Pandemievertrag der WHO
Erstellt von DL-Redaktion am Freitag 3. Dezember 2021
Protektionistischer Markt
Von Unni Karunakara
Das neue Pandemieabkommen der WHO ändert nichts an der ungleichen Verteilung von Ressourcen. Nötig ist eine Dekolonisierung der Gesundheitspolitik.
Eine Sondersitzung der Weltgesundheitsversammlung, dem Entscheidungsgremium der WHO, hat sich diesen Mittwoch ausschließlich mit einem Thema beschäftigt: dem Pandemievertrag. Wird dieser Vertrag in der Lage sein, die Defizite in der globalen Solidarität zu beseitigen, wenn es um besseren Zugang zu wichtigen, lebensrettenden Medikamenten geht, um Impfungen und medizinisches Material?
Die Antwort lautet: Nein. Solange der politische Wille fehlt, mit demselben Nachdruck Unternehmen zur Rechenschaft zu ziehen wie bei Ländern, denen man eine falsche Politik vorwirft, ändert der Vertrag nichts. Er wird nichts nützen, solange es in den reichen Ländern keine Bereitschaft gibt, wissenschaftliche und technologische Ressourcen zu teilen. Verhandlungen um einen neuen Pandemievertrag sollen vom politischen Unwillen der reichen Länder ablenken, zu teilen.
Zwar gibt es ein Instrument, das eine globale Antwort der öffentlichen Gesundheit auf weltweite Ausbrüche von Infektionskrankheiten ermöglicht: die Internationalen Gesundheitsregularien (IHR). Doch es setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass dieses Instrumentarium, das 1969 beschlossen und 2005 nach dem Ausbruch der Sars-Pandemie reformiert wurde, weiterer Überarbeitung bedarf. Dazu würde die Ausweitung der Zuständigkeit auf Pandemien und Krankheitsübertragungen vom Tier auf den Menschen gehören.
Und dazu muss die Garantie gehören, dass die Maßnahmen gerecht und gleich vorgenommen werden – und die Möglichkeit der WHO, das Handeln der nationalen Regierungen in diesem Zusammenhang zu überwachen und mit ihnen zusammenzuarbeiten.
Jetzt ist ein neuer Pandemievertrag verabschiedet worden, der von der Europäischen Union und einer Handvoll anderer Länder und Institutionen mit Unterstützung des Generaldirektors der WHO vorangetrieben wurde. Das Timing ist dabei von Bedeutung. Die Zahl der Covid-19-Fälle steigt weltweit an, und es ist eine neue Virusmutation aufgetaucht.
Europa stagniert trotz vorhandenen Impfstoffs bei einer Impfrate von lediglich 70 Prozent. Während sich Straßenproteste von Österreich bis zu den Niederlanden gegen den Impfdruck richten und in den reichen Ländern die dritte Impfung verabreicht wird, haben Millionen Menschen auf der Welt noch nicht einmal die erste Impfung in Aussicht. Dieses katastrophale Versagen von globaler Kooperation und Solidarität kann nicht allein damit begründet werden, dass die globalen Rahmenbedingungen und Vereinbarungen dafür nicht ausreichen.
Was fehlt, ist der politische Wille der reichen Länder, wesentliche Ressourcen und Instrumente zur Bekämpfung der Pandemie zu teilen. Wie das Kaninchen auf die Schlange starren wir auf ein weiteres Jahr mit wachsenden Infektionen und resignieren gleichzeitig vor der Impfungleichheit und wachsender Todeszahlen.
Es ist klar, warum Menschen in armen Ländern keinen Zugang zu Impfungen haben: Eine große Mehrheit der Staatengemeinschaft hatte den Vorschlag gestützt, Patentrechte für essenzielle medizinische Technologien, darunter auch Impfstoffe, für die Dauer der Pandemie auszusetzen. Dies lehnten die EU, Großbritannien, Norwegen und die Schweiz ab, ausgerechnet jene Länder, die nun die Initiatoren des Pandemievertrags sind. Das sollte wohl davon ablenken, dass sie gegen die Patentaussetzung sind.
Aber im Herzen der Ideologie vom freien Markt, die den reichen Ländern ein so wichtiges Anliegen ist, steckt eigentlich eine protektionistische Tendenz. Patentgesetze haben es Big Pharma ermöglicht, Monopole zu errichten und immense Gewinne einzufahren, während sie Millionen von Menschen den Zugang zu Impfstoffen verweigern. Selbst in Zeiten eines weltweiten Gesundheitsnotstandes sind die reichen Länder nicht in der Lage, Menschen über Profite zu stellen.
Quelle : TAZ-online >>>>> weiterlesen
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Grafikquellen :
Oben — Briefmarke von 1983
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Unten –– A partir de segunda-feira (2) haverá postos exclusivos de vacinação para esse público, além de gestantes e puérperas. Confira a lista. Foto Geovana Albuquerque / Agência Saúde