sonst ja nicht kennt. Nach seiner von Oskar Lafontaine – m.E. ohne überzeugende Gründe ! – erzwungenenen „Absetzung“ durch Gregor Gysi wurde sein Amt – zum Nachteil der Partei – von zwei – politisch – schwachen Figuren besetzt, von denen kein Mensch etwas Besonderes gehört hat. Dietmars Bartsch´ politische Bedeutung in seinem Amt könnte deshalb auch der eigentliche Grund dafür gewesen sein, dass Oskar Lafontaine ihn hatte beseitigen wollen, getreu dem 1. Gebot Mosis: „Ich dulde keine anderen Götter neben mir“.

    Welche Gründe andere haben, ihn nicht an die Parteispitze zu wünschen, weiß ich nicht. Andere wiederum sehen lieber sich selbst dort oben. Natürlich ist jedes jedes Mitglied berechtigt, selbst zu kandidieren, aber warum erst jetzt, nachdem OL zurückgezogen hat? Weshalb wurde – möglicherweise auch berechtigte – Kritik an DB nicht früher geäußert?

    Einzig Dietmar Bartsch kommt durch frühzeitge Kandidatur und Standhaftigkeit das Verdienst zu, dass Oskar Lafontaine bundespolitisch sich zurückgezogen hat. OL gehört ab jetzt zur Parteigeschichte. Daran wird hoffentlich auch eine Sahra Wagenknecht nicht mehr ändern. Dietmar Bartsch hat es daher nicht verdient, „ins zweite Glied“ (militärisch) abgestellt zu werden, um denen die Show zu überlassen, die sich zu Zeiten Oskars Lafontaines heimlicher Regentschaft nicht „aus ihren Löchern“ getraut hatten.

    Deshalb gilt für meine Person: I vote for Dietmar!

  2. Dr. Schiwago sagt:

    Die Ex-SPD-ler, die überall heute in der Linken radikale Parolen schreien, die scheinen die Geschichte der Deutschen Arbeiterbewegung alle nicht zu kennen. Was war in der Weimarer Republik los und wie entstand die SPD? Wo liegt Weimar?? Parolen plärren ohne fundiertes Wissen zu haben, ist keine Kunst.
    Das Problem im Westen ist, dass Bartsch ein Ostler ist und nichts anderes. Somit muss er im Westen von einigen mit radikalen Ansichten massiv abgelehnt und demontiert werden, weil man sich für oberschlau hält und meint, die Welt mit dem Holzhammer verändern zu können. Falsch gedacht! Der Bürger wird genug mit Informationen und ernsten Problemen überflutet und sehnt sich nach geordneten Bedingungen in einer Demokratie und nicht nach einem weiteren Schlachtfeld und vor allem nicht nach einer weiteren Partei, die seine Interessen vertreten sollte aber sich maßlos und übelst zerpflückt. Wo ist das Problem, sich einer SPD anzunähern? Auch die SPD muss schnellstens zu ihren Wurzeln zurück. Man muss sich ja nicht vereinigen. Wozu auch. Den Ernst kann man nicht mehr für ernst nehmen. Er ist überholt.
    Linke radikale Parolen in die Welt posaunen heißt noch lange nicht, dass man sich hinterher um die Belange, die man brüllt, auch kümmert. Allein nur Wählerstimmen fangen, um Ämter zu häufen, das ist keine Politik und das Kartenhaus wird zusammen fallen, wenn sich in der Linken die Strategie nicht schnellstens ändert. Mit Wissen, Intelligenz und Sozialer Kompetenz ist diese Partei nur führbar von Oben und bis in die kleinste Kommune. Wenn es nicht gelernt wird, dann macht den Deckel zu oder spaltet die Partei. Komisch, dass der Osten bewiesen hat, wie dies zu funktionieren hat. Also wäre meiner Meinung nach, Bartsch und eine Frau aus dem Westen vielleicht die beste Lösung, um die Partei etwas zu beruhigen, wenn man sie nur lassen würde. Es wird eine schwierige Aufgabe werden.

  3. Jens-Uwe Habedank sagt:

    Es gibt auch Kritiker von Bartsch, die argumentieren…:
    http://das-blaettchen.de/2012/05/anmerkungen-zu-einer-krise-12358.html

  4. Parmenides sagt:

    mit Schwabedissen kann es auch nichts werden. Das Ergebnis in NRW liegt unter 4%.

  5. Terminator sagt:

    Zu 3.
    Was hat Oskar Lafontaine in seinem Wahlkreis erreicht, das Ergebnis Pfeifen schon die Spatzen von den Dächern.Olaf macht so weiter wie in der SPD, dort wurde er auch abgeschossen. Es darf nicht vergessen werden das Olaf damals Dietmar Bartsch demontiert hat, jetzt bekommt er die Quittung dafür und es geschieht im Recht. Das Lügengerüst von Olaf ist endlich zusammengebrochen.

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