DEMOKRATISCH – LINKS

                      KRITISCHE INTERNET-ZEITUNG

RENTENANGST

Letzter Besuch in Israel

Erstellt von Redaktion am Donnerstag 14. Oktober 2021

Schalom, Angela Merkel

Von Susanne Knaul

Die Kanzlerin hat das Image Deutschlands in Israel entscheidend aufpoliert. Den Friedensprozess konnte sie keinen Schritt vorantreiben.

Deutschlands Ansehen in Israel steigt – Israels in Deutschland sinkt. Das ist schon seit Jahren der Trend. Zwar können die vermehrt auftretenden antisemitischen Übergriffe, Anti-Israel-Demonstrationen und der Abschied von Angela Merkel diesen Trend erstmals stagnieren lassen – allerdings auf hohem Niveau. Insgesamt genießt das Land, in dem einst Adolf Hitler regierte, im Judenstaat von heute ein so hohes Ansehen, wie man es sich vor der Jahrtausendwende nicht hätte erträumen können.

Kaum eine internationale Politgröße ist so willkommen in Jerusalem wie Angela Merkel. Dabei stand es nie besonders gut um die persönlichen Beziehungen zwischen der Kanzlerin und ihrem über 13 lange Jahre regierenden israelischen Amtskollegen. Merkel gab sich wenig Mühe, ihren Unmut über Benjamin Netanjahus Siedlungspolitik zu verbergen. Er wiederum scheiterte daran, sie zu schärferen Bedingungen für einen Iran-Deal zu bewegen.

„Wir einigen uns darauf, dass wir uns nicht einig sind“, resümierte Merkel einst deutlich frustriert die von ihr selbst – noch zur Zeit von Ex-Regierungschef Ehud Olmert – auf den Weg gebrachten jährlichen Regierungskonsultationen Deutschlands und Israels. Viel hat die mächtigste Frau Europas in Israel nicht ausgerichtet. Es sind Highlights, wie ihre Rede vor der Knesset im März 2008 anlässlich Israels sechzigstem Geburtstag, die in Erinnerung bleiben; sie definierte die historische Verantwortung für die Sicherheit Israels als Teil der deutschen Staatsräson.

Es ist Merkels „Wir schaffen das“ und das Offenhalten deutscher Grenzen für Flüchtende, die die breite israelische Bevölkerung aufhorchen und allmählich an ein anderes Deutschland glauben ließ. Ihre klare Absage an Netanjahu, der sich mit seiner wilden These vom Jerusalemer Mufti, der Hitler zum millionenfachen Mord an Juden angestiftet habe, bei der Kanzlerin einschmeicheln wollte, stieß ebenso vielfach auf Zustimmung.

Ursula Stock, 753.jpg

Die Macht der kalten Steine 

Dieses dunkle Geschichtskapitel, so die kühle Botschaft aus dem Kanzlerinnenamt, müsse Deutschland schon allein verantworten. Das steigende Ansehen Deutschlands ist indes nicht nur Merkel zuzuschreiben. So lockte das coole Berlin, wo das Leben noch erschwinglich ist, Tausende Israelis zum Umzug ins Land der Täter. Und die Magdeburger Boyband Tokio Hotel ließ mit der schrillen Begrüßung durch ihre Fans 2007 auf dem Flughafen Ben Gurion Asso­zia­tio­nen an die Beatles aufkommen.

Run aufs Goethe-Institut

Noch Monate später konnte sich das Goethe-Institut vor Anfragen nach Deutschkursen kaum retten. Entscheidend dafür, dass Israels Bevölkerung Deutschland gegenüber aufgeschlossener geworden ist, dürfte die wachsende zeitliche Entfernung zum Holocaust sein. Genau das, die zunehmende emotionale Distanz, ist umgekehrt ein zentraler Grund für die Bevölkerung in Deutschland, Israel heute kritischer zu beurteilen.

Ob auch der neue Bundestag – wie 2019 geschehen – die israelfeindliche BDS-Bewegung mit Antisemitismus gleichsetzen würde, ist fraglich. Mit der fortdauernden Besatzung, dem Siedlungsbau und Menschenrechtsverletzungen setzt Jerusalem das unter Merkel geltende unbedingte Zu-Israel-Stehen Deutschlands aufs Spiel. Die kommende Regierung sollte in der Nahostpolitik stärker als in den Merkel-Jahren die Mehrheitsmeinung hierzulande widerspiegeln.

Sie sollte sich stärker für die Rechte der Palästinenser einsetzen, als es 2012 der Fall war. Damals enthielt sich Deutschland, als die UN-Vollversammlung für eine diplomatische Aufwertung der Palästinenser votierte. Israels bisherige Sonderrolle in der deutschen Außenpolitik ließ konstruktive Ansätze ins Leere laufen, wobei die irrige Annahme weit verbreitet ist, allein die USA könnten den Friedensprozess vorantreiben. Dabei begann der Friedensprozess einst mit der Osloer Prinzipienerklärung in Europa.

Quelle        :      TAZ-online         >>>>>         weiterlesen

*********************************************************

Grafikquellen        :

Oben      —    Israel criticism not allowed

Kommentar schreiben

XHTML: Sie können diese Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>