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Lafontaines letzte Mission

Erstellt von Redaktion am Samstag 24. September 2016

Der Linken-Fraktionschef will im März noch einmal für den Landtag kandidieren – was treibt ihn an?

KAS-Politischer Gegner, Rudolf Scharping-Bild-26723-2.jpg

Ein letztes Mal wird Oskar Lafontaine am 26. März 2017 voraussichtlich noch für den saarländischen Landtag kandidieren. Ohne Politik hält er es vermutlich kaum aus. Weggefährten glauben, dass er am Ende seiner mehr als 40-jährigen politischen Karriere noch ein Ziel erreichen will: eine linke Regierung im Saarland.

Was soll er denn sonst machen? Wer versucht zu ergründen, warum Oskar Lafontaine im März 2017 mit 73 Jahren aller Voraussicht nach noch einmal für den Landtag kandidieren wird, bekommt mit ziemlicher Sicherheit diese Frage zu hören.

Es wird auch gemutmaßt, dass Lafontaine die Annehmlichkeiten eines Fraktionschefs, nämlich einen vom Steuerzahler finanzierten Büroleiter und einen Chauffeur, weiter in Anspruch nehmen wolle. Und seine Frau Sahra Wagenknecht sei doch die ganze Woche über in Berlin, da müsse er sich die Zeit doch irgendwie vertreiben.

All das mag nicht ganz falsch sein, aber es ist bestenfalls ein Teil der Erklärung. Reinhard Klimmt, der unter dem Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine (1985-1998) als SPD-Fraktionschef diente und 1998/99 kurzzeitig selbst Ministerpräsident war, sagt: „Er ist ein homo politicus, ein durch und durch politischer Mensch, der nie aufhören wird, politisch zu denken und zu agieren. Deshalb wird er die Möglichkeiten, im Spiel zu bleiben und Einfluss zu nehmen, auch nutzen. Ich glaube, so einfach zu Hause zu sitzen, das füllt ihn nicht aus.“

Es gibt einen weiteren Erklärungsansatz, der in die Vergangenheit weist. Klimmt, der hin und wieder noch Kontakt zu Lafontaine hat, sagt: „Er will vielleicht irgendwann doch noch die Scharte von 1999 auswetzen.“

Lafontaine hatte mit seinem plötzlichen Rücktritt vom Amt des Bundesfinanzministers und des SPD-Bundesvorsitzenden am 11. März 1999 die Partei traumatisiert. Dass Klimmt ein paar Monate später, am 5. September 1999, den ursprünglich sicher geglaubten Wahlsieg verpasste und die SPD nach 14 Jahren die Macht an die CDU verlor, war auch Lafontaines Schuld. Besonders muss ihn geschmerzt haben, dass dadurch ausgerechnet Peter Müller Ministerpräsident wurde. „Die hassen sich“, sagte ein früheres Mitglied in Lafontaines Kabinett zum Verhältnis der beiden Alphatiere.

Was Lafontaine bei seiner letzten Landtagskandidatur erreichen könnte, hätte ein landesgeschichtliches Ausmaß: Er könnte mit dafür sorgen, dass die CDU nach 18 Jahren wieder von der Macht verschwindet und die politische Linke wieder in die Staatskanzlei einzieht. Schon dass Lafontaine ein paar Jahre nach seinem Rücktritt in die Landespolitik zurückkehrte, hatte mit der Schmach von 1999 zu tun, so sehen es seine früheren Weggefährten. Der Sturz Müllers, sagte ein ehemals wichtiger Mitarbeiter Lafontaines, „war sein großes Motiv, vielleicht sein Hauptmotiv“.

Nach dem Motto „getrennt marschieren, vereint schlagen“ wollte Lafontaine vor der Landtagswahl 2004 der SPD wieder zum Regieren verhelfen. In einer Geheim-Aktion sondierte er, damals noch SPD-Mitglied, mit Vertrauten aus Partei und Gewerkschaften die Möglichkeit, mit einer zweiten SPD-Liste anzutreten. Auf diese Weise, so lautete seine Strategie, könnten die wegen der Agenda 2010 enttäuschten SPD-Wähler aufgesammelt werden, damit es am Ende doch noch für eine linke Mehrheit reicht. Lafontaine schrieb später in einem seiner Bücher: „Die Idee leuchtete meinen Gesprächspartnern ein, aber sie scheuten das Risiko und die unvermeidlich auftretenden Konflikte.“ Stattdessen fiel er der SPD kurz vor der Landtagswahl mit der Ankündigung in den Rücken, eine neue Wahlalternative zu unterstützen.

Quelle  :      Saarbrücker – Zeitung   >>>>>    weiterlesen

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Fotoquelle :  CDU Diese Datei wurde Wikimedia Commons freundlicherweise von der Konrad-Adenauer-Stiftung im Rahmen eines Kooperationsprojektes zur Verfügung gestellt

23 Kommentare zu “Lafontaines letzte Mission”

  1. O. Liebknecht sagt:

    Ach ja Rot-Rot-Grün… Wird wieder an den Grünen scheitern, weil dunkelrot von einer Personalie nicht abgeht. Oskar hat die Wahl zwischen seinem WunschBÜNDNIS und seiner WunschABGEORDNETEN.
    Auf Klarsprech: Solange bei den Grünen Hubert Ulrich was zu sagen hat und bei den LInken B. Spaniol am Tisch sitzt – solange bleibt r-r-g reines Wunschdenken von Oskar und seinen Anhängern/Nachläufern/Anbetern!
    Wie ihm seine Frau erzählen kann hat zu diesem Dilemma Goethe seinen Mephisto etwas sagen lassen, es steht im faust I, 2. Akt Vers 1412. (Weiter heißt es dort: die Hölle selbst hat ihre Rechte? So ist’s um einen Pakt mir gar nicht bang…) Und zu diesem Pakt wird es auch 2017 nicht kommen.
    Die erste Entscheidung war 2007 B. Spaniol in die Partei aufzunehmen, und jetzt „ist er Knechte“. Zum Totlachen, wenn’s nicht so erbärmlich und traurig wär…

  2. Klaus Teufel sagt:

    Ach der Oskar….
    Will er sich wieder die Füsse küssen lassen….

  3. Kassandra sagt:

    #1
    Bei Besserwissern und bei der Personalie Spaniol sieht Hubert Ulrich vermutlich wieder „rot“.

    Saar-Grünen-Chef Ulrich spricht zwei Mitgliedern der Linken das Misstrauen aus. Die waren früher bei den Grünen. Lafontaine soll das Problem lösen, sagt Ulrich.
    http://www.taz.de/!5156890/

  4. Rotkehlchen sagt:

    #2
    Der Chef der Grünen an der Saar küsst niemand die Füße!

  5. W. Luxemburg sagt:

    #3 Das war 2009. Derzeit wiederholt sich die Geschichte. Die Bibliothekarin Spaniol will 2017 Kulturministerin werden und Hubert Ulrich wird dies verhindern. So jedenfalls ist ein Regierungswechsel an der Saar nicht zu bewerkstelligen. Das Projekt ist deshalb schon jetzt gescheitert, zum Leidwesen vieler Saarländer, welche auf eine Verbesserung ihrer Lebenssituation immer noch hoffen.

  6. AntiSpeichellecker sagt:

    #1
    In meinen Augen ist OLAF nur noch ein Schwätzer, der gut reden kann.
    Und wenn ein über 70-jähriger die Hoffnung der Saarlinken sein soll, weiß man wie es um die Partei im Land bestellt ist ….

  7. Albert S. sagt:

    Er will den Saarländern die Möglichkeit geben, einen Fehler zu korrigieren?
    Um was es den „Anbetern“ aus St. Wendel, Merzig-Wadern, Ottweiler, Saarbrücken letztlich geht, weiß doch mittlerweile jeder. Es fehlen einige Monate, um Pensionsanspruch zu haben.
    „Die Damen“ gaukeln linke Politik doch nur vor.

  8. Engelstrompete sagt:

    R-R-G im Saarland? Geht sicher nur ohne Oskar. Denn schließlich weiß die SPD ja, was sie an ihm hat 😀

  9. Tom Menkar sagt:

    @ #5:

    Das Scheitern soll als Sein so sein,
    denn so diffus und oppositionell
    fällt das Thema Rente mit rein –
    und dazu alle Linke-Wähler, gell ??
    Eine Scharade, oh wie fein…

    Es ist unverändert, ich formuliere es nochmal,
    eine Wiederholung, ich weiß:
    ohne Basis, die die Themen erdet, diese überhaupt
    erst findet und von ‚unten‘ nach ‚oben‘ hebt, kann
    linke Politik bestenfalls für ein paar derbe Lacher
    gut sein. Wer seinen Spaß in der Enthüllung gesell-
    schaftlicher Mechanismen und dem hölzernen Agieren
    von sehr laienhaften Linken-Dastellern findet, der
    hat wirklich gut Lachen.

    Auch historische Vergleiche geraten ins Lächerliche.
    Es wird ja wohl niemand den Spaß ernsthaft damit er-
    klären wollen, daß die Linke hier ‚Kaderpartei‘ spielt.

    Die seit Jahren im Getriebe der Partei dümpelnden Ge-
    nossen, die immer noch behaupten, ihre Ermächtigung
    würde zur Lösung des Dilemmas führen, ziehen auch nur
    neue Fassaden vor den unveränderten Ansprüchen hoch.
    Diese Leute sind nicht die Lösung, sie sind Teil des
    Problems.
    Das Problem ist heute nicht mehr so groß wie es mal
    war, seit die Menschen, die immer mit dem Rücken an
    der Wand stehen, erkannt und verstanden haben, daß
    diese Partei in keinem Fall etwas unternehmen wird,
    das ihre Situation bessert. Sogar im Fall eines über-
    wältigenden Wahlsieges würde es heißen: aber das ist
    doch Bundespolitik. Aber wir haben doch kein Geld.
    Aber wir sind verpflichtet, die schon soweit gedieh-
    enen Pläne von vorher, umzusetzen. Aber wir machen
    lieber etwas für die Wirtschaft als für Menschen.

    Wenn ich sehe, daß dann eine ’neue‘ BO ausgehoben wird,
    wo aber alte Namen gerade wieder den Vorstand bevölkern,
    dann habe ich genug gesehen. Außerhalb der Partei ent-
    stehende Unzufriedenheit soll kanalisiert werden, um
    die innerparteilichen Strukturen zu verändern. Gelingt
    das, ist den Eitelkeiten Weniger Genüge getan. Die Basis
    hat dann ihre Schuldigkeit getan, die Basis kann gehen.
    (Das ist nur ein Spiel mit dem Begriff ‚Basis‘. Die ist
    nicht Teil dieser Partei.. da hilft keine Kosmetik, da
    kann nur völliges Abschminken retten.)

  10. Paul Schmidt sagt:

    #8
    Den Oskar wird wohl niemand für eine Regierung brauchen. Und das ist auch gut so.

  11. Barney sagt:

    Narzissten sind von einer starken Eigensucht geprägt…

  12. Barney sagt:

    Zur Wahl zum Abgeordnetenhaus in Berlin sagt die Vorsitzende der saarländischen Linken, Astrid Schramm: „Die gute Nachricht ist, dass die Große Koalition aus CDU und SPD abgewählt worden ist. Dies erhoffen wir uns auch im Saarland.

    Schramm’s Hoffnung wird sich nicht erfüllen.

  13. Engelstrompete sagt:

    DIE LINKE. im Saarland
    25. September um 11:18 •
    Neumitgliedertreff in der Landesgeschäftsstelle.

    Astrid Schramm: „Wir brauchen endlich einen Politik-Wechsel! Gerade in den nächsten Wochen und Monaten benötigen wir Euer Engagement, denn wir wollen bei den Wahlen gut abschneiden.“
    https://www.facebook.com/DieLINKE.Saar/

    „Wir brauchen endlich einen Politik-Wechsel..?“

    Die jetzigen MdL’s brauchen einen Politik-Wechsel, um an schöne Posten zu kommen. Ein Abgeordneten-Mandat bringt ihnen offensichtlich immer noch nicht genug ein.

  14. Basismitglied sagt:

    #13
    Sie brauchen „Dumme“, die die Drecksarbeit im Wahlkampf machen.
    Denn es gibt in diesem LV schon zu viele, die sich von Kreisvorsitzenden haben an der Nase herumführen lassen und im Wahlkampf keinen Finger mehr rühren. Also müssen neue „Dumme“ her.

  15. O. Liebknecht sagt:

    #13:
    Wer soll sich engagieren? Und wie soll das „gut abschneiden“ aussehen? Die Hälfte der Energie vor Ort investieren von den Kreisfürsten ein paar Euro für Wahlkampfzwecke zu bekommen und dann auch noch auf Knien dafür danken müssen? Was soll man denn dem potentiellen Wähler am Infostand erzählen? Lokale bzw. regionale Probleme brauchen politische Lösungen die auch kommuniziert werden müssen. Mit „Oskar wählen!“ allein kommt die Partei schon lange nicht mehr weiter. Wo sind denn die Rhetorikseminare, die Öffentlichkeitsarbeitsseminare? Die politische Weiterbildung der Wahlkämpfer? (Siehe: wir forden Rüstungsexportverbote… – „hamm wa längst – Ihr Pfeiffen!“) Wo ist denn die lebendige politische Basis der Partei außerhalb dem KV SB???? In der Fläche ist die Partei TOT – da hilft auch kein Neumitgliedertreff in der Landesgeschäftsstelle. Ich erinnere mich an das Neumitgliedertreffen 2005 – das galt bundesweit und fand in Rostock statt. Aber das war ja auch noch eine andere Partei!
    Die Arbeit wird vor Ort in den OVs erledigt. Die hat der LPT grade mal wieder mit überwältigender Mehrheit in der Luft hängen lassen. Und was der Kleine und der Dicke vom toten OV-IGB von der Kreisfürstin SPK versprochen bekamen – hat sich auch in Wohlgefallen aufgelöst. Ich stand dabei und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, daß außer IGB kein anderer OV im SPK ein Konto haben will. Wie gut daß BS mein ungläubiges Gesicht nicht gesehen hat (ich stand mit dem Rücken zu den 3)…. Auf eine entsprechende Nachfrage hätte ich wohl spontan – also nicht wohlerzogen, höflich, zivilisiert – reagiert/geantwortet. Mal kucken wie lange die beiden Noch-Nicht-Zombis vom toten OV überhaupt noch was machen. Und mal kucken wie der Wahlkampf in IGB, und von wem, organisiert wird. Wenn das die Gleichen machen wie beim Kommunalwahlkampf gibt’s wenigstens unfreiwillige Comedy, d. h. viel zu Lachen (aber aus Schadenfreude – sprich Verzweifelung!)

  16. Tom Menkar sagt:

    @ #13:

    Ich stell’s mir vor und ihr euch auch:
    die Astrid, um halb fünf Morgens, erwacht:
    Politikwechsel ist was ich brauch.
    Ein Anruf nur – und Alles ist gemacht.
    Elder stateswoman, leiser Hauch.

    Ich muß immer mäkeln und rummachen, aber ist es nicht eigent-
    lich so, daß zu einem Politikwechsel eine vorherige Politik
    gehört ?? Müssen wir uns auf die Veröffentlichungen dazu
    stützen, die im Lauf der, gar nicht so langen, Zeit rausgehauen
    wurden ?? Und wäre das nicht gefährlich ??

  17. Feierabendteufel sagt:

    #2
    Früher umschwirrten ihn Frauen wie Motten das Licht. Heute nur noch die MitarbeiterINNEN und MdL’s in der Linksfraktion 😉

  18. Waldschrat sagt:

    Was Schramm benötigt… lesen und sofort vergessen!!!

  19. Eugen sagt:

    Neue Dumme braucht der Landesverband!!!

  20. Kegelschnecke sagt:

    Lafontaines letzte Mission wird möglicherweise sein: Seine Ehefrau an das Ruder der Macht zu bringen, damit er als „graue Eminenz“ seine Puppen tanzen lassen kann.

  21. Viktor Müller sagt:

    Oskar Lafontaine an 7. September um 19:30
    AfD lügt sich in die Tasche

    Da hat sie was mit den Linken gemeinsam

  22. Schichtwechsler sagt:

    O.L. zum Thema Rente: „Merkel will die Rentenfrage aus dem Wahlkampf heraushalten“.
    Es wäre besser, wir könnten Merkel zu den Bedingungen eines Durchschnittverdieners in Rente schicken und sie aus dem Wahlkampf heraushalten“.
    https://scontent-vie.xx.fbcdn.net/v/t1.0-9/14142036_10210731727826735_2929029403442015619_n.jpg?oh=4d7362ccd1c493104ce09fba1b9c6edb&oe=58AD4419


    Schicken wir O.L. zu den gleichen Bedingungen hinterher.

  23. Edgar Bosenberg sagt:

    Barbara Spaniol hat Sahra Wagenknechts Video geteilt.

    https://www.facebook.com/barbara.spanioil/?fref=ts

    Zitat Spaniol:
    Mitmachen im „Team Sahra“: Sahra Wagenknecht ist das Gesicht unserer Partei – und das ist gut so … Mit ihr kann man Wahlen gewinnen!

    Mit Wagenknecht kann man Wahlen gewinnen – vielleicht!

    Mit Spaniol Wähler verlieren 🙂

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