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RENTENANGST

Mal wieder Opposition

Erstellt von Redaktion am Donnerstag 21. September 2017

Deutschland vereint, die Linke geteilt

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Von , Leipzig und Bitterfeld – 20 Prozent Altwähler im Osten, im Westen Junge. Für das Linksbündnis wird es nicht reichen. Die Partei diskutiert die Ursachen.

Die SPD steht bei 20 Prozent, und es wird laut. „Ihr müsst doch bekloppt sein“, erregt sich der behelmte Mittfünfziger, der sein Fahrrad gerade am Wahlkampfstand der Linken im Leipziger Zentrum gestoppt hat. „Vier Jahre habt ihr immer gegen die SPD geholzt, und jetzt erwartet ihr, dass wir mit euch koalieren!“, brüllt er über den Tisch, Spucke fliegt. „Wir“ – der Mann ist offenkundig Sozialdemokrat. „Ihr seid doch selber schuld!“, keilt der Standbetreuer von den Linken zurück. „Ihr habt doch mit FDP und den Grünen …“, er meint Martin Schulz‘ verbale Gedankenspiele in Richtung Ampel-Koalition. Der Radfahrer flucht weiter, Beleidigung liegt in der Luft. „Noch so einen Satz, und ich rufe die Polizei!“, warnt der Linke. Da tritt der Mann schon wieder in seine Pedale.

Es ist nur eine Umfrage, aber 20 Prozent wären sechs Punkte weniger als bei der Wahl 2013. Da kann ein Sozialdemokrat schon mal die Contenance verlieren. Geschieht kein Wunder, müssen nach der Bundestagswahl viele Abgeordnete das Parlament verlassen, ihre Mitarbeiter werden arbeitslos.

Mit diesem Lauf der Dinge finden sich gerade alle ab: Merkel wird am Sonntag gewinnen. Ihre Ablösung, der Machtwechsel, das erhoffte Linksbündnis aus SPD, Linkspartei und Grünen – bei zusammen höchstens 40 Prozent ist das alles Fantasterei. Es geht nur noch um die Frage, wer hinter der SPD Platz drei erringt: die Neulinge von der AfD, die FDP oder die Linke. Die Grünen dürften das Schlusslicht bilden.

Jung sind hier nur die Wahlkampfhelfer

Wie es aussieht, wird die Linke zwar besser abschneiden als 8,6 Prozent – das Ergebnis  von 2013. Und das, obwohl der Liebling der Ost-Linken, Gregor Gysi, jetzt nur noch Chef der Europäischen Linken ist. Er tritt nur gelegentlich im Wahlkampf auf. Doch die Linke wird weiter in der Opposition sein. Da hilft auch nicht, dass in Umfragen Rot-Rot-Grün nach der großen Koalition das zweitpopulärste Regierungsbündnis wäre.

Die Linken-Führung hat die Schuldigen für diese Lage bereits ausgemacht: die SPD, die sich mit ihrem Spitzenkandidaten nicht von Merkel abhebe, die SPD, die sich im Wahlkampf der FDP angedient habe, statt linkssoziale Politik anzubieten. Und die Grünen, die sich für ein schwarz-grünes Bündnis offen hielten. Der Eigenanteil der Linken daran wird nur bei genauerem Hinschauen erkennbar.

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Eines ihrer zentralen Probleme zeigt sich in Kleinstädten wie Bitterfeld in Sachsen-Anhalt: Auf den Bierbänken vor der mobilen Wahlkampfbühne der Linken sitzen 15 Leute mittleren Alters, etwa 30 stehen auf Distanz. Es gibt starken Kaffee, Bier und „Rote Nudeln“ für einen Euro in der Plastikschale. Auf der Bühne singt ein Unterhaltungsduo Schlager im Halbplayback – der Sänger ist Fraktionschef im Stadtrat, ein älteres Paar erhebt sich von der Bierbank und dreht sich im Tanz. Jung sind hier nur die Wahlkampfhelfer. In Bitterfeld zeigt sich die herkömmliche Linke: Ihre stärkste Wählergruppe in Ostdeutschland besteht aus Menschen ab 60 Jahre aufwärts. Es wird schwer, in Ostdeutschland das Wahlergebnis von 20 Prozent zu halten.

 Am Mikrofon geht es um die drei R: Rente, Reichtum, Rüstung – und gegen Leiharbeit und Privatisierungen. Und Milliardäre, die nur durch Ausbeutung reich würden, darunter BMW-Erbin Susanne Klatten, „die ihre Dividende leistungslos einsackt“. Da läuft Dietmar Bartsch zur Hochform auf: „Ich habe jetzt verstanden, warum das im Fußballstadion ‚Bandenwerbung‘ heißt“, wenn die Produkte großer Konzerne am Spielfeldrand gezeigt würden, ruft der Spitzenkandidat der Linken über den Platz. „Es sind Banden, meine Damen und Herren.“ Das kommt an.

 

Quelle    :    Zeit-Online >>>>> weiterlesen

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Grafikquellen     :

Dietmar Bartsch & Sahra Wagenknecht

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