Ich fühle mich so sozial.
Erstellt von DL-Redaktion am Freitag 8. Oktober 2010
Tod des Musterschülers
Schweden einstmals sozialdemokratischer Musterschüler- heute der SPD voraus
Ich fühle mich so sozial, das war einmal – so fingen alle Märchen an, möchte man sagen. Über den Untergang der Sozialdemokratie und das wie so und warum denkt der Schreiber dieses Artikels nach. So kommt er unter anderen zu folgenden Ergebnis: Ich zitiere: „Die Folge von all dem war, dass die Sozialdemokratie aufhörte, eine Bewegung zu sein, die wirklich starke Verbündete oder gar Massen mobilisieren kann. Sie wurde vielmehr zu einer Wahlmaschine, der die Leidenschaft der Vergangenheit fehlte.“
Genau diese Erkenntnis ist auch in diesem Land sichtbar geworden. Die Partei ist zu einem kalten Machtinstrument verkommen und wird den Anspruch aufgeben müssen Volkspartei genannt zu werden. Die Gegner der Sozialdemokratie sollten Dankesbriefe an Schröder, Clement, Steinmeier oder Müntefering senden, um hier einmal einige mit Namen zu erwähnen. IE
SPD Schweden war das letzte sozialdemokratische Land. Nun existiert die Sozialdemokratie nur noch als Lebensgefühl, nicht mehr als soziale Bewegung.
Diesen Monat gab es für die Sozialdemokratie weltweit zwei entscheidende Ereignisse. In Schweden erlitten die Sozis am 29. September eine böse Niederlage. Sie kamen nur noch auf 30,9 Prozent der Stimmen, das ist das schlechteste Ergebnis seit 1914. Erstmals wurden sie von einer rechtskonservativen Partei auf die Plätze verwiesen. Und um das Schreckenszenario abzurunden, zog auch noch die rechtsradikale Anti-Migranten-Partei gleichfalls zum ersten Mal ins Parlament ein.
Tod des Musterschülers
Warum ist das so dramatisch? Schweden war es in der Vergangenheit gelungen, eine effektive egalitäre Umverteilungspolitik mit einer demokratischen Innenpolitik zu verbinden. Zumindest seit 1930 waren die Skandinavier damit weltweit die Musterschüler der Sozialdemokratie. Dabei blieb es – bis jetzt. Jetzt gibt es kein Vorzeigekind mehr.
Derweil wurde in Großbritannien am 25. September der Hinterbänkler Ed Miliband zum Chef von Labour gewählt. Bekanntlich hat Tony Blair die Partei in seiner Amtszeit radikal neu orientiert: Es entstand New Labour. Auch Blair wollte, dass die Partei den Mittelweg einschlägt – allerdings nicht zwischen Kapitalismus und Kommunismus, sondern zwischen dem, was bislang sozialdemokratische Politik ausgemacht hatte, also der Nationalisierung der entscheidenden Wirtschaftssektoren, und der ungezügelten Dominanz des Markts. Das war ein ziemlich anderer Mittelweg als der Schwedens.
Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen
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Grafikquelle : König Carl XVI. Gustaf von Schweden am Nationalfeiertag 2009