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RENTENANGST

Interview mit Ex-Schröder

Erstellt von DL-Redaktion am Sonntag 24. Dezember 2017

„Fairness war immer meine Richtschnur“

Bildergebnis für Wikimedia Commons Bilder Gerhard Schröder

Wo der Eine in der Flucht seine (Er) Lösung suchte, wurde der Andere in die Ferne gescheucht. Beide haben sich selbst also zu politschen Versagern abgestempelt. So glaubt der Eine sich heute an den Flüchtlingen schadlos halten zu können, wärend der Andere als Genosse der Bosse allen verbliebenen durch die Brust geschossenen  zeigt, wie ein vormals von idiotischen Wählern verliehener Posten zum privaten Vorteil in bare Münze verwandelt wird. In Einem sind sie wohl Beide gleich: Sie haben das was sie einmal waren, ihren Parteien zu verdanken, sonst äßen sie ihre Brote auch heute noch aus der Hand. DL – Red. IE.

Das Interview führte Michael Bröcker.

Düsseldorf. Der Klartext-Altkanzler spricht über Freund Putin, „Unsinns“-Ideen der SPD, Intimfeind Lafontaine und das Sonnendeck der Demokratie.

Auch ein Altkanzler stellt sich zu Weihnachten an den Herd. Dabei plant Gerhard Schröder am zweiten Feiertag mit den beiden Kindern ein recht schlichtes Menü: Bratkartoffeln mit Spiegelei, sagt der 73-Jährige im Interview. Weniger beschaulich geht der Russland-Fan mit den Genossen in Deutschland ins Gericht, also mit seiner SPD und den Linken, mit denen „kein Staat“ zu machen sei. Im Kern geht es um gute Arbeit. Nur wessen?

Was ist Ihr innerer Kompass im Leben?

SCHRÖDER Fairness. Fairness gegenüber Menschen, mit denen ich arbeite, aber auch Fairness gegenüber dem politischen Gegner. Fairness war immer meine Richtschnur.

 Das haben Sie nicht immer durchgehalten.

SCHRÖDER Nein, manchmal schafft man das in der Politik nicht, aber wenn ich jemanden verletzt habe, habe ich das nie absichtlich getan. Ich weiß ja, wie es ist, ausgegrenzt zu werden.

Weil Sie als kleiner Junge aus armen Verhältnissen von anderen Kindern gemieden wurden?

SCHRÖDER Wir haben erfahren, dass man mit Schmuddelkindern nicht spielt, ja. Verstehen Sie mich aber nicht falsch. Ich hatte eine glückliche Kindheit. Meine Mutter hat uns liebevoll, aufopferungsvoll erzogen. Wir sind nie geschlagen worden. Wir hatten unsere Freiheiten. Wir mussten uns um uns selbst kümmern, wir durften das aber auch.

Sie hatten keinen Vater.

SCHRÖDER Nein. Ich habe ihn nicht gekannt, deswegen konnte ich ihn auch nicht vermissen. Den Respekt von anderen haben wir uns übrigens auf dem Fußballplatz geholt. Da war ich gut.

Sie rüttelten am Zaun der Herkunft und später am Zaun der Macht. Hat das eine mit dem anderen zu tun?

SCHRÖDER Ja, wahrscheinlich. Der Drang, es besser zu haben, nach vorne zu kommen, ist bei mir tief verankert. Ich wollte raus aus den beengten Verhältnissen. Was einen später antreibt, wenn man nach oben kommt, sind dann auch Verlustängste.

Das erklärt Ihren Auftritt 2005 im Fernsehen, als sie die Bundestagswahl verloren hatten.

SCHRÖDER Ach nein, ich wusste schon, dass ich nicht Bundeskanzler bleiben würde. Das war eine kleine Provokation.

Sie wollten nochmal den Rabauken geben?

Bildergebnis für Wikimedia Commons Bilder Gerhard Schröder

SCHRÖDER Na, ja, wir hatten als SPD im Wahlkampf grandios aufgeholt. Aber da saßen mir in der Berliner Runde diese beiden Journalisten so selbstherrlich gegenüber, das hat mich geärgert. Trotzdem: Fairness war mir immer wichtig. Otto Schily hat neulich in einer TV-Dokumentation von der ersten Kabinettssitzung 1998 berichtet. Da haben alle eine bedeutungsschwere Rede von mir erwartet, aber ich habe nur gesagt: Behandelt eure Fahrer und eure persönlichen Referenten gut. Ich habe oft bei Terminen den Wagen 50 Meter vorher anhalten lassen, und bin zu Fuß zur Veranstaltung gegangen. Mein Motto war: Wir fahren nicht vor, wir kommen an.

Dazu passten Ihre Brioni- und Zigarren-Auftritte aber nicht.

SCHRÖDER Ja, das stimmt. Wie gesagt, die Lust an der Provokation konnte ich nie ganz unterdrücken. Und Brioni macht doch tolle Anzüge. Einen habe ich sogar noch. Mit dem Rauchen habe ich aber aufgehört.

Wie? Keine Zigarre mehr bei den Skatrunden mit Otto Schily und Jürgen Großmann?

SCHRÖDER Nein, und ich weiß gar nicht, wann und warum ich aufgehört habe. Es ist einfach passiert.

Zurück zur Politik. Max Weber hat drei Kriterien für den idealen Politiker definiert: Leidenschaft, Augenmaß, Verantwortungsbewusstsein. Was davon haben Sie am wenigsten?

SCHRÖDER (lacht) Ich ahne, worauf Sie hinauswollen. Wahrscheinlich Augenmaß. Manchmal bin ich über das Ziel hinausgeschossen.

Quelle   :    Saarbrücker-Zeitung       >>>>>>      weiterlesen

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Source Own work
Author Kevin Fuchs

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  • File:KAS-Rentenpolitik-Bild-12016-1.jpg
  • Erstellt: 1. Juli 1999

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