Islamischer Staat
Erstellt von DL-Redaktion am Dienstag 16. Dezember 2014
Islamischer Staat oder: Der falsche Fokus
von Andrea Fischer-Tahir und Karin Mlodoch
Die Massaker des „Islamischen Staats“ (IS) an den Jesiden und der Kampf um die syrisch-kurdische Grenzstadt Kobani haben in Deutschland zu einem breiten Konsens für die militärische Unterstützung „der Kurden“ geführt.
Die Bilder verzweifelter Christen und Jesiden und der als Verteidiger abendländischer Werte angesehenen Peschmerga dienten der Bundesregierung, die selbstverständlich auch ihre Wirtschaftsinteressen in der ressourcenreichen Region im Auge hat, als Legitimation für den Beschluss zu Waffenlieferungen. Damit gelang ihr ohne nennenswerten gesellschaftlichen Widerstand ein Paradigmenwechsel in der Außenpolitik, der weitreichende Konsequenzen haben wird.
Auch Teilen einer bisher hinsichtlich des IS sprach- und hilflosen Linken boten die Live-Berichte von der „Entscheidungsschlacht“ um Kobani und die Bilder der dort kämpfenden Frauen und Männer der kurdischen PYD und PKK die Möglichkeit zur Identifikation und Handlung, von Solidaritätsdemonstrationen bis hin zu Geldsammlungen für Waffen.
Ein einsamer Kampf der Kurden?
Beides verschmilzt in der Erzählung vom „einsamen Kampf der Kurden“ gegen den IS-Vormarsch. Zusammen mit den apokalyptischen Bildern grenzenlos brutaler IS-Kämpfer scheint diese die Forderungen nach militärischen Interventionen ebenso zu rechtfertigen wie Plädoyers, im Kampf gegen den IS einen „modus operandi mit dem Regime von Damaskus“ zu finden.
In den Hintergrund tritt dabei, dass das Assad-Regime – mit dem die kurdische PYD seit 2011 eine Art Stillhaltevereinbarung hat – maßgeblich für das Erstarken des IS in Syrien verantwortlich ist. Syrische Regierungstruppen intensivieren derzeit ihre Belagerung und Bombardierung rebellischer Städte. Und obwohl die Freie Syrische Armee (FSA) ebenso wie die irakisch-kurdischen Peschmerga Unterstützung ins belagerte Kobani sandten, zögert der Westen mit Verweis auf die destabilisierende Wirkung ihres Anti-Assad-Kampfes, FSA-Kämpfer zu unterstützen. Diese westliche Ungleichgewichtung bei der Auswahl als schützens- und unterstützungswert erachteter Gruppen sorgt bei regimekritischen Syrern für Bitterkeit.
Ein Klima der Rechtlosigkeit
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Fotoquelle: Wikipedia – Urheber Dûrzan cîrano
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