Oskar und die Geschichte
Erstellt von Redaktion am Sonntag 7. August 2011
Die Parteien schaffen sich selber ab,
das kann nur gut sein dafür sorgt die Jugend welche sich nicht mehr unterordnen wird.
Eine interessante Betrachtung der Aussagen des Oskar Lafontaine stellt Prof. Benjamin Hoff auf seiner Internetseite dem Leser zur Verfügung. Er geht hier im besonderen auf den kürzlich im „Neuen Deutschland“ erschienen Beitrag zum Bruch der Partei DIE LINKE mit dem Stalinismus ein.
Unter dem Titel: „Unwiderruflicher Bruch mit dem Stalinismus als System – nervige Marotte der nicht mehr existenten PDS oder fortbestehendes Gemeingut sozialistischer Politik“? versucht Hoff im besonderen den eigentlich Sinn hinter der Vorgehensweise eines Lafontaine zu hinterfragen.
Wir lesen und zitieren folgendes:
„Die machtpolitische Implikation der Rede Schumanns auf dem SED-Sonderparteitag ignoriert Oskar Lafontaine im zitierten Beitrag für das NEUE DEUTSCHLAND. Statt dessen pickt er – mit der banalen Herangehensweise eines Studenten im ersten Semesters, der eine komplexe Analyse als Steinbruch zur vermeintlichen Begründung des eigenen Gedankens instrumentalisiert – die Beschreibung von Strukturelementen der stalinistischen DDR aus der Schumann-Rede heraus, um diese Elemente auf die neoliberale Realität anzuwenden.
Diese Ignoranz der von Schumann angesprochenen Machtfrage ist jedoch kein Zufall sondern für Lafontaine unumgänglich. Nur so kann er seine Behauptung aufrecht erhalten, dass die Bewahrung des Bruchs mit dem Stalinismus als System für die heutige politische Auseinandersetzung altbacken und überflüssig, ja letztlich latent schädlich im Auftreten gegenüber den potenziellen Subjekten linker Politik sein könne.
Demokratische Sozialist/-innen müssen dieser Behauptung Lafontaines widersprechen. Denn auf der 1989 durch Michael Schumann vorgenommenen Analyse beruht ein wesentliches Grundverständnis demokratisch-sozialistischer Politik.
Anders als Oskar Lafontaine Glauben machen möchte, ist der Anti-Stalinismus kein toter Hund sondern durchaus aktuell, nämlich immer dann, wenn Linke welcher Couleur oder auch DIE LINKE. Machtfragen stellen oder die Erringung politischer Macht anstreben. Dass es möglicherweise genau diese Ebene des Anti-Stalinismus ist, die Oskar Lafontaine stört, soll hier gar nicht vermutet werden.“
Versucht Lafontaine nicht mit dem bewussten ignorieren, dem sich nicht den Begebenheiten stellen wollenden Tatsachen, um so die Misere in seinen eigenen Hinterhof zu leugnen und zu Verharmlosen? Weiter heißt es in der Analyse:
„Das vielfach für Unverständnis sorgende Misstrauen demokratischer Sozialist/-innen gegenüber Parteistrafen ist also nicht nur ein Post-SED-Reflex sondern zutiefst inhaltlicher Natur.
Die Geschichte der Linken in Deutschland wie in anderen Ländern ist angefüllt von Parteistrafen unterschiedlicher Qualität bis hin zu Repressionen gegenüber denjenigen, die von der als offiziell festgelegt geltenden Parteimeinung abweichen. Das Ziel dieser Maßnahmen, ob es sich dabei um Verwarnungen und Ausschlüsse bzw. Unvereinbarkeitsbeschlüsse wie im Westen oder tatsächliche Verfolgung und Repression handelte, ist zwar in der Qualität deutlich unterschiedlich, in der Zielrichtung jedoch nicht. Ihnen gemein ist, Kritiker/-innen auszugrenzen und ruhig zu stellen. Deshalb beschränkt sich diese Methode nicht allein auf die kommunistischen Parteien des Ostblocks, sondern traf und trifft in gleicher Weise auf Parteien und Organisationen der Linken im Westen zu.
Ähnliche Beispiele berichten Angehörige des Erneuererflügels der DKP und auch Gewerkschaften kennen solche Fälle. Im Kern handelt es sich dabei um eine unselige Tradition und ein autoritäres Erbe der Arbeiter/-innenbewegung. Im Realsozialismus gehörten Parteistrafen zum Instrumentenkasten stalinistischer Entrechtung. Durch die Verknüpfung von Partei, Staat und Gesellschaft hatten Parteistrafen in der Regel unmittelbar private Folgen, da das Phänomen der Sippenhaft Teil stalinistischer Disziplinierung darstellte.“
Private Folgen haben die Ausgeschlossenen heute, in unserer Gesellschaft nicht mehr zu befürchten. Eher das Gegenteil im jetzigen Zustand der Partei ist der Fall. Das soll aber heute nicht das Thema sein und würde der Realität dieses Artikel widersprechen. Darum also als Kommentar. Einfach nur lesen.
Quelle: Benjamin Hoff >>>>> weiterlesen
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Grafikquelle :
Benjamin-Immanuel Hoff, 2015