Hannes Wader
Erstellt von DL-Redaktion am Sonntag 2. Februar 2014
„Zu den politischen Songs bin ich gezwungen worden“
70 Jahre alt wurde dieser liebste Liedermacher der LINKEN schon am 23. Juni 2012 und ist, so lesen wir heute populärer denn je zuvor. Hier ein Interview was viele Mitglieder an und für sich verzweifeln lassen müsste. Aber, es gibt auch noch Menschen welche immer bereit sind dazu zu lernen.
Hannes Wader hört schlecht. Hinter den Ohren klemmen Hörgeräte und er würde sich lieber umsetzen, irgendwohin, wo er nicht das Gefühl hat, brüllen zu müssen, um sich verständlich zu machen. Nicht, dass der Linken liebster und zugleich umstrittenster Liedermacher nicht auch mit 71 Jahren klare Meinungen und was zu sagen hätte – es muss nur nicht mehr so laut sein.
Hier einige Auszüge:
Ich war Kommunist, ich war fast fünfzehn Jahre in der DKP und ich habe daran geglaubt, dass der sogenannte real existierende Sozialismus der richtige Weg ist, wenn er seine inneren Widersprüche lösen kann. Das war offensichtlich falsch, denn der real existierende Sozialismus existiert nicht mehr. Vor allem stellte sich heraus, er hatte – abgesehen vielleicht von Anfangsphasen – auch gar nicht existiert. Aber das war mir früher schon klar. Ich bin in der DDR aufgetreten und war in der UdSSR mit einer Kulturdelegation – und das war schockierend. Ich war in Moskau bei einem großen internationalen Musikfestival – und das war schlimm.
Warum?
Da hat sich so eine Art irrationales Schuldbewusstsein eingestellt. Aus heutiger Sicht sage ich: Das hättest du wissen müssen. Du bist da sehenden Auges reingelaufen, du Arschloch. Aus demselben Grund ist es mir auch unangenehm, über die Baader-Meinhof-Sache zu sprechen. Das ist eine Räuberpistole, die aber zu meiner Biografie gehört. Die kriege ich in diesem Leben nicht mehr los, selbst wenn ich wollte.
Ausgetreten sind Sie dann 1991.
Ich habe halt doch an der Partei gehangen. Ich habe gedacht, mir als Kommunist tut das gut, wenn ich nur eine einzige Wahrheit habe. Ich bin im Denken und Fühlen ein Chaot, ich versuche Ordnung in meine Gefühle und Gedanken zu bringen – mit meinen Liedern und auch mit meinem DKP-Eintritt.
Sozialist sind Sie aber geblieben. Mittlerweile wünschen Sie sich allerdings „einen Sozialismus mit neuem Schwung“. Wie genau sähe der aus?
Ach, mich stört mittlerweile ja schon das „-mus“. Für das, was ich heute will, bräuchte man nicht einmal eine Revolution. Einen vernünftigen Mindestlohn durchzusetzen gegen Leute wie Herrn Hundt und das Großkapital, wie es die Sozis ja jetzt vorhaben, das wäre doch schon mal was. Mir ist es immer noch wichtig, auf der Seite der Schwächeren zu stehen – obwohl ich viel Geld verdiene. Obwohl ich – könnte man sagen – berühmt bin und nicht mehr zu der Arbeiterklasse gehöre, aus der ich komme. Als ich damals in die DKP gegangen bin, wollte ich da wieder dazugehören.
Quelle: TAZ >>>>> Das ganze Interview weiterlesen
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