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RENTENANGST

Öffentliche Entschuldigung

Erstellt von Redaktion am Dienstag 21. Mai 2019

Tut mir ja sooo leid

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Eine Kolumne von

Wer etwas falsch gemacht hat, bittet um Verzeihung – so weit die Theorie. Doch in der Praxis läuft das oft anders: Entschuldigt wird sich für vermeintlich verletzte Gefühle statt für Fehlgriffe.

Es scheint ein mehr oder weniger geheimes Protokoll zu geben, nach dem eine Vielzahl von Unternehmen oder Einzelpersonen sich richtet, wenn es darum geht, nach öffentlicher Kritik einen Fehler zu gestehen

Im Frühsommer 2018 drehte die Lufthansa einen Werbespot für Flüge zur Fußball-WM nach Moskau. Das Video wurde allerdings nicht in Russland, sondern in der Ukraine gedreht, aus logistischen Gründen, wie es hieß. Nach Kritik in den sozialen Netzwerken löschte Lufthansa den Clip und erklärte: „Wir haben in den ersten Kommentaren gesehen, dass dies in dem konkreten Fall die Gefühle einiger Nutzer verletzt hat.“

Immerhin: nur „einige Nutzer“. Daimler schaffte es ein paar Monate vorher auf magische Art, mit einer einzigen Werbung „die Chinesen“ zu verletzen. Der Autokonzern hatte in einer Anzeige auf dem Instagram-Account der Marke Mercedes-Benz ein Zitat verwendet: „Betrachte Situationen von allen Seiten, und du wirst offener“ – ein ziemlich schlichter Spruch, allerdings vom Dalai Lama, der für die chinesische Regierung als Vertreter einer separatistischen Bewegung gilt. Nach Kritik aus China – wo Instagram offiziell gar nicht nutzbar ist – wurde der Post gelöscht. Der Konzern erklärte: „Wir wissen, dass wir die Gefühle der Chinesen verletzt haben.“ Man kann sich leicht vorstellen, dass es für solche Fälle ein Stylesheet von der Kommunistischen Partei gibt.

„Loch ist Loch“

Im deutschsprachigen Raum allerdings dürfte es eine solche Vorlage nicht geben, und dennoch wirkt es oft so, als ob. Anfang dieses Jahres veröffentlichte Lidl eine Werbung auf Facebook, in der Bagels und Donuts zu sehen waren, also Gebäcksorten mit Loch, dazu der Spruch „Loch ist Loch“: ein Satz, der ansonsten üblicherweise von frauenfeindlichen Menschen verwendet wird, die Frauen auf Körperöffnungen reduzieren.

Entsprechend schlecht kam die Werbung an. Lidl löschte das Bild und erklärte dazu: „Wir haben soeben unseren Bagel vs. Donut Post gelöscht, da es zu sehr kontroversen Diskussionen gekommen ist, die wir so nicht führen möchten. Klar ist, wir möchten unterhalten und eure Reaktionen haben auch mehrheitlich gezeigt, dass wir genau das geschafft haben. Unterhaltung hört aber da auf, wo sich Menschen verletzt fühlen und das ist leider auch passiert.“ Mit anderen Worten: sorry, manche von euch haben leider echt nicht unseren sexy Stammtischhumor, konnten wir nicht wissen.

Das Portal „Nordbuzz“ schrieb vergangene Woche über eine Frau, die bei einem Spaziergang mit ihrem Hund im Wald vergewaltigt worden sein soll. Der mutmaßliche Täter stahl außerdem ihr Handy und soll letztlich darüber geortet worden sein. Die Redaktion wählte für diesen Fall die Überschrift: „Frau beim Gassigehen vergewaltigt – dann macht Mann einen Fehler“. Die Überschrift wurde später – nach einiger Kritik, Disclaimer: auch von mir – geändert und der Text durch einen kurzen Absatz ergänzt: „Wichtige Anmerkung: Ursprünglich trug dieser Artikel eine andere Überschrift, von der wir uns aber distanzieren möchten – sie war unglücklich gewählt und unpassend. Wir wollten mit der ursprünglichen Überschrift niemandem zu nahe treten.“ Ob sie jemals darüber nachgedacht haben, warum der Titel kritisiert wurde: unklar.

Quelle       :            Spiegel-online         >>>>>           weiterlesen

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Grafikquelle        :

Oben           —        Heinz-Christian Strache bei einer Kundgebung vor dem Parlament in Wien

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