Guttenberg ein Held ?
Erstellt von DL-Redaktion am Sonntag 27. Februar 2011
Die Guttenberg Affäre
Wird eine Gesellschaft auf Dauer ohne Ehrlich- und Anständigkeit auskommen können? Das ist eine grundsätzliche Frage bei der Betrachtung der Guttenberg Affäre. Und warum steht ein Grossteil der Bevölkerung hinter einem Betrüger?
Fakt ist, dass der vorsätzlich durchgeführte Betrug des Kriegsministers nicht mehr in Abrede zu stellen ist. Dass dieser Betrug dazu noch von der Bundeskanzlerin und ihrer Regierung gedeckt wird, spricht für den hohen Werteverlust, welcher in der gesamten Politik quer durch alle Parteien seit längeren beobachtet wird. Hier trifft das alte Sprichwort den berühmten Nagel auf den Kopf, welches da lautet: „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich“. Wo bleiben hier eigentlich die Stellungnahmen der Christlichen Religionen und ihrer Interessengruppen? Trifft, da es sich hier um einen Skandal aus den C-Parteien handelt, das nächste Sprichwort welches da lautet: „Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus“, auch zu?
So wird der Kriegsminister Guttenberg von den an der Uni Bayreuth lehrenden Staatsrechtler Lepsius in einem großen Teil der Presse als Betrüger bezeichnet. „Wir fühlen uns getäuscht“, sagte Professor Oliver Lepsius z.B. der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom Freitag zu der in weiten Teilen abgeschriebenen Doktorarbeit des populären CSU-Politikers an der Bayreuther Uni und fügte hinzu: „Wir sind einem Betrüger aufgesessen.“
Lepsius, seit 2002 Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Allgemeine und Vergleichende Staatslehre, betonte mit Blick auf den Ruf der Fakultät: „Wir gehören zu den zehn besten rechtswissenschaftlichen Fakultäten in Deutschland.“ Dazu ein Video mit seinen Aussagen.
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Ein Held wie wir
Karl-Theodor zu Guttenberg ist ein Held. Nicht weil er den Inhalt seiner Dissertation zusammenkopiert hat und dreist behauptet, er habe sie „in mühevoller Kleinstarbeit“ selbst geschrieben. Auch nicht weil sich der Minister bei seiner Verteidigung gegen die Plagiatsvorwürfe binnen einer Woche dreimal widersprochen hat. Sondern weil der Minister laut Umfragen nun noch beliebter ist als vor der Affäre.
Helden existieren nicht aus eigenem Recht. Es gibt sie, weil Menschen an sie glauben. Heroen sind Projektionen menschlicher Sehnsüchte, und Guttenberg bedient diese perfekt. Ein Held wie er stürzt nicht durch Rücktrittsforderungen oder universitäre Prüfaufträge. Sondern wenn seine Anhänger ihm die Zuneigung entziehen. Guttenberg ist noch nicht am Ende.
Guttenberg entspricht in den Augen vieler Bürger einem klassischen Heros. Er ist von edler Herkunft, sein Auftreten und Selbstverständnis unterstreichen seine Besonderheit. Helden verkörpern, was eine Gesellschaft für erstrebenswert erachtet: Stärke oder Klugheit, Aufopferungswillen oder Geduld. 73 Prozent der Deutschen sind mit der politischen Arbeit des CSU-Politikers zufrieden, zu Monatsbeginn waren es nur 68 Prozent, ermittelte Infratest dimap zur Wochenmitte.
Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen
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Grafikquelle : Titelblatt von Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU. Druckausgabe, Duncker & Humblot, Berlin 2009, ISBN 978-3-428-12534-0.
Mittwoch 2. März 2011 um 0:15
Obgleich der ernsten Lage möchte ich die Leser, welche die Sendung „Neues aus der Anstalt“
http://www.youtube.com/watch?v=F2KLNmpyEWk
nicht gesehen haben, auf eine bemerkenswerte Geschichte hinweisen.
Guttenbergs Großvater schrieb schon ein Buch mit dem Titel „Fußnoten“.
Zitat Seite 115: „Am Ende zählt, ob einer ist, was er vorgibt zu sein“.
Aus der Rezension unter
http://www.amazon.de/Fu%C3%9Fnoten-Karl-Theodor-Freiherr-Guttenberg/dp/B001G66W2M
kann man sich ein Bild über dessen Kaliber machen. Der Großvater war schon etwas ganz anderes.
Mittwoch 2. März 2011 um 8:02
Ja es stimmt. Viele Menschen sehnen sich nach Personen die genau das verkörpern was sie selbst nicht ausstrahlen. Aber warum Adelige. Diese Spezies Mensch hat die Bevölkerung jahrhunderte lang und Unfreiheit gehalten und ausgebeutet. Sie haben auf Kosten der Landbevölkerung gelebt. Und ihre Titel sind vererbt worden ohne den Nachweis erbringen zu müssen ihn Wert zu sein. Wir brauchen keine Adel in unserer Demokratie und in sofern brauchen wir auch keinen zu Guttenberg. Das ist es woran unserer Gesellschaftssystem krankt. Dem Schein einiger die sich für die Elite halten und die sich gegenseitig die Türen aufmachen. Was unsere Demokratie braucht sind kluge Köpfe die sich, ihr Wissen und Können für die Gesellschaft einsetzen. Die einen redlich erworbenen Titel führen dürfen weil sie bewiesen haben das sie es können. Und nicht durch den Zufall der Geburt und Abstammung Rechte daraus ableiten zu wollen. Jugend braucht Vorbilder wird allendhalben propagiert. Ständig wird auf die Gefährdung durch schlechte Beispiele aus dem Showbiz gezeigt. Aber diese selbsternannte Machtelite taugt genauso wenig. Deshalb ist es nur gut das zu Guttenberg als das entlarft worden ist was er ist. Ein Blender, Lügner und Betrüger. Er passt deswegen in die genau gleiche Reihe wie Lamsdorff, Kohl, Leisler-Kiep. Und das ist das eigentlich Schlimme daran. Es hat sich nämlich über all die Jahre trotz immer neuer Beteuerungen nichts, aber auch garnichts geändert. Ein Großteil der Bevölkerung hat leider nicht verstanden das durch ihre Ansichten zu diesem Vorfall unser Rechtssystem „ad acta“ gelegt werden kann. Warum legen plötzlich Bürger zweierlei Massstäbe an? Ist das bereits ein Zeichen von Werteverfall? Dann hätte Kohl mit seiner Ellenbogenpolitik gewonnen. Wenn es nicht so traurig wär könnte man lachen. Nein, wir müssen uns dagegen zur Wehr setzen. Für unsere Demokratie und Gesellschaft. Guttenberg ist Täter, nicht Opfer. Opfer sind wir und wir haben das Recht und die Pflicht uns zu wehren. Von mir aus können sie diesen ganzen Haufen Adel zum Teufel jagen.