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RENTENANGST

Minarett – Verbot

Erstellt von Redaktion am Dienstag 1. Dezember 2009

Der klare Volksentscheid der Schweizer
für das Verbot zum Bau neuer Minarette.

Koelner Zentralmoschee Januar 2013.jpg

Er, will uns zeigen wie falsch die Politik der letzten Jahre in Europa, aber besonders die in Amerika war. Durch die Kriege im Irak und Afghanistan wurde der Islam als terroristisch stigmatisiert, und der Bevölkerung als neues Feindbild aufgezeigt. Dass nach solch einer Politik nun bei den Menschen die Angst vor einer ausgehenden Gewalt durch den Islam wächst, ist das Ergebnis. Den Politikern ist es in ihren unverständlichen Entscheidungen einmal mehr nicht gelungen, die Menschen  mitzunehmen, und sie werden jetzt die demokratische Entscheidung der Bevölkerung in Frage stellen. Uns sollte bewusst sein, dass gleiche Entscheidungen auch hier im Land jederzeit möglich sind; denn auch hier kann man den Menschen weder den Krieg in Afghanistan noch den Sinn der Hartz Gesetzgebung plausibel erklären. – DL /  I. E.

MdB Sevim Dagdelen

Pressemitteilung der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

30.11.2009, Sevim Dagdelen

Die Angst vor dem Islam wird politisch gezielt geschürt

„Die Stammtischparolen haben gesiegt. Die rechtskonservativen Parteien in der Schweiz, die gegen die Musliminnen und Muslime mobil gemacht haben, wurden gehört. Diese Stimmungsmache und Hetze sind aber auch in Deutschland  erfolgreich , weil die demokratischen Institutionen das Spiel nicht nur mitmachen, sondern maßgeblich bestimmen“, erklärt Sevim Dagdelen anlässlich der Äußerungen des Vorsitzenden des Bundestagsinnenausschusses, Wolfgang Bosbach, zum Volksentscheid in der Schweiz, wo eine klare Mehrheit gegen den Bau von Minaretten stimmten. Die migrationspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE weiter:

„CDU-Innenexperte Bosbach meint auch in Deutschland eine zunehmende Angst vor Islamisierung erkannt zu haben. Kein Wunder. Trägt er und insbesondere die CDU/CSU zum ,Feindbild Islam‘ und zur Verbreitung in der so genannten Mitte der Gesellschaft bei und instrumentalisiert die Integrationsdebatten durch das populistische Schüren von Vorurteilen. Erst jüngst widerlegte die Bundesregierung in der Antwort auf eine Schriftliche Anfrage zur Integrationskursteilnahme (BT-Drs. 16/14157) Bosbachs Lüge von der Integrationsverweigerung.
Konservative Politiker und Politikerinnen polemisieren über Gewalt, Kriminalität, Islamisierung und schüren Angst. Musliminnen und Muslime kommen nur mit Negativthemen wie ,innere Sicherheit‘, ,Integrationsverweigerung‘ und ,Jugendkriminalität‘ vor und werden als Wahlkampfthema missbraucht. Soziale und politische Konflikte werden zu einem Kampf der Kulturen und Religionen umgedeutet. Der Islam gilt als ursächlich für ,Integrationsdefizite‘ von Migrantinnen und Migranten, woraus die Forderung nach einem Zuwanderungsstopp bzw. nach ,Rückführung‘ abgeleitet wird. Dabei liegen die Konfliktlinien in unserer Gesellschaft nicht zwischen den Kulturen oder Religionen sondern zwischen arm und reich. Wir brauchen eine klare Abgrenzung gegenüber rassistischen Parolen, egal von wem sie stammen.“

Hierzu passt: Ruhrbarone

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Fotoquelle : Pappnaas666Eigenes Werk

 

 

Ein Kommentar zu “Minarett – Verbot”

  1. Stefan Weinert sagt:

    MINARETT UND KIRCHTURM UND IHRE MACHTANSPRÜCHE
    – von Stefan Weinert, Ravensburg

    Seit nun 24 Monaten frage ich mich, warum die Anhänger der AfD und der PEGIDA-Mob eigentlich Angst vor dem Islam haben. Warum sprechen sie dem Islam den Status einer Religion ab und degradieren ihn zu einer politischen Ideologie? Und warum in aller Welt wollen sie die Minarette und den Ruf des Muezzin nicht hören wollen und deshalb beide verbieten? Wir alle kennen die vordergründigen Antworten auf die Fragen, weshalb ich sie hier nicht wiederhole. Aber bleiben wir mal bei Minarett und seinem Pendant, dem Kirchturm.

    Nicht nur Moscheen haben ihre Türme (Minarett), sondern seit dem 6. Jahrhundert (Italien) auch die christlichen Kirchen. Zunächst waren es vereinzelt freistehende Glockentürme. Es gibt für Kirchtürme KEINE theologische Begründung. Die christlichen Baumeister ließen sich jedoch von den mesopotamischen Zikkurats (Turmbau zu Babel) inspirieren, wobei es um die Idee des himmelhohen Turms ging. Die Mythologie sagt: Ein Turm verbindet die Erde mit dem Himmel, er ist ein Stein gewordener Heiliger Lebensbaum. Mit dem Turmbau versuchen Menschen, dem Himmel möglichst nahe zu kommen.

    Der Kirchturm hatte aber nicht nur die Funktion des Glockenturms. Besonders in den Deutschen und Niederländischen Pfarrkirchen der Spätgotik wurde der Turm zum Symbol kommunalen Ehrgeizes, bei dem die profane Ruhmsucht sich mit dem Gotteslob verbindet, bis hin zu doppeltürmigen Kirchen in der Zeit des Barocks in Süddeutschland (Zwiefalten), oder am Rhein (Köln). Dass der Kirchenturm als repräsentatives Symbol von Macht und Größe kritisch wahrgenommen wird, zeigt sich darin, dass die auf Demut und Bescheidenheit zielenden Orden der Zisterzienser, Dominikaner und Franziskaner ein Verbot von Kirchtürmen für ihre Klöster erließen. Mit der Neogotik wurden Türme wieder zu herausragenden, städtebaulich wirksamen Symbolbauten der christlichen Gesellschaft, die zunehmend in Konkurrenz mit profanen Hochbauten für Industrie und Wirtschaft traten. Turmvollendungen gotischer Kathedralen, wie Kölner Dom und Ulmer Münster, führten zu einer Kirchturmblüte.

    Der Kirchturm als solcher entwickelte sich erst richtig in romanischer Zeit, als mit der Rekonquista (Zurückeroberung muslimisch besetzter Gebiete in Spanien und Portugal) und den Kreuzzügen der Baukörper des Minaretts in die Kirchenarchitektur aufgenommen wurde. Im Grunde ist der christliche Kirchturm nichts anderes, als die Antwort auf das muslimische Minarett.

    Während in einigen Religionen der Penis offensichtlich als Symbol verwendet wird, wie etwa als Lingam im Buddhismus, wehren sich westliche Religionen gegen die Interpretation im Rahmen des Symbolismus, dass Kirchtürme und die Minarette etwas mit einer Phallusdarstellung zu tun hätten und man es mit „höher, zu Gott“ und dem akustischen Vorteil für Glocken und dem Muezzin bei hohen Bauwerken erklärt.

    Seit Sigmund Freud ist es in Mode gekommen, den Turm als Phallussymbol zu erkennen. Er wird seitdem exklusiv mit männlichen Eigenschaften verknüpft und steht für Schutz, Mut, Machbarkeit, Machtanspruch aber auch Größenwahn und Technikherrlichkeit. Er ist das Bauwerk schlechthin, welches für patriarchale Architektur steht. Der älteste Turm stammt aus der ältesten Stadt der Menschheit: Jericho (Tell es-Sultan).

    Günter Walraff sagte: „Ein in den Himmel ragender Kirchturm signalisiert doch auch einen Anspruch. Moscheen mit Kuppel wirken ohne Minarett auf mich bedrohlicher als mit, weil sie mich immer an Atommeiler erinnern. Da ist mir das Minarett deutlich lieber. Und wenn die Muslime meinen, auch sie bräuchten ihr steinernes Phallus-Symbol – sollen sie es doch haben! Über Penisneid können sich die Minarett-Gegner ja dann gerne bei Sigmund Freud schlau machen. Dieses Hin und Her um die Minarette ist ohnehin die völlig falsche Diskussion. Was in den Moscheen gepredigt wird. Darum geht es.“

    Die Länge des Phallussymbols ist – auch für Religionsgemeinschaften – entscheidend: derzeitiger Stand: Das Ulmer Münster wurde 1890 gebaut und hat mit dem 161,53 m hohen Turm den höchste Kirchturm der Welt. Das mit 210 Metern höchste Minarett der Welt befindet sich in Casablanca als Bestandteil der Hassan-II.-Moschee. Mit einer Höhe von 127 Metern soll Phra Pathom Chedi in Thailand die höchste Stupa der Welt sein. In Polen steht seit 2010 die größte Christus-Statue der Welt: sie ist mit 36 Metern höher als das bekannte Vorbild in Rio de Janeiro. Split (Kroatien) plant diese mit einer 39 Meter hohen Statue zu übertrumpfen.

    (c) Stefan Weinert, September 2017

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