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Stadtgespräch aus Mumbai

Erstellt von Redaktion am Sonntag 23. Februar 2020

Die mutigen Musliminnen vom Sit-in

Von Natalie Mayroth

Indiens Frauen blockieren die Straßen – zuerst in Delhi, jetzt auch in Mumbai. Damit protestieren sie gegen ein diskriminierendes Einbürgerungsgesetz.

Der Protest beginnt nur wenige Gehminuten von Mumbais Hauptbahnhof entfernt. Einige Hundert Frauen besetzen eine Seitenstraße – seit vier Wochen schon. Sie protestieren gegen Indiens umstrittenes neues Einbürgerungsgesetz. Täglich haben sie eine ­andere Aktion vorbereitet, erzählt die Therapeutin Safoora Shaikh. An diesem Abend lassen sie Luftballons in den Farben der ­indischen Flagge, Safran, Weiß und Grün, aufsteigen, gebunden an einen Drachen mit der roten Aufschrift „Kein Bürgerregister“.

„Mumbai Bagh“ wird der Protestort genannt. Besonders unter Musliminnen ist die Verunsicherung groß. Denn die neue Regelung, die bestimmten Flüchtlingen und Migranten den Erwerb der indischen Staatsbürgerschaft erleichtern soll, schließt Muslime ausdrücklich aus. Manche Inder sind über diese Neuregelung empört, Flüchtlinge aus Ländern wie Bangladesch und Afghanistan fürchten um ihren Verbleib.

Landesweite Demonstrationen gegen das Einbürgerungsgesetz in einigen Städten im Dezember haben sich inzwischen in Sitzproteste von mehrheitlich muslimischen Frauen verwandelt. Auf dem Instagram-Account „Mumbai Bagh“ werden neun weitere Städte angegeben. Viele der Frauen dort vermuten, das neue Gesetz sei erst der erste Streich von Innenminister Amit Shah. Darauf werde ein Bürgerregister folgen, bei dem alle erst ihre Staatsbürgerschaft nachweisen müssen, um eingetragen zu werden – mit entsprechenden Dokumenten, die mehrere Generationen zurückreichen, was die wenigsten indischen Familien können.

Innenminister Shah hat dieses Vorhaben bereits angekündigt. Premierminister Narendra Modi hat dementiert. So ganz will Nachwuchssportler Abdul das aber nicht glauben. Er wohnt im Hochhaus gegenüber von „Mumbai Bagh“. Der junge Mann kommt oft vorbei, um zu sehen, was die Frauen auf der Straße machen.

Vorbild: Eine Straßenblockade in Delhi

Denn für viele in Indien ist es ungewohnt, Frauen Tag und Nacht draußen sitzen zu sehen. Doch sie sind nicht allein. Neben den Männern, die hinter der Absperrung mit der bunt bemalten Wand stehen, sind etwa 20 Polizistinnen und Polizisten in drei Schichten vor Ort. Sie sollen dafür sorgen, dass es ruhig bleibt.

Den Spitznamen „Mumbai Bagh“ bekam das Sit-in nach einer Woche, angelehnt an einen Protest in Delhis Wohnviertel Shaheen Bagh, wo seit zwei Monaten Musliminnen eine Autobahn blockieren. „Es geht auch darum, die Frauen von Shaheen Bagh zu unterstützen, die mit so vielen Problemen konfrontiert sind“, sagt Shaikh in Mumbai. Sie kommt nach der Arbeit zum Sit-in und bleibt bis Mitternacht.

Quelle         :           TAZ         >>>>>         weiterlesen

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Grafikquellen       :

Oben      —         Hiranandani Complex

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