NSU – Morde
Erstellt von DL-Redaktion am Samstag 16. Februar 2013
Ich will Antworten, keine Betroffenheit
Es gibt sie also noch, die Zivilcourage als Zeichen des aktiven Widerstand gegen die Scharlatanerie Deutscher Politik. Unser Glückwunsch geht an die Schwester des Hamburger NSU Opfers Süleymann Tasköprü welche die Einladung des Schwätzers Gauck mit einen „Offenen Brief“ ablehnte. Sie fordert Antworten, keine Betroffenheit!
Mit ihren Brief weist Frau Tasköprü auf den ganzen Zynismus dieses Staates hin, in der für die politisch Verantwortlichen, nach unserer Wertung nur noch eigene Interessen gesehen werden und der Mensch als Individuum nur noch störendes Beiwerk ist. Der Ausschluss von Rechtsbeiständen bei solch einen Treffen kann da nur als ein Hinweis auf die Oberflächlichkeit und Kälte der Protagonisten gewertet werden. Niemand möchte sich später an eventuell gemachte Zusagen erinnern können.
In einen solchen Fall ist es an der Zeit wieder einmal daran zu erinnern das an die Spitze dieses Staates sowohl eine Pastorentochter als auch ein ehemaliger Pastor gewählt wurden. Gewählt, von was für „Hanseln“? Wahrlich tolle Aushängeschilder für die Wertigkeit der Kirchen als Institutionen für Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Ein eiskalter Wind streicht durch dieses Land ob solcher Nichtsnutze. Weiter so! Hoffen wir dass Frau Tasköprü so stark ist auch Merkel einen Korb zu geben, welche schon angekündigt hat sich mit den Opfern treffen zu wollen. Anschleimend, sicher passend zum Wahlkampf. Macht um jeden Preis, selbst über die Leichen der Bürger hinweg.
Hier der „Offene Brief“
„Ich will Antworten, keine Betroffenheit“
Sehr geehrter Herr Bundespräsident Gauck,
vielen Dank für die Einladung.
Ich habe über meine Anwältin gehört, dass Sie nicht wünschen, dass die Rechtsbeistände der Nebenkläger bei dieser Einladung dabei ist. Sie möchten nur ihre Empathie ausdrücken, aber keine Anwälte auf diesem Treffen sehen. Es wäre emphatisch von Ihnen gewesen, nicht darauf zu bestehen, dass ich alleine ins Präsidialamt komme. Ich fühle mich dem nicht gewachsen und werde daher Ihre Einladung nicht annehmen können. Da Sie ja aber so daran interessiert sind, wie es uns geht, werde ich Ihnen gerne schildern, wie es uns geht.
Im Sommer 2001 töteten die Neonazis meinen Bruder. Im Spätsommer 2011 – 10 Jahre später – klingelte die Kripo bei mir. Sie brachten mir die persönlichen Gegenstände meines Bruders. Ich fragte die Beamtin, warum jetzt die Sachen kämen; ob es etwas Neues gibt. Sie sagte nur, man habe nur vergessen mir die Sachen zurückzugeben. Dann ging sie wieder.
Ich habe stundenlang vor den Sachen meines toten Bruders gesessen; ich habe tagelang gebraucht, um mich zu überwinden meinen Eltern davon zu erzählen, dass seine Sachen wieder da sind. Ich war völlig am Ende.
Anfang November flog mein Vater in die Türkei, weil die Mutter meines Vaters im Sterbebett lag. Wenige Tage später klingelte das Telefon. Ein Arbeitskollege war dran und sagte mir: „Aysen, mach sofort den Fernseher an“. Dann klingelte das Telefon wieder und der Kripobeamte, der den Fall bearbeitet hatte, war dran und sagte mir, die Mörder meines Bruders hätten sich umgebracht. Und dann rief meine Mutter mich an und teilte mir mit, dass meine Oma gerade gestorben war.
Ich habe in dieser Nacht nicht geschlafen, ich musste mich ständig übergeben. Am nächsten Tag hätte ich Frühdienst gehabt, ich konnte nicht zur Arbeit gehen. Das Telefon klingelte ununterbrochen, Presse und Fernsehen wollten Interviews, ich wollte nur meine Ruhe. In der Zeitung habe ich dann gelesen, dass mein Vater in der Türkei ist, weil meine Mutter verstorben sei. In dieser Zeit hatte ich noch öfter als sonst an meinen Bruder gedacht und daran, wie ich ihn zum letzten Mal gesehen habe. Das war in der Türkei, kurz vor seiner Beisetzung. Er war in weiße Tücher eingewickelt. Er war bleich und so kalt, aber sein Mund sah aus, als ob er lächeln würde. Ich durfte ihn nicht berühren – der Hoça hatte es verboten – aber ich habe ihm trotzdem zum Abschied einen Kuss gegeben.
Und dann kam der Abend, an dem ich vor dem Fernseher saß und auf einmal das Bekennervideo der NSU gezeigt wurde. Ich habe angefangen zu schreien und konnte nicht wieder aufhören. Da lag mein Bruder in seinem eigenen Blut auf den rotweißen Fliesen, die ich so gut kannte. Ich sehe seine zierlichen Hände und ich erkenne seine Armbanduhr. Und kein Lächeln auf seinen Lippen; er ist ermordet worden und liegt auf den kalten Kacheln in seinem eigenen Blut.
Mein kleiner Sohn wacht von meinen Schreien auf; ich muss mich zusammenreißen um ihn zu trösten und wieder schlafen zu legen. An diesem Tag ist mein Bruder ein zweites Mal gestorben und etwas in mir ist zerbrochen. Körper und Geist gehen ihre eigenen Wege. Mein Leben entgleitet mir.
Ich wurde 1974 in der Türkei geboren; seit 1979 lebe ich in Deutschland. Ich bin hier zur Schule gegangen, habe meine Ausbildung gemacht und gearbeitet. Mein Sohn wurde hier geboren und ich fühlte mich als Deutsche mit türkischen Wurzeln. Noch im März 2011 konnte ich darüber lachen, als eine Sachbearbeiterin im Rathaus zu meinem Sohn sagte, er sei kein Deutscher. Der Kleine war ganz erstaunt und erklärte ihr sehr ernsthaft, dass er sehr wohl Deutscher sei, er habe schließlich einen deutschen Pass. Wie gesagt, ich lachte und sagte meinem Sohn, ich würde ihm das zu Hause erklären.
Heute kann ich darüber gar nicht mehr lachen. Ich hatte mal ein Leben und eine Heimat. Ich habe kein Leben mehr. Ich bin nur noch eine leere Hülle, die versucht, so gut wie möglich zu funktionieren. Ich bin nur noch unendlich traurig und fühle mich wie betäubt.
Ich habe auch keine Heimat mehr, denn Heimat bedeutet Sicherheit. Seitdem wir wissen, dass mein Bruder ermordet wurde, nur weil er Türke war, haben wir Angst. Was ist das für eine Heimat, in der du erschossen wirst, weil deine Wurzeln woanders waren? Alle Menschen kommen irgendwo her. Auch die Neonazis haben irgendwann als erste Menschen in Afrika angefangen. Wir haben eine Telefonkette und wenn jemand aus der Familie sich nicht meldet, sind wir alarmiert. Meine Mutter verlässt das Haus nur noch, wenn es überhaupt nicht zu vermeiden ist. Und nie allein. Mein Vater möchte die Familie am liebsten sofort in die Türkei bringen. Mein Vater und meine Schwester sind schon zusammengebrochen und mussten mit dem Notarzt ins Krankenhaus gebracht werden. Ich wurde drei Wochen auf eine Kur geschickt. Aber auch danach war in noch in so schlechter Verfassung, dass ich nicht auf meiner alten Arbeitsstelle arbeiten konnte. Mein Arzt hat festgestellt, dass ich so nicht arbeitsfähig bin. Die Krankenkasse hatte mich einbestellt und mir gesagt, ich soll meine Krankmeldung zurücknehmen; ich soll Urlaub einreichen. Als ich mich weigerte, bekam ich ein Schreiben, ich sei überhaupt nicht krank, der sozialmedizinische Dienst hätte mich als arbeitsfähig eingestuft. Allerdings haben die mich nie gesehen, geschweige denn mit mir gesprochen. Seitdem werde ich zwischen meinem Arbeitgeber, der auf einen Aufhebungsvertrag drängt, der Krankenkasse, die bezweifelt dass ich krank bin und der Arge, die meinen Aufenthaltsstatus wissen will, hin- und hergeschubst. Ich fühle mich unerwünscht.
Alles was ich noch möchte, sind Antworten. Wer sind die Leute hinter der NSU? Warum ausgerechnet mein Bruder? Was hatte der deutsche Staat damit zu tun? Wer hat die Akten vernichtet und warum?
Und noch eins zum Schluss: die Menschen, die sich jetzt mit einem Bild von meinem Bruder zeigen, die behaupten uns zu kennen und in unserem Namen zu sprechen: wo wart ihr 2001? Meine Nichte ist nicht erst seit 2011 Halbwaise, mein Bruder ist nicht durch seine Ermordung zu einem anderen Menschen geworden. Für uns klingt das wie Hohn. Damals hat niemand um meinen Bruder getrauert. Heute ist er Euch auf einmal so wichtig.
Und auch Ihnen, Herr Bundespräsident Gauck, ist mein Bruder doch nur wichtig, weil die NSU ein politisches Thema in Deutschland ist. Was wollen Sie an unserem Leid ändern? Glauben Sie, es hilft mir, wenn Sie betroffen sind?
Ich würde mir wünschen, dass Sie als erster Mann im Staat mir helfen könnten, meine Antworten zu finden. Da helfen aber keine emphatischen Einladungen, da würden nur Taten helfen. Können Sie mir helfen? Wir werden sehen.
Mit freundlichen Grüßen
Aysen Tasköprü
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Fotoquelle: Wikipedia
Description |
Deutsch: Gedenktafel an die Opfer des Polizistenmords von Heilbronn am 25. April 2007 und der weiteren von denselben Tätern begangenen Straftaten. Standort: Theresienwiese in Heilbronn, der Tatort war bei dem rötlichen Gebäude im Hintergrund.
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Date | 10 May 2012 |
Source | eigenes foto / own photo |
Author | peter schmelzle |
Permission (Reusing this file) |
cc-by-sa 3.0 |
Samstag 16. Februar 2013 um 10:07
ich habe Gänsehaut. Sehr berührend aufwühlender Brief mit sehr viel Wahrheit und Leid.
Samstag 16. Februar 2013 um 12:58
Sie gieren förmlich danach – nach solchen Situationen! Scheinbar gehört das zum Geschäft.
Ich erinnere an den Holzmann, der er sein wollte und geistiger „Oderflutsandsackstapler“, der heutige Gasmann, der aus Hannover, der HARTZ IV – Erfinder. Was dem die Menschen wirklich wert sind, kann man an seiner Agenda 2010 abmessen, die Leid und Elend über das deutsche Volk gebracht hat.
Schau’n wir mal, wie lange in Russland gebraucht wird, um bei minus 15-20 °C die Fensterscheiben zu ersetzen, die die relativ glimpflich ausgegangene Asteroid-Katastrophe hervorgerufen zerstört hat. Es steht das vollmundige Versprechen Putins – Schröders Freund.
Skrrupellos benützen Politiker Situationen, um sich als Gutmensch und Macher darzustellen. Was nicht grundsätzlich bedeuten soll, dass sie derartige Situationen nicht berühren. Jedoch genauso grundsätzlich werden um des schnöden Machterhalts derartige Dinge ausgeschlachtet – gestützt vom Mainstream der deutschen Presse.
Ich betrachte daher die Verhaltensweise der Frau Tasköprü als eine grossartige Leistung, diesem zu erwartendem Gauck’schen Grundsatz-Polit-Gesülze entgegenzutreten – trotz des grossen Schmerzes. Denn wenn ich Folgendes lese, wird mir nur nocht ’schlecht‘ im Zusammenhang mit dem entwürdigenden Verhaltensweisen der staatlichen Administrationen!
Mein Arzt hat festgestellt, dass ich so nicht arbeitsfähig bin. Die Krankenkasse hatte mich einbestellt und mir gesagt, ich soll meine Krankmeldung zurücknehmen; ich soll Urlaub einreichen. Als ich mich weigerte, bekam ich ein Schreiben, ich sei überhaupt nicht krank, der sozialmedizinische Dienst hätte mich als arbeitsfähig eingestuft. Allerdings haben die mich nie gesehen, geschweige denn mit mir gesprochen. Seitdem werde ich zwischen meinem Arbeitgeber, der auf einen Aufhebungsvertrag drängt, der Krankenkasse, die bezweifelt dass ich krank bin und der Arge, die meinen Aufenthaltsstatus wissen will, hin- und hergeschubst.
Genau das ist der Tenor der Ämter, der Pseudobehörden und des Staates, mit Menschen umzugehen – und dieses Schubsen, dieses elende Schubsen, wobei die eine Behörde der anderen die Schuld gibt.
Es ist einfach eine Farce, sich nach 12 Jahren von „staatswegen“ zu erinnern! Warum hat sich eigentlich Wulff dieses Themas nicht angenommen? Richtig! … weil es „nicht wichtig“ war.
Aber nun nahen Wahlen; zwar erst im September, aber die Erfahrung hat gezeigt, dass etwa ein Drittel einer Legislatur zum Ende hin als Wahlk(r)ampf zeitmässig verschwendet wird.
Ich kann daher nur wünschen, dass die Standhaftigkeit der Frau Tasköprü mit Hilfe ihrer Rechtsanwältin auch gegenüber der Hosenanzugsträgerin erhalten bleibt.
Samstag 16. Februar 2013 um 13:53
Bis auf den heutigen Tag wurde nicht berichtet, ob das Schreddern (hallo Stasi-gell, da grinst ihr ??!!) der NSU-Akten beim Verfassungsschutz Thüringen
1. Die Einzelaktion eines Beamten war und warum dieser den Opfer (Hinterbliebenen) nicht benannt wird damit sie endlich konkreten Strafantrag gegen den konkreten Vertuscher stellen können
2. Oder von mehreren, d. h. der Abteilung, die zuständig war, mit Wissen des Abteilungsleiters
3. Ob jemals dienstrechtliche Konsequenzen gezogen wurden (Versetztung, Beförderungssperre z.B. -bis hin zu Entlassung )
das wären Antworten, anstelle untauglicher „Betroffenheit“.
Betroffen sind die Familien der von Nazis ermordeten Mitbürger ausländischer Herkunft, die meisten -deutsche Staatsbürger.
Nicht nur wurden diese elementaren Akten vernichtet -obendrein der Vorgang selber auch noch dem Untersuchungsausschuss nicht zeitnah und direkt gemeldet, das ist ein weiterer Amtsmissbrauch -wer haftet für den ???
Hier will niemand für gar nichts haften und der Chef des Laden Verfassungsschutz ging in hochbezahlte Rente. Deckel zu.
Hochachtung vor Frau Tasköprü. Gebt keine Ruhe.
Dienstag 19. Februar 2013 um 7:02
Nach der Ausstrahlung des Gauck-Empfanges durch ARD,ZDF stelle ich fest: Sogar die Kommentatoren dort folgen Frau Tasköprü und erklären am Ende des TV-Berichtes : Es ist nicht genug Betroffenheit zu zeigen,die Opfer wollen Antworten. Und sie haben meiner Meinungnach auch ein Recht auf Bestrafung der Täter -wie derer Helfershelfer,was auch im Schreddern von Akten oder Täuschung des NSU-Ausschusses bestehen kann.
Dienstag 19. Februar 2013 um 15:16
tja über 10 jahre in der scheiße gewühlt nur nur weil
kommissar zufall am ende mithalf – überfallen die keine sparkassen mehr und
erschießen keine leute
wahrscheinlich müssen die angehörigen damit leben, dass sie nur die spitze des eisbergs sind
und es hunderte von fällen jeden tag gib wo die Justiz völlig versagt
da kann herr gauck aber auch nix dafür – der muss das als bundeskasper noch kaschieren
das is sein job
ich wiederhole mich zwar
aber aus aktuellem anlass finde ich es hier erwähnenswert das die Junge Union
in Saarlouis gegen LINKS-Extremismus sammelt
schön erklärt und beworben auf na… richtg http://www.rodena.de
das fachblatt für alles – einfach alles. wirklich jeder sche.. wird da hochgeladen und
die familie phelan hilft auch hier gerne mit
vielleicht organisieren die zusammen ne gemeinsame aktion
DIE LINKE , Die JU featuring dein.eigener-stern-erlebe-es.de
sammeln gemeinsam gegen den LINKSextremismus – anschließend
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