Erstellt von Redaktion am Samstag 12. Juni 2021
We are looking for Freedom!
Dieses Bild müsste den Politikern jeden Tag gezeigt werden !
In Frankreich kehrt die Kultur zurück, in Neuseeland hat man gegen die Pandemie gewonnen – die deutsche Impfkampagne jedoch behandelt die Bürger wie trotzige Kinder.
Frankreich: Es läuft Pharrell Williams‚ Song »Freedom«. Eine Frau bekommt eine Impfung, Geschäfte öffnen ihre Rollläden. Ein Mann bekommt eine Spritze, ein Restaurant erwacht zum Leben, der Herd wird angefacht. Man sieht noch eine Spritze in einer Schulter, ein Theatervorhang öffnet sich. Die Lichter im Parlament gehen an. Schultern und Spritzen. Neonschilder blitzen auf und – ein Riesenrad setzt sich in Gang! Im Crescendo des ekstatischen »Freedom« von Williams kehren Kultur, Menschen und Normalität in die Straßen Frankreichs zurück.
Letzte Einstellung: Glückliche Fans jubeln in einem Sportstadion. Um Himmels willen, sie stehen tatsächlich nahe beieinander! Ich zucke schon beim Zuschauen. Eine Protagonistin dreht sich aus dem blau-weiß-roten Gewusel in die Kamera, sie trägt einen Mund-Nasen-Schutz, aber strahlt ganz offensichtlich übers ganze Gesicht, man muss ihren Mund gar nicht sehen, um das zu erkennen. Ich lächle beim Schauen unwillkürlich dümmlich, beseelt zurück. Ein letztes, emphatisches »Freedom«, dann eine weibliche Stimme, die auf Französisch aus dem Off säuselt: »Mit jeder Impfung kehrt das Leben zurück.«
Okay! Nach dieser Werbung würde ich mir die Impfung am liebsten als Parfüm auftragen – oder in einem Champagnerglas trinken. Pur.
Deutschland: David Hasselhoff flext seinen Arm in die Kamera und freut sich auf »die Freiheit, DIE FREIHEIT, sich impfen zu lassen und um die Welt zu reisen.« Dann sagt er mit der gut gelaunten Ernsthaftigkeit eines ehemaligen Rettungsschwimmers: »Meine wichtigste Erfahrung in der Pandemie? Der Tod.« Okay. Also. »Ärmel hoch.«
Was ist eigentlich mit der offiziellen Coronakampagne in Deutschland los? Erst sind wir #besonderehelden, die auf dem Sofa den Ersten Pandemiekrieg überlebt haben, dank der Hilfe der Lieferanterie – und jetzt soll die Impfung eine »Looking for Freedom«-mäßige Ein-Mann-Version des Mauerfalls sein?
In Deutschland tut die Regierung so, als müsste man uns angebliche Trotzlinge noch mit dem Argument der Verantwortung vom Impfangebot überzeugen.
Ich verstehe ja, was man von mir will: die Pandemie ist ein historisches Ereignis – aber müssen die Ansprachen sich dann doch ungewollt anfühlen wie Kurzfilme, die bei der Filmförderung eingereicht werden? Hauptsache irgendwas mit Bezug zur deutschen Geschichte? Und wo wir schon beim Geschichtsbezug sind: Wie konnte es eigentlich passieren, dass die Regierung für die Videos, mit denen man alle Arabisch sprechenden Menschen erreichen wollte (Fleißsternchen für die sinnvolle Idee!) als Schauspieler einen Berliner Arzt besetzt hat, der in sozialen Medien die Hamas unterstützt?
Bei aller ehrlichen Liebe für den Knight Rider, aber so kriegt man doch die unglaublich vielen Unentschlossenen und Zaghaften, über die
Jens Spahn ganz gern mal twittert, nicht zur Impfung, die ja jetzt jeder und jede schnell bekommen soll.
Quelle : Spiegel >>>>> weiterlesen
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Erstellt am Samstag 12. Juni 2021 um 12:49 und abgelegt unter Deutschland_DE, Gesundheitspolitik, Kultur, Medien.
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