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Merkels Schmerz

Erstellt von DL-Redaktion am Mittwoch 28. April 2010

Es geht nicht um Schmerz

Bei der aufmerksamen Betrachtung der Trauerfeiern für die gefallenen (politisch geopferten) Soldaten in Afghanistan fiel vor allem in der Guttenberg Rede die Bemerkung auf: “Das man in Zukunft auch mit mehr Opfern in anderen Kriegen rechnen muss.“

In diesem Zusammenhang fällt eine Anzeige in der Ahlener Zeitung auf, in der Interessenten an der Bundeswehr aufgefordert werden, sich im Arbeitsamt Ahlen („als Kanonenfutter“) zu melden. In dieses Konzept passt ja auch die „Beförderung“ des Herrn Weise in die Abteilung „Mobilisierungsmaßnahmen“ der Bundeswehr. „ An der Quelle saß der Knabe“.

DL/IE

Zu den Trauerfeiern  nun eine Betrachtung von Christian Semler.

KRIEG-Begräbnisrituale dienen dazu, dem Tod der Soldaten einen höheren Sinn zu geben. Damit kann Kritik am Einsatz als pietätlos entwertet werden.

Auf den Särgen liegen die wappengeschmückte Fahne und der Helm, Soldaten halten die Totenwache, in wohlgesetzten, feierlichen Worten wird seitens der Honoratioren der „Gefallenen“ gedacht, die auch „unsere Sicherheit“ am Hindukusch verteidigt und für Freiheit und Menschenrechte gestritten haben. Die Fernsehbilder lassen uns alle an dem weihevollen Akt teilhaben.

Das militärische Begräbnisritual hat eine strikt legitimatorische Funktion. Denn keineswegs steht im Vordergrund, den Schmerz der Angehörigen zu lindern, den zu frühen Tod junger Leute zu beklagen. Diese Trauer wird politisch instrumentalisiert, sie wird missbraucht, um dem Tod auf dem Schlachtfeld einen höheren Sinn zu geben. Sowenig es sich beim Soldatengelöbnis um ein hilfreiches, dabei harmloses Initiationsritual handelt, so wenig ist auch das feierliche Soldatenbegräbnis nur ein tröstendes Ritual des Übergangs. Beide sind militaristische Exerzitien. Und mit der rituellen Sinngebung wird die Frage weggedrängt, welchen politischen Sinn eigentlich die Präsenz deutscher Truppen in Afghanistan hat.

Wir üben noch

Die Rituale des militärischen Begräbnisses und des nachfolgenden Gedenkens befinden sich bei uns gegenwärtig in der Einübungsphase. Aber das wird für die Machteliten, die für die Präsenz der Bundeswehr in Afghanistan stehen, keine ganz leichte Aufgabe. Die Werte, für die in der jüngeren deutschen Vergangenheit im Krieg gestorben werden sollte, das Vaterland, die Ehre beispielsweise, sie sind diskreditiert oder untergegangen wie die alten militärischen Eliten. Das Herz schlägt nicht mehr höher beim Anblick der schimmernden Wehr. Zwar existieren in der öffentlichen Meinung auf internationalem Feld jede Menge von Stereotypen, Vorurteilen und Feindbildern, wie zuletzt das Beispiel der griechischen Krise lehrt. Aber vor der Idee, einem Kontrahenten mittels militärischer Gewalt seinen Willen aufzuzwingen (so die Kriegsdefinition von Clausewitz), schreckt die Mehrheit der Menschen in Deutschland zurück. Populär sind Ideen der Konfliktprävention, der nichtmilitärischen Streitschlichtung, der Selbstbindung kraft „Verrechtlichung“ der internationalen Beziehungen. Sie lehnen sich an funktionierende innenpolitische Konsensmodelle an, etwa an die Einhegung des Klassenkampfs durch geregelte Streikverfahren.

Quelle : TAZ >>>>> Weiterlesen

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Presseausschnitt : DL / privat CC BY-SA 3.0

Ein Kommentar zu “Merkels Schmerz”

  1. Valeri Götz sagt:

    Liebe Leute,

    als in Belgrad die Bomben fielen, konnte ich meine Tränen nicht mehr unterdrücken, Tränen der Trauer, der Wut und des Entsetzens. An Afghanistan hat sich schon die hochgerüstete Sowjetarmee die Zähne ausgebissen. Das begreifen unsere Politoberchaoten aber nicht. Jedes Opfer in Afghanistan ist sinnlos. Warum müssen weiterhin Tränen fließen. Warum kann nicht die Linke wenigstens zusammenhalten, stark werden und dem sinnlosen töten ein Ende bereiten?

    Valeri Götz

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