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„Die Todesliste“

Erstellt von Gast-Autor am Freitag 27. Dezember 2013

Nur ein toter Islamist ist ein gutes Islamist

Autor: U. Gellermann

Rationalgalerie

Datum: 26. Dezember 2013
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Buchtitel: Die Todesliste
Buchautor: Frederick Forsythe
Verlag: C. Bertelsmann

Nahezu überall in der westlichen, der vorgeblich besten aller Welten, so kolportiert Frederick Forsyth in seinem jüngsten Roman „Die Todesliste“, greifen bisher unbescholtene männliche Einwanderer aus dem Nahen Osten zum Messer oder zum Gewehr und bringen irgendwen um. Weil irgendein Prediger – natürlich widerlich und hasserfüllt und ohne jeden Grund – die Männer über das Internet zum Töten aufruft. So, wie der Westen gut und tapfer ist, so ist die islamische Welt im Forsyth Buch böse und korrupt. Die islamischen Kämpfer sind „abgerichtet“ und deshalb muss man sie „zur Strecke“ bringen, wie man tollwütige Hunde abschießt. Es ist das Menschenbild, von dem man hoffte, dass es mit Bush jr. verschwinden würde und das dann mit Obama fröhliche Urstände feierte: Wir sind die Menschen, die Islamis sind die Untermenschen.

Schon mit seinem ersten Roman „Schakal“ gelang Frederick Forsyth ein Bestseller: Allein in Deutschland verkaufte sich der Politthriller um Charles de Gaulle und einen Auftragskiller der OAS mehr als 300.000 mal. Und Jahr für Jahr legte der ehemalige Pilot der Royal Air Force und Kriegsberichterstatter mit Riesenauflagen nach. Doch während er sich mit seinem Erstling noch gegen die reaktionären Algerien-Franzosen wandte, legt er mit seiner neuesten Arbeit ein Agitationshandbuch für die US-Geheimdienste und deren Terrorismus unter dem Deckmantel der Terror-Bekämpfung vor: „Wir sind die überwachte Generation.“ Wenn man einen Terroristen unter einer Million Menschen finden will, dann muss man eben die Million überwachen“, darf er in einem ARD-Interview zur Werbung für sein jüngstes Buch sagen. „Es ist wie ein zweiter Kalter Krieg. Dieser Tatsache müssen wir Tribut zollen. Und auf einige unserer Menschenrechte verzichten“.

Aus der Perspektive eines US-Agenten, der sich auf die Jagd nach dem Prediger begibt, darf der Leser tief in die US-Geheimdienst-Szene eintauchen, erfährt dass im gesamten pakistanischen Offizierscorps „Johnnie Walker Black-Label das Getränk der Wahl ist und lernt fast alles über Drohnen was der Laie wissen muss. Einzelheiten, Ortsbeschreibungen und penible Waffenkunde sind die Stärken des Autors. Über das kleine Detail, dass sich Forsyth den kurzen Lebenslauf des amerikanisch-jemenitischen Imam Anwar al-Awlaki zur Vorlage genommen hat, schweigt sich der Hassschreiber aus. Der extreme Prediger war nur 40 Jahre alt, als ihn eine US-Drohne umlegte, sein Sohn war gerade 16 Jahre alt geworden, als ihn Obamas Drohnen-Todesurteil zwei Wochen später erwischte. Auch Überlegungen wie jene, dass die mögliche Anstiftung zum Mord, deretwegen al-Awlaki vor einem ordentlichen Gericht keine Todesstrafe zu erwarten gehabt hätte, mochte Forsyth sein schriftstellerisches Talent nicht verschwenden.

Was scheinbar seriöse Verlage wie Bertelsmann, die total seriöse ARD oder das sich intellektuell gebende 3-Sat Kulturmagazin dazu treiben, den menschenverachtenden Dreck von Forsyth mit Buch und Interviews zu verbreiten, kann man nur vermuten: Bei Bertelsmann wird es schlicht Geld sein, mit Forsyth ist der Umsatz garantiert. Bei den öffentlich rechtlichen Anstalten sind es wohl die Insassen, die verrückt auf die Nähe zu Bertelsmann sind. – Forsyth nennt seinen Superagenten Kit Carson. Das kann bei einem so genau recherchierenden Autor kein Zufall sein: Der historische Kit Carson war einer der beliebtesten Indianer-Schlächter der jungen USA, bekannt durch seinen Vernichtungsfeldzug gegen die Navajo. Die Hauptstadt des Bundesstaates Nevada wurde ihm zu Ehren Carson City genannt. Wenn sich die inzwischen alten USA viel Mühe geben, den Feldzug gegen den Islam zu gewinnen, scheint das ziemlich aussichtslos zu sein. Doch offenkundig gilt das alte Motto aus den Indianerkriegen immer noch: Nur ein toter Islamist ist ein gutes Islamist.

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Grafikquelle   :    Bilal Philips und Pierre Vogel, 2011

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